Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/ Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BMUV | Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit |
Care | Segment der AHV, hier: Krankenhäuser, Pflegeheime |
CO2-Äq | Kohlendioxid-Äquivalente |
FS | Foliensammlung |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
KI | Künstliche Intelligenz |
ÖPNV | Öffentlicher Personennahverkehr |
RLP | Rahmenlehrplan |
SBBP | Standardberufsbildposition |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Quellenverzeichnis
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/show/17281
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: BIBB / Reihen / Ausbildung gestalten
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE? Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
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| SDG 3 SDG 8 SDG 12 |
3a – Gesellschaft – Armut |
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| SDG 1 |
3a – Gesellschaft – Gesundheit |
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| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Technik |
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| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Zivilisationskrankheiten |
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Beispiel Tabakkonsum:
Beispiel Alkoholkonsum:
| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Ernährungsgewohnheiten |
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Beispiel Adipositas:
| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Bewegungsförderung |
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| SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen |
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| SDG 3 SDG 13 |
3a – Gesellschaft – Geschlechtergerechtigkeit |
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| SDG 4 SDG 5 |
3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse |
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| SDG 5 SDG 8 |
3a – Gesellschaft – Hygiene im Betrieb |
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| SDG 3 SDG 12
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3a – Gesellschaft – Wertschöpfungsketten |
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| SDG 12 |
3a – Gesellschaft – Geschäftsprozesse |
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| SDG 12 |
3b – Material – Herstellung |
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| SDG 12 |
3b – Material – Ernährung |
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| SDG 3 SDG 13 |
3b – Energie – Verbrauch[Textflussumbruch] |
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| SDG 13 |
3b – Energie – Transport |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Energie – Wärme | ● Bewusstsein für Wärmeverbrauch und Wärmebedarf entwickeln |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Materialien – Pflegemittel |
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| SDG 12 |
3b – Materialien – Wasser |
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| SDG 3 (SGD 6) |
3d – Entsorgung |
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| SDG 12 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (Lernfelder sind im RLP nicht ausgewiesen) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standardberufsbildposition |
I. Pflegeprozesse und Pflegediagnostik in akuten und dauerhaften Pflegesituationen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren. | |||
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) verfügen über ein breites Verständnis von spezifischen Theorien und Modellen zur Pflegeprozessplanung und nutzen diese zur Steuerung und Gestaltung von Pflegeprozessen bei Kindern und Jugendlichen, b) übernehmen Verantwortung für die Organisation, Steuerung und Gestaltung des Pflegeprozesses bei Kindern und Jugendlichen
|
| 3a – Umwelt und Gesellschaft
3b – Prüfsiegel
3d – Erfassung, betriebsspezifischer Abfälle
3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln |
c) nutzen allgemeine und spezifische Assessmentverfahren bei Kindern und Jugendlichen und beschreiben den Pflegebedarf unter Verwendung von pflegediagnostischen Begriffen, |
| 3a – Gesellschaft – Geschlechter- gerechtigkeit – Arbeitsprozesse
1d- Arbeits- bedingungen 4h – Vielfalt in der Arbeitswelt | |
d) schätzen diverse Pflegeanlässe und den Pflegebedarf bei Kindern und Jugendlichen auch in instabilen gesundheitlichen und vulnerablen Lebenssituationen ein, e) handeln die Pflegeprozessgestaltung mit den zu pflegenden Kindern und Jugendlichen und gegebenenfalls ihren Bezugspersonen aus, setzen gesicherte Pflegemaßnahmen ein und evaluieren gemeinsam die Wirksamkeit der Pflege, h) stimmen die Pflegeprozessgestaltung auf spezifische ambulante und stationäre Versorgungskontexte für Kinder und Jugendliche ab, |
| 3a – Gesellschaft – Armut– Zivilisations- krankheiten
2b – Gesundheits- gefährdung
| |
f) nutzen analoge und digitale Pflegedokumentationssysteme, um ihre Pflegeprozessentscheidungen in der Pflege von Kindern und Jugendlichen selbständig und im Pflegeteam zu evaluieren, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Technik | |
g) entwickeln mit Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen und dem sozialen Netz altersentsprechende lebensweltorientierte Angebote zur Auseinandersetzung mit und Bewältigung von Pflegebedürftigkeit und ihren Folgen. |
| 3a – Gesellschaft – Bewegungsförderung | |
2. Pflegeprozesse und Pflegediagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit gesundheitlichen Problemlagen planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren unter dem besonderen Fokus von Gesundheitsförderung und Prävention. | Absolventinnen und Absolventen
a) erheben, erklären und interpretieren pflegebezogene Daten von Kindern und Jugendlichen auch in komplexen gesundheitlichen Problemlagen anhand von pflege- und bezugswissenschaftlichen Erkenntnissen, b) unterstützen Kindern und Jugendlichen durch Mitwirkung an der Entwicklung von fachlich begründeten Pflegeinterventionen der Gesundheitsförderung, Prävention und Kuration, d) erkennen Hinweiszeichen auf eine mögliche Gewaltausübung in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen und reflektieren ihre Beobachtungen im therapeutischen Team, e) verfügen über ein integratives Verständnis von physischen, psychischen und psychosomatischen Zusammenhängen in der Pflege von Kindern und Jugendlichen, |
| 3a – Gesellschaft – Armut – Zivilisationskrankheiten – Ernährungsgewohnheiten
|
c) stärken die Kompetenzen von Angehörigen im Umgang mit pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen und unterstützen und fördern die Familiengesundheit, |
| 3a – Gesellschaft – Zivilisationskrankheiten | |
f) erkennen Wissensdefizite und erschließen sich bei Bedarf selbständig neue Informationen zu den Wissensbereichen der Pflege, Gesundheitsförderung und Medizin zu ausgewählten Aspekten in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. |
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren | |
3. Pflegeprozesse und Pflegediagnostik von Kindern und Jugendlichen in hoch belasteten und kritischen Lebenssituationen verantwortlich planen, organisieren, gestalten, durchführen, steuern und evaluieren. | Die Absolventinnen und Absolventen
a) pflegen, begleiten, unterstützen und beraten Kindern und Jugendlichen sowie deren Bezugspersonen in Phasen fortschreitender Demenz oder schwerer chronischer Krankheitsverläufe sowie am Lebensende, b) unterstützen Familien, die sich insbesondere infolge einer Frühgeburt, einer schweren chronischen oder einer lebenslimitierenden Erkrankung ihres Kindes oder Jugendlichen in einer Lebenskrise befinden, und wirken bei der Stabilisierung des Familiensystems mit, e) begleiten und unterstützen schwerstkranke Kindern und Jugendlichen sowie nahe Bezugspersonen in Phasen des Sterbens, erkennen und akzeptieren deren spezifische Bedürfnisse und bieten Unterstützung bei der Bewältigung und Verarbeitung von Verlust und Trauer an, f) informieren schwerkranke und sterbende Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige zu den spezifischen Schwerpunkten palliativer Versorgungsangebote. |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Armut – Zivilisationskrankheiten – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen
2b – thermische Gefährdungen |
c) steuern, verantworten und gestalten den Pflegeprozess bei Kindern und Jugendlichen mit akuten und chronischen Schmerzen, d) gestalten einen individualisierten Pflegeprozess bei schwerstkranken und sterbenden Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Handlungsfeldern und integrieren die sozialen Netzwerke in das Handeln, |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Armut – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen
2b – thermische Gefährdungen | |
4. In lebensbedrohlichen sowie in Krisen- oder Katastrophensituationen zielgerichtet handeln.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) treffen in lebensbedrohlichen Situationen erforderliche Interventionsentscheidungen und leiten lebenserhaltende Sofortmaßnahmen bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes ein, b) koordinieren den Einsatz der Ersthelferinnen oder Ersthelfer bis zum Eintreffen der Ärztin oder des Arztes, c) erkennen Notfallsituationen in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen und handeln nach den Vorgaben des Notfallplanes und der Notfall-Evakuierung. |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen |
5. Kindern und Jugendlichen bei der Lebensgestaltung unterstützen, begleiten und beraten.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) erheben soziale, familiale und biografische Informationen sowie Unterstützungsmöglichkeiten durch Bezugspersonen und soziale Netzwerke bei Kindern und Jugendlichen und identifizieren Ressourcen und Herausforderungen in der Lebens- und Entwicklungsgestaltung, b) entwickeln gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen Angebote zur sinnstiftenden Aktivität, zur kulturellen Teilhabe, zum Lernen und Spielen und fördern damit die Lebensqualität und die soziale Integration, c) berücksichtigen bei der Planung und Gestaltung von Alltagsaktivitäten die diversen Bedürfnisse und Erwartungen, die kulturellen und religiösen Kontexte, die sozialen Lagen, die Entwicklungsphase und Entwicklungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen, d) beziehen freiwillig Engagierte zur Unterstützung und Bereicherung der Lebensgestaltung in die Versorgungsprozesse von Kindern und Jugendlichen ein. |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Armut
2b – thermische Gefährdungen |
6. Entwicklung und Autonomie in der Lebensspanne fördern.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) wahren das Selbstbestimmungsrecht der zu pflegenden Kinder und Jugendlichen, insbesondere auch, wenn sie in ihrer Selbstbestimmungsfähigkeit eingeschränkt sind, b) unterstützen Kinder und Jugendliche mit angeborener oder erworbener Behinderung bei der Wiederherstellung, Kompensation und Adaption eingeschränkter Fähigkeiten, um sie für eine möglichst selbständige Entwicklung, Lebensführung und gesellschaftliche Teilhabe zu befähigen, c) tragen durch rehabilitative Maßnahmen und durch die Integration technischer Assistenzsysteme zum Erhalt und zur Wiedererlangung der Alltagskompetenz von Kindern und Jugendlichen bei und reflektieren die Potenziale und Grenzen technischer Unterstützung, d) fördern und gestalten die Koordination und Zusammenarbeit zwischen familialen Systemen sowie den sozialen Netzwerken und den professionellen Pflegesystemen in der pflegerischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen, e) stimmen die Interaktion sowie die Gestaltung des Pflegeprozesses auf den individuellen Entwicklungsstand der zu pflegenden Kindern und Jugendlichen ab und unterstützen entwicklungsbedingte Formen der Krankheitsbewältigung. |
| 3a – Gesellschaft – Geschlechtergerechtigkeit – Arbeitsprozesse
1d – Arbeitsbedingungen
4h – Vielfalt in der Arbeitswelt |
II. Kommunikation und Beratung, Personen- und situationsorientiert gestalten. | |||
1. Kommunikation und Interaktion mit Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen und situationsbezogen gestalten und eine angemessene Information sicherstellen.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) machen sich eigene Deutungs- und Handlungsmuster in der pflegerischen Interaktion mit Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen und mit ihren unterschiedlichen, insbesondere kulturellen und sozialen, Hintergründen bewusst und reflektieren sie, b) gestalten kurz- und langfristige professionelle Beziehungen mit Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen, die auch bei divergierenden Sichtweisen oder Zielsetzungen und schwer nachvollziehbaren Verhaltensweisen von Empathie, Wertschätzung, Achtsamkeit und Kongruenz gekennzeichnet sind,
|
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Klimabedingte Gesundheitsbelastung– Armut – Materialien – Vermeidung von Belastungen 3d – Abfälle vermeiden
2b – thermische Gefährdungen |
c) gestalten die Kommunikation in unterschiedlichen Pflegesituationen von Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen unter Einsatz verschiedener Interaktionsformen und balancieren das Spannungsfeld von Nähe und Distanz aus, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3a – Gesellschaft – Technik
1d – Arbeitsbedingungen | |
d) gestalten pflegeberufliche Kommunikationssituationen mit Kindern und Jugendlichen und deren Bezugspersonen auch bei divergierenden Zielsetzungen oder Sichtweisen verständigungsorientiert und fördern eine beteiligungsorientierte Entscheidungsfindung, e) erkennen Kommunikationsbarrieren bei zu pflegenden Kindern und Jugendlichen, insbesondere bei spezifischen Gesundheitsstörungen oder Formen von Behinderungen, und setzen unterstützende und kompensierende Maßnahmen ein, um diese zu überbrücken, |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft –
3b – Materialien – Pflegemittel
3b – Materialien – Wasser
3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln
| |
f) reflektieren sich abzeichnende oder bestehende Konflikte in pflegerischen Versorgungssituationen von Kindern und Jugendlichen und entwickeln Ansätze zur Konfliktschlichtung und -lösung, auch unter Hinzuziehung von Angeboten zur Reflexion professioneller Kommunikation, g) reflektieren Phänomene von Macht und Machtmissbrauch in pflegerischen Handlungsfeldern der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. |
| 3a – Gesellschaft – Armut – Zivilisationskrankheiten – Arbeitsprozesse
1d – Arbeits- bedingungen | |
2. Information, Schulung und Beratung bei Kindern und Jugendlichen, verantwortlich organisieren, gestalten, steuern und evaluieren.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) informieren Kindern und Jugendlichen sowie ihre Bezugspersonen zu komplexen gesundheits- und pflegebezogenen Fragestellungen und weitergehenden Fragen der pflegerischen Versorgung in einer dem Entwicklungsstand und der Situation angemessenen Sprache, b) setzen Schulungen mit Kindern, Jugendlichen und/oder Bezugspersonen in Einzelarbeit oder kleineren Gruppen um, c) beraten Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen im Umgang mit krankheits- sowie therapie- und pflegebedingten Anforderungen und befähigen sie, ihre Gesundheitsziele in größtmöglicher Selbständigkeit und Selbstbestimmung zu erreichen, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
1d – Arbeits- bedingungen
|
d) reflektieren ihre Möglichkeiten und Begrenzungen zur Gestaltung von professionellen Informations-, Instruktions-, Schulungs- und Beratungsangeboten bei Kindern und Jugendlichen. |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit
3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
1d – Arbeits- bedingungen | |
3. Ethisch reflektiert handeln.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) setzen sich für die Verwirklichung von Menschenrechten, Ethikkodizes und die Förderung der spezifischen Bedürfnisse und Gewohnheiten von zu pflegenden Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugspersonen ein, b) fördern und unterstützen Kindern und Jugendlichen bei der Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung über das eigene Leben, auch unter Abwägung konkurrierender ethischer Prinzipien, c) tragen in ethischen Dilemmasituationen mit Kindern und Jugendlichen oder ihren Bezugspersonen im interprofessionellen Gespräch zur gemeinsamen Entscheidungsfindung bei.
