Asphaltbauer/Asphaltbauerin
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Umwelt – Baustoffe |
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| SDG 12 |
3a – Umwelt – Verpackung |
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| SDG 12 |
3a – Umwelt – Fläche |
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| SDG 11 |
3a- Umwelt – Böden |
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| SDG 11 |
3a – Gesellschaft, Gesundheit |
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| SDG 3 |
3a – Gesellschaft Gesundheit |
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| SDG 3 |
3b – Material – Holz |
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| SDG 12 SDG 15 |
3b – Material – Schalung |
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| SDG 12 |
3b – Material – Stahl |
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| SDG 12 SDG 13 |
3b – Material – Beton (1) |
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| SDG 12 |
3b – Material – Beton (2) |
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| SDG 12 |
3b- Material – flüssige Betriebsmittel |
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| SDG 12 SDG 15 |
3b – Material – Mörtel |
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| SDG 3 |
3b – Material – Natursteine |
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| SDG 12 |
3b – Material – Asphalt |
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| SDG 12 |
3b – Material – Wasser |
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| SDG 6 SDG 15 SDG 12 |
3b – Energie – Mobilität |
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| SDG 13 |
3b – Energie – Geräte |
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| SDG 7 |
3d – Abfälle – Baurestmassen |
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| SDG 7 |
3d – Abfälle – Baurestmassen |
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| SDG 7 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2- Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild-[Textflussumbruch]position Berufsbild-[Textflussumbruch]position lt. §17 Nr. 5-16 und §68 Nr. 5-13 BauWiAusbV 1999 / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
A3I- 5: Auftragsübernahme, Leistungserfassung, Arbeitsplan und Ablaufplan. Lernfelder: 1, 3 | 5b) Arbeitsschritte, Sicherungsmaßnahmen und Einsatz von Arbeitsmitteln planen c) Bau- und Bauhilfsstoffe festlegen d) Bauhilfsmittel und Werkzeuge festlegens
Lernfeld 1: Baustelleneinrichtung unter Beachtung des Umweltschutzes planen. Lernfeld 3: Baustoffe auswählen |
| 3a – Umwelt – Baustoffe
SDG 12 |
A3I- 7: Prüfen, Lagern und Auswählen von Bau- und Bauhilfsstoffen. Lernfeld: 3 | 7a) Bau- und Bauhilfsstoffe sowie Fertigteile, Ein- und Anbauteile durch Inaugenscheinnahme auf Verwendbarkeit prüfen c) Bau- und Bauhilfsstoffe, Fertigteile sowie Ein- und Anbauteile nach Vorgabe abrufen, auf der Baustelle transportieren und lagern Lernfeld 3 : Baustoffe auswählen |
| 3a – Umwelt – Verpackung
SDG 12 |
A3I – 10: Bearbeiten von Holz und Herstellen von Holzverbindungen. Lernfeld: 5 | 10a) Holz nach dem Verwendungszweck unterscheiden c) Holz mit Werkzeugen, insbesondere durch Sägen, Stemmen, Hobeln, Raspeln, Schleifen und Bohren, bearbeiten d) Holzverbindungen mit Blatt, Versatz und Zapfen sowie durch Nageln und Schrauben herstellen e) Untergrund für die Abdichtung auf Ebenheit, Trockenheit und Festigkeit prüfen und säubern, Mängel anzeigen f) Holzbauteile vor Feuchtigkeit schützen
Lernfeld 5: Unterschiedliche Holzarten kennen, unterscheiden, beurteilen und auswählen können. Gesellschaftliche und ökologische Bedeutung des Waldes kennen. Chemischer und konstruktiver Holzschutz
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| 3b – Material -Holz
SDG 12
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A3I – 11: Herstellen von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton. Lernfeld: 4 | Schalungen: 11a) Brettschalungen für rechteckige Fundamente, Stützen, Wände, Balken und Aussparungen herstellen, mit Trennmitteln behandeln und betonierfähig aufbauen b) Brettschalungen abbauen, entnageln, reinigen und lagern
Lernfeld 4: Beton bzgl. Ästhetik, Tragfähigkeit, Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit und Umweltverträglichkeit mit anderen Baustoffen vergleichen, Betonarten, -gruppen; Zemente, Zuschlag; Brettschalungen; Holz- und Materiallisten, Produktlinienanalyse |
| 3b – Material – Schalung
SDG 12 |
A3I – 11: Herstellen von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton. Lernfeld: 4 | Bewehrungen: 11c) Bewehrungen durch Ablängen, Biegen und Binden von Betonstabstahl herstellen d) Betonstahlmatten zuschneiden e) Bewehrungen mit Abstandshaltern einbauen
Lernfeld 4: Beton bzgl. Ästhetik, Tragfähigkeit, Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit und Umweltverträglichkeit mit anderen Baustoffen vergleichen, Betonarten, -gruppen; Zemente, Zuschlag; Brettschalungen; Holz- und Materiallisten, Produktlinienanalyse |
| 3b – Material – Stahl
SDG 12 SDG 13 |
A3I – 11: Herstellen von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton. Lernfeld:4 | Beton: 11f) Betone nach Rezept herstellen und auf Verarbeitbarkeit prüfen g) Beton von Hand einbringen, verdichten, abziehen und nachbehandeln h) Oberflächen nacharbeiten i) kleine Beton- und Stahlbetonfertigteile transportieren und einbauen k) Untergrund für die Abdichtung auf Ebenheit, Trockenheit und Festigkeit prüfen, säubern und Mängel anzeigen
Lernfeld 4: Beton bzgl. Ästhetik, Tragfähigkeit, Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit und Umweltverträglichkeit mit anderen Baustoffen vergleichen, Betonarten, -gruppen; Zemente, Zuschlag; Brettschalungen; Holz- und Materiallisten, Produktlinienanalyse |
| 3b – Material – Beton
SDG 12 |
A3I – 14: Herstellen von Verkehrswegen. Lernfeld: 7 | 14a) Verkehrswege abtragen, Stoffe getrennt lagern b) Untergrund verbessern c) ungebundene Tragschichten herstellen d) Planum durch Verdichten unter Beachtung der Höhenlage und Ebenflächigkeit herstellen f) Pflasterdecken und Plattenbeläge aus künstlichen Steinen herstellen g) Profile aus unterschiedlichen Werkstoffen, insbesondere Metalle und Kunststoffe, sägen, feilen, bohren und schleifen
Lernfeld 7: Planung einer Straßentrasse unter Berücksichtigung der Straßenfunktion und der Umweltgegebenheiten. |
| 3a – Umwelt
SDG 11 |
A3II – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen.
