Dachdecker/Dachdeckerin Ausbildung nach Schwerpunkt – Abdichtungstechnik
Wichtiger Hinweis
Für die verschiedenen Fachrichtungen „Dachdecker und Dachdeckerin“ wurden ein gemeinsames HGM, ein IP und eine FS erstellt. Verschiede Aspekte der berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen der verschiedenen Fachrichtungen wurden im IP behandelt.
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die 4 neuen Positionen „Umweltschutz und Nachaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“, „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BiBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
Tabelle 1 – Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofil gebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen.
Als Rahmenaufgabe bietet sich eine Klimaanalyse eines Dachdeckerbetriebes an, aus der sich dann Vorschläge zu mehr Klimaschutz entwickeln können. Diese Aufgabe ist im Rahmen eines größeren Projekts mit Auszubildenden gut machbar, es lassen sich aber auch Teilaufgaben bearbeiten. Die Klimaanalyse untersucht folgende drei Aspekte:
- Materialauswahl
- Energieverbrauch des Betriebes
- Maßnahmen zur Abfallvermeidung
Alle drei Aspekte sind klimarelevant, wobei der Energieverbrauch des Betriebes und die Maßnahmen zur Ressourcenschonung die größte Klimawirksamkeit aufweist . (Bitte informieren Sie sich hierzu im Hintergrundmaterial (HGM) dieses Projektes). Wenn Sie nur Teile der Analyse durchführen wollen, wählen Sie diejenigen Aspekte, Produkte oder Geräte aus, für die Sie gegebenenfalls später klimafreundliche Verbesserungsvorschläge machen wollen.
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Beispiele für berufsbildbezogene Zielkonflikte sind folgende:
- Dämm- und Dichtungsmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen sind in ihrer Anschaffung und Montage teurer als z. B. Mineralfaserdämmstoffe oder PU-Schaum. Das Argument einer besseren Klimabilanz muss den potenziellen Kunden gegenüber “verkauft” werden.
- Hinzu kommt, dass eine qualitativ hochwertige Bauausführung nur mit einem höheren Stundenkontingent zu erreichen ist. Auch das führt zu höheren Investitionskosten für die Kundschaft, die den langfristigen Nutzen einer qualitativ hochwertigeren Bauausführung, mit der auch eine höhere Lebensdauer der Gewerke verbunden ist, häufig nicht erkennen und dafür nicht bezahlen wollen.
- Bei Sanierungen (gerade auch bei energetischen) von vermieteten Bestandsbauten werden aus Kostengründen häufig preiswerte Sub-Unternehmer*innen beauftragt, die eine mangelhafte Bauausführung z. B. bei Anschlussdetails nach sich zieht. Die preiswerte Anfangsinvestition wird mit hohen Folgekosten für Hauseigentümer (Folgekosten) und Nutzern/ Mietern (Gesundheitsfolgen) bezahlt.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
AO Ausbildungsordnung
BBNE Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
BNE Bildung für Nachhaltige Entwicklung
CO2-Äq Kohlendioxid-Äquivalente
FS Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte
HGM Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial)
IP Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial)
RLP Rahmenlehrplan
SBBP Standardberufsbildposition
SDG Sustainable Development Goals
THG Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq)
Literatur
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.): Ausbildungsordnung Dachdecker. Online: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/PM_Dachdecker.pdf
KMK (2016) R A H M E N L E H R P L A N für den Ausbildungsberuf Dachdecker und Dachdeckerin. Online: https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/Bildung/BeruflicheBildung/rlp/Dachdecker_16-01-29-E.pdf
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BMBF (o. J.): Was ist BNE? Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Carbon Care (o. J.): CO2-Emissionsrechner. Online: https://www.carboncare.org/co2-emissions-rechner
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
Öko-Institut (2008): Ökobilanzieller Vergleich von Dachziegel und Dachstein. Online: https://www.oeko.de/oekodoc/754/2008-218-de.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standard- berufsbild- position | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a Gesellschaft – Wertschöpfungskette |
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| SDG 8 SDG 16 SDG 17 |
3a Gesellschaft – Soziale Verantwortung |
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| SDG 8 |
3a Gesellschaft – Gesundheit |
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| SDG 3 |
3a Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
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| SDG 5 SDG 8 SDG 13 |
3a Umwelt – Klimawandel |
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| SDG 13 |
3a Umwelt – Rohstoffe |
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| SDG 12 |
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| SDG 12 SDG 13 SDG 15 | |
3a Umwelt – Ressourcen |
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| SDG 6 |
3d Umwelt – Abfälle |