|
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Gesellschaft – Geschäftsprozesse
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
III. Intra- und interprofessionelles Handeln in unterschiedlichen systemischen Kontexten verantwortlich gestalten und mitgestalten. | |||
1. Verantwortung in der Organisation des qualifikations heterogenen Pflegeteams übernehmen. | Die Absolventinnen und Absolventen
a) stimmen ihr Pflegehandeln zur Gewährleistung klientenorientierter komplexer Pflegeprozesse im qualifikationsheterogenen Pflegeteam ab und koordinieren die Pflege unter Berücksichtigung der jeweiligen Verantwortungs- und Aufgabenbereiche, insbesondere in der Pädiatrie und Neonatologie, c) beraten Teammitglieder kollegial bei pflegefachlichen Fragestellungen und unterstützen sie bei der Übernahme und Ausgestaltung ihres jeweiligen Verantwortungs- und Aufgabenbereiches, d) beteiligen sich im Team an der Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen und leiten Auszubildende, Praktikantinnen und Praktikanten sowie freiwillig Engagierte in unterschiedlichen Versorgungssettings an, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3d – Entsorgung
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
b) delegieren unter Berücksichtigung weiterer rechtlicher Bestimmungen ausgewählte Maßnahmen an Personen anderer Qualifikationsniveaus und überwachen die Durchführungsqualität, e) übernehmen Mitverantwortung für die Organisation und Gestaltung der gemeinsamen Arbeitsprozesse, f) sind aufmerksam für Spannungen und Konflikte im Team, reflektieren diesbezüglich die eigene Rolle und Persönlichkeit und bringen sich zur Bewältigung von Spannungen und Konflikten konstruktiv in das Pflegeteam ein. |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit
3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
1d – Arbeits- bedingungen | |
2. Ärztliche Anordnungen im Pflegekontext eigenständig durchführen | Die Absolventinnen und Absolventen
a) beachten umfassend die Anforderungen der Hygiene und wirken verantwortlich an der Infektionsprävention in den unterschiedlichen pflegerischen Versorgungsbereichen mit, b) führen entsprechend den rechtlichen Bestimmungen eigenständig ärztlich veranlasste Maßnahmen der medizinischen Diagnostik und Therapie bei Kindern und Jugendlichen durch, |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Hygiene im Betrieb – Beschaffung
3b – Materialien – Wasser |
c) beobachten und interpretieren die mit einem medizinischen Eingriff bei Kindern und Jugendlichen verbundenen Pflegephänomene und Komplikationen auch in instabilen oder krisenhaften gesundheitlichen Situationen, d) unterstützen und begleiten zu pflegende Kinder und Jugendliche umfassend auch bei invasiven Maßnahmen der Diagnostik und Therapie e) schätzen chronische Wunden bei Kindern und Jugendlichen prozessbegleitend ein, versorgen sie verordnungsgerecht und stimmen die weitere Behandlung mit der Ärztin oder dem Arzt ab, f) vertreten die im Rahmen des Pflegeprozesses gewonnenen Einschätzungen zu Pflegediagnosen und erforderlichen Behandlungskonsequenzen bei Kindern und Jugendlichen in der interprofessionellen Zusammenarbeit. |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Gesellschaft – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
2b – thermische Gefährdungen | |
3. In interdisziplinären Teams an der Versorgung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mitwirken und Kontinuität an Schnittstellen sichern.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) übernehmen Mitverantwortung in der interdisziplinären Versorgung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen und unterstützen die Kontinuität an interdisziplinären und institutionellen Schnittstellen, b) bringen die pflegefachliche Sichtweise in die interprofessionelle Kommunikation ein, c) bearbeiten interprofessionelle Konflikte in einem gemeinsamen Aushandlungsprozess auf Augenhöhe und beteiligen sich an der Entwicklung und Umsetzung einrichtungsbezogener Konzepte zum Schutz vor Gewalt, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Gesellschaft – Klimabedingte Gesundheitsbelastungen
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
|
d) koordinieren die Pflege von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Versorgungskontexten und organisieren Termine sowie berufsgruppenübergreifende Leistungen, e) koordinieren die integrierte Versorgung von chronisch kranken Kindern und Jugendlichen in der Primärversorgung, f) evaluieren den gesamten Versorgungsprozess gemeinsam mit dem therapeutischen Team im Hinblick auf Patientenorientierung und -partizipation. |
| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Klimabedingte Gesundheits- belastungen – Material, Rohstoffe 3b – Energie – Verbrauch 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren | |
IV. Das eigene Handeln auf der Grundlage von Gesetzen, Verordnungen und ethischen Leitlinien reflektieren und begründen.
| |||
1. Die Qualität der pflegerischen Leistungen und der Versorgung in den verschiedenen Institutionen sicherstellen.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) integrieren erweiterte Anforderungen zur internen und externen Qualitätssicherung in das Pflegehandeln und verstehen Qualitätsentwicklung und -sicherung als rechtlich verankertes und interdisziplinäres Anliegen in Institutionen des Gesundheitswesens, b) wirken an Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie -verbesserung mit, setzen sich für die Umsetzung evidenzbasierter und/oder interprofessioneller Leitlinien und Standards ein und leisten so einen Beitrag zur Weiterentwicklung einrichtungsspezifischer Konzepte, c) bewerten den Beitrag der eigenen Berufsgruppe zur Qualitätsentwicklung und -sicherung und erfüllen die anfallenden Dokumentationsverpflichtungen auch im Kontext von interner und externer Kontrolle und Aufsicht, d) überprüfen regelmäßig die eigene pflegerische Praxis durch kritische Reflexionen und Evaluation im Hinblick auf Ergebnis- und Patientenorientierung und ziehen Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung der Pflegequalität.
|
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Herstellung – Gesundheit 3a – Material – Herstellung
3b – Energie – Verbrauch
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln |
2. Versorgungskontexte und Systemzusammenhänge im Pflegehandeln berücksichtigen und dabei ökonomische und ökologische Prinzipien beachten.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) üben den Beruf im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben sowie unter Berücksichtigung ihrer ausbildungs- und berufsbezogenen Rechte und Pflichten eigenverantwortlich aus, b) erfassen den Einfluss gesamtgesellschaftlicher Veränderungen, ökonomischer Anforderungen, technologischer sowie epidemiologischer und demografischer Entwicklungen auf die Versorgungsverträge und Versorgungsstrukturen im Gesundheits- und Sozialsystem,
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| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
1d – Arbeits- bedingungen |
c) erkennen die Funktion der Gesetzgebung im Gesundheits- und Sozialbereich zur Sicherstellung des gesellschaftlichen Versorgungsauftrags in stationären, teilstationären und ambulanten Handlungsfeldern, |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren | |
d) reflektieren auf der Grundlage eines breiten Wissens ihre Handlungs- und Entscheidungsspielräume in unterschiedlichen Abrechnungssystemen, e) wirken an der Umsetzung von Konzepten und Leitlinien zur ökonomischen und ökologischen Gestaltung der Einrichtung mit.
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| 3a – Umwelt und Gesellschaft – Arbeitsprozesse – Material/Rohstoffe – Herstellung
3b – Siegel und Zertifikate
3d – Abfallvermeidung
3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren | |
V. Das eigene Handeln auf der Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und berufsethischen Werthaltungen und Einstellungen reflektieren und begründen.
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1. Pflegehandeln an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, insbesondere an pflegewissenschaftlichen Forschungsergebnissen, Theorien und Modellen ausrichten.
| Die Absolventinnen und Absolventen
a) vertreten die Notwendigkeit, die Wissensgrundlagen des eigenen Handelns kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern, b) erschließen sich pflege- und bezugswissenschaftliche Forschungsergebnisse bezogen auf die Pflege von Kindern und Jugendlichen und bewerten sie hinsichtlich der Reichweite, des Nutzens, der Relevanz und des Umsetzungspotenzials, c) begründen und reflektieren das Pflegehandeln kontinuierlich auf der Basis von vielfältigen oder spezifischen pflegewissenschaftlichen und bezugswissenschaftlichen evidenzbasierten Studienergebnissen, Theorien, Konzepten und Modellen, d) leiten aus beruflichen Erfahrungen in der pflegerischen Versorgung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen und ihren Angehörigen mögliche Fragen an Pflegewissenschaft und -forschung ab. |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren
1d – Arbeitsbedingungen
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2. Verantwortung für die Entwicklung (lebenslanges Lernen) der eigenen Persönlichkeit sowie das berufliche Selbstverständnis übernehmen. | Die Absolventinnen und Absolventen
a) bewerten das lebenslange Lernen als ein Element der persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung und übernehmen Eigeninitiative und Verantwortung für das eigene Lernen und nutzen hierfür auch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien,
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| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Material – Herstellung
3e – Vorschläge für nachhaltiges Handeln
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
b) nehmen drohende Über- oder Unterforderungen frühzeitig wahr, erkennen die notwendigen Veränderungen am Arbeitsplatz und/oder des eigenen Kompetenzprofils und leiten daraus entsprechende Handlungsinitiativen ab, c) setzen Strategien zur Kompensation und Bewältigung unvermeidbarer beruflicher Belastungen gezielt ein und nehmen Unterstützungsangebote frühzeitig wahr oder fordern diese aktiv ein, |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit
2b – Gesundheitsgefährdung | |
d) reflektieren ihre persönliche Entwicklung als professionell Pflegende und entwickeln ein eigenes Pflegeverständnis sowie ein berufliches Selbstverständnis unter Berücksichtigung berufsethischer und eigener ethischer Überzeugungen, g) bringen sich den gesellschaftlichen Veränderungen und berufspolitischen Entwicklungen entsprechend in die Weiterentwicklung des Pflegeberufs ein, |
| 3a – Gesellschaft – Geschäftsprozesse
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren | |
e) verfügen über ein Verständnis für die historischen Zusammenhänge des Pflegeberufs und positionieren sich mit ihrer beruflichen Pflegeausbildung im Kontext der Gesundheitsberufe unter Berücksichtigung der ausgewiesenen Vorbehaltsaufgaben, f) die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen, soziodemografischen und ökonomischen Veränderungen und der Berufsentwicklung verstehen. |
| 3a – Gesellschaft – Arbeitsprozesse
3a – Gesellschaft – Gesundheit
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die im Folgenden vorgeschlagenen drei Unterrichts- und Ausbildungsmodule sollen Anregungen dafür geben, wie sich das Thema Nachhaltigkeit in den Unterricht integrieren lässt.
- Ermittlung von THG-Emissionen des Gesundheitssektors sowie der CO₂-Emissionen, die im Arbeitsalltag einer Pflegekraft in der stationären oder in der ambulanten Pflege entstehen.
- Recherche und Diskussion der Rolle, die speziell Pflegekräfte und weitere Mitarbeitende im Gesundheitswesen für die sozial-ökologische Transformation und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele einnehmen können.
- Recherche über ökologische und soziale Aspekte in der Pflege anhand von Material- und Ressourcennutzung. Auszubildende sollen die eigene Einrichtung bzgl. ökologischer und sozialer Fragen der Ressourcen- und Materialbeschaffung untersuchen und Möglichkeiten nachhaltiger Veränderungen identifizieren und argumentieren.
