Fachkraft Agrarservice
Einleitung
Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung). Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis 2022). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft Öko-Landbau |
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| SDG 12 SDG 2 SDG 15 |
3a – Gesellschaft Wertschöpfung |
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| SDG 2 SDG 12 |
3a – Umwelt Wasser |
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| SDG 6 SDG 15 |
3a – Umwelt – Biodiversität I |
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| SDG 15 |
3a – Umwelt – Biodiversität II |
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| SDG 2 SDG 15 |
3a – Umwelt – Pflanzenschutz |
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| SDG 15 SDG 3 |
3a – Umwelt – Boden |
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| SDG 15 |
3a – Umwelt – Klima I |
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| SDG 13 |
3a – Umwelt – Klima II |
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| SDG 13 |
3a – Umwelt – Tiere |
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| SDG 2 |
3b – Materialien – Geräte |
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| SDG 12 |
3b – Energie – Fahrzeuge |
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| SDG 7 |
3b – Energie – Allgemein |
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| SDG 7 SDG 13 |
3b – Materialien – Wasser |
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| SDG 6 |
3b – Materialien – Betriebsmittel |
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| SDG 12 SDG 8 |
3d – Abfälle vermeiden |
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| SDG 12 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
Abschnitt I: Berufliche Grundbildung im ersten Ausbildungsjahr | |||
A I 1.5 Umweltschutz, Landschaftspflege; rationelle Energie- und Materialverwendung | a) Bedeutung von Lebensräumen für Mensch, Tier und Pflanze erklären und Lebensräume an Beispielen beschreiben |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
I 1. Pflanze | b) Bedeutung und Ziele des Umweltschutzes bei der Landbewirtschaftung beschreiben |
| 3a – Umwelt |
c) Einfluß der Landbewirtschaftung auf die Landschaft und Umwelt aufzeigen |
| 3a – Umwelt Landökosysteme 3a – Umwelt Biodiversität 3a – Umwelt Wasser | |
d) bei Maßnahmen der Landschaftspflege mitwirken |
| 3a – Umwelt Landökosysteme 3a – Umwelt Biodiversität | |
f) rationellen und umweltschonenden Umgang mit Energieträgern beschreiben |
| 3b – Energie | |
A I 2.1 Handhaben und Instandhalten von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtungen | a) Werkzeuge und Werkstoffe nach ihrem Verwendungszweck auswählen, einsetzen und einsatzbereit halten |
| 3b – Materialien – Betriebsmittel |
I 1. Pflanze | b) Maschinen, Geräte und bauliche Anlagen pflegen und bei ihrer Instandhaltung mitwirken Bodenbearbeitung: Die fachgerechte Wartung und Pflege des Schleppers aus der Funktion seiner Bauteile begründen Bodenbearbeitung: Wartungsmaßnahmen an Bodenbearbeitungsgeräten begründen |
| 3b – Materialien – Geräte |
c) Aufbau und Funktion von Verbrennungsmotoren erklären |
| 3b – Energie | |
f) Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz einhalten |
| 3b – Materialien – Betriebsmittel | |
A I 2.2 Wahrnehmen und Beurteilen von Vorgängen; Beschaffen und Auswerten von Informationen | a) Witterungsabläufe beobachten und dokumentieren |
| 3a – Umwelt – Klima |
b) Vorgänge im landwirtschaftlichen Betrieb, insbesondere bei Pflanzen, Tieren und technischen Prozessen, unter Einsatz der Sinne wahrnehmen, Veränderungen feststellen und Schlußfolgerungen ziehen |
| ||
c) Informationen insbesondere aus Gebrauchsanleitungen, Fachzeitschriften sowie Fachbüchern und -broschüren auswählen und sammeln d) Fachinformationen für die betriebliche Arbeit auswerten |