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| SDG 12 SDG 13 SDG 14 SDG 15 |
3a Umwelt – Recycling |
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| SDG 12 SDG 13 SDG 14 SDG 15 |
3a Umwelt 3b Energie |
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| SDG 7 SDG 12 SDG 13 |
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| SDG 7 SDG 12 SDG 13 | |
3b – Umwelt Mobilität |
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| SDG 7 SDG 12 SDG 13 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 3 SDG 4 SDG 5 SDG 8 SDG 10 |
4c) Digitalisierte Arbeitswelt- Dokumentation |
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| SDG 4 SDG 12 SDG 13 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
A1 – Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen Lernfelder: 1, 2 | a) Eignung der Verkehrswege beurteilen und Maßnahmen zur Nutzung ergreifen b) Arbeitsplatz auf der Baustelle einrichten, sichern, unterhalten und räumen und ergonomische Gesichtspunkte berücksichtigen c) persönliche Schutzausrüstungen verwenden sowie Maßnahmen zum Schutz von Personen auf Baustellen ergreifen RLP- Lernfelder Zielformulierungen zu Nachhaltigkeitsaspekten: Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 1: (…) analysieren die bauliche und örtliche Situation mit dem Ziel, eine Baustelle unter Beachtung (…) des Umweltschutzes einzurichten. (…) Lernfeld 2: (…) entwickeln Verantwortungsbewusstsein für die Sicherheit am Arbeitsplatz und den schonenden Umgang mit Ressourcen. (…) |
| 3a) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3a) Gesellschaft – Gesundheit |
A1 – Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen Lernfelder: 1, 8, 9 | h) Belüftung von Arbeitsplätzen in geschlossenen Räumen sicherstellen i) Gefahrstoffe erkennen, mögliche Gefahren, insbesondere durch Freileitungen und in Betrieb befindliche Maschinen und Anlagen, abschätzen und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr ergreifen k) Maßnahmen des Naturschutzes bei Dächern und Außenwandbekleidungen ergreifen, insbesondere für Vögel und Fledermäuse l) Baustoffe, Geräte und Maschinen für den Abtransport vorbereiten m) Abfälle und Verpackungen für den Abtransport vorbereiten und einer sortenreinen Entsorgung zuführen Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 1: (…) analysieren die bauliche und örtliche Situation mit dem Ziel, eine Baustelle unter Beachtung (…) des Umweltschutzes einzurichten. (…) Lernfeld 8+9: (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) Lernfeld 12: Sie führen anfallende Wertstoffe dem Recycling zu. (…) vgl. auch Lernfelder 13a, 13b, 14, 15, 17 |
| 3a) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3d) Abfälle vermeiden 3a) Umwelt Klimawandel 3a) Umwelt – Ressourcen 3d) Umwelt – Recycling |
A2 – Auswählen, Prüfen und Lagern und Bearbeiten von Bau- und Bauhilfsstoffen Lernfelder: 2, 5, 8 | a) Bau- und Bauhilfsstoffe ermitteln, anfordern, transportieren, auf Verwendbarkeit, Maßhaltigkeit und Formgenauigkeit prüfen und lagern c) Kunststoffe, insbesondere Thermoplaste, Duromere und Elastomere, sowie bituminöse Werkstoffe, nach ihren Eigenschaften unterscheiden und bearbeiten e) Klebe-, Anstrich- und Dichtungsmittel, insbesondere für Flüssigabdichtungen, unterscheiden und verarbeiten Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 2: (…) informieren sich über die Unterschiede von Dachziegel- und Dachsteinarten (…) entwickeln Verantwortungsbewusstsein für (…) den schonenden Umgang mit Ressourcen. (…) Lernfeld 5: (…) durchdenken die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung des Waldes (…) diskutieren über Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Baustoffes Holz. (…) Lernfeld 8: (…) informieren sich über (…) geeignete Werkstoffe für die Funktionsschichten (Luftdichtigkeitsschicht, Wärmedämmung, Winddichtigkeitsschicht, (…) |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3a) Umwelt – Rohstoffe 3b) Umwelt – Mobilität 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Umwelt – Recycling |
A2 – Auswählen, Prüfen und Lagern und Bearbeiten von Bau- und Bauhilfsstoffen Lernfelder: | f) Deckwerkstoffe, insbesondere Schiefer, Dachplatten, Schindeln, Dachziegel, Dachsteine, Metalle, Kunststoffe, Holz sowie bituminöse Werkstoffe, nach Eigenschaften und Verwendungszweck unterscheiden und bearbeiten g) Außenwandbekleidungswerkstoffe, insbesondere Schiefer, Fassadenplatten, Schindeln, keramische Werkstoffe, Metalle, Kunststoffe sowie Holz, nach Eigenschaften und Verwendungszweck unterscheiden und bearbeiten h) Dämmstoffe nach Eigenschaften und Verwendungszweck unterscheiden und bearbeiten Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 2 und Lernfeld 5. s.o. Lernfeld 9: (…) informieren sich über Herstellung, Verwendung, Eigenschaften (…) der verwendeten Materialien. (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) Lernfeld 12: (…) führen anfallende Wertstoffe dem Recycling zu. Lernfeld 13a: (…) planen (…) nach ökonomischen und ökologischen Aspekten. (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) Lernfeld 6: (…) informieren sich über (…) Dämmstoffe (…) Lernfeld 11: (…) erfassen technische Ausführungen (Unterkonstruktion), deren ökologische und ökonomische Unterschiede (…) |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3a) Umwelt – Rohstoffe 3b) Umwelt – Mobilität 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Umwelt – Recycling |
