Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft Ausbildung nach Schwerpunkten – Logistik, Sammlung und Vertrieb
Wichtiger Hinweis
Für die verschiedenen Fachrichtungen zur Ausbildung als „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ wurden ein gemeinsames HGM, ein IP und eine FS erstellt. Das IP umfasst alle berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen der grundständigen Ausbildung aller Fachrichtungen, nicht die Spezialisierung der Fachrichtungen.
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Umwelt – Klimawandel |
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| SDG 13 |
3a – Umwelt Ressourcen |
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| SDG 12 |
3b – Energie – Nutzung |
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| SDG 7
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3b – Energie – Erzeugung |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Geräte und Maschinen |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Energie – Anlagen und Anlagenteilen |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Mobilität |
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| SDG 13 |
3b – Materialien – Rohstoffe |
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| SDG 12 |
3a – Umwelt – Luft |
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| SDG 3 |
3e – Vorschläge |
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| SDG 11 |
3e – Vorschläge |
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| SDG 9 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Hinweis: Die Zuordnungen der einzelnen Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung zu den Lernfeldern des Rahmenlehrplans, wie sie in den Rahmenlehrplänen anderer Berufsbilder (z. B. im Rahmenlehrplan für die Systemgastronomie) vorgenommen werden, finden sich im Rahmenlehrplan für die hier gegenständliche Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft nicht. Daher erfolgen die Zuordnungen der Berufsbildpositionen zu den Lernfeldern nach eigenem Ermessen.
Berufsbildposition lt. §16 Nr. 13-22 UmwAusbV / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
A1 – 7 Umweltschutztechnik, ökologische Kreisläufe
A1 – 10 Anwenden naturwissenschaftlicher Grundlagen Lernfeld: 1, 8 |
|
| 3a – Umwelt – Klimawandel
SDG 13
|
A1 – 7 Umweltschutztechnik, ökologische Kreisläufe. A2 – 17 Abfallentsorgungs- verfahren Lernfeld: 1, 8 |
d) Umweltbelastungen feststellen, Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung beschreiben und Gegenmaßnahmen bei Bedarf veranlassen
|
| 3e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 12 |
A1 -7 Umweltschutztechnik, ökologische Kreisläufe A2 – 19 Stoffströme, Logistik, Disposition Lernfeld: 1, 13 | b) Ursachen und Wechselwirkungen von Umweltbelastungen kennen und beschreiben d) Messungen für die Immissionsbetrachtungen durchführen Lernfeld 1: Luftverschmutzung, Vermeidung und Minimierung von Umweltbelastungen. Lernfeld 13: Maßnahmen zur Minimierung von Emissionen treffen |
| 3a – Umwelt – Luft
SDG 3 |
A1 – 8 Grundlagen der Maschinen- und Verfahrenstechnik Lernfeld 3, 8, 11, 12 | a) Methoden zum Trennen von Stoffgemischen Lernfeld 3: Eigenschaften und Aufbau von Umweltchemikalien kennen und deren Gefährlichkeit beurteilen
Lernfeld 11: Abfälle untersuchen Lernfeld 12: Abfälle aufbereiten. |
| 3e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 12 |
A1 – 8 Maschinen- und Verfahrenstechnik Lernfeld 7 | g) Energieträger und Energiearten unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit, des Wirkungsgrades und des Gefährdungspotentials einsetzen Lernfeld 7: Arten, Aufbau und Verwendung von Müllfahrzeugen und Müllsammelbehältern |