A13 – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen.
Lernfelder: 1, 8 | A3II-6: Geräte und Maschinen: m) Werkzeuge und Kleingeräte auswählen und einsetzen o) Förder- und Transportgeräte bedienen, Lastaufnahme- und Anschlagmittel einsetzen p) Geräte und Maschinen auf Baustellen vor Witterungseinflüssen und Beschädigung schützen sowie vor Diebstahl sichern Umweltschutz: q) Abfall auf der Baustelle sortenrein trennen und für den Abtransport vorbereiten Räumen: r) Baustoffe, Geräte und Maschinen für den Abtransport vorbereiten
Lernfeld 1: Baustelleneinrichtung unter Beachtung des Umweltschutzes planen Lernfeld 8: Baumaschinen zum Lösen, Transport, Einbau und Verdichten des Bodens auswählen. |
| 3b – Energie – Mobilität 3b – Energie – Geräte und Maschinen
SDG 7 |
A13 – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen.
Lernfeld: 8 | A13-6: Geräte und Maschinen: e) Geräte und Maschinen für den Arbeitsablauf auswählen, anfordern, transportieren, lagern und für den Einsatz vorbereiten
Lernfeld 8: Baumaschinen zum Lösen, Transport, Einbau und Verdichten des Bodens auswählen. |
| 3b – Energie – Geräte und Maschinen
SDG 7 |
A3II – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen. Lernfeld: 1 | n) Geräte und Maschinen auf Dichtigkeit prüfen, Verunreinigung des Bodens vermeiden Lernfeld 1: Baustelleneinrichtung unter Beachtung des Umweltschutzes planen |
| 3b- Material – flüssige Betriebsmittel SDG 12 |
A3II – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen.
Lernfeld: 1 | Umweltschutz: 6q) Abfall auf der Baustelle sortenrein trennen und für den Abtransport vorbereiten Räumen: r) Baustoffe, Geräte und Maschinen für den Abtransport vorbereiten Lernfeld 1: Baustelleneinrichtung unter Beachtung des Umweltschutzes planen |
| 3d – Abfälle – Baurestmassen
SDG 12 |
A3II – 6: Einrichten, Sichern und Räumen von Baustellen. Lernfeld: 1 | 6h) Schutzausrüstungen verwenden sowie Maßnahmen zum Schutz von Personen auf Baustellen ergreifen Lernfeld 1: Baustelleneinrichtung unter Beachtung der Arbeitsschutzvorschriften planen |
| 3a – Gesellschaft, Gesundheit
SDG 3 |
A3II – 7: Prüfen, Lagern und Auswählen von Bau- und Bauhilfsstoffen.
Lernfeld: 3 | 7a) Bau- und Bauhilfsstoffe sowie Fertigteile auswählen b) Bedarf an Bau- und Bauhilfsstoffen sowie an Fertigteilen ermitteln, diese anfordern und bereitstellen c) Bau- und Bauhilfsstoffe sowie Fertigteile auf Vollständigkeit, Beschädigung und Maßhaltigkeit prüfen Lernfeld 3: Baustoffe auswählen |
| 3a – Umwelt
SDG 12 |
A3II – 11: Herstellen von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton. Lernfeld: 6 | 11e) Betonfestigkeitsklassen nach Verwendungszweck unterscheiden f) Bindemittel und Zuschlag auswählen g) Frischbetonprüfung durchführen Lernfeld 6: Zusammensetzung des Betons bestimmen Beton im Hinblick auf Ästhetik, Tragfähigkeit, Haltbarkeit, Reparaturfreundlichkeit und Umweltverträglichkeit mit anderen Baustoffen vergleichen, Betonarten, -gruppen, Zemente, Zuschlag |
| 3b – Material – Beton
SDG 12 |
A13 – 12: Herstellen von Decken aus Beton.
