Fachangestellter/Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Glossar
AO Ausbildungsordnung
BBNE Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
BNE Bildung für Nachhaltige Entwicklung
CO₂-Äq Kohlendioxid-Äquivalente (Emissionen von Kohlendioxid, Methan und Stickoxiden)
FA Fachangestellte oder Fachangestellter
FS Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte
HGM Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial)
IKT Informations- und Kommunikationstechnik
IP Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial)
IT Informationstechnik
ÖV Öffentlicher Verkehr
Pkw Personenkraftwagen
RLP Rahmenlehrplan
SBBP Standardberufsbildposition
SDG Sustainable Development Goals
THG Treibhausgase bzw. CO₂-Äuqivalente (CO₂-Äq)
Quellenverzeichnis
BGBl Bundesgesetzblatt (2006): Verordnung über die Berufsausbildung zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung/zur Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2006 Teil I Nr. 17, Bonn, April 2006. Online: http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl106s0828.pdf
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o.J.): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o.J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o.J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BMBF (o.J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bosma, Durk (2022): Why Market Research Firms Should Prioritize Sustainability. In: GreenBook: Blog. Online: www.greenbook.org/mr/market-research-trends/why-market-research-firms-should-care-about-sustainability/
Bundesregierung (o.J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
digitalcarbonfootprint (o.J.): Digitaler CO2-Fußabdruck. Online: www.digitalcarbonfootprint.eu/
GFK (o.J.): Über GFK. Unsere Mission. Online: www.gfk.com/de/ueber-gfk
GFK (2022): How We Measure Up: GfK Annual Sustainability Report. www.gfk.com/hubfs/Sustainability/GfK-Annual-Sustainability-Report-2021.pdf?utm_campaign=Global_2022_ESG_Report&utm_source=Sustainability%20page
Insight Climate Collective (o.J.): Net-Zero In Sight. Online: www.insightclimatecollective.org/
Insight Climate Collective (2022): Net-Zero In Sight: A manual to drive collective and individual action in the insight industry. (Online/download: www.insightclimatecollective.org/s/Net-Zero-In-Sight_A-manual-for-collective-and-individual-action-and-measurable-impact-pnyj.pdf
KMK/BMZ Kultusministerkonferenz / Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2015): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Online: www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2015/2015_06_00-Orientierungsrahmen-Globale-Entwicklung.pdf
KMK Kultusministerkonferenz (2021): Kompetenzorientiertes Qualifikationsprofil für den Unterricht der Berufsschule im Bereich Wirtschafts- und Sozialkunde gewerblich-technischer Ausbildungsberufe. Online: www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_06_17-Berufsschule-Unterricht-Wirtschafts-Sozialkunde.pdf
KMK Kultusministerkonferenz (2006): Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Fachangestellter für Markt- und Sozialforschung/ Fachangestellte für Markt- und Sozialforschung. Online: www.kmk.org/fileadmin/pdf/Bildung/BeruflicheBildung/rlp/FAMarktSozialforschung.pdf
Montevecchi et al. (2020): Energy-efficient Cloud Computing Technologies and Policies for an Eco-friendly Cloud Market, Final Study Report. European Commission, DirectorateGeneral for Communications Networks, Content and Technology (Hg.). Online verfügbar unter ec.europa.eu/newsroom/dae/document.cfm?doc_id=71330. zitiert nach: Umweltbundesamt (Hg.) 2021: Green Cloud Computing. Online: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2021-06-17_texte_94-2021_green-cloud-computing.pdf
Öko-Institut (2020): Der CO₂-Fußabdruck unseres digitalen Lebensstils. Online: blog.oeko.de/digitaler-CO₂-fussabdruck/
Öko-Institut (2022): Homeoffice trägt zum Klimaschutz bei. Studie zu ökologischen und sozialen Auswirkungen mobilen Arbeitens. Online: https://www.oeko.de/presse/archiv-pressemeldungen/presse-detailseite/2022/homeoffice-traegt-zum-klimaschutz-bei
Ovo Energy (2019): ‘Think Before You Thank’. Online: www.ovoenergy.com/ovo-newsroom/press-releases/2019/november/think-before-you-thank-if-every-brit-sent-one-less-thank-you-email-a-day-we-would-save-16433-tonnes-of-carbon-a-year-the-same-as-81152-flights-to-madrid)
RENN.süd (o.J.): Der Nachhaltige Warenkorb. Klimabilanz: E-Mail vs. Brief. Online: www.nachhaltiger-warenkorb.de/klimabilanz-e-mail-vs-brief/
Umweltbundesamt (o.J.): CO2-Rechner des Umweltbundesamtes. Online: uba.co2-rechner.de/