CO₂-Fußabdruck im Arbeitsalltag
Die Rahmenaufgabe umfasst – ausgehend von der persönlichen CO₂-Bilanz der Auszubildenden – eine Analyse von berufsbezogenen CO₂-Emissionen. Die Auszubildenden sollen die Größenordnungen des CO₂-Fußabdrucks ihres Arbeitsalltags nachvollziehen können und Vorschläge für nachhaltiges und klimafreundliches Arbeiten entwickeln. Die einzelnen Teilaufgaben lassen sich auch isoliert bearbeiten.
Hinweis: Im Folgenden wird häufig von CO₂-Äquivalenten (abgekürzt CO₂-Äq) gesprochen. Dabei werden mehrere Treibhausgase berücksichtigt, die sich jedoch in ihrer Treibhausgaswirkung unterscheiden. Um sie in Summe betrachten zu können, muss ihre Wirkung zunächst in die entsprechende Menge CO₂ umgerechnet werden. Die genauere Bezeichnung CO₂-Äq wird jedoch hin und wieder zur leichteren Lesbarkeit durch CO₂ ersetzt (Beispiel: CO₂-Bilanz).
Persönliche CO₂-Bilanz
Im Durchschnitt verursacht eine Bundesbürgerin oder ein Bundesbürger pro Jahr rund 12 Tonnen CO₂-Äq. Klimaverträglich – für jeden Menschen weltweit – wären lediglich zwei Tonnen (Öko-Institut 2020). Aber welche Menge an Treibhausgas-Emissionen verursache ich ganz konkret mit meinem Lebensstil? Wie viele Tonnen CO₂-Äq entstehen durch Stromverbrauch und Heizen, durch meine Ernährung, mein Konsumverhalten, meine Mobilität?
Der private CO₂-Fußabdruck lässt sich mit dem CO₂-Rechner des Umweltbundesamtes ermitteln. Im Reiter “Mein CO₂-Schnellcheck” der Webseite kann bereits in zwei Minuten ein erster Eindruck gewonnen werden. Sehr viel genauer zeigt die Funktion “Meine CO₂-Bilanz”den eigenen Verbrauch (weiter unten auf der Webseite zu finden). Der eigene Verbrauch kann detailliert in 10 bis 20 Minuten erstellt werden, es erfordert allerdings auch mehr Daten und Informationen (z. B. zu Wohnungsgröße, Heizung).
Aufgabe: Berechnung der persönlichen CO₂-Bilanz
Erstellen Sie Ihre persönliche CO₂-Bilanz mithilfe des CO₂-Rechners des Umweltbundesamtes: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
Energieverbrauch des Betriebes
Neben dem Privatleben verursacht auch der Arbeitsalltag CO₂-Emissionen. Informieren Sie sich – etwa durch die Jahresabrechnungen für Strom und Heizenergie –, wie hoch der Energieverbrauch Ihres Betriebes oder alternativ Ihrer Berufsschule ist. Daraus lässt sich mithilfe der folgenden sogenannten Emissionsfaktoren die CO₂-Menge, die bei der Erzeugung des Stroms und der Heizenergie emittiert wurde, berechnen.
Stromverbrauch: Für den deutschen Strommix lag im Jahr 2021 der Emissionsfaktor bei rund 485 Gramm CO₂-Äq-pro Kilowattstunde (Umweltbundesamt 2022).
Die energiebedingten CO2-Emissionen ihrer Einrichtung ergeben sich aus deren Strom- und Wärmeverbrauch. Der Wärmeverbrauch wird beispielhaft für den Wärmeträger Erdgas vorgerechnet. Bei anderen Energieträgern, z. B. der Fernwärme, wird entsprechend mit dem jeweiligen Emissionsfaktor berechnet (Emissionsfaktor deutscher Fernwärmemix: 244 g CO2-Äq/kWh).
Aufgabe: Emissionen des Betriebes aus dem Stromverbrauch berechnen
- Stromverbrauch (in kWh) x 485 g CO₂-Äq/kWh
Berechnen Sie die Emissionen Ihres Betriebes (oder Ihrer Berufsschule) durch den Stromverbrauch aus der verbrauchten Menge (angegeben auf der Rechnung) und dem Emissionsfaktor für Strom (Strommix im deutschen Stromnetz):
Falls Sie in Ihrem Betrieb Öko-Strom aus erneuerbaren Quellen (v.a. Sonne, Wind, Wasserkraft) beziehen, hängt der Emissionswert von der jeweiligen Quelle bzw. der Kombination aus diesen verschiedenen Quellen und den entsprechenden Mengenverhältnissen ab. Dies lässt sich leider nicht aus der Stromrechnung ablesen. Die dort aufgeführten Emissionsfaktoren beziehen sich meist nur auf die reinen CO2-Emissionen, nicht jedoch auf die gesamten Treibhausgase (CO2-Äquivalente). Um dennoch einen Eindruck vom Unterschied zu bekommen, den der Bezug von Ökostrom macht, aber auch nicht zu positiv zu rechnen, wird vorgeschlagen, den ungünstigsten der drei infrage kommenden Emissionsfaktoren (Photovoltaik, Wind- oder Wasserkraft) zu verwenden. Er lag beispielsweise für Photovoltaik im Jahr 2021 bei rund 57 g CO2-Äq pro kWh Strom (Umweltbundesamt 2022a).
Heizenergie/Gasverbrauch: Wenn im Betrieb Erdgas zum Heizen und zur Warmwassererzeugung genutzt wird, lautet der zu verwendende Emissionsfaktor 244 Gramm CO₂-Äq pro Kilowattstunde. (Umweltbundesamt 2022a).
Aufgabe: Emissionen durch Gasverbrauch
Berechnen Sie die Emissionen durch den Gasverbrauch (in Kilowattstunden angegeben) nach der Formel:
- Gasverbrauch (in kWh) x 244 g CO₂-Äq/kWh
- Wie hoch sind die Gesamtemissionen (in kg CO₂), die im Betrieb durch Stromverbrauch und Wärme (Heizenergie) insgesamt entstehen?
- Wie hoch sind die Gesamtemissionen pro Mitarbeiter*in?
