Fachangestellter für Arbeitsmarktdienstleistungen/Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen
Einleitung
Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung). Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis 2022). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition "Umweltschutz und Nachhaltigkeit"
Standardberufsbildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft – Gesundheit |
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| SDG 1 SDG 3 |
3a – Umwelt- Klima -Kundenberatung |
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| SDG 4 SDG 12 |
3a – Umwelt- Klima – eigener Betrieb |
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| SDG 13 |
3b – Gesellschaft – sozialer Fußabdruck |
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| SDG 8 SDG 10 SDG 16 |
3b – Gesellschaft – Armut |
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| SDG 10 SDG 5 |
3b – Energie – Allgemein |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Geräte |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Energie – Digitalisierung |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Mobilität |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Materialien – Wasser |
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| SDG 6 SDG 12 |
3b – Materialien – Papier |
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| SDG 12 |
3d – Abfälle – allgemein |
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| SDG 13 |
3d – Abfälle – Elektroschrott und Datenmüll |
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| SDG 13 SDG 16 |
3e – Vorschläge |
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| SDG 4 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 SDG 16 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Allgemeiner Hinweis der Bearbeiter: Jeder Beruf ist mit der Nutzung von Ressourcen (Energie, Produkte, Wasser etc.) verbunden. Die Berufsausbildung thematisiert dies aber nur implizit über die alte oder die neue Standardberufsbildposition. In den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen spiegelt sich dies aber nur in ganz wenigen Berufsausbildungen explizit wider. In der folgenden Tabelle haben wir uns vorgenommen, die Nachhaltigkeit für diese Positionen zu operationalisieren im Sinne der integrativen Vermittlung von Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten. Deshalb kann es vorkommen, dass der Bezug der Nachhaltigkeit (Spalte C) zu der Intention der Berufsbildposition (Spalte B) willkürlich gewählt werden musste.
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standardberufsbildposition |
A 1.1 Kundenorientierte Kommunikation, adressaten- und situationsgerechte Kommunikation Lernfeld 1;3;5;7;13 | b1 ) Grundsätze der Kommunikation, Argumentationsstrategien und Gesprächstechniken adressaten- und situationsgerecht anwenden Lernfeld 3: …berücksichtigen im Beratungsgespräch den kulturellen Hintergrund der Kunden. Sie…berücksichtigen … auch deren soziale Lebenssituation sowie ihr familiäres Umfeld. |
| 3a – Umwelt – Klima – Kundenberatung 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3b – Energie -Mobilität 3f – Kommunikation |
A1.1 Kundenorientierte Kommunikation, adressaten- und situationsgerechte Kommunikation Lernfeld 1;3;5;7;13 | b2) Grundsätze der Kommunikation, Argumentationsstrategien und Gesprächstechniken adressaten- und situationsgerecht anwenden Lernfeld 1: Unter Beachtung von Umweltschutzaspekten gestalten sie ihren Arbeitsplatz und organisieren ihre Arbeitsabläufe effektiv. |
| 3a – Umwelt – Klima – eigener Betrieb 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3b – Energie -Geräte -Digitalisierung -Materialien |
A1.1 kundenorientierte Kommunikation, adressaten- und situationsgerechte Kommunikation Lernfeld 1; 4; 7; 14 | c) Wertschätzung und Vertrauensbildung als Grundlage erfolgreicher Kommunikation begreifen und umsetzen Lernfeld 1: Unter Beachtung von Umweltschutzaspekten gestalten sie ihren Arbeitsplatz und organisieren ihre Arbeitsabläufe effektiv. Lernfeld 4: Sie verschaffen sich einen Überblick über Unternehmensziele, insbesondere …Nachhaltigkeit, und reflektieren die Ziele hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Unternehmung, den einzelnen Verbraucher und die Gesellschaft. Lernfeld 7: …Verbindungen zu den anderen Sozialversicherungszweigen. |
| 3b – Gesellschaft – Armut -sozialer Fußabdruck |
A1.1 kundenorientierte Kommunikation, adressaten- und situationsgerechte Kommunikation Lernfeld: 1;3;5;7;13 | d1) Inhalte der Kommunikation Informationen aufbereiten und adressatengerecht kommunizieren Lernfeld 3: beraten die Kunden … zu ausgewählten Leistungen. |
| 3a – Umwelt – Klima – Kundenberatung 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3f – Kommunikation |
A1.1 kundenorientierte Kommunikation, adressaten- und situationsgerechte Kommunikation Lernfeld: 1;3;5;7;13 vom Verf. ergänzt: Lernfeld 9 | d2) Informations- und Kommunikationstechnologie Informationen aufbereiten und adressatengerecht kommunizieren Lernfeld 1: Unter Beachtung von Umweltschutzaspekten gestalten sie ihren Arbeitsplatz und organisieren ihre Arbeitsabläufe effektiv. Lernfeld 5: Für den notwendigen Schriftverkehr verwenden Sie Standardsoftware. Lernfeld 9: …erfassen das Spannungsverhältnis zwischen dem Streben nach bestmöglicher Güterversorgung und der Begrenzung der natürlichen Ressourcen…Sie überdenken in diesem Zusammenhang ihre eigenen Handlungsweisen. Dazu erarbeiten sie Lösungsvorschläge zum sparsamen Umgang mit Ressourcen in ihrem Betrieb. |