Lernfeld:13 | 12c) Frischbetonprüfung durchführen d) Frischbeton Decke mit Rüttler verdichten und mit Abziehbohlen abziehen, nachbehandeln und schützen e) Fugen herstellen und Vergußmasse einbringen Lernfeld 13: Materialien für Strassenoberbau aus Beton unterscheiden, beurteilen und auswählen können |
| 3b – Material – Beton
SDG 12 |
A3 II- 12: Herstellen von Baukörpern aus Steinen.
Lernfelder: 3, 6 | 12a) Mörtelgruppe auswählen b) Bindemittel und Zuschlag für Mauermörtel auswählen
Lernfeld 3: Baustoffe und Materialien zum Abdichten kennen und auswählen; Wärmedämmung Beschichtungs-, Bekleidungs- und Belagmaterialien unterscheiden, bewerten und auswählen Lernfeld 6: Beschichtungs-, Bekleidungs- und Belagmaterialien unterscheiden, bewerten und auswählen |
| 3b – Material – Mörtel
SDG 12 |
A3II – 13: Herstellen von Baugruben und Gräben, Verbauen und Wasserhaltung.
Lernfeld: 8 | 13a) Bodenarten und Bodenklassen unterscheiden, Böden beurteilen b) Kontaminierungen und Altlasten erkennen, sichern und melden f) Geräte zum Ausheben, Einbauen und Verdichten von Böden einsetzen und warten g) Böden lösen, laden, fördern, lagern, auf Verdichtungsfähigkeit prüfen, einbauen und verdichten i) offene Wasserhaltung für Schichten- und Grundwasser durchführen k) Einbaumaterialien für die Verfüllung auf Eignung und Verwendungsfähigkeit prüfen Lernfeld 8: Bodeneigenschaften und ökologische Bedeutung des Oberbodens berücksichtigen |
| 3a- Umwelt – Böden
SDG 11 SDG 15 |
A3II – 14: Herstellen von Verkehrswegen.
Lernfelder: 8, 12 | Unterlage für Decken und Beläge: 14b) Befestigung aufnehmen, Material auf Wiederverwendung prüfen und getrennt lagern d) Bodenverbesserung und Bodenverfestigung durchführen e) Schüttgut auf Beschaffenheit und Verwendungsfähigkeit prüfen, einbauen und verdichten
Lernfeld 8: Bodenarten und Bodenklassen kennen und unterscheiden können Verfahren zur Bodenverbesserung kennen Lernfeld 12: Materialien für Strassenoberbau unterscheiden, beurteilen und auswählen können; Bitumen, Mineralstoffe und Reststoffverwertung |
| 3d – Abfälle – Baurestmassen
SDG 12 |
A13 – 5: Auftragsübernahme, Leistungserfassung, Arbeitsplan und Ablaufplan.
Lernfeld: 1 | 5a) Maßnahmen zur Sicherstellung des Arbeitsablaufes ergreifen b) Arbeitsabläufe und Arbeitszusammenhänge erkennen, Möglichkeiten für Verbesserungen vorschlagen und nutzen c) mit den am Bau Beteiligten Abstimmungen treffen, bei Leistungsstörungen Maßnahmen zur Beseitigung ergreifen d) erhaltenswerte Bausubstanz erkennen und Maßnahmen zum Schutz veranlassen
Lernfeld 1: Verantwortungsbereiche bei der Bauplanung, -durchführung und -abnahme unterscheiden. |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
SDG 4 |
A13 – 7: Herstellen von Baukörpern aus Steinen.
Lernfeld: 3, 6 | 7) Natursteinmauerwerk herstellen
Lernfeld 3: Baustoffe sowie Materialien zum Abdichten gegen Bodenfeuchtigkeit kennen und auswählen. Wärmedämmung
Lernfeld 6: Bewerten und Auswählen von Beschichtungs-, Bekleidungs- und Belagmaterialien; Trenn- und Dämmschichten, Dämmstoff
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| 3b – Material – Dämmstoffe
SDG 12 |
A13 – 8: Herstellen der Entwässerung von Verkehrsflächen. Lernfeld: 9 | 8a) offene und geschlossene Entwässerung und Anschlüsse herstellen Lernfeld 9: Auswahl geeigneter Entwässerungssysteme. Auswahl geeigneter Geräte zur Verdichtung Wasserhaltung, Misch-und Trennsysteme, Entwässerungspläne. |
| 3b – Material – Wasser
SDG 9 |
A13- 10: Herstellen von Pflasterdecken und Plattenbelägen.
Lernfelder: 10, 12 | 10a) Pflasterdecken und Plattenbeläge in Mustern für Bögen und bei Neigungswechsel herstellen c) Platten in unterschiedlichen Größen aus künstlichen und natürlichen Materialien verlegen e) Pflasterdecken und Plattenbeläge nach Aufgrabungen unter Berücksichtigung der angrenzenden Beläge wiederherstellen
Lernfeld 10: Pflastersteine nach Material und Eigenschaften unterscheiden und beurteilen können Lernfeld 12: Natursteine nach deren Entstehung und Eigenschaften vergleichen, beurteilen sowie auswählen |
| 3b – Material – Natursteine
SDG 12 |
A13 – 11: Herstellen von Asphaltdecken.