Die folgende Tabelle zeigt die relevanten Größen, die Sie mit Ihren Werten ergänzen und mit den angegebenen Emissionsfaktoren berechnen müssen:
Tabelle 1: Summe der Emissionen im Betrieb
Einheit | Strom | Erdgas/ Fernwärme | Summe | |
Verbrauch | kWh bzw. m3 | |||
Energie | kWh | |||
Emissionsfaktor | g CO₂-Äq / kWh | 485 | 244 | |
THG-Emissionen | CO₂-Äq in g | |||
Mitarbeiter*innen | Anzahl | |||
pro Mitarbeiter*in | g oder kg CO₂-Äq/Mitarbeiter*in |
Quellen: Umweltbundesamt 2022, Umweltbundesamt 2022a
Nachhaltige Mobilität
Zum beruflichen CO₂-Fußabdruck (Carbon Footprint) gehört nicht nur, wie und mit welchen Geräten man arbeitet, sondern auch wo – und vor allem wie man dorthin kommt. Es ist also relevant, sich die beruflich bedingte Mobilität anzuschauen, den Weg zum Büro, aber auch die Fahrten beispielsweise eines ambulanten Pflegedienstes, oder auch die Dienstreise zu einem Termin.
Um die CO₂-Emissionen eines Arbeitsweges oder einer Dienstfahrt zu berechnen, werden folgende Größen benötigt:
- Entfernung in Personenkilometern (legt eine Person 5 Kilometer zurück sind dies 5 sogenannte Personenkilometer, also 5 Pkm; bei Hin- und Rückweg: x 2 nehmen!)
- Verkehrsmittel, mit denen der Weg zurückgelegt wird und zugehörige spezifische CO₂-Äq-Emissionen in g je Personenkilometer.
Die folgende Tabelle zeigt die Klimawirkung des Personennah- und -fernverkehrs. Sie berücksichtigt bei den spezifischen Emissionen neben der Fahrzeugnutzung auch die Energiebereitstellung, die Fahrzeugbereitstellung sowie die Bereitstellung von Infrastruktur. Somit kann auch das Fahrrad in den Vergleich mit einbezogen werden.
Tabelle 2: Spezifische CO₂-Äq-Emissionen in Gramm je Personenkilometer (g/Pkm)
Fahrrad | 9 | Nahlinienbus | 89 | |
Pedelec* | 15 | Straßen-/Stadt-/U-Bahn | 78 | |
Motorrad | 196 | Schienennahverkehr | 74 | |
Pkw | 194 | Schienenfernverkehr | 46 | |
Elektroauto | 147 | Flug National | 218 | |
Fernlinienbus | 32 | Flug International | 198 | |
Sonstiger Reisebus | 34 |
Quellen: Umweltbundesamt 2020, Umweltbundesamt 2020a
*Anmerkung: “Pedelecs (Pedal Electric Cycle) sind Elektrofahrräder. Circa 99 Prozent der in Deutschland verkauften E-Räder sind Pedelecs. Sie werden mit Muskelkraft angetrieben und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h durch einen elektrischen Motor mit maximal 250 Watt Leistung beim Treten unterstützt.“ (Umweltbundesamt 2021)
Zur Orientierung dient folgendes Rechenbeispiel: Wer täglich mit der U-Bahn 10 Kilometer zur Arbeit und wieder zurückfährt, verursacht in einem Jahr (bei 220 Arbeitstagen) die folgenden Emissionen:
(10 x 2) Pkm/Tag x 78,09 g CO₂-Äq/Pkm x 220Tage = 343.596 g CO₂-Äq, also rund 343,6 kg CO₂-Äq.
Aufgabe: Treibhausgasemissionen Mobilität
Berechnen Sie die Treibhausgasemissionen für verschiedene Wege und verschiedene Verkehrsmittel für Ihr Berufsbild.
- Verschiedene Arbeitswege zur Gesundheitseinrichtung (z. B. 5, 15, oder 25 km einfache Entfernung) mit dem PKW bzw. mit dem Nahverkehrsbus, der Straßenbahn oder auch mit dem Fahrrad.
- Dienstfahrten, oder auch Fahrten vom Pflegebüro zu den pflegebedürftigen Pflegenden: Wie viele Fahrten erbringen Pflegekräfte in der ambulanten Pflege, wie viele Kilometer legen Sie mit einem PKW zurück, mit dem Zug (Schienenfernverkehr) oder auch mit dem Flugzeug (Flug national) zurück?
Vergleichen und diskutieren Sie die Ergebnisse in der Gruppe.
Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen und in der Pflege
Eigene Rolle im Betrieb verstehen
Die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielen im Gesundheitswesen einschließlich der Pflege eine wichtige Rolle. Laut einer Studie von Polycore und Spiegel (2020) wird “Nachhaltigkeit” zum Lebensstil. Für 78 Prozent der Befragten sind auch nachhaltige Bedingungen im Bereich Gesundheit besonders wichtig (Platz 4, nach „Lebensmitteln“, „Energie“, „Mobilität und Verkehr“) (Dikken 2021). Im Gesundheitswesen sind vor allem Kliniken Vorreiter für die Themen Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit und besinnen sich auf ihre eigene organisationsbezogene Klimabilanz und Nachhaltigkeits-Performance. Vor allem große Einrichtungen wie beispielsweise die Charité in Berlin sehen sich selbst in der Verantwortung, einen Beitrag zur Abwendung der Klimakrise zu leisten.
Aufgabe: Rolle der Mitarbeitenden in der Gesundheitsbranche beim Klimaschutz
Als Einzelarbeit: Nicht nur Gesundheitseinrichtungen insgesamt, sondern auch alle Mitarbeitenden haben die Möglichkeit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz durch nachhaltiges Handeln im Beruf zu leisten. Reflektieren Sie Ihre eigene Mitarbeit und Ihre Arbeitsstelle unter Nachhaltigkeitsaspekten.
Mögliche Fragen können den Bearbeitungsprozess unterstützen:
- Wie geht ihr Betrieb mit Nachhaltigkeit um?
- Welche Beispiele nachhaltiger Entwicklungen können Sie in Ihrem Betrieb nennen?
- Welche nachhaltigen Handlungen setzen Sie in Ihrem beruflichen Alltag um?
- Sind die Aspekte Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei Ihrer Berufswahl relevant?
- Welche Rolle können Sie bei der Bewältigung der Klimakrise und für die Erreichung der SDGs einnehmen?
