Maßschneider/Maßschneiderin Ausbildung nach Schwerpunkt – Herren
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” |
3a – Gesellschaft – Gesundheit am Arbeitsplatz |
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3a – Gesellschaft – Gesundheit (Rohstoffe) |
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3a – Gesellschaft – Gesundheit (technische Verfahren) |
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3a – Gesellschaft – Wirtschaft |
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3a – Gesellschaft – Konsum |
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3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
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3a – Umwelt – Klimawandel |
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3a – Umwelt – nachhaltige Textilproduktion |
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3a – Umwelt – Chemie- und Naturfaser- Herstellung |
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3a – Umwelt -Wasser |
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3a – Umwelt – Mikroplastik |
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3a – Umwelt – Textilchemikalien |
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3a – Umwelt – Flächennutzung |
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3b – Energie – Allgemein |
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3b – Energie – Geräte |
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3b – Materialien – Wasser |
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3b – Materialien – Rohstoffe |
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3d – Abfälle vermeiden (1) |
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3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
I. Berufliche Grundbildung | |||
A5 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen | a) Arbeitsaufträge annehmen und auf Umsetzbarkeit prüfen |
| 3b – Energie – Digitalisierung |
A5 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen | b) Arbeitsschritte anhand der Auftragsunterlagen festlegen, Arbeitsabläufe dokumentieren |
| 3b – Energie – Digitalisierung |
A5 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen Lernfeld 1,6 | c) Arbeitsplatz ergonomisch einrichten , Werk- und Hilfsstoffe, Betriebsmittel und Arbeitsgeräte auswählen und bereitstellen Lernfeld 1: … wählen textile Werkstoffe und Materialien unter Berücksichtigung des Gebrauchswertes und der Gebrauchseigenschaften aus … nutzen Kenntnisse über technologische, pflegerische und bekleidungsphysiologische Eigenschaften von Faserstoffen … schätzen Verbraucherinformationen ein und beurteilen textile Flächen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit Lernfeld 6: … Bei der Fertigungsplanung beachten Sie die Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit textilen Werkstoffen, Geräten und Maschinen |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3a – Umwelt 3b – Materialien – Rohstoffe |
A5 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen Lernfeld 1 | d) Kundengespräche führen, Termine mit Kunden abstimmen Lernfeld 1: … schätzen Verbraucherinformationen ein und beurteilen textile Flächen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit |
| 3 f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A6 – Anwenden von Informations- und Kommunikationstechniken | a) Bedeutung und Nutzungsmöglichkeiten von Informations- und Kommunikationssystemen beschreiben |
| 3a – Umwelt |
A6 – Anwenden von Informations- und Kommunikationstechniken | b) Informationen beschaffen, nutzen und auswerten |
| 3a – Umwelt |
A6 – Anwenden von Informations- und Kommunikationstechniken | c) Daten pflegen und sichern, Vorschriften des Datenschutzes beachten |
| 3a – Umwelt |
A7 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 1,6 | a) Eigenschaften und Einsatzgebiete, insbesondere von Faserstoffen, Garnen, Zwirnen und textilen Flächengebilden, unterscheiden Lernfeld 1, 6 |
| 3 a – Umwelt 3b – Materialien – Rohstoffe |
A7 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 1 | b) Handelsbezeichnungen, Textilkennzeichnung und Pflegesymbole anwenden Lernfeld 1 |