A3II – 14: Herstellen von Verkehrswegen.
Lernfelder: 6, 12 | A13-11: b) Oberflächenschutzschichten nach unterschiedlichen Verfahren herstellen
A3II-14: Asphaltdecken: l) Unterlage vorbereiten m) Verarbeitbarkeit des Materials prüfen n) Deckschicht von Hand und mit Maschinen einbauen und verdichten
Lernfeld 6: Beschichtungs-, Bekleidungs- und Belagmaterialien unterscheiden, bewerten und auswählen Lernfeld 12: Materialien für Strassenoberbau unterscheiden, beurteilen und auswählen können Bitumen, Mineralstoffe und Reststoffverwertung |
| 3a – Gesellschaft Gesundheit
SDG 3 |
A13 – 11: Herstellen von Asphaltdecken.
Lernfeld: 11 | Lernfeld 11: Materialien für Strassenoberbau unterscheiden, beurteilen und auswählen können Bitumen, Mineralstoffe und Reststoffverwertung |
| 3b – Material – Asphalt
SDG 12 |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die hier vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule bilden drei Rahmenaufgaben:
- Energie- und Klima Analyse eingesetzter Energieträger im Betrieb
- Energie- und Klimaanalyse der Nutzfahrzeuge und mobilen Maschinen (Baustelle)
- Abfall- und kreislaufwirtschaftliche Analyse von Baustoffen sowie Bau- und Abbruchabfällen.
Klimawirksamkeit eingesetzter Energieträger im Betrieb
Die Analyse des Ausbildungsbetriebes hinsichtlich seines Beitrags zum Klimawandel zielt darauf ab, anhand der Art und Menge der für die betriebseigene Mobilität eingesetzten Kraftstoffe, diejenigen zentralen Aktivitäten im Betrieb zu kennen, die besonders klimawirksam sind. Dies soll die Auszubildenden befähigen, sowohl entsprechende klimafreundliche Alternativen zu kennen als auch innerbetrieblich möglichst effektiv zu adressieren. Die Klimaanalyse untersucht dazu die folgenden zwei Bereiche im Ausbildungsbetrieb:
- Stationärer Energieeinsatz für die Betriebsprozesse. Hierunter ist der ortsfeste Energieeinsatz in Gebäuden und Büros zu verstehen, wie er für Planungs- und Verwaltungstätigkeiten sowie für die Bauaufsicht benötigt wird. Dabei handelt es sich vorrangig um elektrische Geräte der Information und Kommunikation aber auch der Energieeinsatz für Raumheizung, zur Warmwasserbereitung und für die Beleuchtung
- Mobiler Energieeinsatz für die betriebseigene Mobilität. Darunter fallen mobile Maschinen und Geräte für die Bauausführungen sowie schwere Nutzfahrzeuge für den Transport von Material, Bodenaushub und Baurestmassen, aber auch leichte Nutzfahrzeuge für den Transport von Kleinmaterial, Geräten und nicht zuletzt von Personen.
Aufgabenstellung
Berechnen Sie anhand der in Ihrem Betrieb eingesetzten Energie den Beitrag zum Klimawandel. Erheben Sie dazu die Art und die Menge der in Ihrem Ausbildungsbetrieb eingesetzten Energieträger und benutzen Sie dann die Emissionsfaktoren aus der folgenden Tabelle. Unterscheiden Sie Energieträger, die stationär eingesetzt werden von denen, die für mobile Emissionsquellen wie Fahrzeuge und Baumaschinen eingesetzt werden.
In der Tabelle sind auch Emissionsfaktoren für erneuerbare Energieträger wie Photovoltaik, Solarthermie oder Biogas zu finden. Schätzen Sie einmal ab, wie viel CO2-Äquivalente sich einsparen ließen, wenn im Betrieb ganz oder teilweise erneuerbare Energieträger eingesetzt würden.
Zur Orientierung und Einordnung der Höhe der Emissionsfaktoren sind in der Tabelle auch Emissionsfaktoren für Primärenergieträger wie Stein- und Braunkohle oder Kernkraft aufgeführt die im Bereich der Endenergie eher von geringerer Relevanz sind.
Die Umrechnung von Energieträgern in CO2-Emissionen hängt von mehreren Faktoren ab. Insbesondere der Heizwert ist maßgeblich. Der wiederum unterscheidet sich hinsichtlich der Qualität, die von der geografischen und geologischen Herkunft des Energieträgers beeinflusst wird.
Die Menge des jeweiligen Energieträgers multipliziert mit dem „Emissionsfaktor gesamt“ ergibt die Gesamtmenge an CO2-Äquivalent. Beispielrechnung: Die Einsparung von 50 l Diesel ergibt eine Einsparung von 158 kg CO2-Äquivalent.
- Rechnung: 50 Liter Diesel x 3,16 kg/l = 158 kg CO2-Äquivalent.
Die unmittelbar am Ort der Energieumwandlung (z. B. im Kessel oder Motor) anfallenden Emissionen werden als direkte Emissionen bezeichnet. Bei der Herstellung des Brennstoffes (z. B. Erdölgewinnung und -verarbeitung zu Diesel) fallen aber zusätzlich Emissionen an, die hierbei noch nicht berücksichtigt sind. Für die Betrachtung des gesamten Prozesses sind sie aber ebenfalls relevant. Sie werden als indirekte (oder auch vorgelagerte) Emissionen bezeichnet. Die Gesamtemissionen setzen sich dann aus den direkten und indirekten Emissionen zusammen.