A5 – Be- und Verarbeitungen von Holz und Holzwerkstoffen, sowie Herstellen von Holzbauteilen Lernfelde: 5 | a) Holz und Holzwerkstoffe nach dem Verwendungszweck auswählen und lagern c) Maßnahmen des vorbeugenden Holzschutzes durchführen e) Verankerungs-, Verbindungs- und Befestigungsmittel für Holz und Holzwerkstoffe auswählen und anwenden und einschlägige Richtlinien beachten Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 5: (…) durchdenken die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung des Waldes. (…) erkundigen sich über die Holzfeuchte (…) ermitteln den Materialbedarf (Verschnitt), erstellen Materiallisten (Holzlisten) (…) reflektieren die Materialauswahl sowie den Herstellungsprozess und diskutieren über Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Baustoffes Holz. (…) Lernfeld 5: (…) Um die Dauerhaftigkeit der Konstruktion zu gewährleisten, erarbeiten sie Maßnahmen zum Holzschutz (konstruktiver und chemischer Holzschutz, Holzschädlinge). |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3b) Umwelt – Mobilität 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft 3a) Umwelt – Energie |
A6 – Durchführungen von zusätzlichen regen sichernden Maßnahmen bei Dachdeckungen | a) Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen unterscheiden und herstellen |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3a) Umwelt – Rohstoffe 3a) Umwelt – Energie 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft |
A7 – Durchführen von energetischen Maßnahmen an Dach und Wand Lernfelder: 8, 17 | a) Dämmstoffe nach Eigenschaften, Verlegesystemen und Verwendungszweck auswählen b) Dämmschichten bei belüfteten und nicht belüfteten Dachkonstruktionen sowie bei Außenwandbekleidungen unter Berücksichtigung konstruktiver und bauphysikalischer Unterschiede auswählen und einbauen c) Dampfsperr- und Luftdichtheitsschichten unterscheiden und einbauen e) Konstruktionen im Bestand unter energetischen Gesichtspunkten des Wärme-, Feuchte-, Schall- und Brandschutzes beurteilen Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 8: (…) informieren sich über (…) Wärmedämmung (…) Lernfeld 17: (…) informieren sich über Möglichkeiten der Schadensbehebung (…) unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer (…) Aspekte. |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3a) Umwelt – Energie 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
A10 – Abdichten von Dachflächen Lernfelde: 10 | a) Abdichtungsstoffe, insbesondere aus Kunststoffen und bituminösen Werkstoffen, unterscheiden und verarbeiten und Fügetechniken anwenden d) Schichten des Dachaufbaus, insbesondere Dampfsperre, Wärmedämmung und Abdichtungslagen, unter Berücksichtigung der Abdichtungsstoffe verlegen Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 10: (…) planen den Dachaufbau unter Berücksichtigung (…) ökologischer Zusammenhänge. (…) Sie vergleichen die Verwendung alternativer Dachaufbauten und wägen deren Einsatz nach (…) ökonomischen und ökologischen Aspekten ab. |
| 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt – Rohstoffe 3a) Umwelt – Abfall 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
A11 – Herstellen von An- und Abschlüssen | b) Abschlüsse bei Dachdeckungen herstellen, insbesondere Traufe, Ortgang und First Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 13a: (…) planen (…) die … Details nach ökonomischen und ökologischen Aspekten. (…) Sie entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) |
| 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt – Rohstoffe 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
A13 – Montieren und Einbauen von Energiesammlern und Energieumsetzern | a) Energiegewinnungsflächen von Energiesammlern und Energieumsetzern in Dach- und Wandflächen montieren, insbesondere für Solarthermie und Photovoltaik |
| 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt – Rohstoffe 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
A18 – Instandhalten von Dach- und Wandflächen sowie Durchführen von Demontagearbeiten | f) Reparaturen von Dachdeckungen, Abdichtungen und Außenwandbekleidungen durchführen g) Rückbau von Dachdeckungen, Abdichtungen und Außenwandbekleidungen einschließlich vorhandener Unterkonstruktionen unter Beachtung einschlägiger Vorschriften durchführen Die Schülerinnen und Schüler… Lernziel 17: (…) informieren sich über Möglichkeiten der Schadensbehebung (…) unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer (…) Aspekte. (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. |
| 3a) Umwelt – Ressourcen 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft 3a) Gesellschaft – Gesundheit |
B3 – Montieren und Einbauen von Einbauteilen | b) Belichtungselemente einbauen und an darunterliegende Schichten anschließen, insbesondere unter Berücksichtigung bauphysikalischer Gegebenheiten Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 16: (…) führen die Montage von (…) Einbauteilen aus und stellen die Funktionsfähigkeit des Daches … sicher. Bei allen Arbeiten übernehmen sie Verantwortung für sich und andere (…) |
| 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3d) Umwelt – Abfälle 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft |
C1 – Abdichten von Dachflächen und Bauwerken | e) Dachflächen für intensive Dachbegrünungen vorbereiten Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 10: (…) planen den Dachaufbau unter Berücksichtigung (…) ökologischer Zusammenhänge (…) |
| 3a) Umwelt – Klimawandel 3a) Umwelt – Ressourcen 3d) Umwelt – Abfälle |
C2 – Herstellen von An- und Abschlüssen | a) Anschlüsse bei Dachabdichtungen herstellen, insbesondere Wand-, Terrassentür-, Schornstein- und Lichtkuppelanschlüsse Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 13a: (…) planen (…) die Ausbildung der Details nach ökonomischen und ökologischen Aspekten. (…) |
| 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt – Ressourcen 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft 3a) Umwelt – Energie |
E1 – Montieren und Einbauen von Energiesammlern und Energieumsetzern | a) Kleinwindkraftanlagen unterscheiden |
| 3a) Umwelt – Energie |
G4 – Umweltschutz alle Lernfelder | a) mögliche Umweltbelastungen durch den Ausbildungsbetrieb und seinen Beitrag zum Umweltschutz an Beispielen erklären c) Möglichkeiten der wirtschaftlichen und umweltschonenden Energie- und Materialverwendung nutzen d) Abfälle vermeiden und Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Entsorgung zuführen Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 1: (…) eine Baustelle unter Beachtung (…) des Umweltschutzes einzurichten. (…) Lernfeld 2: (…) entwickeln Verantwortungsbewusstsein für (…) den schonenden Umgang mit Ressourcen. Lernfeld 3: (…) berücksichtigen (…) bauphysikalische Aspekte (Abdichten gegen Bodenfeuchtigkeit, Luft- schall- und Wärmedämmung). Lernfeld 5: (…) durchdenken die (…) ökologische Bedeutung des Waldes. (…) diskutieren über Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Baustoffes Holz. Lernfeld 6: (…) planen die Herstellung und Gestaltung von Beschichtungen und Bekleidungen unter Beachtung bauphysikalischer Wechselwirkungen Lernfeld 7: (…) machen sich (…) mit Anschlussmöglichkeiten von Regenwassernutzungsanlagen vertraut. Lernfeld 10: (…) planen den Dachaufbau unter Berücksichtigung (…) ökologischer Zusammenhänge. (…) Lernfeld 11: (…) Sie erfassen technische Ausführungen (Unterkonstruktion), deren ökologische (…) Unterschiede (…) Lernfeld 16: (…) führen die Montage von Energiesammlern, (…) stellen die Funktionsfähigkeit des Daches sicher. Lernfeld 17: (…) ergreifen bei Bedarf Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr und Schadensbegrenzung. (…) informieren sich über Möglichkeiten der Schadensbehebung (Reparatur, Teilsanierung, Sanierung bei Teilerhaltung, Komplettsanierung) unter Berücksichtigung (…) ökologischer (…) Aspekte. (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) Lernfeld 8+9: (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. (…) Lernfeld 12: (…) führen anfallende Wertstoffe dem Recycling zu. vgl. auch Lernfelder 13a, 13b, 14, 15, 17 |
| 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3a) Umwelt – Klimawandel 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt- Ressourcen 3a) Umwelt – Klimawandel 3a) Umwelt – Rohstoffe 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3b) Umwelt – Mobilität 3d) Abfälle vermeiden 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft |
G5 Betriebliche und technische Kommunikation | c) Gespräche mit Vorgesetzten, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und im Team situationsgerecht führen, Sachverhalte darstellen und kulturelle Unterschiede berücksichtigen d) Arbeiten im Team planen und durchführen g) branchenübliche Software sowie betriebsspezifische Kommunikations- und Informationssysteme nutzen |
| 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3f) Nachhaltigkeit kommunizieren 4c) Digitalisierte Arbeitswelt- Dokumentation |
G6 – Kundenorientierte Kommunikation G7 – Planen und Vorbereiten von Arbeitsabläufen | a) durch eigenes Verhalten zur Kundenzufriedenheit und zum Betriebserfolg beitragen b) Kundenanforderungen bei der Durchführung von Aufträgen beachten und umsetzen d) Aufgaben selbständig und im Team planen und dabei effektiven Einsatz von Werkzeug und Material berücksichtigen e) Leistungen anderer Gewerke bei der Planung einbeziehen und Vorleistungen berücksichtigen |
| 3a) Gesellschaft – Soziale Verantwortung 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3f) Nachhaltigkeit kommunizieren 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3f) Nachhaltigkeit kommunizieren |