| 3b – Energie -Geräte 3d – Abfälle – Elektroschrott und Datenmüll |
| 3a – Umwelt – Klima – eigener Betrieb 3b – Materialien (Wasser, Papier) | ||
A1.2 kundenorientierte Kommunikation, Klärung des Kundenanliegens Lernfeld 1; 3; 5; 6; 9; 10; 12; 13; 14 | c) Aus mündlichen und schriftlichen Informationen den wesentlichen Sachverhalt ermitteln, Lösungsvorschläge entwickeln und weitere Handlungsschritte einleiten Lernfeld 1: Unter Beachtung von Umweltschutzaspekten gestalten sie ihren Arbeitsplatz und organisieren ihre Arbeitsabläufe effektiv. Lernfeld 9: … erfassen das Spannungsverhältnis zwischen dem Streben nach bestmöglicher Güterversorgung und der Begrenzung der natürlichen Ressourcen….erarbeiten sie Lösungsvorschläge zum sparsamen Umgang mit Ressourcen in ihrem Betrieb. |
| 3a – Umwelt – Klima – eigener Betrieb 3b – Energie – Geräte 3b – Energie – Mobilität |
A1.3 Kundenorientierte Kommunikation, KonfliktmanagementLernfeld 1; 5; 10; 13 | a) Konflikte erkennen, analysieren, versachlichen und dabei emotionale Momente berücksichtigen Lernfeld 10: Sie nehmen Beschwerden unter Beachtung deeskalierender Konfliktlösungsstrategien an. |
| 3b – Materialien – Papier 3d – Abfälle – allg. |
A2 Rechtsanwendungen Lernfeld 5;10 | d) Bearbeitungsreife von Vorgängen herstellen und Vorgänge abschließend bearbeiten oder weiterleiten Lernfeld 5: Sie…beachten hierbei die Bestimmungen des Datenschutzes und der Datensicherheit. |
| siehe A 1.2 c |
A2 Rechtsanwendungen Lernfeld 10 | e) Bescheide erlassen Lernfeld 10: Sie wählen die angemessene Zustellungsart der Bescheide aus. |
| 3b – Gesellschaft – sozialer Fußabdruck 3b Energie – Digitalisierung 3d – Abfälle allg |
A3.1 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, Anliegensteuerung Lernfeld 3; 5; 7; 10; 13 | a) Bei Anträgen, Anzeigen und Erklärungen die örtliche und sachliche Zuständigkeit prüfen, Anliegen weiterleiten Lernfeld 3: …kultureller Hintergrund der Kunden. |
| 3a – Umwelt – Klima – eigener Betrieb 3f – Kommunikation |
A3.1 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, Anliegensteuerung Lernfeld 3; 5; 10; 13 | c) Geschäftsprozesse kundenorientiert einleiten Lernfeld 10: Sie…nutzen mögliche Ermessensspielräume und wenden dabei geeignete Nebenbestimmungen an. |
| 3d – Abfälle – allg. 3b Energie – Digitalisierung 3b Energie -Mobilität 3f – Wettbewerbsvorteil |
A3.2 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, Beratung und Vermittlung sowie Integration Lernfeld 3; 5; 7; 13 | a) Kunden über das Beratungs- und Vermittlungsangebot und die entsprechenden Dienstleistungen informieren, Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und dabei besondere Personengruppen berücksichtigen Lernfeld 3: …berücksichtigen im Beratungsgespräch den kulturellen Hintergrund der Kunden. Lernfeld 7: Sie untersuchen mögliche Auswirkungen auf ihre Kunden. |
| 3b – Gesellschaft – Sozialer Fußabdruck -Armut 3f – Kommunikation |
A3.2 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, Beratung und Vermittlung sowie Integration Lernfeld 5;13 | c) Kunden bei der Nutzung von Möglichkeiten zur Selbstinformation unterstützen |
| 3a – Umwelt – Klima – Kundenberatung 3b – Energie – allg. – Geräte 3d – Abfälle allg. |
A3.3 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, Leistungen zur Förderung des Arbeitsmarktausgleichs Lernfeld 3; 7 | a) Kunden arbeitsmarktpolitische Ziele der Leistungen zur Förderung des Arbeitsmarktausgleichs erläutern Lernfeld 7: …Verbindungen zu den anderen Sozialversicherungszweigen. Lernfeld 3: Sie erkennen dabei die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Arbeitgebern und Trägern. |
| 3b – Gesellschaft – Sozialer Fußabdruck -Armut 3f- Kommunikation |
A3.4 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, SGB III Lernfeld: 3;7 | a) Kunden über Bedeutung und Zielsetzung von Leistungen der sozialen Sicherung nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch informieren |
| 3b – Gesellschaft – Armut – sozialer Fußabdruck 3f- Kommunikation |
A3.4 Dienstleistungen des Arbeitsmarktausgleichs und der sozialen Sicherung, SGB III Lernfeld: 5; 10 | c) über Anträge entscheiden |
| 3a – Gesellschaft -Gesundheit 3b – Gesellschaft – Sozialer Fußabdruck 3b – Gesellschaft Armut |
A3.5 Dienstleistungen des AM-Ausgleichs und der soz. Sicherung, SGB II Lernfeld 3; 7, 13 | Siehe A 3.4 a | Siehe A 3.4 a | Siehe A 3.4a |
A4.1 Interne Dienstleistungen, Personalsachbearbeitung Lernfeld: 6 | d) Maßnahmen der Personalrekrutierung, Personalentwicklung und Qualifizierung administrativ bearbeiten |
| 3a – Umwelt – Klima – Kundenberatung 3a – Gesellschaft – Gesundheit 3f – Kommunikation |
A4.2 Interne Dienstleistungen, Controlling und Finanzen Lernfeld: 12 | Controlling als Informations- und Steuerungsinstrument begreifen und das eigene Handeln an geschäftspolitischen Zielen, insbesondere an Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit, ausrichten Lernfeld 12: …führen Wirtschaftlichkeitsprüfungen durch. |
| 3a – Umwelt – Klima – Kundenberatung 3b – Sozialer Fußabdruck 3f – Vorschläge |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die hier vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule bilden zwei Rahmenaufgaben:
1) Ermittlung von CO₂-Emissionen, die im Arbeitsalltag zum Beispiel durch digitales Arbeiten, Kommunikation via E-Mail und Videokonferenzen, durch Dienstreisen, Home Office, Datensicherung/-verarbeitung usw. entstehen.