| 3 f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A7 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 1 | c) Nähgarne auswählen Lernfeld 1 |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
A7 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 1,6 | d) Materialien nach funktionellen und modischen Gesichtspunkten auswählen Lernfeld 1,6 |
| 3a – Umwelt 3b – Materialien – Rohstoffe |
A7 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 1 | e) Werk- und Hilfsstoffe zuordnen und lagern Lernfeld 1 |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
A 8 Nutzen und Warten von Werkzeugen, Arbeitsgeräten, Maschinen und Zusatzeinrichtungen Lernfeld 6 | a) Werkzeuge, Arbeitsgeräte, Maschinen und Zusatzeinrichtungen, insbesondere nach Materialbeschaffenheit und Einsatzgebieten auswählen und einsetzen Lernfeld 6 |
| 3b – Energie – Geräte |
A 8 Nutzen und Warten von Werkzeugen, Arbeitsgeräten, Maschinen und Zusatzeinrichtungen Lernfeld 6 | c) Werkzeugen, Arbeitsgeräte und Maschinen pflegen, Funktionen prüfen Lernfeld 6 |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
A 8 Nutzen und Warten von Werkzeugen, Arbeitsgeräten, Maschinen und Zusatzeinrichtungen Lernfeld 6 | d) Störungen erkennen, beheben und Störungsbeseitigung veranlassen Lernfeld 6 |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
A 10 – Zuschneiden von Werk- und Hilfsstoffen sowie Grundkonstruktion von Schnitten Lernfeld 4,8 | c) Fehler beim beim Legen und Schneiden feststellen und ihre Folgen für die Weiterverarbeitung erkennen Lernfeld 4: … entwickeln ein Bewusstsein für den ökologischen und ökonomischen Einsatz der Werkstoffe und Maschinen. Lernfeld 8: Sie führen schnitttechnische Abwandlungen rechnergestützt mit Anwendersoftware durch. |
| 3b – Materialien – Rohstoffe 3d – Abfälle |
A 11 Bügeln und Fixieren von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 3 | a) Wirkung von Temperatur, Dampf, Zeit und Druck auf Werk- und Hilfsstoffe prüfen Lernfeld 3 … Sie handeln verantwortungsbewusst im Umgang mit Bügelgeräten und Maschinen und beachten ökonomische und ökologische Aspekte. |
| 3 b Energie – Geräte |
A 11 Bügeln und Fixieren von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 3 | b) Nähte, Abnäher, Einlagen form- und ausbügeln c) Werk- und Hilfsstoffe abbügeln Lernfeld 3 … Sie handeln verantwortungsbewusst im Umgang mit Bügelgeräten und Maschinen und beachten ökonomische und ökologische Aspekte. |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3b Energie |
A 12 – Ausführen von Näh- und Teilarbeiten | b) Körperhaltungen einnehmen, Grifftechniken anwenden, insbesondere nach ergonomischen Gesichtspunkten |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3b – Materialien- Rohstoffe |
A13 -Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | a) Ziele, Aufgaben und Bedeutung des betrieblichen Qualitätsmanagementsystems beschreiben b) Zwischenkontrollen durchführen c) Fehler erkennen und dokumentieren |
| 3a – Energie 3b – Materialien 3d – Abfälle |
II. Berufliche Fachbildung | |||
A 1 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kundenorientierung Lernfeld 1,6 | a) Produktinformationen beurteilen, Produkteigenschaften von Werk- und Hilfsstoffen vergleichen Lernfeld 1: … wählen textile Werkstoffe und Materialien unter Berücksichtigung des Gebrauchswertes und der Gebrauchseigenschaften aus … nutzen Kenntnisse über technologische, pflegerische und bekleidungsphysiologische Eigenschaften von Faserstoffen … schätzen Verbraucherinformationen ein und beurteilen textile Flächen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit Lernfeld 6: … Bei der Fertigungsplanung beachten Sie die Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit textilen Werkstoffen, Geräten und Maschinen. |
| 3a – Umwelt 3b – Materialien- Rohstoffe |
A 1 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kundenorientierung Lernfeld 6: | b) Verarbeitungstechniken festlegen, insbesondere Stich- und Nahtarten Lernfeld 6: … Bei der Fertigungsplanung beachten Sie die Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit textilen Werkstoffen, Geräten und Maschinen. |