| 3a – Umwelt – Klima | |
A I 2.3 Planen der Produktion sowie Vorbereiten und Kontrollieren der Arbeiten | a) Arbeiten in Arbeitsschritte gliedern b) geeignete Arbeitsverfahren nennen und Arbeitsmittel auswählen |
| 3b – Materialien – Geräte |
b) (2) geeignete Arbeitsverfahren nennen und Arbeitsmittel auswählen |
| 3a – Umwelt – Boden | |
c) Daten für die Produktion feststellen, insbesondere Aufwandsmengen berechnen, Gewichte, Rauminhalte und Größe von Flächen schätzen und ermitteln |
| 3b – Materialien – Arbeitsplanung | |
d) Arbeitszeiten und -ergebnisse festhalten e) Arbeitsergebnisse kontrollieren |
| 3b – Materialien – Arbeitsplanung | |
A I 2.4 Abwickeln von Geschäftsvorgängen und Erfassen marktwirtschaftlicher Zusammenhänge | a) bei der Ermittlung des Bedarfs an Betriebsmitteln mitwirken b) Preisangebote vergleichen c) Eingang und Verbrauch von Betriebsmitteln erfassen e) Marktberichte lesen und Entwicklungen am Markt verfolgen |
| 3b – Materialien – Betriebsmittel |
A I 3.1 Bearbeiten und Pflegen des Bodens; Erhalten einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit | b) Bodenbestandteile und Bodenart bestimmen sowie Bodenzustand und -fruchtbarkeit beschreiben |
| 3a – Umwelt – Boden |
I 1. Pflanze | c) Bodenprofil anlegen und Bodenaufbau erläutern d) Bodenproben entnehmen e) bei der Bodenbearbeitung mitwirken Bodenbearbeitung: Die Notwendigkeit einer Bodenbearbeitung auf Ansprüche von Kulturpflanzen sowie Bodeneigenschaften zurückführen |
| 3a – Umwelt – Boden |
A I 3.2 Bestellen und Pflegen von Pflanzen; rationelles und umweltverträgliches Führen von Kulturen | a) Saat- und Pflanzgut beurteilen b) bei der Vorbereitung und Durchführung von Aussaat und Pflanzung mitwirken |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
I 1. Pflanze | c) Dünger und deren Einsatzmöglichkeiten beschreiben und bei ihrer Ausbringung mitwirken Düngung: Düngemittel nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten boden- und pflanzengerecht auswählen Düngung: Die sach- und umweltgerechte Ausbringung von Düngemitteln begründen |
| 3a – Umwelt – Wasser 3a – Umwelt – Landökosysteme |
d) landwirtschaftliche Nutzpflanzen und deren Pflanzenteile bestimmen sowie den Verwendungszweck erläutern |
| 3d – Abfälle vermeiden | |
e) bei der landwirtschaftlichen Produktion vorkommende Wildpflanzen nennen |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme | |
f) Bestandsentwicklung beobachten und aufzeichnen g) bei Pflegearbeiten mitwirken |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme | |
I 1. Pflanze | h) Schäden an Pflanzen wahrnehmen und bei der Feststellung der Ursachen mitwirken i) bei notwendigen Pflanzenschutzmaßnahmen mitwirken Bestandspflege: Die notwendige Bestandspflege begründen Bestandspflege: Pflegeverfahren nach pflanzenbaulichen, ökologischen und wirtschaftlichen Erfordernissen auswählen |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme |
A I 3.3 Ernten und Verwerten pflanzlicher Produkte | a) bei der Ernte mitwirken b) Erträge feststellen und vergleichen c) Produkte nach Verwertbarkeit beurteilen |
| 3b – Abfälle vermeiden |
d) beim Transport und Einlagern von Erntegut mitwirken |
| 3b – Abfälle vermeiden | |
A I 4.1 Versorgen von Tieren; rationelles, tiergerechtes und umweltverträgliches Halten | a) landwirtschaftliche Nutztierarten und -rassen sowie ihre Nutzung beschreiben |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
I. 2. Tier II. 3. Alternative Landwirtschaft | e) Grundfuttermittel bestimmen, ihre Qualität und Einsatzmöglichkeiten in der Fütterung beschreiben h) Tiere tränken, füttern und pflegen Fütterung: Qualitätsunterschiede der Futtermittel durch die Art der Gewinnung und Lagerung begründen Alternative Landwirtschaft: Geeignete Futtermittel aus überwiegend hofeigener, alternativer Erzeugung auswählen und beurteilen |