Umweltbundesamt (2020): Umweltfreundlich mobil! Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehr in Deutschland. Online: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/5750/publikationen/2021_fb_umweltfreundlich_mobil_bf.pdf
Umweltbundesamt (2020a): Ökologische Bewertung von Verkehrsarten. Online: www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/publikationen/texte_156-2020_oekologische_bewertung_von_verkehrsarten_0.pdf
Umweltbundesamt (2021): Pedelec und E-Bike fahren hält fit, spart Geld und schont die Umwelt. Online: www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/elektrogeraete/e-bike-pedelec#gewusst-wie
Umweltbundesamt (2022): CO₂-Emissionen pro Kilowattstunde Strom steigen 2021 wieder an. Online: www.umweltbundesamt.de/themen/co2-emissionen-pro-kilowattstunde-strom-steigen
Umweltbundesamt (2022a): Emissionsbilanz erneuerbarer Energieträger. (Publikation erfolgt Nov. 2022; Daten vorab mündlich erhalten)
Umweltbundesamt (2022b):Umweltbewusstsein in Deutschland. Online: https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umweltbewusstsein-in-deutschland
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition "Umweltschutz und Nachhaltigkeit"
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft – Arbeits- organisation |
|
|
| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Umwelt- bewusstsein |
|
|
| SDG 9 |
3a – Umwelt – Klimawandel |
|
|
| SDG 13 |
3a – Umwelt – Klima / THG- Bilanzierung |
|
|
| SDG 7 SDG 13 |
3a – Umwelt – Klima / IT |
|
|
| SDG 7 SDG 13 |
3a – Umwelt – Ressourcen |
|
|
| SDG 7 SDG 13 |
3b – Energie – Allgemein |
|
|
| SDG 7 |
3b – Energie – Geräte |
|
|
| SDG 7 SDG 13 |
3b – Energie – Mobilität |
|
|
| SDG 13 |
3b – Materialien – Papier |
|
|
| SDG 12 |
3b – Materialien – Energie |
|
|
| SDG 12 |
3d – Abfälle – Elektroschrott |
|
|
| SDG 12 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
|
|
| SDG 4 |
3f- Nachhaltigkeit kommunizieren – Wettbewerbs- vorteil |
|
|
| SDG 4 SDG 9 SDG 12 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standardberufsbildposition |
2.1 – Arbeits- organisation (§ 4 Nr. 2.1) | a) die eigene Arbeit inhaltlich und zeitlich strukturieren, Arbeitstechniken aufgabenorientiert einsetzen |
| 3a – Gesellschaft |
b) Arbeitsaufträge erfassen, Arbeitsschritte mit den Beteiligten abstimmen, Termine koordinieren |
| 3a – Umwelt – Klima 3b – Energie – Mobilität | |
c) betriebliche Arbeits- und Organisationsmittel aufgabenorientiert einsetzen, Informationsquellen nutzen |
| 3a – Umwelt – | |
e) zur Verbesserung der Arbeitsorganisation und der Arbeitsplatzgestaltung beitragen |
| 3a – Umwelt -Lärm/Luft 3b – Materialien – Papier | |
2.2 – Informations- und Kommunikations- (§ 4 Nr. 2.2) Lernfeld 3, 4, 6, 9, 10 | a) Betriebssysteme und Standardsoftware anwenden b) branchenbezogene Standardsoftware und betriebsspezifische Software anwenden Lernfeld 3: Sie unterscheiden Betriebssystem und Standardsoftware und beachten die Grundsätze der Datensicherheit, Datensicherung und Archivierung. Lernfeld 4: Die Schülerinnen und Schüler … setzen gängige Softwarelösungen ein. Lernfeld 6: … vergleichen die Charakteristika unterschiedlicher Hardware und Software Lernfeld 9: Die Schülerinnen und Schüler … entwerfen mit einem geeigneten Textverarbeitungsprogramm eine Dokumentvorlage. Unter Kenntnis der Grundlagen … entwickeln sie die Anforderungen an die Hard- und Software bezüglich der Projektdokumentation und aktualisieren diese. Lernfeld 10: Sie informieren sich über die Einsatzmöglichkeiten einer Präsentationssoftware |
| 3a – Umwelt – Klima 3b – Energie – Geräte 3d – Abfälle – Elektroschrott |
2.2 – Informations- und Kommunikations- systeme(§ 4 Nr. 2.2)2.3 – Datenschutz und Datensicherheit(§ 4 Nr. 2.3)Lernfeld 3 | c) Daten erfassen, sichern, pflegen und aufbereiten Lernfeld 3: Für die Datengewinnung, -erfassung und -auswertung nutzen sie Mittel moderner Informationstechnik b) Vorgaben zur Datensicherheit, Datensicherung und Archivierung beim Umgang mit Daten beachten |
| 3a – Umwelt – Klima |
2.4 – Berufsbezogene Rechtsanwendung (§ 4 Nr. 2.4) | b) forschungsfeldbezogene Selbstverpflichtungen, Codizes und berufsbezogene Standesregeln berücksichtigen |
| 3f – kommunizieren |
3.1 – Kundenorientierte Kommunikation, Teamarbeit und Kooperation (§ 4 Nr. 3.1) Lernfeld 1, 3 | a) die eigene Rolle als Dienstleister berücksichtigen b) kundenorientiert handeln und kommunizieren Lernfeld 1: … heben die Kundenorientierung als Leitbild ihres beruflichen Handelns hervor Lernfeld 3: Sie beschreiben kundenorientiert die innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Möglichkeiten der Verwendung der Ergebnisse der Markt- und Sozialforschung. Die Schülerinnen und Schüler stellen verschiedene Möglichkeiten der Kundengewinnung dar. |
| 3f – kommunizieren – Wettbewerbsvorteil |