Recherchieren Sie dazu im Internet und ziehen Sie z. B. auch die folgenden Quellen heran:
- Dickhoff, Annegret; Protze, Nele (2016): Leitfaden Klimaschutz in Kliniken verankern. Impulse geben und Potenziale nutzen. Unter Mitarbeit von Markus Loh und Stefanie Hertlein. Hg. v. Bund für Umwelt und Naturschutz e.V., Landesverband Berlin. Online: https://www.klik-krankenhaus.de/fileadmin/user_upload/Leitfaden/KLIK_Leitfaden.pdf
- Klimaschutz im Krankenhaus, Neue Rezepte für nachhaltige Medizin. Online: https://www.arte.tv/de/videos/100300-079-A/re-klimaschutz-im-krankenhaus/
- Deutscher Bundestag; Zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Online: https://www.bundestag.de/resource/blob/923754/116a5d45dc6efa6de377cb0f9ffa9cd8/WD-9-066-22-pdf-data.pdf
- Wie gestalte ich mein Krankenhaus energieeffizient? Online: https://www.kma-online.de/aktuelles/management/detail/handlungsleitfaden-schafft-orientierung-fuer-energieeffizienz-49533
- Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI (2021): Gesundheitssektor: Ressourcen schonen für mehr Gesundheit, mehr Umweltschutz und weniger Kosten; Online: https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2021/presseinfo-02-ressourcenschonung-im-gesundheitssektor.html
- Max/Dinger, Alisa, Nachhaltigkeit von Medizinprodukten als zukünftiger Entscheidungsfaktor, in: Klinik Einkauf, 2022 (4) S. 28-30, Online: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0042-1750895.pdf
- Was bedeutet Planetary Health? Online: https://www.klimawandel-gesundheit.de/planetary-health/
Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse (bezogen auf eine einzelne Gesundheitseinrichtung und/oder die ganze Branche) in einem kurzen Vortrag. Diskutieren Sie anschließend in der Gruppe, welche Spannungsfelder und Herausforderungen sich vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit für die Gesundheitsbranche ergeben (Zielkonflikte).
Ökologische und soziale Aspekte in der Gesundheitsversorgung und Pflege
Analyse der Liefer- bzw. Wertschöpfungsketten
Viele Pflegemittel/-produkte, die in der täglichen Arbeit der Gesundheitsversorgung und in der Pflege genutzt werden, erfüllen in der Regel nicht den Anspruch, den die Nachhaltigkeit an die Material- und Ressourcennutzung stellt. Im Rahmen der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit könnten viele Produkte der täglichen Arbeit durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden. Im Rahmen der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit ist es nützlich, Liefer- und/oder Wertschöpfungsketten von in der Pflege eingesetzten Rohstoffen transparent abbilden und nachvollziehen zu können. Anhand inhärenter Werte wie Verantwortung, Gerechtigkeit, Gleichheit, Lebensqualität, Rechenschaftspflicht, Nicht-Schaden und Fürsorge (vgl. Huss 2023) können die Stufen von Liefer- und Wertschöpfungsketten betrachtet und für Herkunft und Produktion der Rohstoffe für den Umgang mit diesen sensibilisiert werden.
Aufgabe: Analyse der Ressourcen- und Materialbeschaffung am Beispiel Kleidung
Als Gruppenarbeit: Untersuchen Sie die eigene Einrichtung bzgl. ökologischer und sozialer Fragen der Ressourcen- und Materialbeschaffung. Analysieren Sie anhand eines Produktes, z. B. der Arbeitskleidung, den Herstellungsprozess und argumentieren Sie anschließend, wie eine nachhaltigere Alternative aussehen kann. Die Auszubildenden können dazu zunächst im Internet Liefer- bzw. Wertschöpfungsketten von Rohstoffen, die z. B. für Berufskleidung (Kittel) genutzt werden, recherchieren. Nach der kritischen Analyse können anschließend mögliche nachhaltige Label recherchiert werden.
Mögliche Fragen können den Bearbeitungsprozess unterstützen:
- Welche Rohstoffe kommen allgemein im Gesundheitswesen und in der Pflege zum Einsatz?
- Welche Pflegemittel/-produkte werden täglich genutzt?
- Aus welchem Material besteht meine eigene Berufskleidung?
- Woher kommt meine Berufskleidung? Welches Herkunftsland steht auf meinem Etikett?
- Wer hat meine Berufskleidung erstellt?
- Wie sieht der Produktionsprozess der Berufskleidung aus?
- Welche Produktionsstufen gibt es in der Herstellung von Kleidung?
- Wie wird Baumwolle angebaut?
- Unter welchen Bedingungen wird meine Berufskleidung hergestellt?
- Welche Personen/Akteure sind am Herstellungsprozess beteiligt?
- Wie ist der Umgang mit der Kleidung innerhalb des Betriebs? Betrachtung der Vorgänge im Unternehmen (Waschen, Wegwerfen etc.)
- Welche Möglichkeiten zur Transparenz in Lieferketten gibt es?
- Gibt es mögliche Siegel, welche die Transparenz der Lieferketten unterstützen und Produktionsschritte bewerten?
Ziehen Sie z. B. auch die folgenden Quellen heran:
- Das 2023 in Kraft getretene Lieferkettengesetz der Bundesregierung
- Das Lieferkettengesetz kurz erklärt: https://www.bmas.de/DE/Service/Gesetze-und-Gesetzesvorhaben/Gesetz-Unternehmerische-Sorgfaltspflichten-Lieferketten/gesetz-unternehmerische-sorgfaltspflichten-lieferketten.html
- Der Weg der Baumwolle: https://saubere-kleidung.de/textile-wertschoepfungskette/
- Lieferketten und globale Verantwortung: https://www.bmz.de/de/themen/lieferketten
- Umwelt- und Sozialstandards in der Textilproduktion verbessern: https://www.bmz.de/de/themen/textilwirtschaft
- Siegelklarheit: https://www.siegelklarheit.de/siegelverzeichnis#/textilien
- Global Standards: https://global-standard.org/de
- Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/uebergreifende-tipps/siegel-label
- Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit: https://www.giz.de/de/weltweit/85043.html
[Textflussumbruch]Präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in einem kurzen Vortrag. Diskutieren Sie anschließend, welche Ergebnisse in der eigenen Einrichtung/ im Gesundheitswesen insgesamt verwendet werden könnten und warum?
Weitere Ansatzpunkte für diese Aufgabe wären folgende:
- Welche Putz- und Waschmittel werden verwendet? Informationen zu nachhaltigen Putz- und Waschmittel recherchieren und argumentieren, dass diese in der Einrichtung verwendet werden.