Tabelle: Emissionsfaktoren
Energieträger | Emissionsfaktor CO2-Äquivalent | Einheit | ||
Direkt | Indirekt | Gesamt | ||
Strommix Deutschland1) | – | – | 0,402 | kg/kWh |
Heizöl | 2,67 | 0,42 | 3,09 | kg/l |
Erdgas | 2,01 | 0,40 | 2,41 | kg/m3 |
Flüssiggas2) | 1,60 | 0,21 | 1,81 | kg/l |
Biogas3) | 0,11 | 0,24 | 0,35 | kg/kWh |
Diesel | 2,63 | 0,53 | 3,16 | kg/l |
Biodiesel3) | 0,04 | 1,50 | 1,54 | kg/l |
Benzin | 2,33 | 0,55 | 2,88 | kg/l |
Bioethanol3) | 0,01 | 1,25 | 1,26 | kg/l |
Holz4) | 0,02 | 0,03 | 0,05 | kg/kg |
Photovoltaik5) | 0,00 | 0,07 | 0,07 | kg/kWh |
Solarthermie5) | 0,00 | 0,02 | 0,02 | kg/kWh |
Wärmepumpe6) | 0,00 | 0,18 | 0,18 | kg/kWh |
Geothermie5) | 0,00 | 0,18 | 0,18 | kg/kWh |
Wind onshore5) | 0,00 | 0,01 | 0,01 | kg/kWh |
Wind offshore5) | 0,00 | 0,06 | 0,06 | kg/kWh |
Steinkohle7) | 2,07 | 0,33 | 2,40 | kg/kg |
Braunkohle7) | 2,92 | 0,33 | 3,35 | kg/kg |
Kernenergie | 0,00 | 0,07 | 0,07 | kg/kWh |
1) Durch den wachsenden Einsatz erneuerbarerer Energien sinkt der mittlere Emissionsfaktor des Strommixes zunehmend
2) Beim Einsatz als Treibstoff im Verkehrssektor
3) Die pflanzliche (Weizen, Raps, u.ä.) oder tierische Herkunft (Gülle, Mist, u.ä) beeinflusst den Emissionsfaktor
4) Biogene Energieträger wie z. B. Holz sind zwar CO2-neutral, weil bei ihrer Verbrennung genauso viel CO2 freigesetzt wird, wie sie während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Dies gilt aber nicht für die Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Deshalb werden im Emissionsfaktor für biogene Energieträger auch die Treibhausgase Methan und Lachgas berücksichtigt.
5)Bei Energieerzeugungsanlagen beeinflusst der Wirkungsgrad den Emissionsfaktoreine
6) Bei Wärmepumpen hat das Wärmeträgermedium (Luft, Abluft, Wasser, Abwasser, u.a.) entscheidenden Einfluß auf die Höhe des Emissionsfaktors
Quelle: (LfU 2021- lfu.bayern.de)
Sollten in Ihrem Betrieb Energieträger eingesetzt werden, die in der obigen Tabelle nicht aufgeführt sind, so können Sie einen CO2-Rechner benutzen, wie sie im Internet zu finden sind. z. B.
Energie- und Klimaanalyse Baufahrzeuge und mobile Maschinen.
Gerade im Straßenbau ist der Einsatz von schweren Nutzfahrzeugen wie mehrachsige Sattelschlepper, Pritschen-Lkw, Raupen, Lader, Bagger, u.ä. aber auch von mobilen Maschinen wie Generatoren, Kompressoren, Flutlicht, u.ä. üblich. Am häufigsten werden diese Fahrzeuge und mobilen Maschinen mit Dieselkraftstoff betrieben. Die folgende Auflistung zeigt die im Baugewerbe eingesetzten Energieträger und ihre relative Häufigkeit in Prozent (UBA 2022b, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 2022):
Anteil von Energieträgern auf der Baustelle
Kraftstoffe | Anteil |
Dieselkraftstoff Sonstige Mineralölprodukte Gase Heizöl Leicht Ottokraftstoffe Elektrischer Strom u.a. Energieträger Erneuerbare Energien | 49,2 % 26,8 % 7,1 % 4,8 % 2,4 % 7,2 % 2,6 % |
Aufgabenstellung:
- Wählen Sie mehrere typische Tage auf der Baustelle aus. Wählen Sie Tage, die typisch für einen jeweiligen Bauabschnitt sind, z. B. Einrichtung der Baustelle, Herstellung von Planum und Böschung, Einbringen der Trag- und der Deckschichten, Abdeckung mit Oberboden, Räumen der Baustelle und Abtransport von Restmassen und Abfällen.
- Schätzen Sie die Art und die Mengen an Energieträgern, die an den ausgewählten Tagen zum Transport von Materialien und Baustoffen, aber auch von Personen eingesetzt werden.
- Notieren Sie Ihre Schätzungen und berechnen Sie die Mengen an unterschiedlichen Energieträgern, die während der gesamten Zeit der Bautätigkeit auf der Baustelle zum Einsatz kommen.