| 3a – Umwelt – Boden 3a – Umwelt – Klima |
f) Futtermittel und Zusatzstoffe sachgerecht lagern |
| 3d – Abfälle vermeiden | |
I. 2. Tier | g) Anforderungen an die tiergerechte Haltung beschreiben Haltung, Pflege: Die Anforderungen an tiergerechte Haltung aus natürlichen Verhaltensweisen der Tiere ableiten und Haltungsformen beschreiben |
| 3a – Umwelt – Tiere |
i) Stallungen und deren Einrichtungen reinigen und beim Desinfizieren mitwirken |
| 3b – Materialien – Betriebseinrichtungen | |
k) Verhalten gesunder Tiere beschreiben, Verhaltensänderungen und typische Merkmale kranker Tiere feststellen l) bei der Behandlung kranker Tiere mitwirken |
| 3a – Umwelt – Tiere | |
A I 4.2 Nutzen von Tieren I. 2. Tier | a) bei der Nutzung von Tieren mitwirken b) Leistungen von Tieren feststellen und vergleichen c) bei der Vorbereitung von Tieren oder tierischer Produkte für die Vermarktung mitwirken Vermarktung/ Betriebserfolg: Den Absatz tierischer Produkte aufzeigen |
| 3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
d) Anforderungen an den tiergerechten Transport beschreiben |
| 3a – Umwelt – Tiere | |
Abschnitt II: Berufliche Fachbildung – Fertigkeiten und Kenntnisse im zweiten und dritten Ausbildungsjahr | |||
A II 1.2 Umweltschutz und Landschaftspflege; rationelle Energie- und Materialverwendung | b) Landschaft als Lebensgrundlage, insbesondere Feldraine, Böschungen und Hecken, erhalten; Landschaftspflegemaßnahmen durchführen |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
II. 1.3 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Grünland | Grünland: Grünlandflächen beurteilen, Nutzungsformen mit natürlichen und wirtschaftlichen Standortbedingungen begründen |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
II. 3. Alternative Landwirtschaft | Alternative Landwirtschaft: Den landwirtschaftlichen Betrieb in das Ökosystem eingliedern |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme |
c) mit Energiearten und Materialien umweltschonend und kostensparend umgehen |
| 3b – Materialien – Geräte | |
A II 2.1 Handhaben und Instandhalten von Maschinen, Geräten, Betriebs- einrichtungen | a) Betriebsbereitschaft und Verkehrssicherheit von Schlepper, Transportmitteln, technischen Anlagen, Maschinen und Geräten prüfen |
| 3b – Materialien – Geräte |
d) Schlepper und Transportmittel, Maschinen und Geräte unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen bedienen |
| 3b – Materialien – Geräte | |
e) Stalleinrichtungen überwachen und warten |
| 3b – Materialien – Betriebseinrichtungen | |
f) Ver- und Entsorgungsleitungen verlegen |
| 3b – Materialien – Betriebseinrichtungen | |
g) Betriebsstoffe sach- und umweltgerecht lagern |
| 3b – Abfälle | |
h) Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten umweltgerecht und nach Plan durchführen |
| 3b – Materialien – Geräte | |
i) Rückstände von Produktions- und Betriebsmitteln umweltgerecht entsorgen |
| 3b – Abfälle | |
k) vorbeugende Instandhaltung, insbesondere durch Auswechseln von Verschleißteilen, durchführen |
| 3b – Materialien – Geräte | |
l) Reparaturen und Veränderungen an Gebäuden, Einfriedungen und Drainagen durchführen |
| 3b – Materialien – Betriebseinrichtungen | |
A II 2.2 Wahrnehmen und Beurteilen von Vorgängen; Beschaffen und Auswerten von Informationen | a) Wetter beurteilen und Beobachtungen bei der betrieblichen Arbeit berücksichtigen b) Fachinformationen für die betriebliche Arbeit auswerten und umsetzen |
| 3a – Umwelt – Klima |