3.1 – Kundenorientierte Kommunikation, Teamarbeit und Kooperation (§ 4 Nr. 3.1) | c) Gespräche situationsgerecht und personenorientiert planen, durchführen und nachbereiten f) Zusammenarbeit aktiv gestalten und Aufgaben teamorientiert durchführen |
| 3a – Umwelt – Klima 3b – Energien- Mobilität |
3.2 – Anwenden einer Fremdsprache bei Fachaufgaben (§ 4 Nr. 3.2) | a) fremdsprachige Fachbegriffe anwenden b) fremdsprachige Informationsquellen nutzen c) Auskünfte in einer Fremdsprache erteilen und einholen |
| 3f – kommunizieren |
4 – Aufgaben, Funktionen und Anwendungen der Markt- und Sozialforschung (§ 4 Nr. 4) Lernfeld 12, 13 | a) Markt- und Sozialforschung in betriebliche Prozesse und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge einordnen sowie Anwendungsgebiete definieren Lernfeld 12: Gesellschaftliche Prozesse … analysieren … Rahmenbedingungen für Investition und Wirtschaftswachstum auch unter Berücksichtigung des Umweltschutzes. Lernfeld 13: … formulieren … eine Projektidee. |
| 3f – kommunizieren |
4 – Aufgaben, Funktionen und Anwendungen der Markt- und Sozialforschung (§ 4 Nr. 4) Lernfeld 4, 7 | c) Methoden, Erhebungstechniken und Untersuchungstypen der qualitativen und quantitativen Primärforschung sowie der Sekundärforschung unterscheiden und ihren Einsatz begründen Lernfeld 4: … Nutzung vorhandener Untersuchungen, Untersuchungsfragen, Fragebögen und Leitfäden … Lernfeld 7: … wählen … sekundäre Informationsquellen … aus. |
| 3a – Umwelt – Ressourcen |
5.1 – Informationsbeschaffung und -aufbereitung (§ 4 Nr. 5.1) Lernfeld 4, 7 | a) Daten sekundärer Informationsquellen ziel- und sachgerecht auswählen, auswerten und Ergebnisse aufbereiten b) vorhandene Untersuchungen, Untersuchungsfragen, Fragebögen und Leitfäden zum Untersuchungsgegenstand beschaffen und auf Verwertbarkeit prüfen c) Quellen für Stichprobenziehungen festlegen Lernfeld 4: … Nutzung vorhandener Untersuchungen, Untersuchungsfragen, Fragebögen und Leitfäden … Lernfeld 7: … wählen … sekundäre Informationsquellen … aus. |
| 3a – Umwelt – Ressourcen |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) Lernfeld 6 | a) Methoden, Erhebungstechniken und Untersuchungstypen auf Eignung prüfen Lernfeld 6: Sie klassifizieren die Grundtypen von Auswahlverfahren und erläutern deren Vor- und Nachteile. |
| 3a – Umwelt – Ressourcen |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) Lernfeld 4, 11, 13 | e) Kapazitäten, Zeitbedarf und Termine planen, Projektablaufplan erstellen und abstimmen Lernfeld 4: … konzeptionieren einen Projektplan … Lernfeld 11: … diskutieren und evaluieren einen Projektplan, bewerten Arbeitsprozesse … erarbeiten Lösungsvorschläge … Lernfeld 13: … organisieren … Ablauf. … ermitteln … Personalbedarf … |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) | f) Informationen für die Kalkulation von Projekten einholen Lernfeld 6: Sie kalkulieren die Kosten eines einfachen, vorgegebenen Projektes. |
| 3b – Materialien + Energie – ökologischer Fußabdruck |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) Lernfeld 7 | g) Verfahren der Stichprobenziehung unterscheiden, insbesondere unter Berücksichtigung von Stichprobengröße … h) Stichprobenziehungen gemäß festgelegter Parameter veranlassen und kontrollieren |
| 3a – Umwelt – Ressourcen |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) Lernfeld 3, 6, 7 | i) Einsatz externer Dienstleister auf vertraglicher Grundlage koordinieren Lernfeld 3: Bei der Beschaffung von Leistungen … Angebotsvergleich … Lernfeld 6: … definieren sie die Aufgaben … und legen Kriterien für die Auswahl geeigneter Interviewer fest. Lernfeld 7: Sie beschreiben Möglichkeiten der Vertragsgestaltung mit externen Dienstleistern. |
| 3f – Zusammen- arbeit – Kooperations- beziehungen |
5.2 – Planung und Organisation (§ 4 Nr. 5.2) Lernfeld 4, 6, 7 | j) Probe Interviews vorbereiten, durchführen und Schlussfolgerungen für die Erhebung ziehen Lernfeld 4: … Fehlerquellen … Güte der Datenerhebung. … verschiedene Erhebungsmethoden und Studientypen … Lernfeld 6: … Auswahlverfahren … deren Vor- und Nachteile. Lernfeld 7: … Plausibilität … |
| 3a – Gesellschaft – Umwelt- bewusstsein |
6.1 – Prozessbegleitung (§ 4 Nr. 6.1) 6.2 – Datenerfassung, Codierung (§ 4 Nr. 6.2) Lernfeld 3, 6 6.3 – Datenprüfung, Gewichtung (§ 4 Nr. 6.3) | b) Prozessschritte eines Projektes unter Berücksichtigung vor- und nachgelagerter Projektphasen durchführen c) Projektfortschritt kontrollieren und bei Abweichungen Maßnahmen ergreifen a) Codeplan erstellen b) offene und teiloffene Fragen codieren c) wörtliche Nennungen transkribieren, klassifizieren und auswerten d) Projektdaten für die Erfassung vorbereiten, Projektdaten bearbeiten a) Plausibilitätsprüfungen durchführen b) Implausibilitäten listen und bearbeiten c) Informationen zur Festlegung von Gewichtungsmerkmalen und Gewichtungsmatrix beschaffen |