Analyse der Baumaterialien und Abfallstoffe
Bau- und Abbruchabfälle sind laut Kreislaufwirtschaftsgesetz (§3, 6a) Abfälle, die bei Bau- und Abbruch Tätigkeiten entstehen. Die folgende Auflistung zeigt die unterschiedlichen Arten von Bau-und Abbruchabfällen und ihren jeweiligen Gewichtsanteil in Prozent:
- Boden, Steine und Baggergut (57 %)
- Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik (27 %)
- Bitumengemische, Kohlenteer und teerhaltige Produkte (9 %)
- Übrige Bau- und Abbruchabfälle (7 %)
Bau- und Abbruchabfälle machen ca. 55 Prozent des gesamten nationalen Abfallaufkommens aus. Diese mengenmäßige Dominanz macht bereits die hohe Relevanz dieser Abfälle deutlich. Sie bestehen zwar überwiegend aus mineralischem und inerten Material, doch gleichwohl ist es nicht nur die Menge, sondern es sind auch die Inhaltsstoffe von Bau- und Abbruchabfällen, die sie als Abfallart so relevant machen. Neben den klassischen mineralischen Baustoffen wie Stein, Sand, Beton, Fliesen und Glas sind es inzwischen zudem auch zunehmend metallische Baumaterialien wie Stahl, Zink und Kupfer aber auch mineralöl basierte Kunststoffe in Rahmen, Belägen, Schäumen und Dichtungsmassen oder mit bauchemischen Zusatzstoffen versetzte Mischmaterialien, welche die besondere kreislaufwirtschaftliche Relevanz von Bau- und Abbruchabfällen ausmachen. Zudem sind gerade mineralische Baurestmassen zur Wiederverwendung sowie zum Recycling besonders gut geeignet.
Der Straßenbau ist in besonderem Maße durch den Aushub, die Bewegung und das Einbringen von Boden und weiteren mineralischen Materialien geprägt. Einiges davon wird als Abfall abtransportiert, anderes als Bestandteil des Baukörpers eingebaut. Die folgende Aufgabe soll die Auszubildende für die besondere Materialintensität des Straßenbaus sensibilisieren und sie in die Lage versetzen die verschiedenen Materialien, Baustoffe und Bauabfälle zu unterscheiden, ihre Möglichkeiten zur Wiederverwendung und zum Recycling kennenzulernen und Alternativen zu erdölbasierten Baustoffen zu entdecken:
Aufgabenstellung
- Wählen Sie mehrere typische Tage auf der Baustelle aus. Wählen Sie Tage, die typisch für einen jeweiligen Bauabschnitt sind, z. B. Einrichtung der Baustelle, Herstellung von Planum und Böschung, Einbringen der Trag- und der Deckschichten, Abdeckung mit Oberboden, Räumen der Baustelle und Abtransport von Restmassen und Abfällen.
- Notieren Sie die Mengen von allen Materialien, Baustoffen und Abfällen, die an den ausgewählten Tagen angeliefert oder abtransportiert werden.
- Ordnen Sie den notierten Materialien, Baustoffen und Abfällen ihre stofflichen Eigenschaften zu. Unterscheiden Sie dabei zwischen mineralischen und metallischen Stoffen sowie solchen, die aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt wurden. Erkundigen Sie sich und notieren Sie, wo die abtransportierten Materialien und Abfälle hingebracht werden und was mit ihnen geschieht.
- Schätzen Sie die verschiedenen Mengen an Materialien, Baustoffen und Abfällen, die während des jeweiligen Bauabschnitts angeliefert oder abtransportiert wurden. Multiplizieren Sie dazu die notierten Tagesergebnisse aus Nr. 2 mit der Anzahl der Tage, die der jeweilige Bauabschnitt dauert, den Sie in Nr. 1 ausgewählt haben. Schätzen Sie dann die Gesamtmengen an Materialien, Baustoffen und Abfällen, die während der gesamten Bautätigkeit an- oder abtransportiert wurden. Addieren Sie dazu die vorherigen Ergebnisse für alle Bauabschnitte.
- Identifizieren Sie anhand Ihrer Ergebnisse aus Nr. 4 diejenigen drei mineralischen Materialien die am meisten abtransportiert wurden und recherchieren Sie für die identifizierten Materialien Möglichkeiten der Wiederverwendung sowie des Recyclings
- Wiederholen Sie Nr. 5. für ein Material, das aus Erdöl hergestellt wurde, und recherchieren Sie Möglichkeiten es zu recyceln sowie es durch ein Material aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen.