2) Recherche und Diskussion über nachhaltige und nicht nachhaltige Berufe.
Die Module lassen sich aber auch einzeln bearbeiten. Die Module aus Aufgabe 1 lassen sich problemlos auch in anderen Bereichen der Verwaltung umsetzen.
Rahmenaufgabe CO2 Fußabdruck im Arbeitsalltag
Die Rahmenaufgabe umfasst – ausgehend von der persönlichen CO₂-Bilanz der Auszubildenden – eine Analyse von berufsbezogenen CO₂-Emissionen. Die Auszubildenden sollen die Größenordnungen des CO₂-Fußabdrucks ihres Arbeitsalltags bestimmen und Vorschläge für nachhaltigeres und klimafreundlicheres Arbeiten entwickeln. Die einzelnen Teilaufgaben lassen sich auch isoliert bearbeiten.
Hinweis: Im Folgenden wird häufig von CO₂-Äquivalenten (abgekürzt CO₂-Äq) gesprochen. Dabei werden mehrere Treibhausgase berücksichtigt, die sich jedoch in ihrer Treibhausgaswirkung unterscheiden. Um sie in Summe betrachten zu können, muss ihre Wirkung zunächst in diejenige der entsprechenden Menge CO₂ umgerechnet werden. Die genauere Bezeichnung CO₂-Äq, wird jedoch hin und wieder zur leichteren Lesbarkeit durch CO₂ ersetzt (Beispiel: CO₂-Bilanz).
Persönliche CO2-Bilanz
Im Durchschnitt verursacht eine Bundesbürgerin oder ein Bundesbürger pro Jahr rund 12 Tonnen CO₂-Äq. Klimaverträglich – für jeden Menschen weltweit – wären lediglich zwei Tonnen. (Öko-Institut 2020) Aber welche Menge an Treibhausgas-Emissionen verursache ich ganz konkret mit meinem Lebensstil? Wie viele Tonnen CO₂-Äq entstehen durch Stromverbrauch und Heizen, durch meine Ernährung, mein Konsumverhalten, meine Mobilität? Mit dem CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes lässt sich schnell der private CO₂-Fußabdruck bestimmen. Einen ersten Eindruck innerhalb von zwei Minuten gibt “Mein CO₂-Schnellcheck”. Sehr viel genauer wird “Meine CO₂-Bilanz”, die in 10 bis 20 Minuten erstellt ist, allerdings auch mehr Daten und Informationen (z.B. zu Wohnungsgröße, Heizung) erfordert.
Aufgabe: CO2-Bilanz
Erstellen Sie Ihre persönliche CO₂-Bilanz mithilfe des CO₂-Rechners des Umweltbundesamtes (UBA o.J.): uba.CO₂-rechner.de
Energieverbrauch des Betriebes/Büros
Neben dem Privatleben verursacht auch der Arbeitsalltag CO₂-Emissionen. Informieren Sie sich – etwa durch die Jahresabrechnungen für Strom und Heizenergie –, wie hoch der Energieverbrauch Ihres Betriebes oder alternativ Ihrer Berufsschule ist. Daraus lässt sich mithilfe der folgenden sogenannten Emissionsfaktoren die CO₂-Menge, die bei der Erzeugung des Stroms und der Heizenergie emittiert wurde, berechnen.
Stromverbrauch
Für den deutschen Strommix lag im Jahr 2021 der Emissionsfaktor bei rund 485 Gramm CO₂-Äq-pro Kilowattstunde (Umweltbundesamt 2022c). Der Emissionsfaktor entsteht durch den Mix von Energieanlagen, die Strom aus Wind und Solarstrahlung erzeugen sowie aus Anlagen, die mit Kohle oder Erdgas arbeiten.
Aufgabe: Emissionen des Betriebes
Berechnen Sie die Emissionen Ihres Betriebes durch den Stromverbrauch aus der verbrauchten Menge (angegeben auf der Rechnung) und dem Emissionsfaktor für Strom (Strommix im deutschen Stromnetz):
Stromverbrauch (in kWh) x 485 g CO₂-Äq/kWh
Falls Sie in Ihrem Betrieb Öko-Strom aus erneuerbaren Quellen (v.a. Sonne, Wind, Wasserkraft) beziehen, hängt der Emissionswert von der jeweiligen Quelle bzw. der Kombination aus diesen verschiedenen Quellen und den entsprechenden Mengenverhältnissen ab. Dies lässt sich leider nicht aus der Stromrechnung ablesen. Die dort aufgeführten Emissionsfaktoren beziehen sich meist nur auf die reinen CO2-Emissionen, nicht jedoch auf die gesamten Treibhausgase (CO2-Äquivalente). Um dennoch einen Eindruck vom Unterschied zu bekommen, den der Bezug von Ökostrom macht, aber auch nicht zu positiv zu rechnen, wird vorgeschlagen, den ungünstigsten der drei infrage kommenden Emissionsfaktoren (Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft) zu verwenden. Er lag für Photovoltaik im Jahr 2021 bei rund 57 g CO2-Äq pro kWh Strom (Umweltbundesamt 2022a).