| 3b – Energie – Erzeugung
SDG 7 |
A1 – 11 Werk-, Hilfs- und Gefahrstoffe Lernfeld 1, 3, 6 | a) Werk- und Hilfsstoffe unter Berücksichtigung ihrer Eigenschaften und Verwendbarkeit auswählen und einsetzen Lernfeld 1: Beschaffung von Arbeitsmitteln Lernfeld 3: Eigenschaften und Aufbau von Umweltchemikalien kennen und deren Gefährlichkeit beurteilen Lernfeld 6: Disposition sowie umweltgerechte Lagerung und Entsorgung von Betriebsmitteln und Verbrauchsmaterialien |
| 3b – Materialien – Rohstoffe
SDG 12 |
A2 -14 Kundenorientierung Lernfeld 10 | b) Gespräche und Verhandlungen kundenorientiert führen d) Kundenzufriedenheitsanalyse und Lieferantenbewertungen beachten Lernfeld 10: Kunden beraten, vorteilhaftesten Beseitigungs- und Verwertungsweg ermitteln, ergänzende Serviceleistungen anbieten. Rechtsvorschriften und technische Regelwerke kennen |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
SDG 4 |
A2 – 14 Kundenorientierung A2 -15 Abfallentsorgungs- verfahren Lernfeld 3, 7, 8, 10 | b) Möglichkeiten der Kundenbindung nutzen a) Prinzipien der Abfallwirtschaft beschreiben Lernfeld 3: Gefährlichkeit von Stoffen beurteilen Lernfeld 7: Sammeln von Abfälle
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| 3e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 12, 15 |
A2 – 16 Abfälle und Abfallannahme Lernfeld 5,7, 8, 10 |
Lernfeld 5: Wichtige Abfallinhaltsstoffe bestimmen Lernfeld 7: Qualitätsanforderungen für die Abfallverwertung Lernfeld 8:Prozesse zur Behandlung von Abfällen steuern. Lernfeld 10: Kunden ergänzende Serviceleistungen anbieten |
| 3e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 9 |
A2- 16 Abfälle und Abfallannahme Lernfeld 7, 8, 9 |
|
| 3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 9 |
A2 – 17 Abfallentsorgungs- verfahren Lernfeld 1 | d) Umweltbelastungen feststellen, Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung beschreiben und Gegenmaßnahmen bei Bedarf veranlassen Lernfeld 1: Informationen über die Stoffströme einer umwelttechnischen Anlage sammeln. |
| 3a – Umweltbelastungen erkennen |
A2 – 19 Stoffströme, Logistik und Disposition Lernfeld 1, 6 | e) Abgabe von Stoffen und Energien festhalten
Lernfeld 6: Feste, flüssige und gasförmige Energieträger und elektrische Energie unter Beachtung betrieblicher Gegebenheiten zielgerichtet einsetzen |
| 3b Energie – Nutzung
SDG 7 |
A2 -19 Stoffströme, Logistik und Disposition Lernfeld 7, 10 | a) Fahrzeugarten beschreiben und nach Kundenbedürfnissen und Einsatzgebieten zusammenstellen c) den Einsatz von Fahrzeugen, Personal und Behältern disponieren Lernfeld 7: Arten, Aufbau und Verwendung von Müllfahrzeugen Lernfeld 10: Disposition von Personal, Fahrzeugen und Behältern |
| 3b – Energie – Mobilität
SDG 7 |
A2 – 20 Qualitätssicherung Lernfeld 3, 5 | a) Grundlagen des Qualitäts- und Umweltmanagements darlegen Lernfeld 3: Erstellung von Betriebsanweisungen Lernfeld 5: Maßnahmen zur Prozessoptimierung einleiten. |
| 3e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln
SDG 9 |
A2 – 20 Qualitätssicherung Lernfeld 1, 10 | a) Grundlagen des Qualitäts- und Umweltmanagements und die Bedeutung des Entsorgungsfachbetriebes darlegen Lernfeld 1: Aufbau und Funktion von Kreislauf-und Abfallwirtschaftsbetrieben Lernfeld 10: Mitwirken an Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen. |
| 3e – Nachhaltiges Handeln – Zertifizierung
SDG 9 |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die hier vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule bilden vier Rahmenaufgaben:
- Betriebliche Energie- und Klimaanalyse der