| 3a – Umwelt – Klima |
6.4 – Datenauswertung (§ 4 Nr. 6.4) | a) Datensätze nach vorgegebenen Spezifikationen und Formaten erstellen b) Tabelleninhalt und -layout festlegen, Tabellen erstellen c) Tabellen kontrollieren und Korrekturen veranlassen d) Verfahren der beschreibenden Statistik anwenden e) Einsatzfelder der Verfahren der schließenden Statistik unterscheiden f) betriebliche Analyseverfahren von Gruppendiskussionen und Einzelexplorationen anwenden |
| 3a – Umwelt – Klima |
6.5 – Aufbereitung, Präsentation, Ergebnisbericht (§ 4 Nr. 6.5) | a) Analyseergebnisse aufbereiten und in Form von Tabellen, Grafiken sowie in Textform darstellen b) Präsentationsunterlagen zielgruppengerecht auswählen, prüfen und zusammenstellen c) ausgewählte Ergebnisse zur Vorbereitung von Präsentationen und Ergebnisberichten grafisch darstellen d) Präsentationstermine abstimmen, Präsentationen organisatorisch vorbereiten und die Durchführung unterstützen |
| 3f – kommunizieren – Projekt- präsentation |
7.1 – Dokumentation (§ 4 Nr. 7.1) | a) Projektdetails in Projektdatenbanken dokumentieren b) Projektunterlagen nach betrieblichen Archivierungsrichtlinien sowie gesetzlich vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen archivieren c) Projektergebnisse für die interne und externe Verwertung aufbereiten |
| 3a – Umwelt – Klima |
7.2 – Projektabrechnung (§ 4 Nr. 7.2) | a) Aufbau und Struktur der betrieblichen Kosten- und Leistungsrechnung erläutern b) Rechnungen externer Dienstleister prüfen c) Soll-Ist-Vergleich der Projektabrechnungen durchführen |
| 3f – kommunizieren – Wettbewerbs- vorteil |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die im Folgenden vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule sollen Anregungen dafür geben, wie sich das Thema Nachhaltigkeit in den Unterricht integrieren lässt. Hierfür gibt es zwei Rahmenaufgaben:
Ermittlung von CO₂-Emissionen, die im Arbeitsalltag zum Beispiel durch digitales Arbeiten, Kommunikation via E-Mail und Videokonferenzen, durch Dienstreisen, Home Office, Datensicherung/-verarbeitung usw. entstehen
Recherche und Diskussion der Rolle, die die Marktforschungsbranche für die sozial-ökologische Transformation und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele einnehmen kann
Rahmenaufgabe CO2-Fußabdruck im Arbeitsalltag
– eine Analyse von berufsbezogenen CO₂-Emissionen. Die Auszubildenden sollen die Größenordnungen des CO₂-Fußabdrucks ihres Arbeitsalltags bestimmen und Vorschläge für nachhaltigeres und klimafreundlicheres Arbeiten entwickeln. Die einzelnen Teilaufgaben lassen sich auch isoliert bearbeiten.
Hinweis: Im Folgenden wird häufig von CO₂-Äquivalenten (abgekürzt CO₂-Äq) gesprochen. Dabei werden mehrere Treibhausgase berücksichtigt, die sich jedoch in ihrer Treibhausgaswirkung unterscheiden. Um sie in Summe betrachten zu können, muss ihre Wirkung zunächst in diejenige der entsprechenden Menge CO₂ umgerechnet werden. Die genauere Bezeichnung CO₂-Äq wird jedoch hin und wieder zur leichteren Lesbarkeit durch CO₂ ersetzt (Beispiel: CO₂-Bilanz).
Persönliche CO2-Bilanz
Im Durchschnitt verursacht eine Bundesbürgerin oder ein Bundesbürger pro Jahr rund 12 Tonnen CO₂-Äq. Klimaverträglich – für jeden Menschen weltweit – wären lediglich zwei Tonnen. (Öko-Institut 2020) Aber welche Menge an Treibhausgas-Emissionen verursache ich ganz konkret mit meinem Lebensstil? Wie viele Tonnen CO₂-Äq entstehen durch Stromverbrauch und Heizen, durch meine Ernährung, mein Konsumverhalten, meine Mobilität? Mit dem CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes lässt sich schnell der private CO₂-Fußabdruck bestimmen. Einen ersten Eindruck innerhalb von zwei Minuten gibt “Mein CO₂-Schnellcheck”. Sehr viel genauer wird “Meine CO₂-Bilanz”, die in 10 bis 20 Minuten erstellt ist, allerdings auch mehr Daten und Informationen (z.B. zu Wohnungsgröße, Heizung) erfordert.
Aufgabe CO2-Bilanz
Erstellen Sie Ihre persönliche CO₂-Bilanz mithilfe des CO₂-Rechners des Umweltbundesamtes: uba.CO₂-rechner.de
Energieverbrauch des Betriebes/Büros
Neben dem Privatleben verursacht auch der Arbeitsalltag CO₂-Emissionen. Informieren Sie sich – etwa durch die Jahresabrechnungen für Strom und Heizenergie –, wie hoch der Energieverbrauch Ihres Betriebes oder alternativ Ihrer Berufsschule ist. Daraus lässt sich mithilfe der folgenden sogenannten Emissionsfaktoren die CO₂-Menge, die bei der Erzeugung des Stroms und der Heizenergie emittiert wurde, berechnen.
Stromverbauch
Für den deutschen Strommix lag im Jahr 2021 der Emissionsfaktor bei rund 485 Gramm CO₂-Äq-pro Kilowattstunde (Umweltbundesamt 2022).