Heizenergie
Wenn im Betrieb Erdgas zum Heizen und zur Warmwassererzeugung genutzt wird, lautet der zu verwendende Emissionsfaktor 244 Gramm CO₂-Äq pro Kilowattstunde. (Umweltbundesamt 2022a).
Aufgabe: Emissionen durch Gasverbrauch
Berechnen Sie die Emissionen durch den Gasverbrauch (in Kilowattstunden angegeben) nach der Formel:
Gasverbrauch (in kWh) x 244 g CO₂-Äq/kWh
Wie hoch sind die Gesamtemissionen (in kg CO₂), die im Betrieb durch Stromverbrauch und Wärme insgesamt entstehen?
Wie hoch sind die Gesamtemissionen pro Mitarbeiter*in?
Die folgende Tabelle zeigt die relevanten Größen, die Sie mit Ihren Werten ergänzen und mit den angegebenen Emssionsfaktoren berechnen müssen:
Tabelle 3: Summe der Emissionen im Betrieb
Einheit | Strom | Wärme/Erdgas | Summe | |
Verbrauch | kWh bzw. m3 | |||
Energie | kWh | |||
Emissionsfaktor | g CO₂-Äq / kWh | 485 | 244 | |
THG-Emissionen | CO₂-Äq in kg | |||
Mitarbeiter*innen | Anzahl | |||
pro Mitarbeiter*in | kg CO₂-Äq/Mitarbeiter*in |
Quellen: Umweltbundesamt 2022c, Umweltbundesamt 2022a
Nachhaltig arbeiten und kommunizieren
Der Energiebedarf eines Betriebes – Strom und Heizenergie – ist im Dienstleistungssektor für einen großen Teil seiner CO₂-Emissionen verantwortlich. Aber es kommen noch andere Aspekte hinzu. Recherchen über Suchmaschinen im Internet, E-Mail-Kommunikation und Videokonferenzen, Speicherung und Verarbeitung von Daten – all das benötigt weit mehr Energie, als nur den Strom, der bei der Nutzung der Geräte vor Ort verbraucht wird. Dahinter stecken Server- und Cloud-Computing-Dienstleistungen von Rechenzentren, deren Energiebedarf enorm ist. Das Umweltbundesamt Österreich prognostiziert für das Jahr 2025, dass der Anteil der Cloud-Dienste am Energiebedarf der Rechenzentren in Europa 60 % betragen wird (Montevecchi et al. 2020:34).
Aufgabe Digitaler Fußabdruck
Wie sieht mein digitaler CO₂-Fußabdruck am Arbeitsplatz aus? Nutzen Sie den Rechner auf der Website www.digitalcarbonfootprint.eu/ und ermitteln Sie die CO₂-Emissionen an Ihrem Arbeitsplatz. Sie können verschiedene Größen bei den jeweiligen Geräten und Diensten verändern, zum Beispiel die Anzahl der genutzten Geräte, die Nutzungsdauer oder den Verwendungszeitraum (die Lebensdauer) des Gerätes. Beachten Sie: Das Tool gibt die Werte pro Jahr aus, also für die Nutzung an 365 Tagen, geht dabei aber häufig von einer Nutzungsdauer von lediglich 5 Stunden pro Tag aus. Damit ist also schon berücksichtigt, dass es pro Kalenderjahr durchschnittlich nur 220 Arbeitstage gibt.
Probieren Sie das Tool aus! Ein paar Ideen: Wie groß ist der Unterschied zwischen Laptop und Desktop-Computer (Monitor(e) nicht vergessen!)? Wie wirkt sich Homeoffice aus? Und für den privaten Bereich: Gestreamte Videos besser auf dem Fernseher oder auf dem Tablet schauen?
Bestimmen Sie die THG-Emissionen eines durchschnittlichen Arbeitstages. Rechenbeispiele finden Sie in der Tabelle.
Tabelle 4: Emissionen einzelner Aufgaben an einem durchschnittlichen Arbeitstag:
Relevante/berücksichtigte Ressourcen/Energie-Größe | CO₂-Fußabdruck (in CO₂-Äq) | |
Computer + 1 Monitor einen Arbeitstag lang nutzen | Herstellung und Nutzung | 143.000g / 365 = 293g |
im Internet recherchieren (ca. 50 Suchanfragen bei Google) | Stromverbrauch in den Rechenzentren von Google | (Ausgangswert bei 50 Suchanfragen pro Tag: 26kg/a) 26.000g / 365 = 71,23g |
Licht (8 Stunden) | Stromverbrauch (1 LED-Schreibtischlampe mit 5 Watt) | 5W x 8h = 40Wh = 0,04kWh 0,04kWh x 485g CO₂-Äq/kWh = 16,8g |
einen Informationsfilm anschauen (Dauer 30 min; am Rechner, der sowieso an ist) | Videostreaming | (Ausgangswert bei 0,5h pro Tag: 0,54kg/a) 540g / 365 = 1,48g |
drucken und kopieren (0,1 Stunden = 6 min.) | Drucker bzw. Kopierer | (Ausgangswert bei 0,1h pro Tag: 46kg/a) 4.600g / 365 = 12,6g |
Teilnahme an Online-Videokonferenz (1 Stunde) | Energieverbrauch | (Ausgangswert bei 1h pro Tag: 1kg/a) 1.000g / 365 = 2,74g |
Summe |
Quellen: Umweltbundesamt 2022c; Öko-Institut e.V. 2020b; digitalcarbonfootprint o.J.
Der Versand von E-Mails muss gesondert betrachtet werden, da entsprechende publizierte Werte nicht isoliert den Versand der E-Mail an sich bilanzieren, sondern den Stromverbrauch im Rechenzentrum, den Strom für die Produktion und Nutzung von Router, Desktop-PC und Bildschirm mit einbeziehen.
Tabelle 5: Emissionen beim Versand von E-Mails
15 E-Mails schreiben/beantworten (pro E-Mail 10g CO₂-Äq) | Stromverbrauch im Rechenzentrum, Strom für Produktion und Nutzung von Router, Desktop-PC und Bildschirm | 15 x 10g = 150g |
Quelle: RENN. o.J.
Die THG-Emissionen von E-Mails entstehen vor allem durch den Strom, mit dem die Rechenzentren betrieben werden, aber auch durch deren Kühlung. Betrachtet man auch noch die Emissionen bei Produktion und Nutzung von Smartphone, Router, Notebook, Desktop-PC und Bildschirm, deren Verbrauch sich je nach Gerät sehr unterscheiden kann, ergeben sich ca. 10 g CO₂-Äq, die beim Verschicken und Lesen einer E-Mail entstehen. Trotzdem sind E-Mails im Vergleich zur klassischen Briefpost die bessere Wahl: Ein Brief mit der Post verschickt, verursacht durchschnittlich 20 g CO₂ (RENN o.J.). Dennoch ist das nur ein Teil der Wahrheit. Zu beobachten ist hier ein typischer Rebound-Effekt: Weil es so schnell und einfach ist, E-Mails zu schreiben, wird viel mehr elektronische Post versandt, als man jemals ausdrucken und eintüten würde. Darunter sind auch viele überflüssige Nachrichten. So hat der britische Energieversorger Ovo Energy in einer Studie herausgefunden: Rund 64 Millionen Dankesbotschaften werden allein in Großbritannien täglich unnötigerweise verschickt (Ovo Energy 2019).
Aufgabe: E-Mail-Kommunikation
Bestimmen bzw. berechnen Sie anhand der o.g. Werte:
Wie viele E-Mails senden Sie an einem durchschnittlichen Arbeitstag und welche Emissionen sind damit verbunden? Welche würden sich ganz vermeiden lassen?
Welche E-Mails, die Sie bekommen, können Sie selbst vermeiden (z.B. Newsletter abbestellen, auf automatische Terminerinnerungen verzichten, sich von einem Verteiler nehmen lassen usw.)?
Wie viele E-Mails entsprechen einem per Post gesandten Brief?
Welche Briefpost können Sie per E-Mail erledigen bzw. ganz vermeiden?
Tragen Sie weitere Maßnahmen zusammen, mit denen sich die THG-Emissionen der elektronischen Kommunikation reduzieren lassen (s. z.B. Renn o.J. Online: www.nachhaltiger-warenkorb.de/klimabilanz-e-mail-vs-brief/)!
Nachhaltig unterwegs: Bus und Zug statt Flug?
Zum beruflichen Carbon Footprint gehört nicht nur, wie und mit welchen Geräten man arbeitet, sondern auch wo – und vor allem wie man dorthin kommt. Es ist also relevant, sich die beruflich bedingte Mobilität anzuschauen, den Weg zum Büro oder auch die Dienstreise zu einem Projektmeeting oder einem Präsentationstermin. Um die CO₂-Emissionen eines Arbeitsweges oder einer Dienstreise zu berechnen, werden folgende Größen benötigt:
Entfernung in Personenkilometern (legt eine Person 5 Kilometer zurück sind dies 5 sogenannte Personenkilometer, also 5 Pkm; bei Hin- und Rückweg: x 2 nehmen!)
Verkehrsmittel, mit denen der Weg zurückgelegt wird und zugehörige spezifische CO₂-Äq-Emissionen in g je Personenkilometer.
Die folgende Tabelle zeigt die Klimawirkung des Personennah- und -fernverkehrs. Sie berücksichtigt bei den spezifischen Emissionen neben der Fahrzeugnutzung auch die Energiebereitstellung, die Fahrzeugbereitstellung sowie die Bereitstellung von Infrastrukturen. Somit kann auch das Fahrrad in den Vergleich mit einbezogen werden.
Tabelle 6: Spezifische CO₂-Äq-Emissionen in Gramm je Personenkilometer (g/Pkm)
Fahrrad | 9 | Motorrad | 196 | |
Pedelec* | 15 | Pkw | 194 | |
Schienennahverkehr | 74 | Elektroauto | 147 | |
Schienenfernverkehr | 46 | Fernlinienbus | 32 | |
Flug National | 218 | Sonstiger Reisebus | 34 | |
Flug International | 198 | Nahlinienbus | 89 | |
Straßen-/Stadt-/U-Bahn | 78 |
Quellen: Umweltbundesamt 2020b, Umweltbundesamt 2020a
*Anmerkung: “Pedelecs (Pedal Electric Cycle) sind Elektrofahrräder. Circa 99% der in Deutschland verkauften E-Räder sind Pedelecs. Sie werden mit Muskelkraft angetrieben und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h durch einen elektrischen Motor mit maximal 250 Watt Leistung beim Treten unterstützt. “ (Umweltbundesamt 2021e)
Zur Orientierung dient folgendes Rechenbeispiel: Wer täglich mit der U-Bahn 10 Kilometer zur Arbeit und wieder zurück fährt, verursacht in einem Jahr (bei 220 Arbeitstagen) die folgenden Emissionen:
(10 x 2)Pkm/Tag x 78 g CO₂-Äq/Pkm x 220Tage = 343.596 g CO₂-Äq,
also rund 344 kg CO₂-Äq.
Aufgabe: Treibhausgasemissionen Mobilität
Berechnen Sie die Treibhausgasemissionen für verschiedene Wege und verschiedene Verkehrsmittel!
Verschiedene Arbeitswege zum Büro (z.B. 5, 15, oder 25 km einfache Entfernung) mit dem PKW bzw. mit dem Nahverkehrsbus oder der Straßenbahn.
Dienstreise von 550 km Entfernung (in etwa die Strecke Frankfurt/Main – Berlin) mit dem Zug (Schienenfernverkehr) und mit dem Flugzeug (Flug national)
Online oder Präsenz?
Sehr viele Berufstätige haben während der Corona-Pandemie die Möglichkeit zum Homeoffice genutzt und schätzen gelernt. Bis zu 70 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben sich in dieser Zeit den Weg ins Büro gespart und ganz oder teilweise im Homeoffice gearbeitet. Nach Angaben des Öko-Instituts (Öko-Institut e.V. 2022) wurden 2021 im Schnitt 38 Milliarden Kilometer weniger Arbeitswege als im Jahr 2017 zurückgelegt. Die Einsparungen bei den Emissionen sind entsprechend hoch, denn 93 Prozent der Pendelwege wurden während der Pandemie laut Öko-Institut im eigenen Auto zurückgelegt.
Je nach Ausstattung des Heimbüros entstehen jedoch unterschiedliche weitere Emissionen – je nachdem ob neue zusätzliche Geräte angeschafft werden oder ob zusätzlich geheizt werden muss. Dennoch haben die Wissenschaftler des Öko-Instituts herausgefunden: „Unsere Bilanz zeigt, dass unabhängig von der Wahl des Verkehrsmittels und bereits ab einem Tag Homeoffice pro Woche die Treibhausgasbilanz sinken kann […] Auch nach der Pandemie kann daher eine Mischung aus Büropräsenz und mobilem Arbeiten aus Umweltgesichtspunkten vorteilhaft sein und selbst im konservativen Szenario – mit 20 Prozent Homeoffice – rund eine Million Tonnen Treibhausgase einsparen. Das entspricht etwa den Emissionen, die 370.000 Autos durchschnittlich in einem Jahr emittieren.“ (ebd.)
Aufgabe: Videokonferenz oder Meeting in Präsenz? Mobiles Arbeiten im Homeoffice oder Fahrt ins Büro?
Vergleichen Sie die THG-Emissionen des Arbeitsweges eines Tages mit den THG-Emissionen, die bei einer 1-stündigen Videokonferenz entstehen (s. 6.1.3 Tabelle 4).
Nutzen Sie den Online-Rechner www.digitalcarbonfootprint.eu/ und gehen Sie von folgenden vereinfachten Annahmen aus: Sie arbeiten im Homeoffice ebenso wie im Büro mit denselben Geräten, also beispielsweise mit demselben Laptop, und es ist gerade Sommer – Sie müssen also nicht heizen. Somit besteht der einzige Unterschied in den zusätzlichen Emissionen durch die Videokonferenz. Das Rechenbeispiel ist dann wie folgt:
Emissionen des Arbeitswegs (einfach 5km, Pkw, 1 Person im Auto):
5 Pkm x 2 x 194 g CO₂-Äq/Pkm = 1.944 g CO₂Äq
Emissionen der 1-stündigen Videokonferenz: 2,74 g CO₂Äq
Neben den insgesamt günstigen Effekten für den Klimaschutz haben mobiles Arbeiten und Homeoffice aber auch soziale Auswirkungen. Einerseits schätzen Berufstätige die Vorteile:
Weniger Pendelwege;
flexiblere Arbeitszeiten;
ortsunabhängiges Arbeiten sowie
eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Aber die Arbeit im Homeoffice birgt auch Risiken:
eine stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben;
das Gefühl der Isolation sowie
ein ungleicher Zugang zu einem geeigneten Arbeitsplatz zuhause.
Aufgabe: Vor-/Nachteile mobiles Arbeiten
Diskutieren Sie in der Gruppe die Vor- und Nachteile mobilen Arbeitens!
Recherche zu und Diskussion um Nachhaltigkeit in Berufen
Wo und wie findet man Jobs, in denen Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt? Es gibt verschiedene Herangehensweisen, die konkreten Berufe in Deutschland als “nachhaltig” zu klassifizieren. Schauen Sie sich alle an und finden und diskutieren Sie die Unterschiede:
www.gruene-arbeitswelt.de/ (Netzwerk Grüne Arbeitsweit o.J.)
www.bibb.de/de/123631.php (BIBB o.J.b)
Auf dieser Internetseite werden “Grüne” Berufe mit Bildern dargestellt:
www.umwelt-im-unterricht.de/medien/bilder/bandbreite-der-berufe-im-umwelt-und-klimaschutz (BMUV 2022).
Welche Berufe fehlen, wenn “grün” weiter gedacht wird?