- Woher kommt das Toilettenpapier? Informationen zu Toilettenpapier aus recyceltem Altpapier recherchieren und argumentieren, dass es in der Einrichtung verwendet wird.
- Welche Pflegebetten werden genutzt? Informationen zu Pflegebetten mit Umweltzertifikat recherchieren und argumentieren, dass die Einrichtung auf diese umstellen könnte.
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Produktionsverfahren sind teurer als “herkömmliche”, da diese alle technischen, biologischen und chemischen Verfahren zur Effizienzsteigerung nutzen. Höhere Kosten können beispielsweise durch die Beschaffung von nachhaltigen Pflege- und Hygieneprodukten entstehen. Dies kann zu erhöhten Versorgungskosten in einer Gesundheitseinrichtung führen. Der Umsatz kann sinken und der Betrieb wird gefährdet. Organisationen versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Alltag der Gesundheitseinrichtungen folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Pflege häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
- Ein zentraler Zielkonflikte in der Pflege besteht zwischen Anforderungen der Hygiene und Anforderungen, die die Nachhaltigkeit an die Pflege stellt. Die Mehrzahl aller Pflegemittel sind aus logistischen Gründen nur in Kunststoffverpackungen erhältlich und sind damit eine Quelle von Kunstoffabfällen. Dazu kommen die hohen Hygienestandards, die Pflegeprodukte in der täglichen Gesundheitsversorgung erfüllen müssen, was ebenfalls zur Menge an Kunststoffabfällen beiträgt.
- Die fortschreitende Digitalisierung der Pflege führt ebenfalls zu Zielkonflikten mit der Nachhaltigkeit in der Pflege. So kann beispielsweise die Digitalisierung der Pflegedokumentation zwar ökologische und ökonomische Vorteile durch einen vergleichsweise nachhaltigen Ressourceneinsatz bieten, eine umfängliche Digitalisierung der Pflege aber auch zu einem höheren Ressourceneinsatz führen und sich zudem negativ auf die soziale Nachhaltigkeit auswirken. Zum einen ist der Ressourceneinsatz für die Produktion von Endgeräten und Aufrechterhaltung digitaler Infrastruktur recht hoch, insbesondere dann, wenn der durchgehende Betrieb von Rechenzentren berücksichtigt wird, der einen hohen Ressourcenverbrauch erfordert. Aus der Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit wäre es zum anderen nachteilig, wenn Pflegekräfte zukünftig weniger Zeit für die persönliche Zuwendung zu den zu pflegenden Menschen hätten und die Patienten deshalb hauptsächlich durch Pflegeroboter versorgt werden würden.
- Ökonomie vs. Pflegebedarfe: Der ökonomische Druck auf das Gesundheitswesen ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. In diesem Zusammenhang werden Entwicklungen diskutiert, die eine Verdrängung oder Reduzierung der medizinischen Orientierung zugunsten wirtschaftlicher Aspekte von Gesundheitseinrichtungen mit sich bringen können. Im Zusammenhang mit dem “Pflegenotstand” steht zum einen der demografische Wandel, demzufolge die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen wird, zum anderen der Rückgang des sogenannten häuslichen Pflegepotentials, unter anderem auch durch die steigende Frauenerwerbstätigkeit ausgelöst. Zudem wird es für viele Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zunehmend schwer, kostendeckend zu arbeiten. Der Kostendruck forciert einen (weiteren) Abbau von Personal sowie eine stärkere Arbeitsverdichtung und Belastung für die Pflegekräfte. In den meisten Gesundheitseinrichtungen gibt es keine Berichterstattung über pflegerische Qualitätsdimensionen, auch in der Altenpflege wurden bisher keine Konzepte einer nachhaltigen Pflege in die Vergütungsstruktur eingebracht (vgl. Wieteck 2018). Mit Blick auf die zukünftige Gestaltung der Pflege geht es darum, das pflegerische Handeln im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Sozialverträglichkeit zu gestalten. Für diesen Zielkonflikt muss ein Kompromiss gefunden werden, der für alle Betroffenen akzeptabel und bei begrenzten Ressourcen für das Gesundheitssystem realisierbar ist.
- Der Fachkräftemangel in der Pflege führt ebenfalls zu Zielkonflikten im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit, da immer weniger Pflegekräfte immer mehr Pflegebedürftige betreuen müssen. Pflegekräfte müssen vermehrt zwischen der persönlichen Zuwendung für Pflegebedürftige und der eigenen körperlichen Gesundheit abwägen.
- Wenn in der Pflege verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, kommt es häufiger zu Konflikten zwischen nachhaltigen Handlungen und Handlungen, die die individuellen Präferenzen von Pflegebedürftigen im Sinn haben. Wenn bspw. verstärkt Wasser gespart werden muss, kollidiert dies beispielsweise mit dem Wunsch von Pflegebedürftigen, sich häufiger ein Bad zu gönnen oder länger als ökologisch sinnvoll zu duschen. Darüber hinaus führt die Bestrebung, im Sinne der Nachhaltigkeit Energie zu sparen, dazu, dass bspw. die Zimmertemperatur möglicherweise nicht mehr mit dem individuellen Wärmebedürfnis älterer und hochaltriger Menschen übereinstimmt.
- Ein Zielkonflikt besteht auch zwischen der technologiegestützten Überwachung von pflegebedürftigen Menschen und der Einschränkung der Privatsphäre. So ist z. B. die Nutzung von optischen Sensoren – wie Kameras – ein Problem, da sich Pflegebedürftige so den ganzen Tag beobachtet fühlen. GPS-basierte Ortungssysteme können zudem dazu beitragen, dass die Unabhängigkeit und Privatsphäre der georteten Menschen verhindert wird. Dennoch ergibt sich durch die Überwachung die Möglichkeit des schnellen Eingriffs, wenn Hilfe benötigt wird und es beispielsweise einen Unfall im Badezimmer gegeben hat. Ferner wird die erhöhte Sicherheit bei Spaziergängen mit und ohne Pflegepersonal sichergestellt.
- Im Gesundheitswesen beinhaltet eine nachhaltige Ernährung vor allem auch die Verwendung von Bio-Produkten, so auch in der Pflege. Bioprodukte sind jedoch in der Regel teurer als konventionelle Produkte. In der Verpflegung können jedoch Mehrkosten von 10 Cent für ein Bioprodukt bereits ein großes Hemmnis für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen sein, vor allem wenn die Mehrkosten von Einrichtungen direkt auf die Beiträge der Pflegebedürftigen umgelegt werden.