Aufgabe: Emissionen des Betriebes
Berechnen Sie die Emissionen Ihres Betriebes durch den Stromverbrauch aus der verbrauchten Menge (angegeben auf der Rechnung) und dem Emissionsfaktor für Strom (Strommix im deutschen Stromnetz):
- Stromverbrauch (in kWh) x 485 g CO₂-Äq/kWh
Falls Sie in Ihrem Betrieb Öko-Strom aus erneuerbaren Quellen (v.a. Sonne, Wind, Wasserkraft) beziehen, hängt der Emissionswert von der jeweiligen Quelle bzw. der Kombination aus diesen verschiedenen Quellen und den entsprechenden Mengenverhältnissen ab. Dies lässt sich leider nicht aus der Stromrechnung ablesen. Die dort aufgeführten Emissionsfaktoren beziehen sich auch meist nur auf die reinen CO2-Emissionen, nicht jedoch auf die gesamten Treibhausgase (CO2-Äquivalente). Um dennoch einen Eindruck vom Unterschied zu bekommen, den der Bezug von Ökostrom macht, aber auch nicht zu positiv zu rechnen, wird vorgeschlagen, den ungünstigsten der drei infrage kommenden Emissionsfaktoren (Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft) zu verwenden. Er lag für Photovoltaik im Jahr 2021 bei rund 57 g CO2-Äq pro kWh Strom (Umweltbundesamt 2022a).
Heizenergie
Wenn im Betrieb Erdgas zum Heizen und zur Warmwassererzeugung genutzt wird, lautet der zu verwendende Emissionsfaktor 244 Gramm CO₂-Äq pro Kilowattstunde. (Umweltbundesamt 2022a).
Aufgabe: Emissionen durch Gasverbrauch
Berechnen Sie die Emissionen durch den Gasverbrauch (in Kilowattstunden angegeben) nach der Formel:
- Gasverbrauch (in kWh) x 244 g CO₂-Äq/kWh
- Wie hoch sind die Gesamtemissionen (in kg CO₂), die im Betrieb durch Stromverbrauch und Wärme insgesamt entstehen?
- Wie hoch sind die Gesamtemissionen pro Mitarbeiter*in?
Die folgende Tabelle zeigt die relevanten Größen, die Sie mit Ihren Werten ergänzen und mit den angegebenen Emssionsfaktoren berechnen müssen:
Tabelle 3: Summe der Emissionen im Betrieb
Einheit | Strom | Wärme/Erdgas | Summe | |
Verbrauch | kWh bzw. m3 | |||
Energie | kWh | |||
Emissionsfaktor | g CO₂-Äq / kWh | 485 | 244 | |
THG-Emissionen | CO₂-Äq in g | |||
Mitarbeiter*innen | Anzahl | |||
pro Mitarbeiter*in | g oder kg CO₂-Äq/Mitarbeiter*in |
Quellen: Umweltbundesamt 2022, Umweltbundesamt 2022a
Nachhaltig arbeiten und kommunizieren
Der Energiebedarf eines Betriebes – Strom und Heizenergie – ist im Dienstleistungssektor für einen großen Teil seiner CO₂-Emissionen verantwortlich. Aber es kommen noch andere Aspekte hinzu. Recherchen über Suchmaschinen im Internet, E-Mail-Kommunikation und Videokonferenzen, Speicherung und Verarbeitung von Daten – all das benötigt weit mehr Energie, als nur den Strom, der bei der Nutzung der Geräte vor Ort verbraucht wird. Dahinter stecken Server- und Cloud-Computing-Dienstleistungen von Rechenzentren, deren Energiebedarf enorm ist. Das Umweltbundesamt Österreich prognostiziert für das Jahr 2025, dass der Anteil der Cloud-Dienste am Energiebedarf der Rechenzentren in Europa 60 Prozent betragen wird (Montevecchi et al. 2020:34).
Aufgabe digitaler Fußabdruck
1) Wie sieht mein digitaler CO₂-Fußabdruck aus? Nutzen Sie den Rechner auf der Website www.digitalcarbonfootprint.eu/ und ermitteln Sie die CO₂-Emissionen an Ihrem Arbeitsplatz. Sie können verschiedene Größen bei den jeweiligen Geräten und Diensten verändern, zum Beispiel die Anzahl der genutzten Geräte, die Nutzungsdauer oder den Verwendungszeitraum (die Lebensdauer) des Gerätes. Beachten Sie: Das Tool gibt die Werte pro Jahr aus, also für die Nutzung an 365 Tagen, geht dabei aber häufig von einer Nutzungsdauer von lediglich 5 Stunden pro Tag aus. Damit ist also schon berücksichtigt, dass es pro Kalenderjahr durchschnittlich nur 220 Arbeitstage gibt.
2) Probieren Sie das Tool aus! Ein paar Ideen: Wie groß ist der Unterschied zwischen Laptop und Desktop-Computer (Monitor(e) nicht vergessen!)? Wie wirkt sich Homeoffice aus? Und für den privaten Bereich: Gestreamte Videos besser auf dem Fernseher oder auf dem Tablet schauen?
3) Bestimmen Sie die THG-Emissionen eines durchschnittlichen Arbeitstages. Rechenbeispiele finden Sie in der Tabelle.
Tabelle 4: Emissionen einzelner Aufgaben an einem durchschnittlichen Arbeitstag:
Relevante/berücksichtigte Ressourcen/Energie-Größe | CO₂-Fußabdruck (in CO₂-Äq) | |
Computer + 1 Monitor einen Arbeitstag lang nutzen | Herstellung und Nutzung | 143.000g / 365 = 293g |
im Internet recherchieren (ca. 50 Suchanfragen bei Google) | Stromverbrauch in den Rechenzentren von Google | (Ausgangswert bei 50 Suchanfragen pro Tag: 26kg/a) 26.000g / 365 = 71,23g |
Licht (8 Stunden) | Stromverbrauch (1 LED-Schreibtischlampe mit 5 Watt) | 5W x 8h = 40Wh = 0,04kWh 0,04kWh x 485g CO₂-Äq/kWh = 16,8g |
einen Informationsfilm anschauen (Dauer 30 min; am Rechner, der sowieso an ist) | Videostreaming | (Ausgangswert bei 0,5h pro Tag: 0,54kg/a) 540g / 365 = 1,48g |
drucken und kopieren (0,1 Stunden = 6 min.) | Drucker bzw. Kopierer | (Ausgangswert bei 0,1h pro Tag: 46kg/a) 4.600g / 365 = 12,6g |
Teilnahme an Online-Videokonferenz (1 Stunde) | Energieverbrauch | (Ausgangswert bei 1h pro Tag: 1kg/a) 1.000g / 365 = 2,74g |
Summe |
Quellen: Umweltbundesamt 2022; Öko-Institut e.V. 2020; digitalcarbonfootprint o.J.
Der Versand von E-Mails muss gesondert betrachtet werden, da entsprechende publizierte Werte nicht isoliert den Versand der E-Mail an sich bilanzieren, sondern den Stromverbrauch im Rechenzentrum, den Strom für die Produktion und Nutzung von Router, Desktop-PC und Bildschirm mit einbeziehen.
Tabelle 5: Emissionen beim Versand von E-Mails
15 E-Mails schreiben/beantworten (pro E-Mail 10g CO₂-Äq) | Stromverbrauch im Rechenzentrum, Strom für Produktion und Nutzung von Router, Desktop-PC und Bildschirm | 15 x 10g = 150g |
Quelle: RENN.süd o.J.
Die THG-Emissionen von E-Mails entstehen vor allem durch den Strom, mit dem die Rechenzentren betrieben werden, aber auch durch deren Kühlung. Betrachtet man auch noch die Emissionen bei Produktion und Nutzung von Smartphone, Router, Notebook, Desktop-PC und Bildschirm, deren Verbrauch sich je nach Gerät sehr unterscheiden kann, ergeben sich ca. 10g CO₂-Äq, die beim Verschicken und Lesen einer E-Mail entstehen. Trotzdem sind E-Mails im Vergleich mit der klassischen Papier Briefpost die bessere Wahl: Ein Papierbrief, mit der Post verschickt, verursacht durchschnittlich 20 g CO₂ (RENN.süd o.J.). Dennoch ist das nur ein Teil der Wahrheit. Zu beobachten ist hier ein typischer Rebound-Effekt: Weil es so schnell und einfach ist, E-Mails zu schreiben, wird viel mehr elektronische Post versandt, als man jemals ausdrucken und eintüten würde. Darunter sind auch viele überflüssige Nachrichten. So hat der britische Energieversorger Ovo Energy in einer Studie herausgefunden: Rund 64 Millionen Dankesbotschaften werden allein in Großbritannien täglich unnötigerweise verschickt (Ovo Energy 2019).
Aufgabe: E-Mail-Kommunikation
Bestimmen bzw. berechnen Sie anhand der o.g. Werte:
Wie viele E-Mails senden Sie an einem durchschnittlichen Arbeitstag und welche Emissionen sind damit verbunden? Welche würden sich ganz vermeiden lassen?
Welche E-Mails, die Sie bekommen, können Sie selbst vermeiden (z.B. Newsletter abbestellen, auf automatische Terminerinnerungen verzichten, sich von einem Verteiler nehmen lassen usw.)?
Wie viele E-Mails entsprechen einem per Post gesandten Brief?
Welche Briefpost können Sie per E-Mail erledigen bzw. ganz vermeiden?
Tragen Sie weitere Maßnahmen zusammen, mit denen sich die THG-Emissionen der elektronischen Kommunikation reduzieren lassen (s. z.B. www.nachhaltiger-warenkorb.de/klimabilanz-e-mail-vs-brief/)!
Nachhaltig unterwegs: Bus und Zug statt Flug?
Zum beruflichen Carbon Footprint gehört nicht nur, wie und mit welchen Geräten man arbeitet, sondern auch wo – und vor allem wie man dorthin kommt. Es ist also relevant, sich die beruflich bedingte Mobilität anzuschauen, den Weg zum Büro oder auch die Dienstreise zu einem Projektmeeting oder einem Präsentationstermin.
Um die CO₂-Emissionen eines Arbeitsweges oder einer Dienstreise zu berechnen, werden folgende Größen benötigt:
Entfernung in Personenkilometern (legt eine Person 5 Kilometer zurück sind dies 5 sogenannte Personenkilometer, also 5 Pkm; bei Hin- und Rückweg: x 2 nehmen!)
Verkehrsmittel, mit denen der Weg zurückgelegt wird und zugehörige spezifische CO₂-Äq-Emissionen in g je Personenkilometer.
Die folgende Tabelle zeigt die Klimawirkung des Personennah- und -fernverkehrs. Sie berücksichtigt bei den spezifischen Emissionen neben der Fahrzeugnutzung auch die Energiebereitstellung, die Fahrzeugbereitstellung sowie die Bereitstellung von Infrastruktur. Somit kann auch das Fahrrad in den Vergleich mit einbezogen werden.
Tabelle 6: Spezifische CO₂-Äq-Emissionen in Gramm je Personenkilometer (g/Pkm)
Fahrrad | 9 | Nahlinienbus | 89 | |
Pedelec* | 15 | Straßen-/Stadt-/U-Bahn | 78 | |
Motorrad | 196 | Schienennahverkehr | 74 | |
Pkw | 194 | Schienenfernverkehr | 46 | |
Elektroauto | 147 | Flug National | 218 | |
Fernlinienbus | 32 | Flug International | 198 | |
Sonstiger Reisebus | 34 |
Quellen: Umweltbundesamt 2020, Umweltbundesamt 2020a
*Anmerkung: “Pedelecs (Pedal Electric Cycle) sind Elektrofahrräder. Circa 99% der in Deutschland verkauften E-Räder sind Pedelecs. Sie werden mit Muskelkraft angetrieben und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h durch einen elektrischen Motor mit maximal 250 Watt Leistung beim Treten unterstützt. “ (Umweltbundesamt 2021)
Zur Orientierung dient folgendes Rechenbeispiel: Wer täglich mit der U-Bahn 10 Kilometer zur Arbeit und wieder zurück fährt, verursacht in einem Jahr (bei 220 Arbeitstagen) die folgenden Emissionen:
(10 x 2)Pkm/Tag x 78,09 g CO₂-Äq/Pkm x 220Tage = 343.596 g CO₂-Äq,
also rund 343,6 kg CO₂-Äq.
Aufgabe Treibhausgas Mobilität
Berechnen Sie die Treibhausgasemissionen für verschiedene Wege und verschiedene Verkehrsmittel!
Verschiedene Arbeitswege zum Büro (z.B. 5, 15, oder 25 km einfache Entfernung) mit dem PKW bzw. mit dem Nahverkehrsbus oder der Straßenbahn.
Dienstreise von 550 km Entfernung (in etwa die Strecke Frankfurt/Main – Berlin) mit dem Zug (Schienenfernverkehr) und mit dem Flugzeug (Flug national)
Online oder Präsenz
Sehr viele Berufstätige haben während der Corona-Pandemie die Möglichkeit zum Homeoffice genutzt und schätzen gelernt. Bis zu 70 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben sich in dieser Zeit den Weg ins Büro gespart und ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet. Nach Angaben des Öko-Instituts (Öko-Institut e.V. 2022) wurden 2021 im Schnitt 38 Milliarden Kilometer weniger Arbeitswege als im Jahr 2017 zurückgelegt. Die Einsparungen bei den Emissionen sind entsprechend hoch, denn 93 Prozent der Pendelwege wurden während der Pandemie laut Öko-Institut im eigenen Auto zurückgelegt.
Je nach Ausstattung des Heim-Büros entstehen jedoch unterschiedliche weitere Emissionen – je nachdem ob neue zusätzliche Geräte angeschafft werden oder ob zusätzlich geheizt werden muss. Dennoch haben die Wissenschaftler des Öko-Instituts herausgefunden: „Unsere Bilanz zeigt, dass unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels und bereits ab einem Tag Homeoffice pro Woche die Treibhausgasbilanz sinken kann […] Auch nach der Pandemie kann daher eine Mischung aus Büropräsenz und mobilem Arbeiten aus Umweltgesichtspunkten vorteilhaft sein und selbst im konservativsten Szenario – mit 20 Prozent Homeoffice – rund eine Million Tonnen Treibhausgase einsparen. Das entspricht etwa den Emissionen, die 370.000 Autos durchschnittlich in einem Jahr emittieren.“ (ebd.)
Aufgabe: Videokonferenz oder Meeting in Präsenz? Mobiles Arbeiten im Homeoffice oder Fahrt ins Büro?
Vergleichen Sie die THG-Emissionen des Arbeitsweges eines Tages mit den THG-Emissionen, die bei einer 1-stündigen Videokonferenz entstehen (s. 6.1.3 Tabelle 4).
Nutzen Sie den Online-Rechner www.digitalcarbonfootprint.eu/ und gehen Sie von folgenden vereinfachten Annahmen aus: Sie arbeiten im Homeoffice ebenso wie im Büro mit derselben Geräteumgebung, also beispielsweise mit demselben Laptop, und es ist gerade Sommer – Sie müssen also nicht heizen. Somit besteht der einzige Unterschied in den zusätzlichen Emissionen durch die Videokonferenz. Das Rechenbeispiel ist dann wie folgt:
Emissionen des Arbeitswegs (einfach 5km, Pkw, 1 Person im Auto): 5Pkm x 2 x 194,41 g CO₂-Äq/Pkm = 1.944,1g CO₂Äq
Emissionen der 1-stündigen Videokonferenz: 2,74g CO₂Äq
Neben den insgesamt günstigen Effekten für den Klimaschutz haben mobiles Arbeiten und Homeoffice aber auch soziale Auswirkungen. Einerseits schätzen Berufstätige Vorteile wie
weniger Pendelwege
flexiblere Arbeitszeiten
ortsunabhängiges Arbeiten
eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Aber die Arbeit im Homeoffice birgt auch Risiken:
eine stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben
das Gefühl der Isolation
ein ungleicher Zugang zu einem geeigneten Arbeitsplatz zuhause
Aufgabe: Vor-/Nachteile mobiles Arbeiten
Diskutieren Sie in der Gruppe die Vor- und Nachteile mobilen Arbeitens!