| 3a – Umwelt |
A 1 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kundenorientierung | c) Aufgaben im Team planen und bearbeiten, Ergebnisse der Zusammenarbeit auswerten |
| 3a – Umwelt |
A 1 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kundenorientierung Lernfeld 1 | d) Kundenwünsche ermitteln, mit dem betrieblichen Leistungsangebot vergleichen und daraus Vorgehensweisen für die Kundenberatung ableiten Lernfeld 1: … schätzen Verbraucherinformationen ein und beurteilen textile Flächen bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit |
| 3 f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A 1 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kundenorientierung | e) Kosten abschätzen, Material disponieren |
| 3a – Umwelt |
A2 – Anwenden von Informations- und Kommunikationstechniken | Arbeitsaufgaben mit Hilfe von Informations- und Kommunikationssystemen bearbeiten, Anwenderprogramme nutzen |
| 3a – Energie – Digitalisierung |
A3 – Auswählen und Vorbereiten von Werk- und Hilfsstoffen | b) Auswirkungen von Veredelungsmaßnahmen unterscheiden |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3a – Umwelt |
A4 – Ausführen von gestalterischen Arbeiten Lernfeld 12 | a) Gestaltungstechniken anwenden, insbesondere Zierarbeiten, traditionelle Nähtechniken, Drapieren, Plissieren, Färben und Stäbchenverarbeitung Lernfeld 12: … entwerfen Bekleidung unter Berücksichtigung der Trendentwicklung |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3a – Umwelt |
A5 – Zuschneiden von Werk- und Hilfsstoffen sowie Grundkonstruktion von Schnitten Lernfeld 4,13 | a) Körpermaße und individuelle Besonderheiten feststellen und ihre Bedeutung für Grundschnitt, Passform und Verarbeitung beachten Lernfeld 4: … entwickeln ein Bewusstsein für den ökologischen und ökonomischen Einsatz der Werkstoffe und Maschinen. Lernfeld 13: … führen schnitttechnische Abwandlungen rechnergestützt mit Anwendersoftware durch |
| 3b – Materialien – Rohstoffe 3d – Abfälle |
A 6 – Bügeln und Fixieren von Werk- und Hilfsstoffen Lernfeld 4 | schnittergänzende Dressurarbeiten festlegen, zugeschnittene Teile dressieren Lernfeld 4 |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3a – Umwelt |
A9 – Verändern und Aufarbeiten von Bekleidung Lernfeld 10 | a) Bekleidung reparieren und instand halten b) Bekleidung modernisieren d) Bekleidung anpassen Lernfeld 10: … eines verantwortungsvollen Umganges mit Rohstoffen und Produkten zur Schonung der Ressourcen von Mensch und Umwelt … |
| 3a – Gesellschaft 3a – Umwelt |
A9 – Verändern und Aufarbeiten von Bekleidung Lernfeld 10 | e) Änderungen hinsichtlich Kosten und Umsetzbarkeit prüfen Lernfeld 10 |
| 3a – Umwelt |
A 10 – Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | d) Endkontrollen anhand von Arbeitsaufträgen durchführen, Qualitätsvorgaben einhalten, insbesondere Toleranzbereiche, Fertigmaße und Verarbeitung, Ergebnisse dokumentieren |
| 3b – Energie – Digitalisierung |
A 10 – Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | g) zur kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsvorgängen beitragen |
| 3a – Umwelt |
A 10 – Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | e) Bekleidungsstücke präsentieren |
| 3 f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A 10 – Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | f) Bekleidungsstücke für die Auslieferung vorbereiten |
| 3 d – Abfälle |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Rahmenaufgabe Klimaanalyse
Als Rahmenaufgabe bietet sich eine Klimaanalyse Ihres Ausbildungsbetriebes oder Ihrer Berufsschule an, aus der sich dann Vorschläge zu mehr Klimaschutz entwickeln können. Diese Aufgabe ist im Rahmen eines größeren Projekts mit Auszubildenden gut machbar, es lassen sich aber auch Teilaufgaben bearbeiten. Die Klimaanalyse untersucht folgende drei Aspekte:
- Ressourceneinsatz: Auswahl der Stoffe, Nähgarne und Materialien
- allgemeiner Energieverbrauch und Verbrauch durch die Geräte
- Abfälle in der Schneiderei.