A II 2.3 Planen der Produktion sowie Vorbereiten und Kontrollieren der Arbeiten | a) Betriebsdaten erfassen, einordnen und beurteilen d) Zeitpläne unter Berücksichtigung von Arbeits und Produktionsschwerpunkten aufstellen e) Planung und Vorbereitung von Produktions und Arbeitsabläufen veränderten Bedingungen anpassen f) Arbeitsergebnisse bewerten |
| 3b – Materialien – Arbeitsplanung |
b) Pläne, insbesondere für die Fruchtfolge, Düngung und für den Pflanzenschutz sowie für die Fütterung und Stallbelegung, erstellen |
| 3b – Materialien – Betriebsmittel | |
c) wirtschaftliche Faktoren, insbesondere Einsatz von Betriebsmitteln, Materialien, Zeit und Geld, bei der Organisation von Arbeitsabläufen berücksichtigen |
| 3b – Materialien – Arbeitsplanung | |
A II 2.4 Abwickeln von Geschäftsvorgängen und Erfassen marktwirtschaftlicher Zusammenhänge | a) Markt- und Preisinformationen einholen, vergleichen und bewerten b) Marktberichte auswerten c) an Beispielen kaufmännische Kalkulationen erstellen d) Betriebsmittel bestellen und bei der Abrechnung gelieferter Waren mitwirken e) Formen des Bezuges miteinander vergleichen f) bei Ein- und Verkaufsgesprächen mit Geschäftspartnern mitwirken g) schriftlichen Geschäftsverkehr führen h) Vermarktungsformen für den Betrieb einschätzen und Alternativen aufzeigen i) Produkte für die Vermarktung, einschließlich Direktvermarktung, vorbereiten und Angebote einholen k) Verkaufsabrechnungen prüfen l) Marktpreisentwicklung beobachten und bewerten |
| 3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
A II 3.1 Bearbeiten und Pflegen des Bodens; Erhalten einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit II. 3. Alternative Landwirtschaft | a) Böden des Betriebes beurteilen und mit den Ergebnissen der Bodenschätzung vergleichen b) anhand der Eigenschaften des Bodens Folgerungen für die Nutzungsmöglichkeiten ziehen c) anhand der Bodenarten und des Bodenzustandes Folgerungen für die Bodenbearbeitung ziehen Alternative Landwirtschaft: Maßnahmen besonderer Bodenpflege als Voraussetzung für alternativen Landbau begründen Alternative Landwirtschaft: Geeignete Fruchtfolgen zur Förderung der eigenständigen Bodenfruchtbarkeit und zur Erzielung gesunder Pflanzenbestände entwickeln |
| 3a – Umwelt – Boden 3a – Umwelt – Klima |
d) Bodenschäden feststellen und beheben |
| 3a – Umwelt – Boden | |
II. 1.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Getreide II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte | e) boden- und kulturarten spezifische Bodenbearbeitung durchführen, insbesondere Stoppel-, Primär- und Sekundär Bearbeitung Bodenbearbeitung: Bodenbearbeitungsmaßnahmen auf die Ansprüche des Getreides/ der Hackfrucht abstimmen und auf den Bodenzustand zurückführen |
| 3a – Umwelt – Boden |
A II 3.2 Bestellen und Pflegen von Pflanzen; rationelles und umweltverträgliches Führen von Kulturen II. 1.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Getreide II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte | a) Saat- und Pflanzgut ausbringen Aussaat: Zusammenhänge zwischen sachgerechter Aussaat und Bestandsentwicklung erklären |
| 3a – Umwelt – Biodiversität |
II. 1.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Getreide II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte II. 3. Alternative Landwirtschaft | b) Pflanzenbestände im Ackerbau und in der Grünlandwirtschaft für die Bestandesführung und -verbesserung beurteilen c) (1) Pflanzenbestände umweltschonend durch bedarfs- und zeitgerechte Pflege-, Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen führen Düngung: Den Nährstoffbedarf ermitteln und einen umweltgerechten Düngereinsatz planen Bestandspflege: Pflegeverfahren nach pflanzenbaulichen, wirtschaftlichen und ökologischen Erfordernissen auswählen |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme 3a – Umwelt – Wasser 3a – Umwelt – Boden |