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für die Bauwirtschaft, die in einem sehr großen Markt mit vielen Konkurrenten ihre Kundschaft suchen und bedienen muss. Bedingt durch die Marktverhältnisse ist die Bauwirtschaft, wie andere Wirtschaftsbereiche auch, auf Effizienz ausgerichtet. Daraus ergibt sich auch für die Bauwirtschaft der klassische Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Baumaßnahmen sind häufig teurer als “herkömmliche”, da letztere alle technischen, biologischen und chemischen Verfahren zur Effizienzsteigerung nutzen. Demgegenüber sind Baumaßnahmen, die sich an der Nachhaltigkeit orientieren, oftmals mit einem erhöhten Aufwand verbunden. Dazu lassen sich Maßnahmen zur getrennten Erfassung und Lagerung von Baurestmassen, Schutzmaßnahmen zur Erhaltung des humushaltigen Oberbodens, das Recycling von Beton und Asphalt oder die Nutzung von schadstoffarmen Bauhilfsstoffen zählen. Zudem sind die auf dem Markt verfügbaren Produkte wie CO2-arme Maschinen, Geräte oder Nutzfahrzeuge häufig teurer als herkömmliche Produkte, die schon länger und in größerer Stückzahl hergestellt werden. Der erhöhte Aufwand und die höheren Kosten bedingen jedoch auch einen höheren Preis für die angebotene Bauleistung. Gerade im Straßenbau, der im besonderen Maße von öffentlichen Auftraggebern abhängig ist, die wiederum durch das Vergaberecht maßgeblich zu einer sparsamen Bewirtschaftung öffentlicher Finanzmittel gezwungen sind, steht eine teurerer aber nachhaltigere Bauausführung im Widerspruch zum Sparsamkeitsgebot öffentlicher Ausgaben. Bauausführende Unternehmen, die im Straßenbau tätig sind, versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit, ausgedrückt als das Verhältnis von Aufwand zum Nutzen. Wenn bei gleichem Nutzen so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Bauwirtschaft häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
- Eine an der Nachhaltigkeit ausgerichtete Baumaßnahme nutzt Bau- und Bauhilfsstoffe, Geräte, Maschinen und Fahrzeuge mit verringerter Umweltbelastung. Derartige Produkte sind jedoch in der Regel teurer als konventionelle. Für öffentliche Auftraggeber, wie sie im Straßenbau überwiegen, sind diese Mehrkosten ein großes Hemmnis bei der Auftragsvergabe und bedürfen einer besonderen, wohl begründeten Rechtfertigung. Zudem besteht bei der öffentlichen Vergabe von Bauaufträgen das Risiko, dass unterlegene Unternehmen die Auftragsvergabe mit Hinweis auf ihr kostengünstigeres Angebot gerichtlich anfechten.
- Ein weiterer Widerspruch besteht darin, dass nachhaltigere Technologien wie z. B. Fahrzeuge und Maschinen, die mit erneuerbaren Energien oder nachwachsenden Treibstoffen angetrieben werden, aber auch Bau- und Bauhilfsstoffe oder Dämmmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen verschwenderischer genutzt werden. Selbst umweltbewusste Personen sind eher geneigt Produkte und Dienstleistungen mit verringerter Umweltwirkung pro Nutzeneinheit intensiver zu nutzen ohne zu bedenken, dass die Vorteile einer erhöhten Ökoeffizienz bei einer Nutzungsintensivierung kompensiert oder sogar überkompensiert werden kann. Die Effizienzgewinne werden so durch eine Nutzungsintensivierung aufgezehrt.
- Als zentrale Infrastruktur sind Strassen maßgeblich für das Mobilitätsverhalten der Verkehrsteilnehmer. So induzieren gut ausgebaute Autostraßen mehr Autoverkehr. In ähnlicher Weise lassen sich mit gut ausgebauten Rad- und Fußwegen der Rad- und Fußverkehr fördern. Beim Straßenbau steht jedoch meist der möglichst effiziente Transport von Gütern und Personen mit einem günstigen Nutzen-Kosten-Verhältnis im Vordergrund. Weitere Funktionen wie die raumordnerische Bedeutung, die städtebauliche Bewertung sowie Umweltrisiken rücken dann in den Hintergrund. Ein Beispiel für Zielkonflikte mit übergeordneten Funktionen von Straßen findet sich in der Stadt-Umland Verflechtung. Denn Städte sind in mehrfacher Hinsicht mit ihrem Umland verflochten. Dazu zählen die stadtregionalen Freiräume und Grünzüge mit ihren vielfältigen Funktionen für Mensch und Natur. Sie unterstützen den natürlichen Wasserhaushalt, die Klimaanpassung und den natürlichen Klimaschutz und bieten Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Gleichzeitig sind sie wertvolle Räume für die Erholung, Bewegung und das Naturerleben der Menschen. Nicht zuletzt werden suburbane Freiräume oft land- und forstwirtschaftlich genutzt. Mit den Nutzungen der Freiräume besteht auch eine Verflechtung mit der Mobilität, wodurch Zielkonflikte entstehen. Stadtregionale Freiräume und nachhaltige Mobilitätsformen im Stadt-Umland-Verkehr stehen daher in Wechselbeziehung zueinander und sind deshalb im Zusammenhang zu betrachten. Werden Freiräume sowie Rad- und Fußwegenetze in der Stadtregion zusammen geplant, kann das Mobilitätsverhalten im Pendler- und Freizeitverkehr nachhaltiger werden. Eine solche gemeinsame Planung und auch ein gemeinsames Marketing können den Anteil der nachhaltigen Mobilität erhöhen, die Lebensqualität verbessern und helfen, Zielkonflikte mit dem Schutz von Natur und Landschaft zu vermeiden.