Welche Berufe fehlen, wenn auch die soziale Nachhaltigkeit mit ins Boot geholt wird?
Erstellung einer Berufspräsentation im Hinblick auf Nachhaltigkeit
Betrachten Sie diesen Beruf: ElektronikerInnen und Elektroniker – Energie -und Gebäudetechnik. Nutzen Sie dafür planet-beruf.de/schuelerinnen/berufe-finden/a-z , schauen Sie sich den Film und die anderen Informationen an. Erstellen Sie eine Präsentation mit Informationen über diesen Beruf mit folgender Fragestellung:
Ist dieser Beruf nachhaltig?
Diskutieren Sie, ob dieser Beruf nachhaltig ist oder nicht.
Unterscheiden Sie dabei auch zwischen Beruf und Unternehmen.
Finden Sie Beispiele für nachhaltige Beschäftigungen in diesem Berufsbild.
Im Folgenden wird die Übung am Beispiel des Bäckers und der Bäckerin durchgeführt. Laut dem Onlineportal Berufenet der Bundesagentur für Arbeit geht der Trend des Bäckerhandwerks in Richtung Nachhaltigkeit:
Nachhaltigkeit in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk
Für Verbraucher werden nachhaltige, regionale Lebensmittel aus fair produzierten Rohstoffen und in umweltfreundlichen Verpackungen immer wichtiger. In der Ernährungsindustrie und Lebensmittelhandwerk wird deshalb z.T. bereits im Einkauf auf faire und ökologische Herstellungs-, Liefer- und Arbeitsbedingungen beim Erzeuger geachtet, u.a. auf artgerechte Haltung der Tiere und auf Getreide, Obst und Gemüse aus Bio-Anbau. Angehörige lebensmittelverarbeitender Berufe überarbeiten z.B. Rezepturen im Sinne einer gesundheitsfördernden Ernährung, verwenden weniger Salz, Zucker und tierische Fette oder entwickeln Technologien, um Rohstoffe schonend und nachhaltig zu Lebensmitteln zu verarbeiten. Um Ressourcen zu sparen und Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, setzen viele Unternehmen z.B. bereits energieeffiziente Anlagen für die Kälteerzeugung oder die Druckluft- und Frischluftversorgung ein und versuchen, Lebensmittelverschwendung und Abfälle zu vermeiden. (BA o.J.a)
Hier finden Sie die Tätigkeitsinhalte des Berufs aufgelistet. Grün markiert sind die möglichen nachhaltigen Einsatzfelder.
Tabelle: Tätigkeiten des Bäcker/der Bäckerin
Tätigkeiten (Quelle BA o. J.b) |
Verschiedene Brotsorten, Bio Backwaren, Kleingebäck wie Brötchen, Hörnchen, Feinbackwaren, Dauerbackwaren und Lebkuchen herstellen
Spezielle Massen herstellen, z.B. Makronen-, Bienenstich- und Baisermassen
Überzüge, Füllungen und Cremes herstellen und verarbeiten
Torten und Desserts herstellen
Speiseeis und andere Süßspeisen (z.B. süße Eierspeisen) herstellen Partykleingebäck, Backwarensnacks und kleine Gerichte zubereiten
Arbeitsabläufe vor- und nachbearbeiten
in kleineren Betrieben ggf. im Verkauf mitarbeiten
|
2 Beispiele |
“Neue Speisen entwickeln”: Nachhaltigkeit bezieht sich auch auf gesundheitliche Aspekte. So soll die Gesundheit in der Bevölkerung verbessert werden. Mit Gerichten, die weniger Zucker und Fett enthalten oder die mit Vollkornmehl hergestellt werden, kann der Bäcker oder die Bäckerin zu mehr Gesundheit in unserer Gesellschaft beitragen. |
“Geräte und Maschinen”: Dabei geht es um den Energieverbrauch, der durch bewusste Auswahl von Geräten oder Energiequellen verringert werden kann. |
Das Unternehmen als weiteres Kriterium: Vergleiche die Inhalte der Internetseiten von Märkisches Landbrot, https://www.landbrot.de/, und Harry Brot, https://www.harry-brot.de/. Wie unterscheiden sich die Betriebe in Sachen Nachhaltigkeit? |
Die Einordnung weiterer Berufe als nachhaltig
Auf der Webseite
https://planet-beruf.de/schuelerinnen/berufe-finden/berufsfelder
finden Sie alle Berufsfelder zu Ausbildungen. Finden Sie in 10 Berufsfeldern einen Beruf, der besonders viel zur ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit beiträgt, und suchen Sie 1 heraus, von dem Sie glauben, dass seine Tätigkeit negative ökologische Folgen hat oder haben kann. Begründen Sie Ihre Entscheidung. Beachten Sie dabei, dass es
direkte grüne Berufe gibt (z.B. Fachkraft – Kreislauf- und Abfallwirtschaft) – die Tätigkeit an sich ist immer besser für die Umwelt/das Klima/die Gesellschaft.
und indirekte grüne Berufe gibt (z.B. Bäcker*in) – es kommt auf das Unternehmen/das Produkt an, ob der Beruf nachhaltig ist.