II. 1.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Getreide II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte II. 3. Alternative Landwirtschaft | c) (2) Pflanzenbestände umweltschonend durch bedarfs- und zeitgerechte Pflege-, Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen führen Alternative Landwirtschaft: Pflanzenschäden durch vorbeugende Maßnahmen weitgehend vermeiden Alternative Landwirtschaft: Pflegeverfahren nach pflanzenbaulichen und ökologischen Erfordernissen auswählen |
| 3a – Umwelt – Landökosysteme 3a – Umwelt – Wasser 3a – Umwelt – Boden |
d) Materialien für die Bestandesführung umweltgerecht lagern |
| b – Materialien – Betriebsmittel | |
A II 3.3 Ernten und Verwerten pflanzlicher Produkte | a) Erntezeitpunkt unter Berücksichtigung des Reifezustandes, Verwendungszweckes und der Qualitätsanforderungen festlegen |
| 3b – Abfälle vermeiden |
b) Erntemaschinen und -geräte bedienen |
| 3b – Materialien – Geräte | |
II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte | c) Erntegut bergen und transportieren d) Ernteerträge und deren Qualität beurteilen Ernte/Vermarktung/ Verwertung: Voraussetzungen für eine erfolgreiche Hackfruchternte und –lagerung begründen |
| 3b – Abfälle vermeiden |
II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte | e) Erntegut erfassen und lagern Ernte/Vermarktung/ Verwertung: Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ernte und –lagerung begründen |
| 3b – Abfälle vermeiden |
II. 1.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Getreide II. 1.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Hackfrüchte | f) bei der Vermarktung des Erntegutes mitwirken Ernte/Vermarktung/ Verwertung: Absatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit von Getreide/ Hackfrüchten aufzeigen |
| 3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
A II 4.1 Versorgen von Tieren; rationelles, tiergerechtes und umweltverträgliches Halten II. 2.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Rinderhaltung II. 3. Alternative Landwirtschaft | a) Tiere aufstallen, Stallklima überwachen Haltung, Pflege: Tierplätze nach Tiergerechtigkeit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit gestalten Alternative Landwirtschaft: Aus den artgemäßen Bedürfnissen der Tiere mögliche Aufstallungsformen ableiten |
| 3a – Umwelt – Tiere 3a – Umwelt – Klima |
II. 2.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Rinderhaltung II 2.2 Schweinehaltung | b) Futter nach Inhaltsstoffen, Aussehen, Geruch und Konsistenz beurteilen c) Futterrationen berechnen und zusammenstellen sowie Futteraufwand feststellen d) Fütterungs- und Tränke Einrichtungen bedienen und überwachen Milchvieh, Fütterung: Bedarfsgerechte Futterrationen zusammenstellen und berechnen Aufzucht, Fütterung: Alters- und leistungsgerechte Futterrationen zusammenstellen und berechnen Schweinehaltung: bedarfsgerechte Futterrationen zusammenstellen und berechnen |
| 3a – Umwelt – Klima |
e) Tiere pflegen und Hygienemaßnahmen durchführen |
| 3b – Materialien – Betriebsmittel | |
II. 2.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Rinderhaltung II 2.2 Schweinehaltung | f) Gesundheitszustand der Tiere überwachen und Maßnahmen bei Krankheitsanzeichen einleiten Rinderhaltung: Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Schaffung der Tiergesundheit begründen Die Haltung von Mastschweinen unter wirtschaftlichen, hygienischen und artgerechten Aspekten überprüfen |
| 3a – Umwelt – Tiere |
k) Einfluß von Fütterung, Haltung und Erbanlagen auf die Leistung beurteilen |
| 3a – Umwelt – Klima | |
n) Umweltschutz bei der tierischen Produktion beachten, insbesondere organische Rückstände der tierischen Produktion wirtschaftlich und umweltgerecht verwerten sowie Abfälle und Abwässer umweltgerecht entsorgen |
| 3a – Umwelt – Klima 3a – