Bestattungsfachkraft
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in den novellierten Ausbildungsordnungen wie z.B. die für den Fachmann und die Fachfrau für Systemgastronomie wird der Begriff „Klimaschutz“ in den berufsprofilgebenden Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten nicht genannt – obwohl die Ernährung nachweislich erheblich für den Klimawandel verantwortlich ist. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z.B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen);
- BBBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die 4 neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BiBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o.J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o.J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
- Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
- bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
- für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
- Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
- Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
- unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition "Umweltschutz und Nachhaltigkeit"
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft – Gesundheit- risken |
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| SDG 3, SDG 6 |
3a – Gesellschaft – Umweltrisiken |
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| SDG 6, SDG 15 |
3a – Gesellschaft – ökonomische Fragen |
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| SDG 12 |
3a – Umwelt (1) |
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| SDG 13 |
3a – Umwelt (2) |
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| SDG 15 |
3a – Umwelt (3) |
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| SDG 12 |
3b – Energie – Allgemein |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Mobilität |
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| SDG 7, SDG 13 |
3b – Materialien – Wasser |
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| SDG 6 |
3b – Materialien – Rohstoffe |
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| SDG 12, SDG 8 |
3b – Materialien – Geräte |
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| SDG 12 |
3b – Materialien – Holz |
|
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| SDG 12, SDG 8 |
3b – Materialien – Naturstein |
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| SDG 12, SDG 8 |
3d – Abfälle vermeiden |
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| SDG 12 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2- Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zu Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
A1 Durchführen von Trauerfeiern, Beisetzungen und Bestattungen (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 1) Lernfeld 4 | Grabtechnische Arbeiten: a) Grabstellen einrichten, öffnen und schließen |
| 3a – Gesellschaft – Umweltrisiken |
Lernfeld 4,6,7 | b) Grabstellen für die Bestattung anlegen und dekorieren |
| 3d – Abfälle vermeiden |
Lernfeld 4 | c) Umbettung oder Exhumierung veranlassen und vornehmen |
| 3a – Gesellschaft – Umweltrisiken |
Lernfeld 9 | Versorgung der Verstorbenen: d) Maßnahmen des persönlichen Gesundheitsschutzes anwenden |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
Lernfeld 9 | e) Grundversorgung durchführen, insbesondere hygienische Maßnahmen, Einkleiden, Kosmetik und Einbetten |
| 3a – Gesellschaft – Umweltrisiken |
Lernfeld 9 | f) Transport und Überführung von Verstorbenen durchführen |
| 3a – Umwelt (1); 3b – Energie – Mobilität |
Lernfeld 9 | g) Verstorbene unter Berücksichtigung rechtlicher und hygienischer Vorgaben aufbewahren |
| 3b – Energie – Allgemein |
Lernfeld 9 | h) Verstorbene unter Berücksichtigung trauer psychologischer, religiöser und weltanschaulicher Aspekte aufbahren |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
Lernfeld 6 | Vorbereiten, organisieren und Durchführen von Bestattungen: i) Organisation und Ablauf der Trauerfeier, insbesondere Trauerzeremonie und Kondukt, festlegen und veranlassen; bei der Textgestaltung sowie bei der Auswahl von Trauermusik mitwirken |
| 3b – Materialien – Rohstoffe |
Lernfeld 6,7 | j) bei der Erdbestattung unter Berücksichtigung der Bestattungsart mitwirken |
| 3b – Materialien – Rohstoffe; 3b – Materialien – Holz; 3b – Materialien – Naturstein; |
Lernfeld 6,7 | k) Möglichkeiten der Feuerbestattung beschreiben, Urnenbeisetzungen durchführen |
| 3a – Umwelt (2) |
A2 Bearbeiten von Bestattungs-aufträgen (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 2) Lernfeld 5,7 | a) Voraussetzungen für die Erteilung des Bestattungsauftrages, insbesondere Berechtigung zur Wahrnehmung der Totenfürsorge, Verwandtschaftsverhältnis zum Verstorbenen und ärztliche Todesbescheinigung, prüfen |
| 3a – Umwelt (3) |
Lernfeld 7,8 | c) Auftraggeber über Bestattungsarten und deren Modalitäten sowie Produkte beraten |
| 3a – Umwelt (2) |
Lernfeld 5 | d) schriftliche Angebote erstellen e) letztwillige Verfügungen, Weisungen und vertragliche Abreden prüfen und berücksichtigen |
| 3a – Umwelt (3) |
Lernfeld 10 | g) über Möglichkeiten der organisatorischen und psychologischen Betreuung und Hilfeleistung nach der Bestattung informieren Lernfeld 10: “Sie nehmen die Situation der Hinterbliebenen wahr und begegnen ihnen mit einem besonderen Maß an Feinfühligkeit und ethischem Bewusstsein.” |
| 3a – Umwelt (3); 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A1.A3 Riten und Gebräuche (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 3) Lernfeld 4, 6 | a) bestattungsbezogene Religionsgeschichte und weltanschauliche Gesichtspunkte bei der Bestattung berücksichtigen |
| 3b – Material – Rohstoffe |
Lernfeld 4,7 | b) Entwicklung und Geschichte der Trauerkultur berücksichtigen |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
Lernfeld 4,5,6 | c) Bestattungskulturen und -formen, insbesondere den Angehörigen, erläutern |
| 3a – Gesellschaft – ökonomische Fragen; 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A1.A5 Be- und Verarbeiten von Werk- und Hilfsstoffen, Durchführen warenkundlicher Arbeiten (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 5) Lernfeld 3,6 | a) Werkzeuge unter Berücksichtigung der Verfahren und der Werkstoffe auswählen Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe |
Lernfeld 3,6 | b) Werk- und Hilfsstoffe, insbesondere Holz, Kunststoffe, Textilien und Metalle, auswählen, auf Fehler und Einsetzbarkeit prüfen, transportieren und lagern Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe; 3b – Materialien – Holz |
Lernfeld 3,6 | c) Holz und Metalle von Hand und mit Maschinen bearbeiten; Werkstoffverbindungen herstellen Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe |
Lernfeld 3,6 | d) Särge und Urnen herrichten Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe; 3b – Materialien – Holz |
Lernfeld 3,6 | e) Stoffe, insbesondere Chemikalien und Lösungen, unterscheiden und anwenden Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheitsrisiken; 3a – Gesellschaft – Umweltrisiken |
A1.A6 Psychologische Maßnahmen (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 6) Lernfeld 10 | a) Personen beraten und betreuen, situationsbezogenes Verhalten und angepasste Gesprächsführung anwenden Lernfeld 10: “Sie nehmen die Situation der Hinterbliebenen wahr und begegnen ihnen mit einem besonderen Maß an Feinfühligkeit und ethischem Bewusstsein.” |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A1.A7 Bestattungs- vorsorge (§ 3 Abs. 2 Abschnitt A Nr. 7) Lernfeld 12 | a) über Bedeutung und Möglichkeiten der Bestattungsvorsorge informieren b) Angebote über die Bestattungsvorsorge unterbreiten |
| 3a – Gesellschaft – ökonomische Fragen; 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
A1.B6 Planen von Arbeitsabläufen, Ausführen von Geschäfts- und Verwaltungsvorgängen (§ 3 Abs. 2 Abschnitt B Nr. 6) Lernfeld 3,4 | b) technische Unterlagen beschaffen und nutzen, insbesondere Gebrauchsanweisungen, Kataloge, Fachzeitschriften und Fachbücher Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe |
A1.B8 Qualitätssichernde Maßnahmen und Kundenorientierung (§ 3 Abs. 2 Abschnitt B Nr. 8) Lernfeld 1 | a) Aufgaben und Ziele von qualitätssichernden Maßnahmen anhand betrieblicher Beispiele unterscheiden Lernfeld 1:” Unter Anwendung der Bestimmungen des Gesundheits-, Arbeits- und Umweltschutzes handeln sie verantwortungsvoll zum eigenen wie zum Schutz anderer Personen.” |
| 3b – Material – Rohstoffe; 3d – Abfälle vermeiden, 3b – Materialien – Wasser |
Lernfeld 3 | b) qualitätssichernde Maßnahmen im eigenen Arbeitsbereich anwenden, dabei zur kontinuierlichen Verbesserung von Arbeitsvorgängen beitragen Lernfeld 3:” Im gesamten Prozess reflektieren sie ihre Arbeit kritisch, integrieren die Erfordernisse des Umweltschutzes und erwerben sachgerechte Beurteilungskriterien.” |
| 3b – Material – Rohstoffe; 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
Lernfeld 6 | f) Arbeiten von Dritten, insbesondere von beauftragten Firmen, anhand von Vorgaben überwachen und dokumentieren |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
Unterrichts und Ausbildungsmodule
Ausbildungsmodul: Die SDGs entlang der Wertschöpfungskette am Beispiel von Grabsteinen
Eingrenzung des Themas
Am Ende der Unterrichtsstunde zu den SDGs entlang der Wertschöpfungskette von Grabsteinen haben die Berufsschülerinnen und Berufsschüler die Sustainable Development Goals (SDG’s) kennengelernt und konkret mit diesen gearbeitet bzw. sie angewandt. Sie stellen Bezüge zum eigenen Arbeitsumfeld am Beispiel von Natursteinen bzw. Grabsteinen her. Eine Wertschöpfungskette haben sie beispielhaft kennengelernt und sie bis zum Ende durchgesprochen. Wichtige Menschenrechtsprobleme und Umweltprobleme sind mit der Auseinandersetzung der SDGs und der Wertschöpfungskette deutlich geworden.
Begründete methodische Entscheidungen
Einstieg (schülerbezug, Motivation)
Zunächst wird den Berufsschülerinnen und Berufsschüler das kurze Video der SDG’s
“Tu Du’s” gezeigt https://www.youtube.com/watch?v=VP41Guc7_s4 (Engagement Global 2019).
gezeigt. Dieses vermittelt auf niedrigschwelliger Ebene Intention und Inhalte der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Das Video soll einerseits motivieren, selbst aktiv zu werden und andererseits zeigt es die verschiedenen Felder auf, die von den SDG’s abgedeckt werden. Zudem erklärt das Video, dass eine gemeinsame Verantwortung besteht: Politik, Unternehmen und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um z. B. die Folgen der Klimakatastrophe abzumildern. Nach dem Video haben die Schülerinnen und Schüler ein erweitertes Verständnis der SDGs, das im Verlauf der Unterrichtsstunde anhand eines Beispiels im Bestattungswesen vertieft wird.
Information/Planung (Erkennen)
Die Lehrkraft skizziert eine Wertschöpfungskette nach folgendem Vorbild an Pinnwand oder Tafel (Inova 2021):
Rohstoffgewinnung
Produktion und Verarbeitung
Verpackung
Transport(e)
Vertrieb und Verkauf
Nutzung und Verbrauch
Entsorgung
Recycling
Diese Wertschöpfungskette wird von der Lehrkraft kurz anhand des Beispiels von Grabsteinen erläutert bzw. durchgegangen: Natursteine kommen meist aus Steinbrüchen in China, Indien, Brasilien, aber auch aus Skandinavien, der Schweiz oder Italien (von Winning 2021). Danach werden sie häufig vor Ort weiterverarbeitet (ebd.) und nach Deutschland bzw. andere Länder transportiert und verkauft. Anschließend werden sie auf unterschiedliche Arten und Weisen entsorgt (z. B. über Schreddern oder in manchen Fällen sogar wiederverwertet, vgl. Werkstatt Ökonomie und Weed 2020).
Durchführung
In einer nun folgenden Gruppenarbeit sollen die Berufsschülerinnen und Berufsschüler die einzelnen SDGs der Wertschöpfungskette zuordnen. Sie bekommen ein Gefühl dafür, was die einzelnen SDGs konkret bedeuten und lernen auch im Detail eine Wertschöpfungskette durchzugehen und ökologische und soziale Probleme der Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette zu erkennen. Dafür werden die Berufsschülerinnen und Berufsschüler in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt zwei Stufen in der Wertschöpfungskette zugeteilt. Anbieten würden sich folgende Verteilungen:
Gruppe 1: Rohstoffgewinnung und Nutzung / Verbrauch
Gruppe 2: Produktion und Transport(e)
Gruppe 3: Verpackung, Nutzung, Entsorgung und Recycling
Falls die Klassengröße zu groß ist, können die Gruppen noch einmal geteilt werden. Die Lehrkraft stellt den Berufsschülerinnen und Berufsschüler einen Ausdruck mit einem Artikel zum Thema Grabsteine zur Verfügung (von Winning 2021), zwei Sets von ausgeschnittenen SDGs-Kärtchen sowie eine Übersicht der SDGs mit Erläuterungen:
Übersicht und Erläuterung der SDGs: www.renn-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/mitte/NEWS/2020_News/Flyer_SDG_web.pdf
In Stillarbeit sollen die Schülerinnen und Schüler zunächst den Artikel “Grabsteine: Ausdruck von Emotionen, Persönlichkeit, Verantwortung und Werten” (von Winning 2021) lesen. Danach nehmen sich die Gruppen die ihnen zugeteilten Stationen der Wertschöpfungsketten vor und diskutieren diese gemeinsam:
Welche Vorgänge passieren an den jeweiligen Punkten der Wertschöpfungskette?
Gibt es hinsichtlich der sozialen oder ökologischen Nachhaltigkeit hier Bedenken?
Falls sie hinsichtlich des Produktes Naturstein unsicher sind, können sie mit dem Handy weiter recherchieren.
In einem nächsten Schritt werden die SDG-Kärtchen angeschaut. Mit Hilfe der Übersicht zu den SDGs (Übersicht und Erläuterung der SDGs:
www.renn-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/mitte/NEWS/2020_News/Flyer_SDG_web.pdf
wird überlegt, welche SDGs zu den einzelnen Stationen in der Wertschöpfungskette passen könnten.
Bewertung
Nachdem die Gruppen mit der Diskussion fertig sind, werden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt. Jede Gruppe kommt gemeinsam nach vorne zur Tafel / Pinnwand und klebt die jeweiligen SDGs an die richtige Stelle in der Wertschöpfungskette. Dabei erklären sie, was sie sich dabei gedacht haben und wie sie zu der Einschätzung gekommen sind. Rückfragen des Plenums werden beantwortet bzw. gemeinsam diskutiert.
Es wird deutlich, dass bezogen auf die soziale Nachhaltigkeit viele der SDGs gerade in Ländern mit prekären Arbeitsbedingungen zutreffen: In vielen Ländern sind die Arbeitsbedingungen so, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter an der Armutsgrenze leben. Maßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sucht man oft vergeblich. Auch Umweltaspekte sind von Bedeutung, wenn man z. B. an weite Transportwege und den CO2-Ausstoß denkt oder auch an einen hohen Energieverbrauch in der Produktion. Aber es geht nicht nur um Missstände im Ausland. Hinsichtlich Vertrieb und Verpackung bzw. Weiterverarbeitung machen sich die Schülerinnen und Schüler Gedanken und werden etwa mit Themen wie der Ressourcenschonung konfrontiert.
Unterrichtsmaterialien/Quellen
von Winning, Alexandra (2021): Grabsteine: Ausdruck von Emotionen, Persönlichkeit, Verantwortung und Werten. Online: https://frankfurtnachhaltig.de/grabsteine-ausdruck-von-emotionen-persoenlichkeit-verantwortung-und-werten/
Engagement Global (2019): [#17 Ziele] Tu Du’s für dich und die Welt! Online: https://www.youtube.com/watch?v=VP41Guc7_s4
Werkstatt Ökonomie und WEED (2020): „Natursteine aus verantwortlichen Lieferketten“. Online: https://www.woek.de/fileadmin/user_upload/downloads/publikationen/beschaffung/woek_weed_2020_natursteine_aus_verantwortlichen_lieferketten.pdf
Geschäftsstelle RENN.mitte & Zukunftsfähiges Thüringen e. V. (2019): Globale Nachhaltigkeitsziele – Sustainable Development Goals (SDGs). Online: https://www.renn-netzwerk.de/fileadmin/user_upload/mitte/NEWS/2020_News/Flyer_SDG_web.pdf
Inova (2021): Wertschöpfungskette. Online: https://inova.eco/wp-content/uploads/2021/05/Wertschoepfungskette.png
Unterrichtsmodul: Beratungssimulation Feuerbestattung
Eingrenzung des Themas
Die Schülerinnen und Schüler sollen am Ende dieser Unterrichtsstunde in der Lage sein zu erklären, welche Aspekte der Nachhaltigkeit (Ökologie, Soziales und Ökonomie) bei einer Feuerbestattung relevant sind und sollen diese in ihrer Beratung vermitteln können. Sie können die Vor- und Nachteile einer Feuerbestattung aus Sicht der Nachhaltigkeit beurteilen. Den Schülerinnen und Schüler ist bewusst, dass unterschiedliche Aspekte für verschiedene Menschen einen individuelle Gewichtung haben können.
Begründete methodische Entscheidungen
Einstieg (schülerbezug, Motivation)
Als Einstieg wird ein Comic/Karikatur gezeigt, in dem zwei Bäume über eine Feuerbestattung sprechen. Hiermit soll das Interesse der Schülerinnen und Schüler geweckt werden und sie werden aufgefordert, spontan zu äußern, was sie mit dem Bild verbinden. Es wird erwartet, dass Feuerbestattung und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Natur, durch die abgebildeten Bäume und den Rauch aus dem Schornstein, erwähnt werden. Damit sollen Schülerinnen und Schüler motiviert werden, sich tiefer mit der Thematik zu befassen.
Information/Planung (Erkennen)
Im zweiten Schritt erfolgt eine Einführung in das Thema Nachhaltigkeit. Hier soll auf Definitionen sowie das 3-Säulenmodell eingegangen werden, sodass den Berufsschülerinnen und Berufsschüler ein Basiswissen zur Nachhaltigkeit vermittelt wird. Hierfür kann
der Erklärfilm zur Nachhaltigkeit des BMUV (2021: bis 0:37) oder
der Text: “Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen” (Pufé 2014)
verwendet werden.
Anschließend erfolgt eine Arbeitsphase, in der die Berufsschülerinnen und Berufsschüler den Text lesen und das Gelernte auf ihren Beruf beziehen sollen. Hierbei liegt der Fokus klar auf der Feuerbestattung. Zur Einfindung in das Thema kann der Text
Nachhaltig bis zum Ende – Erd- oder Feuerbestattung” (Dallmus 2021)
dienlich sein. Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler werden jedoch klar aufgefordert, Erfahrungen aus ihrer beruflichen Praxis einzubeziehen.
Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler sollen zunächst Fragen oder Aspekte notieren, die zu klären sind, z. B.:
Wie hoch ist der Energiebedarf einer Feuerbestattung?
Gibt es Krematorien, die klimaneutral arbeiten?
Wie weit ist der Weg zum nächsten Krematorium?
Aus welchem Material ist der Sarg für die Kremation?
Aus welchem Material sind die Aschekapsel und die Urne?
Sind diese Materialien verrottbar?
Woher kommen die Rohstoffe?
Wie teuer ist eine Feuerbestattung?
Gibt es soziale Gründe, eine Feuerbestattung abzulehnen?
Was passiert nach der Kremation (Urnenbeisetzung, Waldbestattung, Baumbestattung, Seebestattung, Luftbestattung, Diamantbestattung)?
Welche Fläche wird für die Bestattung benötigt?
Wie ist diese Fläche gestaltet (bepflanzt, versiegelt, etc.)?
Anschließend folgt eine Online-Recherche, mit der diese und weitere Fragen beantwortet werden sollen. Ziel der Recherche ist es, die Auswirkungen einer Feuerbestattung auf die Nachhaltigkeit bzw. in den drei Dimensionen darlegen zu können. Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler sollen positive sowie negative Effekte in einer Pro- und Kontra-Liste aufschreiben.
Anhand dieser Liste sollen sie ein Beratungsgespräch bzw. ein Beratungskonzept vorbereiten, bei dem es hauptsächlich um die Nachhaltigkeitsbeurteilung einer Feuerbestattung geht.
Durchführung
Im simulierten Beratungsgespräch ist eine Berufsschülerinnen bzw. ein Berufsschüler die beratende Person, eine andere spielt eine Person, die sich hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Feuerbestattung beraten lassen will. Die restlichen Berufsschülerinnen und Berufsschüler sind aufgefordert, sich Notizen zu machen und im Anschluss weitere Fragen zu stellen bzw. Antworten zu ergänzen.
Bewertung
Im Plenum wird zunächst erfragt, wie die Berufsschülerinnen und Berufsschüler das Gespräch empfunden haben. Anschließend wird darüber gesprochen, welche neuen Erkenntnisse gewonnen wurden. Es wird erörtert, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte bei der Beratung aktuell eine Rolle spielen und wie diese künftig einbezogen werden können. Dabei sollte vermittelt werden, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Punkt ist, aber über die ökologische Betrachtung hinaus reflektiert werden muss (soziale und ökonomische Aspekte). Zudem sollte ebenfalls herausgearbeitet werden, dass nicht für alle Angehörigen eine nachhaltige Bestattung entscheidend ist. Eine Beratung darf den Angehörigen nicht die finale Entscheidung absprechen oder diese verurteilen.
Unterrichtsmaterialien (Quellen)
Pinterest (o. J.): “Feuerbestattung”. Online: https://www.pinterest.de/pin/323485185714068772/
BMUV (2021): Erklärfilm zur Nachhaltigkeit. Online: https://www.bmuv.de/media/erklaerfilm-zur-nachhaltigkeit
Pufé, Iris für bpb.de (2014): “Was ist Nachhaltigkeit? Dimensionen und Chancen” Online: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/188663/was-ist-nachhaltigkeit-dimensionen-und-chancen/
Dallmus, Alexander für BR Bayern 1 (2021): “Nachhaltig bis zum Ende – Erd- oder Feuerbestattung” Online: https://www.br.de/radio/bayern1/feuerbestattung-100.html
Zielkonflikte und Wiedersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Produktionsverfahren sind teurer als “herkömmliche”, da diese alle technischen, biologischen und chemischen Verfahren zur Effizienzsteigerung nutzen. Höhere Kosten bedingen höhere Menüpreise. Höhere Menüpreise schrecken kostenbewusste Verbraucher ab. Der Umsatz kann sinken und der Betrieb wird gefährdet. Unternehmen versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind im Bestattungswesen häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
Umwelt versus Gesundheitsschutz: Särge werden mit Plastikplanen ausgelegt, um zu verhindern, dass Leichenflüssigkeit austritt. Dies passiert, damit die Böden bzw. das Grundwasser nicht verunreinigt werden. Allerdings gelangt so auch Plastik in den Boden. Dies ist auch z. B. bei Kleidung mit Kunststoffanteil der Fall.
Nachhaltigkeit versus Tradition: Nachhaltig(ere) Bestattungsformen sind aus kultureller oder religiöser Sicht nicht immer erwünscht, z. B. ein edler Sarg aus Tropenholz und schicke Kleidung gegenüber einem einfachen Sarg aus regionalem Holz und schnell verrottbare Kleidung.
Aufbahrung von Verstorbenen: Bisher ist keine Naturkosmetik für die Präparation von Leichen bekannt; handelsübliche Kosmetik eignet sich hierfür nicht. Zudem werden Materialien wie Styropor und Frischhaltefolie für die Modellierung von Leichen nach Unfällen benutzt. Denn oft besteht ein Interesse daran, den / die Verstorbene noch einmal zu sehen (Verabschiedungskultur).
Rechtliche Richtlinien versus Nachhaltigkeit: Auch im Bereich der Bestattung gibt es nachhaltige Innovationen. Die derzeit nachhaltigsten Bestattungsformen sind bisher noch nicht flächendeckend zugelassen (Kompostierung).
Reduzierung von Material versus Sargpflicht: In Deutschland besteht die Sargpflicht, d. h. , dass auch bei der Feuerbestattung die Verstorbenen in einem Sarg eingeäschert werden müssen. Eine Reduzierung des Rohstoffeinsatzes ist daher aktuell nicht möglich (z. B. Verwendung von Karton o. ä.).
Wissens- und Angebotsmangel: Es gibt bisher kaum Wissen zu nachhaltigen Särgen und Urnen, da Bestattungsfachkräfte nicht ausreichend dazu beraten und eine geringe Auswahl angeboten wird. Zudem sind sie oft teurer, obwohl die Transportwege kürzer sind.
Problem von Überhangflächen und ihrer Nutzung: Auf Friedhöfen werden immer mehr Flächen (wieder) frei und der Flächenbedarf sinkt. Diese Flächen müssen ggf. umgewidmet werden, damit sie umgestaltet und z. B. zur Förderung der Biodiversität genutzt werden können.
Kosten versus Nachhaltigkeit: Nachhaltige Grabsteine mit regionalen Wertschöpfungsketten sind oft teurer als die importierten Steine aus China oder Brasilien, bei denen nicht selten Kinder in den Steinbrüchen arbeiten.
Papierverbrauch: Der Anspruch, Papier zu reduzieren, steht demgegenüber, dass im Sterbefall viele Dokumente etc. derzeit noch unterschrieben und abgelegt werden müssen.
Energiesparmaßnahmen: Bestattungsfachkräfte können schwer vorausplanen und daher beispielsweise nicht einfach Kühlräume ausschalten (Energiesparmaßnahmen), da kurzfristige Bedarfe entstehen können.
Nachhaltigkeit bei Grabbeigaben: Bestattungstraditionen (wie z. B. Blumen vor allem im Winter oder Friedhofskerzen) sind oft wenig nachhaltig und Alternativen sind wenig präsent oder erwünscht (z. B. Tannenzapfen als Deko im Winter anstelle frischer Blumen).