- Ein Zielkonflikt lässt sich beim Asphaltrecycling feststellen. Im Kern handelt es sich um einen Konflikt zwischen lokaler Emissionserhöhung einerseits und Verringerung der Umweltbelastung insgesamt, andererseits. Der Einsatz von Ausbauasphalt in der Herstellung von Asphaltmischungen führt zu erhöhter Freisetzung von Luftschadstoffen im direkten Umfeld der Asphaltmischanlage. Gleichzeitig ist das Recycling von Asphalt ressourcen ökonomisch geboten und besitzt gegenüber dem ausschließlichen Einsatz von primären Zuschlagstoffen deutliche ökologische Vorteile, denn es entlastet Deponiekapazitäten und schont die Ölvorräte. Zu-dem wird durch den Einsatz von Asphaltgranulaten der Verbrauch primärer Ressourcen wie Splitt und Brechsand vermindert. Allerdings führt der erhöhte Energieeinsatz zu erhöhten Emissionen von energiebedingten Luftschadstoffen sowie zu Geruchsemissionen im direkten Umfeld der Asphaltmischanlage.
- Ein weiterer Zielkonflikt ist der zwischen ökologischer Verbesserung und technischer Anforderung. Wie bei jeder Nachhaltigkeitsinnovation sind neben der erreichbaren Umweltverbesserung, die technische Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit entscheidende Voraussetzungen für die Verbreitung der Innovation. Dabei ist zu bedenken, dass es sich um dynamische Voraussetzungen handelt. So durchläuft die technische Entwicklung unterschiedliche Stufen von der Funktionsprüfung, über den Labor- und Pilotmaßstab bis hin zur Serienproduktion. Es wird dann von „Technologie-Reifegrad“ auf englisch: „Technology Readiness Level“ (TRL) gesprochen, der den Entwicklungsstand von neuen Technologien auf einer Skala von TRL 1: „Beobachtung und Beschreibung des Funktionsprinzips“ bis zu TRL 9: „Qualifiziertes System mit Nachweis des erfolgreichen Einsatzes“, bewertet (EU-Kommission 2014). Ebenfalls dynamisch ist die Voraussetzung der Wirtschaftlichkeit, die unmittelbar von Kosten- und Preissignalen sowie anderen Marktbedingungen abhängt und sich z. B. bei starken Schwankungen innerhalb kurzer Zeit ändern kann. Dies betrifft insbesondere das Recycling. So stellt sich dort die Frage, inwieweit das rezyklierte Material – auch Rezyklat oder sekundärer Rohstoff – genannt, die gleiche technische Funktion erfüllt wie das Primärmaterial also die Frischware. Allerdings ist die technische Funktion nicht immer eindeutig und umfassend festgelegt. So hat z. B. Recyclingpapier einen geringeren Weißwert, ist also meist etwas grauer, allerdings erfüllt es trotz dessen die Hauptfunktionen von Papier nämlich beschriften, bedrucken und kopieren. Im Übrigen wird damit auch die ästhetische und somit kulturelle Dimension von Nachhaltigkeitsinnovationen und ihre Verbreitung sichtbar.
- Sollen Baustoffe recycelt werden, sind die technischen Anforderungen oftmals mit Sicherheitsanforderungen verknüpft. Es stellt sich dann die Frage inwieweit das Recyclat und die daraus hergestellten Bauteile im selben Maße sicherheitsrelevante Funktionen wie z. B. Druck- und Zugfestigkeit, Beständigkeit gegenüber Alterung, Verschleiß oder sonstige Umwelteinflüsse erfüllen. Dabei lassen sich zwei Strategien verfolgen. Zum einen ist die sortenreine Erfassung des zu rezyklierten Materials entscheidend. Denn je geringer die Sortenreinheit, umso schwieriger und aufwendiger ist es, die Funktionalitäten des Primärmaterials zu erreichen. Zum anderen lassen sich die Anwendungen für das Rezyklat beschränken auf Einsatzgebiete mit geringeren Sicherheitsanforderungen z. B.: als Frostschutz-, Ausgleichs- oder Tragschicht oder zur Verfüllung von Gruben und Gräben. Hinzu kommt, dass der Baubereich durch eine sehr hohe Dichte an technischen und rechtlichen Regelungen geprägt ist, die zudem länderspezifische, regionale oder gar kommunale Unterschiede aufweisen.
- Daraus lässt sich bereits ein Zielkonflikt zwischen technisch möglich und rechtlich zulässig erkennen. Dies betrifft insbesondere den Einsatz von mineralischen Rezyklaten, wie sie im Baubereich typisch sind. So sind z. B. die Anforderungen und die Anwendungen von rezyklierten Gesteinskörnungen in Beton, in spezifischen Normen (DIN 4226-101) und technischen Richtlinien (DAfStb 09/2010) dezidiert festgelegt. Dies betrifft auch den Einsatz von Rezyklat Material in Oberbaukonstruktion für den Straßen- und Wegebau oder für sonstige Verkehrsflächen. So ist der Einsatz von Asphaltgranulat aus Ausbauasphalt in den unterschiedlichen Trag- und Deckschichten je nach Belastungsklasse der Straßen limitiert (RStO 2012). Während der Einsatz in ungebundenen Tragschichten problemlos möglich ist, gilt es bei Deckschichten spezifische Anforderungen an maximale Zuschlagsmenge, Gesteinskörnung und Einbauverfahren zu beachten (RuVA-StB01 2004).