Nachhaltigkeit in der Markforschungsbranche
Die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielen als Forschungsgegenstand in der Markt- und Sozialforschung eine große Rolle. Und das schon seit vielen Jahren. So erscheint bereits seit 1996 regelmäßig alle zwei Jahre die umfassende Studie “Umweltbewusstsein in Deutschland” im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt (BMU) und des Umweltbundesamtes (Umweltbundesamt 2022b). Wie wichtig sind den Konsumenten und Konsumentinnen Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Kaufentscheidungen? Welche Rolle spielt der Klimaschutz bei der Berufswahl? Wie “grün” wird gewählt? Wie nachhaltig sind einzelne Unternehmen und ganze Branchen aufgestellt? Das Spektrum für Aktivitäten der Markt- und Meinungsforschung ist unüberschaubar.
Aber die Marktforschungsbranche will längst nicht mehr nur ihren Auftraggebern mit den nötigen Daten und Erkenntnissen dabei helfen, nachhaltiger zu werden, sondern besinnt sich inzwischen auch selbst auf ihre eigene Klimabilanz und Nachhaltigkeits-Performance. Und Teile von ihr gehen sogar noch weiter und sehen sich selbst in der Verantwortung, maximal zur Abwendung der Klimakrise beizutragen.
Aufgabe: Rolle der Marktforschungsbranche beim Klimaschutz
Welche Rolle kann die Marktforschungsbranche bei der Bewältigung der Klimakrise und für die Erreichung der SDGs einnehmen? Recherchieren Sie dazu im Internet und ziehen Sie z.B. auch die folgenden Quellen heran:
GFK (2022): How We Measure Up: GfK Annual Sustainability Report. www.gfk.com/hubfs/Sustainability/GfK-Annual-Sustainability-Report-2021.pdf?utm_campaign=Global_2022_ESG_Report&utm_source=Sustainability%20page
Insight Climate Collective (o.J.): Net-Zero in Sight. Online:
www.insightclimatecollective.org/
Insight Climate Collective (2022): Net-Zero In Sight: A manual to drive collective and individual action in the insight industry. (Online/download: www.insightclimatecollective.org/s/Net-Zero-In-Sight_A-manual-for-collective-and-individual-action-and-measurable-impact-pnyj.pdf)
Bosma, Durk (2022): Why Market Research Firms Should Prioritize Sustainability. In: GreenBook: Blog. Online: https://www.greenbook.org/mr/market-research-trends/why-market-research-firms-should-care-about-sustainability/
Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse (bezogen auf einzelne Unternehmen und/oder die ganze Branche) in einem kurzen Vortrag.
Diskutieren Sie in der Gruppe/in der Klasse: Inwieweit ergeben sich hier Zielkonflikte mit der erklärten Unparteilichkeit und Unabhängigkeit der Markt- und Sozialforschung (vgl. z.B. das Statement “GfK ist unparteiisch und frei von Interessenskonflikten.” (GFK o.J.))?
Zielkonflikte und Wiedersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte bzw. Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für die Marktforschungsbranche, die – zumindest im Bereich der unabhängigen Markt- und Sozialforschungsinstituten – sich im Markt behaupten und ihre Kundschaft suchen und bedienen muss. Wie andere Wirtschaftsbereiche auch ist die Markt- und Sozialforschung auf Effizienz ausgerichtet. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologisches und umweltschonendes Wirtschaften ist – auch im Dienstleistungssektor – teurer als “herkömmliches”. Unternehmen versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
In der Markt- und Sozialforschung sind die folgenden, beispielhaften Zielkonflikte denkbar, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgespräches diskutiert werden können:
Wie im Privatleben, so auch im Büroalltag klafft eine eklatante Lücke zwischen Bewusstsein und Verhalten. Man möchte ja gerne umwelt- oder klimafreundlicher handeln, doch der Weg vom Kopf zur Hand ist weit, das “say-do-gap” groß, die Bequemlichkeit hartnäckig. Hier könnten klare Richtlinien des Unternehmens (beispielsweise für die Organisation von Meetings oder die Mobilität) und die Motivierung der Mitarbeitenden eine entscheidende Rolle spielen.
Homeoffice vermeidet Pendelverkehr und ist deshalb klimaschonend. Aber es lässt die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und fördert soziale Isolation.
Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen umzusetzen bringt die sozial-ökologische Transformation voran und kann ein Wettbewerbsvorteil sein – andererseits sind solche Maßnahmen häufig mit höheren Kosten verbunden.
Die Markt- und Sozialforschung will Erkenntnisse neutral und unvoreingenommen generieren. Wie lässt sich das mit einem klaren Bekenntnis zu “Mehr Nachhaltigkeit!” vereinbaren?
Wie kann die Marktforschungsabteilung eines für Klimaschutz engagierten Unternehmens mit Forschungsergebnissen umgehen, die eigentlich klimaschädliche Entscheidungen zur Folge haben müssten? Ein Beispiel hierzu: Türen an Kühlregalen im Supermarkt verringern den Energieverbrauch, aber die Marktforschungsabteilung findet heraus, dass die Kunden und Kundinnen dann weniger kaufen.
Die Marktforschungsindustrie sieht ihre Rolle für mehr Nachhaltigkeit darin, ihren Kunden – z.B. den Marketingfachleuten von Unternehmen, aber auch gesellschaftlichen oder politischen Institutionen – dabei zu helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, indem sie ihnen Daten und Fakten für das Treffen der richtigen Entscheidungen liefert. Aber was, wenn dem Kunden Nachhaltigkeit ganz egal ist oder er die Ergebnisse sogar für Greenwashing nutzen will? Ein Beispiel: Sie sollen eine Marktbefragung für ein klimaschädliches Produkt wie „Steak“ konzipieren – das einzig klimafreundliche daran ist die Verpackung.