Alle drei Aspekte sind klimarelevant, auch wenn der Materialfluß in der Maßschneiderei nicht so groß ist wie in der Massenproduktion von Kleidung. Es werden hauptsächlich Stoffe, Garne und weitere Materialien beschafft, die für die Herstellung der Kleidungsstücke gebraucht werden. Bitte informieren Sie sich hierzu im Hintergrundmaterial dieses Projektes (s. WiLa HGM Änderungsschneider/in). Wenn Sie nur Teile der Analyse durchführen wollen, wählen Sie diejenigen Aspekte, Produkte oder Geräte aus, für die Sie gegebenenfalls später klimafreundliche Verbesserungsvorschläge machen wollen.
Auswahl der Materialien - Ressourceneinsatz
Energieverbrauch in der Schneiderei
Informieren Sie sich zunächst, wie hoch der Energieverbrauch Ihrer Schneiderei ist. Hierzu reichen die Jahresenergierechnungen für Strom und Heizung. Berechnen Sie die CO2-Menge, die bei der Erzeugung des Stroms emittiert wurde.
Um den Energieverbrauch genauer zu bestimmen, können Sie Unterzähler für Großverbraucher oder Gruppen von Großverbrauchern installieren lassen. An kleineren Geräten können Sie selbst mit handelsüblichen “Steckdosen-Messgeräten” die Messungen durchführen. Das eignet sich für Nähmaschine und Bügeleisen.
Aufgabe: Messen Sie den Stromverbrauch im Standby-Modus und im Normalbetrieb und tragen Sie die Werte in die Tabelle ein:
Gerät | Standby-Betrieb | Normalbetrieb |
Nähmaschine | ||
Overlockmaschine | ||
Bügeleisen | ||
Dampfbügeleisen | ||
Bügelstation | ||
Rotationsschneider | ||
andere: |
Die Emissionen für den Stromverbrauch berechnet man mit Hilfe des sogenannten Strommixes. Strom wird zum großen Teil aus emissionsfreien, erneuerbaren Energiequellen mit Windkraft-, Photovoltaik- oder Biogasanlagen erzeugt. Der andere große Anteil stammt aus fossilen Kraftwerken wie Gas-, Steinkohle- und Braunkohlekraftwerken. In 2022 stammt ein kleiner Teil von ca. 5% noch aus Atomkraftwerken, die auch emissionsfrei sind. Der Strom aller Anlagen wird in das Stromnetz eingespeist, so dass die Emissionen aus den fossilen Kraftwerken auf den gesamten Strom umgelegt werden. Im Mittel betrugen die Emissionen in 2021 rund 0,42 kg CO2 pro Kilowattstunde Strom.
Aufgaben:
- Bestimmen Sie den Gesamtstromverbrauch Ihrer Schneiderei!
- Bestimmen Sie den Stromverbrauch von Nähmaschinen, Bügeleisen, Dampferzeugern und ggfs. weiteren Geräten!
- Bestimmen Sie die Gesamtemissionen an einem Arbeitstag!
- Berechnen Sie die Emissionen durch den Stromverbrauch für zwei typische Arbeitsaufträge (Reißverschluss neu einsetzen, Kleidung enger/weiter machen)!
Abfälle
Abfälle tragen entscheidend zum Klimawandel bei. Die Entsorgung und Verbrennung von Kleidung, Stoffresten und Materialien setzen Klimagase frei.
Aufgabe: Sammeln Sie die Abfälle von einer Woche getrennt nach Stoff- und Garnresten, weitere Abfälle wie Folien und Schablonen, Papier, Stifte und Verpackungsabfälle aus der Bestellung von Materialien. Wiegen Sie die verschiedenen Fraktionen und diskutieren Sie die Ergebnisse.
Zusammenfassung der Ergebnisse zur Klimaanalyse
Klimaschutzmaßnahmen
Die Analyse der Schneiderei ist insbesondere sinnvoll, wenn sie der Kompetenzförderung zum beruflichen klimafreundlichen Handeln dient. Hierfür ist es hilfreich, entsprechende Maßnahmen beispielhaft schon in der Ausbildung umzusetzen. Hierbei sind erneut die Bereiche Materialien und Materialien, Energiebedarf und Abfallvermeidung im Fokus.