G8 – Handhaben und Warten von Werkzeugen, Geräten und Maschinen | c) Werkzeuge, Geräte und Maschinen pflegen und Wartungspläne einhalten e) vorbeugende Instandhaltung durchführen, insbesondere Verschleißteile kontrollieren, austauschen oder Austausch veranlassen |
| 3a) Umwelt – Energie 3a) Umwelt – Ressourcen 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
G9 – Umgehen mit Gefahr- und Werkstoffen Lernfeld 17 | a) Gefahrstoffe erkennen und unterscheiden c) Gefahr- und Werkstoffe lagern d) Maßnahmen zur Entsorgung von Gefahrstoffen ergreifen Die Schülerinnen und Schüler… Lernfeld 17: (…) entsorgen Wertstoffe und Abfallprodukte umweltgerecht. |
| 3a) Gesellschaft – Gesundheit 3a) Umwelt – Ressourcen 3b) Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3d) |
G10 – Durchführen von qualitätssichernden Maßnahmen | c) Bauteile und Baustoffe auf Maßhaltigkeit, Dichtigkeit und sichere Verbindungen unter Berücksichtigung von Toleranzbereichen prüfen h) zur kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsvorgängen im eigenen Arbeitsbereich beitragen i) Zwischen- und Endkontrollen anhand von Arbeitsaufträgen durchführen und Arbeitsergebnisse dokumentieren |
| 3f) Nachhaltigkeit kommunizieren 4c) Digitalisierte Arbeitswelt- Dokumentation 3d) Recycling und Kreislaufwirtschaft |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Auf dem Weg zur Erreichung der angestrebten 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung kann Bildung wichtige Beiträge leisten. Allen Menschen den Zugang zu Faktenwissen und validen Informationen zu ermöglichen, ist als Ziel in SDG 4 formuliert. Dies ist eine Grundlage, um sie in die Lage zu versetzen, den Herausforderungen gewachsen zu sein und Entscheidungen treffen zu können. Weiterhin ermöglicht Bildung methodische Vorgehensweisen und Wege der Transformation zu erkunden, zu reflektieren und in geplante Handlungen zu übersetzen. Angesichts globaler Vernetzung mittels Digitalisierung und internationaler Handels- und Wirtschaftsbeziehungen ist es heutzutage prinzipiell möglich, auf eine nie dagewesene Vielfalt und Qualität von Wissen zuzugreifen und sich in Echtzeit auszutauschen.
Es ist nun die Aufgabe der am Lehr- und Lernprozess Beteiligten, entsprechend ihrer beruflichen Tätigkeit und Lebenssituation relevante Informationen und Netzwerke zu nutzen, um die ökologischen, sozio-kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Wechselwirkungen unseres Handeln mit den Herausforderungen zum Erhalt unseres Lebensraumes Erde zu verknüpfen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung – die Auseinandersetzung mit den 17 Zielen – kann als Querschnittsaufgabe im Lernfeld Berufsschule verstanden werden. Die 17 Ziele berühren alle Lebensbereiche und fokussieren jeweils auf unterschiedliche Teilbereiche von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft; sie stehen untereinander in Wechselbeziehung bzw. überlappen sich wechselseitig. Alle Themen der Berufstätigkeit und des Unterrichts können in Beziehung zu einem oder mehreren Zielen betrachtet werden, wodurch im Verlauf der Ausbildung das komplexe Bild der Nachhaltigkeit in seiner Ganzheit und Komplexität sichtbar wird.
Anhand einer ausgewählten Aufgabe soll diese Herangehensweise exemplarisch veranschaulicht werden: Die Klimaanalyse des Dachdeckerbetriebes sowie Klimaschutzmaßnahmen durch Auswahl von Materialien, Energieeinsparmaßnahmen und Ressourcenschonung.
Vor dem Hintergrund der Nutzung verschiedener Produkte aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen, von mineralischen wie synthetischen Stoffen ist eine Lebenszyklusbetrachtung der Gewerke eines Dachdeckerbetriebes hilfreich, um einen Überblick über die wichtigen verschiedenen Teilaspekte zu bekommen:
Tabelle: Ebenen der Wertschöpfung
Wertschöpfungs- kette | Prozessstufe | mögliche Kreisläufe |
Grundstoffe | Holz aus dem Wald | |
Baustoffe | Balken, Bretter, Furniere, Späne | |
Bauteile | Schalbretter, Dachbalken, Fenster, Türen, Treppen | |
Gebäude | Baukonstruktion und Produkteinbau | Rückführung zu Bauteilen und Baustoffen möglich bei Sanierung |
Abbruch | Vermischung, Sortierung, Rückgewinnung | Rückführung zu Bauteilen und Baustoffen möglich |
Recycling | Deponierung, Verbrennung | Energetische Verwertung für Holzbetriebe möglich |
Als Rahmenaufgabe bietet sich eine Klimaanalyse eines Dachdeckerbetriebes an, aus der sich dann Vorschläge zu mehr Klimaschutz entwickeln können. Diese Aufgabe ist innerhalb eines größeren Projekts mit Auszubildenden gut machbar, es lassen sich aber auch Teilaufgaben bearbeiten. Die Klimaanalyse untersucht folgende drei Aspekte:
Materialauswahl
Energieverbrauch des Betriebes
Maßnahmen zur Abfallvermeidung
Alle drei Aspekte sind klimarelevant, wobei die Auswahl der Rohstoffe und Vorprodukte und damit der Ressourcenverbrauch sowie der Energieverbrauch des Betriebes die größte Klimawirkung aufweisen . (Bitte informieren Sie sich hierzu im Hintergrundmaterial (HGM) dieses Projektes). Wenn Sie nur Teile der Analyse durchführen wollen, wählen Sie diejenigen Aspekte, Produkte oder Geräte aus, für die Sie gegebenenfalls später klimafreundliche Verbesserungsvorschläge machen wollen.
Ökobilanzierung Dacheindeckung/ Fassadenbekleidung und die Analyse der Materialauswahl
Im Folgenden wird auf die verschiedenen Materialien mit Schwerpunkt auf ihre Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte eingegangen sowie auf deren Einsatzbereiche verwiesen. Die Ökobilanz eines Werkstoffes, also auch von Bedachungsmaterialien, hängt dabei von mehreren Faktoren ab:
Rohstoffgewinnung
Verarbeitung
Verpackung
Transport
Lebensdauer
Entsorgung
Sonstige Aspekte
Die Dacheindeckung/ die Fassadenbekleidung ist das primäre Arbeitsfeld eines Dachdeckers, einer Dachdeckerin. Eine der klassischen Formen ist die Eindeckung durch Tonziegel- oder Dachsteine. Tonziegel sind aus natürlichen Grundstoffen gebrannt, Dachsteine werden aus Beton hergestellt: Die Ökobilanz dieser beiden Materialien ist in ausführlichen Studien ermittelt worden.
- Welches der Produkte ist nun klimafreundlicher, wenn man dabei alle wichtigen Aspekte betrachtet? (s. hierzu auch das HGM).
- Ton (-dachziegel) oder
- Beton(-dachsteine)
- Einsatzbereiche: Dacheindeckungen, Fassadenelemente
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland rund 563 Millionen Dachziegel produziert. Der Anteil der in 2021 in Deutschland abgesetzten Tondachziegel und Betondachsteine betrug ca. 71 Prozent aller Dacheindeckungen und Fassadenelemente.
Bestandteile
Tondachziegel werden aus Ton, Sand, Steinmehl und Pigmenten gebrannt und in einer Vielzahl an Formen, Formaten und Färbungen angeboten. Betondachsteine werden aus Zement, Sand und Pigmenten hergestellt. Sie sind sehr witterungsbeständig und haben eine lange Lebensdauer. Betondachsteine sind durch den Inhaltsstoff Zement nicht völlig frei von Schadstoffen und in der Herstellung nur eingeschränkt umweltverträglich. Aus ökologischen Gründen sollte auch bei ihnen auf eine Glasur verzichtet werden.
Nachhaltigkeitsaspekte
Bei der im folgenden vorgestellten vergleichenden Ökobilanz zwischen Tondachziegeln und Betondachsteinen werden folgende Prozessketten betrachtet: Die Rohstoffbereitstellung, die Produktion, die Verpackung und die Distribution. Bei den absoluten Werten wird von einer Dachfläche von 160 m² ausgegangen. Die aufgeführten prozentualen Werte gehen von 100 Prozent des kumulierten Energieaufwandes aus.
Nutzen Sie die folgende Literatur:
Ökobilanzieller Vergleich Dachziegel-Dachstein:
Öko-Institut (o. J.): www.oeko.de/oekodoc/754/2008-218-de.pdf
Die Rohstoffbereitstellung macht bei Dachziegeln aufgrund der natürlichen Rohstoffe einen Anteil von 4,5 Prozent aus, während der Wert der aus Beton hergestellten Dachsteine hier bei 67,2 Prozent liegt.
Bei der Produktion liegen die Werte bei Dachziegeln bei 88,2 Prozent, bei Dachsteinen bei 22,2 Prozent. Das liegt primär an dem hohen Energieaufwand durch den Brennvorgang von Tonziegeln.
Die Verpackung macht bei Dachziegeln einen Anteil von 0,4 Prozent aus, bei Dachsteinen von 4,1 Prozent.
Bei der Distribution liegen die Werte fast gleichauf, mit 6,9 Prozent bei Dachziegeln und 6,5 Prozent bei Dachsteinen.
Betrachtet man die absoluten Werte des kumulierten Energieaufwandes bezogen auf die 160m² Dachfläche, so ergeben sich für Dachziegel 55.964 MJ, für die Dachsteine ein Wert von 16.090 MJ. Damit liegt der kumulierte Energieaufwand von Dachsteinen bei ca. 3o Prozent im Vergleich zu Dachziegeln. Diese Werte spiegeln sich auch in der Betrachtung des TGH-Potentials, die bei Dachziegeln bei 3.404 kg und bei Dachsteinen bei 1.542 kg CO2-Äquivalent liegen.
Auch bei der Betrachtung anderer bilanzierter Indikatoren, dem Versauerungspotential, dem Eutrophierungspotential, sowie dem Feinstaubpotential liegen die Werte von Dachsteinen jeweils bei ca. 45 Prozent im Vergleich zu den Werten von Dachziegeln. Bei dem Photooxidantien Potential liegen die Werte bei Dachsteinen gegenüber Dachziegeln bei 85 Prozent.
Das Humantoxizität Potential von atmosphärischen Quecksilberemissionen liegt bei Dachsteinen um den Faktor 4 schlechter als bei Dachziegeln. Dafür verantwortlich sind maßgebliche Emissionen bei der Zementherstellung, die sich aus Verunreinigungen in den Brennstoffen und den Bestandteilen der Rohstoffe ergeben.
Im direkten Vergleich der beiden Materialien Dachziegel und Dachstein braucht die Herstellung von Dachstein über 70 Prozent weniger Energie und verursacht 55 Prozent weniger klimaschädliche CO2-Emissionen. Dies liegt vor allem daran, dass energieintensives Brennen nur für den Zementanteil erforderlich ist, der fertige Dachstein benötigt dann nur noch eine Trocknungsphase. Dachziegel hingegen müssen als Ganzes gebrannt werden. Den Rohstoff Sand gibt es in unbegrenzter Menge und in guter Qualität. Für seinen Abbau sind auf technischer wie logistischer Ebene keine besonders aufwändigen Prozesse nötig. Der Transportweg fällt kurz und damit ökologisch vorteilhaft aus – die Herstellungsstätten liegen häufig in unmittelbarer Nachbarschaft von Sandvorkommen. In den Produktionsprozessen wird vorrangig aufgefangenes Oberflächenwasser verwendet. Die Grundwasserschicht wird so geschont. Den Zement gewinnt man aus Kalkmergel – einer natürlichen Mischung aus Ton und Kalkstein, der ebenfalls als nicht Ressourcen kritisch gilt.
In der folgenden Spiegelstrichliste sind Aufgabenstellungen formuliert, die für die Bewertung des Materialvergleichs zwischen Tonziegeln und Dachsteinen entscheidend sind:
Rohstoffgewinnung
Recherchieren Sie die Abbaubedingungen der verschiedenen Rohstoffe, aus denen Dachziegel und Dachsteine hergestellt werden. Welche Umweltauswirkungen hat der Abbau dieser Rohstoffe?
Verarbeitung
Ermitteln Sie die Höhe des Energieaufwandes für die Verarbeitung der Rohstoffe. Welche zusätzlichen Materialien, die gegebenenfalls eine negative Ökobilanz aufweisen, werden im Rahmen des Verarbeitungsprozesses verwendet? Welche Neben- und Abfallprodukte fallen bei der Herstellung an?
Verpackung
Analysieren Sie, welche Materialien benötigt werden, um das Bedachungsmaterial für den Transport zu verpacken. Wie groß ist die Verpackungsmenge?
Transport
Kalkulieren Sie die ungefähre Transportstrecke, die vom Abbau der Rohstoffe über die Herstellungsbetriebe bis hin zum Händler und dann zum Endkunden (Beispiel) benötigt wird. Berechnen Sie die damit verbundenen THG-Emissionen. Nutzen Sie dazu z. B. das Online-Tool Carboncare-Rechner: CO2Äq/a für internationale Transporte:
Nutzen Sie das folgenden Berechnungstool
Carbon Care (o. J.): www.carboncare.org/co2-emissions-rechner
Lebensdauer
Eine wesentliche Frage ist auch die Lebensdauer des Bedachungsmaterials. Recherchieren Sie, nach welchem Zeitraum die Dacheindeckung erneuert werden muss.
Entsorgung
Recherchieren Sie, wie das nicht benötigte Material entsorgt wird. Wird es wiederverwendet (Baustoffbörse), stofflich verwertet? Kann es recycelt werden?
Sonstige Aspekte
Ermitteln Sie, wie hoch das Risiko einer Belastung von Böden und dem Grundwasser durch den Abbau der Rohstoffe sein kann.
Energiesparender Dachdeckerbetrieb
Energieeinsparung auf der betrieblichen Ebene ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Entwicklung. Hierbei kommt es auf die Effizienz (optimierter Energieeinsatz), die Konsistenz (Einsatz regenerativer Energien) sowie die Suffizienz (Verhaltensebene) an. Alle drei Aspekte zusammen ergeben erst eine nachhaltige Entwicklung. Der elektrische Strom soll mittelfristig “entkarbonisiert” (so der Fachbegriff), also zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dies setzt aber in allen Bereichen Effizienzsteigerungen und ein bewusstes Nutzerverhalten voraus. Wenn Sie bei der Analyse des Energieverbrauchs in Ihrem Betrieb auf potentielle “Energiefresser” gestoßen sind, so analysieren Sie diese einmal genauer und untersuchen Gründe für den hohen Energieverbrauch.
Elektrische Energie
Gibt es im Gerätepark ein altes und wenig effizientes Gerät?
Wurde das Gerät nur schlecht gewartet und nicht gereinigt?
Wird das Gerät effizient genutzt (Laufzeiten)?
Gibt es hohe Stand-by-Verbräuche, weil nicht abgeschaltet wird (z. B. Bürogeräte)?
Gibt es energieeffizientere Handwerksgeräte/ Bürogeräte/ Beleuchtungskörper etc.?
Heizenergie
Mit welcher Energieform wird der Dachdeckerbetrieb beheizt?
Gibt es Möglichkeiten, den Betrieb von fossilen Brennstoffen (Öl/ Gas) auf andere, regenerative Energieträger umzustellen?
Wenn sich bei dieser Untersuchung zeigt, dass die Geräte trotz Reinigung und Wartung einen hohen Energieverbrauch haben, berechnen Sie eine Neuanschaffung:
Neuanschaffung
Was kostet ein energieeffizientes Handwerksgerät/ Bürogerät/ eine energieeffizienter Beleuchtungskörper etc.?