Tabelle: Gegenüberstellung von Berufen
großer Beitrag zur ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit | eher negativer Beitrag zur ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit | |
Berufsfeld Technik, Technologiefelder | Zweiradmechatroniker*in – Fahrradtechnik | Fluggerätelektroniker*in |
Begründung | Wenn Menschen mehr Fahrrad statt motorisierte Fahrzeuge benutzen, ist das klimafreundlicher und beugt dem Klimawandel vor. | Flugzeugverkehr hat durch den fossilen Brennstoff Kerosin einen großen Anteil an CO2-Emissionen und trägt daher zum Treibhauseffekt bei. |
Hinweis: Im Prinzip kann fast jeder Beruf einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten – die Frage ist wie. Wenn ein*e Fluggerätelektroniker*in beispielsweise Privatjets wartet, führt dies zu erheblichen Emissionen aufgrund der schlechten Klimabilanz von Privatjets. Wartet er oder sie hingegen Großraumflugzeuge für Langstrecken, so ist die Tätigkeit ein Beitrag zur Nachhaltigkeit: Die Emissionen je Passagier in einem Großraumflugzeug sind deutlich geringer als in einem Privatjet. Auch zwischen den verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit gibt es unterschiedliche Bewertung. Wartet er oder sie Flugzeuge zur Brandbekämpfung oder Rettungsflugzeuge, ist dies positiv für die soziale Dimension der Nachhaltigkeit, selbst wenn die Emissionen eines Rettungsfliegers denen eines Privatjets in Nichts nachstehen.
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für die Verwaltung. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Wie andere Wirtschaftsbereiche auch ist die Arbeitsverwaltung auf Effizienz ausgerichtet, auch wenn sie mit ihren Ressourcen für sozialen Ausgleich sorgen soll. Klassisch ist deshalb auch bei ihr der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologisches und umweltschonendes Wirtschaften ist – auch im Dienstleistungssektor – teurer als “herkömmliches”. Unternehmen versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Berufswahl häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
Wie im Privatleben, so auch im Büroalltag klafft eine eklatante Lücke zwischen Bewusstsein und Verhalten. Man möchte ja gerne umwelt- oder klimafreundlicher handeln, doch der Weg vom Kopf zur Hand ist weit, das “say-do-gap” groß, die Bequemlichkeit hartnäckig. Hier könnten klare Richtlinien des Unternehmens (beispielsweise für die Organisation von Meetings oder die Mobilität) und die Motivierung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine entscheidende Rolle spielen.
Deutschland braucht Fachkräfte, die qualifiziert z.B. an der Energiewende mitwirken können. Dazu sind Qualifizierungen und die Nutzung aller menschlichen ”Ressourcen” nötig. Manche Berufe fallen durch den technischen Wandel weg, so dass einige ihre Arbeit verlieren werden. Dem kann mit dem Konzept vom „lebenslangen Lernen” vorgebeugt werden. Diese Tatsache trifft auf einen Wirtschaftlichkeit Konflikt: Die notwendigen Qualifizierungen, z.B. in Form von Nachholen von Schulabschlüssen oder Weiterbildungen in einem erlernten Beruf, sowie die notwendigen Integrationen von Menschen mit Behinderung, sind für den Staat oft in Form der BA teuer, auch wenn sie sich langfristig z.B. mit längerer Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auszahlen. “Lebenslanges Lernen” ist auch unter dem Stichwort “nachhaltige Bildung für alle” ein wichtiger Nachhaltigkeitsaspekt.
Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen sind wichtige Beitragszahler*innen in die Arbeitslosenversicherung. Auch sie müssen in diesen Transformationsprozess mitgenommen werden, indem die Vorteile für sie übersetzt werden. Der Zielkonflikt betrifft bei ihnen meistens den Wirtschaftlichkeitsaspekt: Eine Investition z.B. in eine Digitalisierungs- Maßnahme oder in Mitarbeiter*innen -schulungen sollten nicht nur einen moralisch oder gesellschaftlich sinnvollen Nutzen, sondern auch einen handfesten Geschäftsvorteil für das Unternehmen beinhalten.
Die individuelle Berufswahl ist ein Grundrecht und gehört zu einem Leben in Selbstbestimmung dazu. Es darf kein anderer bestimmen, was die Menschen für einen Beruf wählen. Wir bräuchten aber z.B. für eine Energiewende viel mehr Fachkräfte aus dem MINT-Bereich (Mathe – Informatik – Naturwissenschaft – Technik). Leider entscheiden sich viel zu wenige junge Menschen (besonders zu wenige Frauen) für MINT-Berufe und keiner kann oder darf sie zwingen. Es ist nur möglich, dass sehr früh (Beginn in der Grundschule) für MINT begeistert wird, z.B. indem Geschlechterklischees entgegengewirkt wird. Oder dass Berufe schlicht attraktiver werden; Vorbilder gibt es bereits bei Handwerker*innen, z.B. ein Arbeitsbeginn erst um 8 Uhr oder eine 4-Tage-Woche.
Die Bestimmung von nachhaltigen Berufen ist nicht so einfach, wie Übung 6.2.1 zeigt. Berufe können eine nachhaltige Seite haben, je nachdem, wo der Beruf oder mit welcher Spezialisierung oder Fortbildung der Beruf ausgeübt wird. Und Berufe und Qualifizierungen unterliegen der gesellschaftlichen Veränderung. Zielkonflikte können sich verändern und auflösen: Wenn Flugzeuge zukünftig mit Wasserstoff fliegen, sind Berufe in der Luftfahrt vielleicht nicht mehr umweltschädigend, und das Flugzeug wird vielleicht irgendwann die beste Verkehrsmittelwahl sein. Straßen werden u.U. dem Ackerbau oder Naturschutz weichen. Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistungen, die z.B. im Berufsinformationszentrum über Berufe und Qualifizierungen informieren, müssen diese Trends mit berücksichtigen.