Klimafreundliche Materialien und reduzierter Konsum
Energiesparende Schneiderei
Der elektrische Strom soll mittelfristig “entkarbonisiert” (so der Fachbegriff), also zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dies setzt aber in allen Bereichen Effizienzsteigerungen und ein bewusstes Nutzerverhalten voraus. Wenn Sie bei der Analyse des Energieverbrauchs in der Schneiderei auf potentielle “Energiefresser” gestoßen sind, so analysieren Sie diese noch einmal genauer und untersuchen Gründe für den hohen Energieverbrauch.
- Ist es ein altes und wenig effizientes Gerät?
- Wurde das Gerät nur schlecht gewartet und nicht gereinigt (Staub in den Antrieben)?
- Sind die Geräte zu groß für die Nutzung dimensioniert?
- Gibt es hohe Stand-by-Verbräuche, weil nicht abgeschaltet wird?
- Gibt es energieeffizientere Geräte?
Wenn sich bei dieser Untersuchung zeigt, dass die Geräte trotz Reinigung und Wartung einen hohen Energieverbrauch haben, berechnen Sie eine Neuanschaffung:
- Was kostet ein energieeffizientes Gerät?
- Welche Energiekosten werden eingespart?
- Ist das alte Gerät schon abgeschrieben?
- Wie hoch sind die Finanzierungskosten?
- Wie ist die Amortisation der Investition?
Abfallvermeidung
Die Vermeidung von Abfällen ist für den Klimaschutz wichtig. Wenn die Analyse der Abfälle in Ihrem Betrieb Auffälligkeiten ergeben hat, wissen Sie, wo Sie ansetzen müssen. Wie verteilen sich die Abfälle?
- Wie hoch sind die Stoff- und Garnabfälle? Lässt sich daraus etwas Kreatives gestalten? Können sie zum Basteln an Kindergärten oder anderen Einrichtungen abgegeben werden?
- Wie viele Plastikabfälle ergeben sich allein durch Verpackungen?
- Gibt es unnötige Produktionsabfälle? Wo sind die Ursachen? Wie könnte die Beseitigung aussehen?
- Wie sieht es mit der Verpackung der genähten Kleidungsstücke aus? Werden sie unverpackt mitgegeben, in Folie oder Papier/Karton eingepackt?
Entwicklung von kreativen Angeboten und weiteren Dienstleistungen für die Kund*innen
Bei der Anfertigung von Maßkleidung, historischen Kostümen und Kleidung für spezielle Anlässe haben Sie es ein Stück weit in der Hand, die Kleidung nachhaltig zu gestalten. Mit Ihrem Design haben Sie die Möglichkeit, die Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit der Kleidung zu fördern. Reparatur und das Anpassen von Kleidung sind zudem weitere Aufgaben in Ihrem Berufsfeld. Sie tragen damit zur Langlebigkeit von Textilien entscheidend bei und unterstützen so die nachhaltige Textilstrategie der EU. Was können Sie noch tun?
Sammeln Sie Ideen in Ihrer Gruppe:
- Wie können Sie Kunden*innen auf Ihre nachhaltigen Aktivitäten aufmerksam machen?
- Was können Sie zusätzlich anbieten? Welche kreativen Ideen sind möglich mit defekten und ausrangierten Kleidungsstücken oder Reststoffen?
- Wie können Pflegehinweise, die ebenfalls zur Langlebigkeit beitragen den Kund*innen vermittelt werden (damit die Kund*innen nebenbei auch ihre wertvolle Änderungs- und Reparaturarbeit wertschätzen lernen)?
Ideen Beispiele für kreative Angebote (z. B. über Hinweistafeln in der Schneiderei oder genähte Beispiele im Schaufenster der Schneiderei)
- Kommen Sie mit ausrangierten und brauchbaren Stoffresten zu uns: Wir nähen eine Tasche aus ihrer alten Jeans oder ihrem Lieblingsrock!
- Werfen Sie Ihre Lieblingsteile nicht vorschnell in die Altkleidertonne: Wir nähen aus zwei alten Kleidungsstücken ein neues für Sie!
- Stofftiere für Kinder, Kinderkleidung aus Stoffresten und ausrangierter Erwachsenenkleidung
Ideen Beispiele für mögliche Dienstleistungen:
- Pflegekennzeichnung erklären
- Tipps zur Pflege geben
- Umgestaltungen (z. B. aus dem Brautkleid ein festliches Kleid gestalten)
- Funktion und Variabilität erklären und anbieten, z.B. größenvariables Kleidungsstück durch Zugbänder, verstellbare Gummibänder, Drapierungen mit Gürtel und Bändern etc.
- zeigen, wie man einen Knopf annäht
- zeigen, wie aus den Stoffresten für die Maßanfertigung ein Beutel für Kleinteile entsteht
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Im Folgenden werden das grundsätzliche Problem der Zielkonflikte sowie beispielhafte Zielkonflikte erläutert.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Maßschneiderei häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichst- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
- Bei der Auswahl von Materialien entstehen mehrere Zielkonflikte. Zum Beispiel besteht ein Zielkonflikt bei der Auswahl von Nähgarn darin, dass ein Baumwollgarn meist nicht so strapazierfähig ist wie Polyestergarn (auch abhängig von der Qualität) und daher meist zu Polyester gegriffen wird. Weitere Aspekte sind die Sortenreinheit der Fasern/Materialien als Vorteil für die Recyclingfähigkeit von Stoffen bzw. Kleidungsstücken sowie die Vermeidung der Abgabe von Mikroplastik aus Kleidungsstücken bei der Wäsche, was für die Verwendung von einem Baumwollgarn, insbesondere für reine Baumwolltextilien, spricht. Zudem wird aus reiner Baumwolle ohne Beschichtung kein Mikroplastik freigesetzt. Meist wird in den Schneidereien Polyestergarn genutzt, da es kostengünstiger und haltbarer ist. Ähnliche Zielkonflikte bestehen bei der Auswahl von Knöpfen und Reißverschlüssen oder bei modischen Accessoires wie Nieten oder Glitzersteine, die keinen bekleidungstechnischen Zweck haben. Sie sind teilweise nicht gesundheitsverträglich und belasten beim Waschen das Wasser mit Mikroplastik.
- Eine nachhaltige Schneiderei verwendet nachhaltig produzierte Stoffe und Materialien auch mit Öko-Kennzeichen und Zertifizierungen aus fairem Handel. Diese Produkte sind meist teurer als konventionelle, was sich in Mehrkosten beim geänderten Kleidungsstück niederschlägt, die u. U. der Kundin und dem Kunden erklärt werden müssen.
- Ein weiterer Zielkonflikt bei den Schneiderberufen ist in der Bereithaltung von Geräten für den direkten Einsatz, insbesondere Bügelgeräten und dem notwendigen Energiesparen zu sehen. Bügelgeräte und Dampferzeuger sind oft den ganzen Arbeitstag über in Betriebsbereitschaft, damit Stoffe, Nähte und Einlagen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten sofort gebügelt werden können. Das ist häufig arbeitstechnisch nicht anders machbar, da z. B. die Weiterverarbeitung eine glatt ausgebügelte Naht erfordert. Doch sollten Möglichkeiten zur Bündelung von Arbeitsschritten bedacht werden sowie Zeiten, in denen die Geräte ganz ausgeschaltet werden können (Zeitschaltuhren). Somit könnten die Standby-Zeiten und der damit verbundene Stromverbrauch verringert werden.
Auch wenn der Ausbildungsberuf Maßschneider*in mit 151 Auszubildenden (134 Frauen und 17 Männern) im Jahr 2021 mengenmäßig nicht ins Gewicht fällt, ist er Teil eines Textilsektors, dessen Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Gesellschaft erheblich sind. Daher ist die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in diesem und ähnlichen Ausbildungsberufen wichtig.