Welche Energiekosten werden eingespart?
Ist das alte Gerät schon abgeschrieben?
Wie hoch sind die Finanzierungskosten?
Wie ist die Amortisation der Investition?
Abfallvermeidung
Die Vermeidung von Abfällen gehört zu den wichtigsten Maßnahmen für den Klimaschutz. Wenn die Analyse von Abfällen und Reststoffen in Ihrem Betrieb eine relevante Menge aufweist, gilt es herauszufinden, wie diese reduziert werden kann. Wie verteilen sich die Abfälle?
Mit welchen Restmengen wird im Betrieb beim Einkauf kalkuliert? Welche Schritte wären z. B. im Bestellwesen nötig, diese zu reduzieren?
Gibt es Probleme mit Warenwirtschaft oder Lagerhaltung? Könnten diese mit einer guten Planung lösbar sein.
Gibt es unnötige Produktionsabfälle? Wo sind die Ursachen? Wie könnten diese innerbetrieblich genutzt werden?
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für das Dachdeckerhandwerk, das in seinem Marktsegment die Wünsche seiner Kundschaft bedienen muss. Dabei steht die Bauwirtschaft allgemein vor großen Herausforderungen: Die von mehreren Bundesregierungen innerhalb des letzten Jahrzehnts angestrebte Sanierungsrate im Rahmen von Altbausanierungen sowie deren Neubaupläne für jährlich mehrere hunderttausend Wohnungen kann von den aktuell vorhandenen personellen Kapazitäten im Dachdeckerhandwerk nur zum Teil bedient werden. Wenn die Nachfrage das Angebot an handwerklichen Kapazitäten übersteigt, steigt der Preis für handwerkliche Leistungen für die Endkund*innen. Diese Entwicklung kann durch eine ökologisch ausgerichtete Unternehmensphilosophie noch verstärkt werden.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte im Dachdeckerhandwerk
Folgende Zielkonflikte sind im Dachdeckerhandwerk häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
Ein auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Dachdeckerbetrieb betrachtet nicht nur seine Dienstleistungen und Produkte, sondern auch alle unternehmensinternen Ebenen, seine bauliche und technische Infrastruktur und nicht zuletzt seine Mitarbeiter*innen. Zumindest kleine bis mittelgroße Dachdeckerbetriebe müssen die sich aus einer nachhaltigen Ausrichtung ihrer Angebote ergebenden Mehrkosten an ihre Kundschaft weitergeben. Wenn sie keine spezifische Kundschaft bedienen wollen, die auf nachhaltiges Bauen Wert legt, stehen sie mit vielen weiteren Betrieben in direkter Konkurrenz, die sich nur an den baulichen Mindeststandards orientieren und damit preiswerter anbieten können. Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil.
Dämm- und Dichtungsmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen sind in ihrer Anschaffung und Montage teurer als z. B. Mineralfaserdämmstoffe oder PU-Schaum. Das Argument einer besseren Klimabilanz muss den potenziellen Kunden gegenüber “verkauft” werden.
Hinzu kommt, dass eine qualitativ hochwertige Bauausführung nur mit einem höheren Stundenkontingent zu erreichen ist. Auch das führt zu höheren Investitionskosten für die Kundschaft, die den langfristigen Nutzen einer qualitativ hochwertigeren Bauausführung, mit der auch eine höhere Lebensdauer der Gewerke verbunden ist, häufig nicht erkennen und dafür nicht bezahlen wollen.
Gerade bei der energetischen Sanierung von vermieteten Bestandsbauten werden aus Kostengründen häufig preiswerte Sub-Unternehmer*innen beauftragt, die eine mangelhafte Bauausführung bei z. B. Anschlussdetails nach sich zieht. Die preiswerte Anfangsinvestition wird mit hohen Folgekosten für Hauseigentümer (Folgekosten) und Nutzern/ Mietern (Gesundheitsfolgen) bezahlt.
Wunsch und Wirklichkeit: Das Dachdeckerhandwerk bemüht sich wie andere handwerkliche Berufe seit Jahren um neue Auszubildende. Gut qualifizierte Handwerker*innen ist die eigentliche Grundlage der Energiewende hin zu mehr Nachhaltigkeit. Nicht die Architekt*innen, Bauingenieur*innen oder Planer*innen sind diejenigen, die eine qualitativ hochwertige Bauausführung realisieren, nein, es sind die ausführenden Handwerker*innen. Sie sind entscheidend für eine sach- und zukunftsgerechte handwerkliche Arbeit. Für die Umsetzung der oben genannten Sanierungs- und Neubauziele benötigte die Bauwirtschaft allerdings die 2-3(!) fache Anzahl an Handwerker*innen. Um die Aufträge abarbeiten zu können werden häufig Subunternehmen für die Bauausführung beauftragt, die mit weniger gut qualifizierten Handwerker*innen arbeiten. Das kann sich in einer geringeren Qualität in der Bauausführung niederschlagen.