- Art und Menge der genutzten Energie für die betriebliche Behandlung von Abfällen
- Art und Menge der im Betrieb genutzten Energie für die Sammlung und den Transport von Abfällen
- Klima- und Umweltwirkung von Behandlungsverfahren von Abfällen
- Atmosphärische Emissionen aus unterschiedlichen Arten der Abfallbehandlung
- Atmosphärische Emissionen aus dem Einsatz von Abfall als Sekundärbrennstoffe
- Kreislaufwirtschaftliche Analyse der Abfallbehandlung
- Hierachie der Abfallbehandlungen
- Strategien und Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft
- Verwertungs- und Recyclingquoten von Siedlungsabfällen
- Verwertungs- und Recyclingquoten der im Betrieb angelieferten Abfälle
- Erhöhung der Recyclingquoten für ausgewählte Abfallarten
- Anwendung kreislauf wirtschaftlicher Strategien und Maßnahmen
Klimawirksamkeit der im Ausbildungsbetrieb eingesetzten Energieträger
Die Analyse des Ausbildungsbetriebes hinsichtlich dessen Beitrag zum Klimawandel zielt darauf ab, anhand der Art und Menge der im Betrieb eingesetzten Energiemengen zentrale Prozesse und Verfahren im Betrieb zu kennen, die besonders klimawirksam sind. Dies soll die Auszubildenden befähigen, sowohl entsprechende klimafreundliche Alternativen zu kennen als auch innerbetrieblich möglichst effektiv zu adressieren. Die Klimaanalyse untersucht dazu die folgenden zwei Bereiche im Ausbildungsbetrieb:
- Stationärer Energieeinsatz für die Betriebsprozesse
- Mobiler Energieeinsatz für die betriebseigene Mobilität
Aufgabenstellung
Berechnen Sie anhand der in Ihrem Betrieb eingesetzten Energie den Beitrag zum Klimawandel. Erheben Sie dazu die Art und die Menge der in Ihrem Ausbildungsbetrieb eingesetzten Energieträger und benutzen Sie dann die Emissionsfaktoren aus der folgenden Tabelle. Unterscheiden Sie Energieträger, die stationär eingesetzt werden von denen, die für mobile Emissionsquellen wie Fahrzeuge eingesetzt werden.
In der Tabelle sind auch Emissionsfaktoren für erneuerbare Energieträger wie Photovoltaik, Solarthermie oder Biogas zu finden. Schätzen Sie einmal ab, wie viel CO2-Äquivalente sich einsparen ließen, wenn im Betrieb ganz oder teilweise erneuerbare Energieträger eingesetzt würden. Zur Orientierung und Einordnung der Höhe der Emissionsfaktoren sind in der Tabelle auch Emissionsfaktoren für Primärenergieträger wie Stein- und Braunkohle oder Kernkraft aufgeführt die im Bereich der Endenergie eher von geringerer Relevanz sind.
Die Umrechnung von Energieträgern in CO2-Emissionen hängt von mehreren Faktoren ab. Insbesondere der Heizwert ist maßgeblich. Dieser unterscheidet sich hinsichtlich der von der geografischen und geologischen Herkunft abhängigen Qualität der Energieträger. Die hier genannten Emissionsfaktoren sind deshalb nur Durchschnittswerte. Die Menge des jeweiligen Energieträgers multipliziert mit dem „Emissionsfaktor gesamt“ ergibt die Gesamtmenge an CO2-Äquivalenten. Beispielrechnung: Die Einsparung von 50 l Heizöl ergibt eine Einsparung von 165 kg CO2-Äquivalent.
- Rechnung: 50 Liter Heizöl x 3,305kg/l = 165,25 kg CO2-Äquivalent.
Die unmittelbar am Ort der Energieumwandlung (z. B. im Kessel) anfallenden Emissionen werden als direkte Emissionen bezeichnet. Bei der Herstellung des Brennstoffes (z. B. Erdölgewinnung und -verarbeitung zu Heizöl) fallen aber zusätzlich Emissionen an, die hierbei noch nicht berücksichtigt sind. Für die Betrachtung des gesamten Prozesses sind sie aber ebenfalls relevant. Sie werden als indirekte (oder auch vorgelagerte) Emissionen bezeichnet. Die Gesamtemissionen setzen sich aus den direkten und indirekten Emissionen zusammen.
Tabelle: Emissionsfaktoren
Energieträger | Emissionsfaktor CO2-Äquivalent | Einheit | ||
Direkt | Indirekt | Gesamt | ||
Strommix Deutschland1) | – | – | 0,402 | kg/kWh |
Heizöl | 2,67 | 0,42 | 3,09 | kg/l |
Erdgas | 2,01 | 0,40 | 2,41 | kg/m3 |
Flüssiggas2) | 1,60 | 0,21 | 1,81 | kg/l |
Biogas3) | 0,11 | 0,24 | 0,35 | kg/kWh |
Diesel | 2,63 | 0,53 | 3,16 | kg/l |
Biodiesel3) | 0,04 | 1,50 | 1,54 | kg/l |
Benzin | 2,33 | 0,55 | 2,88 | kg/l |
Bioethanol3) | 0,01 | 1,25 | 1,26 | kg/l |
Holz4) | 0,02 | 0,03 | 0,05 | kg/kg |
Photovoltaik5) | 0,00 | 0,07 | 0,07 | kg/kWh |
Solarthermie5) | 0,00 | 0,02 | 0,02 | kg/kWh |
Wärmepumpe6) | 0,00 | 0,18 | 0,18 | kg/kWh |
Geothermie5) | 0,00 | 0,18 | 0,18 | kg/kWh |
Wind onshore5) | 0,00 | 0,01 | 0,01 | kg/kWh |
Wind offshore5) | 0,00 | 0,06 | 0,06 | kg/kWh |
Steinkohle7) | 2,07 | 0,33 | 2,40 | kg/kg |
Braunkohle7) | 2,92 | 0,33 | 3,35 | kg/kg |
Kernenergie | 0,00 | 0,07 | 0,07 | kg/kWh |
1) Durch den wachsenden Einsatz erneuerbarerer Energien sinkt der mittlere Emissionsfaktor des Strommixes zunehmend
2) Beim Einsatz als Treibstoff im Verkehrssektor
3) Die pflanzliche (Weizen, Raps, u.ä.) oder tierische Herkunft (Gülle, Mist, u.ä) beeinflusst den Emissionsfaktor
4) Biogene Energieträger wie z. B. Holz sind zwar CO2-neutral, weil bei ihrer Verbrennung genauso viel CO2 freigesetzt wird, wie sie während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Dies gilt aber nicht für die Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Deshalb werden im Emissionsfaktor für biogene Energieträger auch die Treibhausgase Methan und Lachgas berücksichtigt.
5)Bei Energieerzeugungsanlagen beeinflusst der Wirkungsgrad den Emissionsfaktoreine
6) Bei Wärmepumpen hat das Wärmeträgermedium (Luft, Abluft, Wasser, Abwasser, u.a.) entscheidenden Einfluß auf die Höhe des Emissionsfaktors
Quelle: (LfU 2021- lfu.bayern.de)
Sollten in Ihrem Betrieb Energieträger eingesetzt werden, die in der obigen Tabelle nicht aufgeführt sind, so können Sie einen CO2-Rechner benutzen, wie sie im Internet zu finden sind. z. B.
Klima- und Umweltwirkung der Abfallbehandlung
Die folgenden beiden Tabellen zeigen die atmosphärischen Emissionen im Jahr 2020 aus unterschiedlichen Arten der Abfallbehandlung in Kilotonnen (kt).
Emissionen in Kilotonnen im Jahr 2020 | CO2-äq. | NOX | SO2 | NMVOC | NH3 | TSP | PM10 | PM2,5 |
5A Abfalldeponierung | 6.770 1) | 3,57 | 0,02 | 0,01 | ||||
5B Biologische Behandlung von festen Abfällen | 1.024 2) | 3,54 | ||||||
5C Abfallverbrennung 3) | IE | 0,71 | 0,11 | 6,36 | 2,31 | 1,50 | 1,23 | |
5D Abwasserbehandlung 4) | 941,2 5) | 0,15 | ||||||
5E Andere 6) | 36 | 3,35 | 3,35 | 3,35 | ||||
5. Abfall insgesamt | 8.770 | 0,71 | 0,11 | 10,08 | 3,54 | 5,68 | 4,86 | 4,58 |
Kilotonnen 2020 | Arsen | Cadmium | Kupfer | Chrom | Quecksilber | Blei |
5A Abfalldeponierung | ||||||
5B Biologische Behandlung von festen Abfällen | ||||||
5C Abfallverbrennung | 0,02 | 0,03 | 0,04 | |||
5D Abwasserbehandlung | ||||||
5E Andere | 0,03 | 0,02 | 0,07 | 0,03 | 0,02 | 0,01 |
5. Abfall insgesamt | 0,03 | 0,04 | 0,07 | 0,03 | 0,05 | 0,05 |
Quelle: (UBA 2022)
Erläuterung:
- Die Abfalldeponierung ist für CH4-Emissionen eine Hauptkategorie nach der Emissionshöhe und dem Trend.
- Die biologische Abfallbehandlung ist eine Hauptkategorie für CH4– und für N2O-Emissionen nach dem Trend.
- Die anlagenbasierte Abfallverbrennung erfolgt in Deutschland unter energetischer Nutzung. Die entstehenden Emissionen werden daher der Energieerzeugung zugerechnet (IE:= Included elsewhere). Die Emissionen in obiger Tabelle gelten daher nur für die Quellgruppen Krematorien und Brauchtumsfeuer.
- Kommunale (5D1) und industrielle (5D2) Abwasserbehandlung zusammen.
- Die Kommunale Abwasserbehandlung in der Kategorie Abwasserbehandlung ist für CH4-Emissionen sowie für N2O-Emissionen eine Hauptkategorie nach dem Trend.
- In dieser Kategorie werden nur die Emissionen aus der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlung berichtet
Für die anlagenbasierte Abfallverbrennung mit energetischer Nutzung und für die Mitverbrennung von Abfall als Sekundärbrennstoff in Anlagen der Zement-, Kalk-, Stahl- und der Papierindustrie werden folgende Emissionsfaktoren zugrunde gelegt:
Abfall- und Sekundärbrennstoffe 1) | t CO₂/TJ |
Hausmüll, Siedlungsabfall | 91,5 |
Industriemüll | 71,1 |
Sonderabfall | 83,0 |
Altöl | 76,9 |
Altkunststoff | 80,9 |
Altreifen | 88,4 |
Bleicherde | 78,2 |
Klärschlamm | 168,9 |
Lösemittel (Abfall) | 74,2 |
Quelle und Erläuterung: UBA 2022b. [Textflussumbruch]1) Ohne rein biogene Brennstoffe wie Altholz, Tierfett, u.ä.
Aufgabenstellung
- Diskutieren Sie die Emissionen der unterschiedlichen Arten der Abfallbehandlung und überlegen Sie sich deren Ursachen.
- Berechnen Sie die CO2 Emissionen aus der Verbrennung derjenigen Abfälle in Ihrem Betrieb, die für die Abfallverbrennung vorgesehen sind. Nutzen Sie dazu die Emissionsfaktoren der obigen Tabelle sowie die Art und Menge der Abfälle, die in Ihrem Ausbildungsbetrieb für die Abfallverbrennung vorgesehen sind (vgl. Aufgabe unter 6.3.)
- Diskutieren Sie Möglichkeiten, wie die für die Verbrennung vorgesehenen Abfallmengen ihres Betriebes reduziert werden können und berechnen Sie, wie viel CO2 sich durch diese vermiedene Abfallverbrennung vermeiden lässt.
Nachhaltige Behandlung von Abfällen für eine Kreislaufwirtschaft
Mit der folgenden Aufgabenstellung sollen die Auszubildenden mit den Grundsätzen der Abfallbehandlung vertraut werden und ihre Priorisierung im Sinne der Nachhaltigkeit beurteilen können. Das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 benennt in § 6 die folgende fünfstufige Abfallhierarchie:
- Vermeidung
- Vorbereitung zur Wiederverwendung
- Recycling
- Sonstige Verwertung insbesondere energetische Verwertung und Verfüllung
- Beseitigung
Um Menschen und Umwelt gemäß dem Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzip auch bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen zu schützen, gilt für jede Behandlung von Abfällen der Vorrang der in der Abfallhierarchie prioritär genannten Behandlungsarten. Mit dieser Abfallhierarchie folgt das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz der europäischen Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie 2008/98/EG). Die folgende Tabelle zeigt eine praktische Anwendungshilfe der Abfallhierarchie unterteilt in insgesamt zehn Möglichkeiten ihrer kreislaufwirtschaftlichen Umsetzung.
Strategien | Maßnahmen | Handlungshinweise | |
Intelligente Nutzung und Herstellung von Produkten und Infrastruktur | 1. Refuse | Produkte werden überflüssig und der Produktnutzen wird anders erbracht. | |
2. Rethink | Neu denken und zirkulär designen: Produkte neu gestalten und intensiver nutzen. zB durch Teilen und gemeinsames Nutzen. | ||
3. Reduce | Reduzieren: Steigerung der Effizienz bei der Produktherstellung oder -nutzung durch geringeren Verbrauch von natürlichen Ressourcen und Materialien. | ||
Verlängerte Lebensdauer von Produkten, Komponenten und Infrastruktur | 4. Reuse | Wiederverwendung. Funktionsfähige Produkte wiederverwenden. | |
5. Repair | Reparatur: Produkte warten und durch Reparatur weiter nutzen. | ||
6. Refurbish | Verbessern: Alte Produkte aufarbeiten und auf den neuesten Stand bringen. | ||
7. Remanufacture | Wiederaufbereiten: Teile aus defekten Produkten für neue Produkte nutzen. | ||
8. Repurpose | Anders weiternutzen: Teile aus defekten Produkten für neue Produkte nutzen, die andere Funktionen erfüllen. | ||
Wiederver- werten von Materialien | 9. Recycle | Recycling: Aufbereiten von Materialien, um eine hohe Qualität zu erhalten und sie wieder in den Materialkreislauf zurückzuführen. | |
10. Recover | Thermische Verwertung mit Energierückgewinnung. |
Quelle: Potting et al 2017.
Aufgabenstellung
- Erfassen Sie die Mengen und die Arten der Abfälle, die in Ihrem Ausbildungsbetrieb angeliefert werden oder anfallen.
- Ordnen Sie den erfassten Abfällen die durchgeführten und vorgesehenen Behandlungsarten zu
- Identifizieren Sie Abfallarten, die sich in besonderem Maße für eine gemäß Abfallhierarchie prioritäre Behandlungsart eignen.
- Entwicklern Sie mit Hilfe der obigen Tabelle ein Konzept zur prioritären Behandlung für die von ihnen identifizierten Abfallarten.
Verwertungs- und Recyclingquoten von Siedlungsabfällen
Auszug aus der Abfallbilanz 2020 in kt | |||||||
Art des Abfalls | Beseitigungsverfahren | Verwertungsverfahren | Quoten | ||||
Ablagerung | Thermisch | Behandlung zur Beseitigung | Energetisch | Stofflich | Verwer- tung3) | Recy- cling4) | |
Abfallauf- kommen insgesamt | 67.468 | 3.148 | 5.089 | 48.131 | 290.157 | 82 Prozent | 70 Prozent |
Siedlungs- abfälle insgesamt | 209 | 365 | 521 | 15.518 | 34.379 | ||
Haushalts-. typische Siedlungs- abfälle1) | 141 | 309 | 380 | 13.733 | 31.498 | ||
Sperrmüll | – | 19 | 34 | 1.222 | 1.704 | ||
Glas | 1 | – | – | 2 | 2.620 | ||
Papier, Pappe | – | – | 1 | 38 | 6.826 | ||
gemischte Verpackungen | – | 4 | – | 365 | 4.868 | ||
Elektro- altgeräte | – | – | – | – | 795 | ||
Sonstiges (Verbunde, Metalle, Textilien) | 138 | 13 | 4 | 342 | 1.748 | ||
Sonstige Siedlungs- abfälle2) | 68 | 57 | 141 | 1.786 | 2.881 | ||
Abfälle aus Abfallbehandlungsanlagen (Sekundär- abfälle) | 5.243 | 291 | 859 | 19.625 | 31.701 |
Quelle:Destatis 2022b
- Hausmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle gemeinsam über die öffentliche Müllabfuhr eingesammelt
- Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle, getrennt vom Hausmüll angeliefert oder eingesammelt
- Anteil des Inputs aller mit dem Verfahren „Stoffliche Verwertung“ eingestuften Behandlungsanlagen am Aufkommen der Abfallart insgesamt.
- Anteil des Inputs aller mit dem Verfahren „Stoffliche Verwertung“ eingestuften Behandlungsanlagen am Aufkommen der Abfallart insgesamt.
Aufgabenstellung
Berechnen Sie die Verwertungs- und Recyclingquoten der Abfallarten aus, die in der obigen Tabelle aufgeführt sind. Dies wäre beispielhaft:
- Abfallaufkommen gesamt = 67.468 + 3.148 + 5.089 + 48.131 + 290.157 = 413.993 kt
- Verwertungsquote Abfallaufkommen gesamt = (48.131 + 290.157) / 413.993 = 0,817
- Recyclingquote Abfallaufkommen gesamt = 290.157 / 413.993 = 0,700
Anschließend setzen Sie die beiden folgenden Aufgaben um:
- Diskutieren Sie die ausgerechneten Verwertungs- und Recyclingquoten
- Überlegen Sie, wie sich die Recyclingquoten für ausgewählte Abfallarten erhöhen lassen. Beziehn Sie dabei auch die vorrangigen kreislaufwirtschaftlichen Strategien und Maßnahmen aus der Tabell im Kapitel 6.3 mit ein, welche über ein Recycling hinausgehen
Zielkonflikte und Widersprüche
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Fluggast seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden. Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für die Kreislauf- und Abfallwirtschaft, die in einem sehr großen Markt mit vielen Konkurrenten in einem Spannungsfeld zwischen umweltgerechter Entsorgungssicherheit einerseits und Wirtschaftlichkeit der unterschiedlichen Abfallbehandlungsverfahren steht. Bedingt durch die Marktverhältnisse in der Entsorgungswirtschaft – ist die Kreislauf- und Abfallwirtschaft, wie andere Wirtschaftsbereiche auch, auf Effizienz ausgerichtet. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Abfallbehandlungsverfahren sind häufig teurer als “herkömmliche”Behandlungsverfahren wie die Abfallverbrennung oder die -deponierung, da der Aufwand z. B. für eine sortenreine Getrenntsammlung von Abfällen, für die Demontage von Altprodukten bei einer stofflichen Verwertung oder für die Vermarktung bei einer angestrebten Wiederverwendung erhöht ist. Dieser erhöhte Aufwand verursacht höhere Kosten und bedingt höhere Behandlungskosten. Höhere Behandlungskosten schrecken jedoch entsorgungspflichtige Körperschaften und je nach Tarifgestaltung deren Dienstleistungen auch kostenbewusste Abfallerzeuger ab. Die Auslastung bestehender Behandlungskapazitäten und damit deren wirtschaftlicher Betrieb wird dadurch gefährdet. Unternehmen der Entsorgungswirtschaft versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Folgende grundsätzliche Zielkonflikte sind in den umwelttechnischen Berufen häufig zu finden und können im Rahmen der schulischen Berufsausbildung thematisiert werden:
- Umweltschutz und insbesondere technische Maßnahmen zum Umweltschutz sind häufig auf ein bestimmtes Umweltmedium wie Boden, Luft oder Wasser bezogen. Dabei kann es statt einer Verringerung der Umweltbelastung insgesamt zu einer Verschiebung der Umweltbelastung von einem Umweltmedium zu einem anderen kommen. Beispielsweise kann eine thermische Behandlung von Abfällen zwar die Menge des deponierten Abfalls reduzieren und damit zur Vermeidung von behandlungsbedürftigen Sickerwasser und von freigesetzten Deponiegases (Methan) führen. Gleichzeitig aber erhöht sich die Menge der zu reinigenden Rauchgase und damit auch die Filterrückstände aus den Rauchgasen, die wiederum besonders schädlich für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sind.
- Möglich sind auch Umweltschutzmaßnahmen, welche statt einer Reduktion von schädlicher Umweltwirkung lediglich zu einer Verschiebung von Umweltbelastungen von einer Emissionsquelle zu einer anderen führen. Ein Beispiel für eine derartige Quellenverschiebung ist die Elektromobilität. Sie führt zu einer Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen aus dem Verkehrssektor. Allerdings erhöht sich der Bedarf an elektrischem Strom und damit auch die Emissionen aus der Stromerzeugung aufgrund des Strommixes (EE und Kohlekraftwerke). Ob es unter dem Strich zu einer Umweltentlastung oder gar zu einer Erhöhung der Umweltschäden kommt, hängt hauptsächlich davon ab, wie hoch der Anteil der erneuerbaren und der fossilen Energie bei der Stromerzeugung ist.
- Viele technische Maßnahmen zum Umweltschutz sind sogenannte End-of-Pipe Maßnahmen. Das sind Maßnahmen, welche umweltschädliche Stoffe, die bereits entstanden sind, lediglich an ihrer Freilassung in die Umwelt hindern. Ein Beispiel sind Filteraggregate, welche die Inhaltsstoffe im Abgas oder im Abwasser zurückhalten. Hier finden sich in den Filterrückständen in der Regel hohe Konzentrationen von Umweltschadstoffen, die dann als gefährlicher Abfall behandelt werden müssen.
- Technische Maßnahmen zum Umweltschutz sind, insbesondere wenn geringe Schadstoffkonzentrationen adressiert werden, kostenintensiv. Dadurch können Zielkonflikte zwischen technischer Möglichkeit und wirtschaftlicher Zumutbarkeit entstehen. Damit stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen finanziellem Aufwand für Umweltschutzmaßnahmen und deren Wirkung. In der Regel erhöhen sich die Kosten für den Umweltschutz mit jedem Stückchen zusätzlicher Wirkung dynamisch. Ist zu Beginn, wenn noch keinerlei Umweltschutz existiert, bereits mit relativ kostengünstigen Mitteln eine große Wirkung zu erzielen, so verteuert sich der Aufwand mit jeder zusätzlichen Wirkung stärker. Aus Sicht der Nachhaltigkeit gilt es die Dimension der Ökonomie und der Ökologie integriert zu betrachten. Daraus ergibt sich die Zielsetzung, die ökologische Wirkung zu maximieren und den dazu nötigen ökonomischen Aufwand zu minimieren. Übertragen auf ein Land wie Deutschland mit einem hohen Standard an Umwelttechnik und einer hohen umweltrechtlichen Reglungsdichte, bedeutet dies, dass es immer weniger Verbesserungsoptionen gibt, die mit geringem ökonomischen Aufwand eine große ökologische Wirkung entfalten. Im betrieblichen Umweltschutz ist es also von steigender Bedeutung, das Verhältnis von Aufwand und Nutzen abzuschätzen, um treffsicher Maßnahmen zum Umweltschutz zu ergreifen, die mit geringem Aufwand den größten ökologischen Nutzen bewirken.
- Eine Möglichkeit, Umweltschäden zu verringern, ist die Vermeidung von umweltschädlichen Aktivitäten. Diese Strategie nennt sich Suffizienzstrategie und ist neben der Effizienz- und der Konsistenzstrategie eine bedeutsame Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei geht es insbesondere um den Verzicht auf den Konsum von umweltschädlichen Produkten. In der Praxis erfolgt dies durch die gemeinsame Nutzung von Produkten wie Fahrzeugen oder Werkzeugen. Auch die Weiterverwendung von gebrauchten Produkten wie Kleidung oder deren Aufarbeitung wie beim Refurbish von Laptops oder Handys stellen einen “Verzicht” auf neue Produkte dar und lassen sich daher zur Suffizienzstrategie zählen. Zielkonflikte ergeben sich hinsichtlich der freien Entscheidungssouveränität des Konsumenten und dessen wahrgenommenen Verlust an Wohlstand und Lebensqualität. Suffizienz auf der Ebene der Produktion betrifft den Verzicht auf die Herstellung von Produkten mit negativen Umweltfolgen. Beispielsweise ließe sich diesbezüglich fragen, wie verzichtbar die Herstellung einer Vielzahl unterschiedlich geformter Gurkengläser ist. Denn diese Formenvielfalt erschwert die Wiederverwendung erheblich und Mehrwegsysteme sind kaum möglich. Auch hier besteht zwischen angestrebter wirtschaftlicher Prosperität und der damit verbundenen unternehmerischen Freiheit auf der einen Seite und einer erzielbaren Umweltschonung auf der anderen Seite ein Zielkonflikt.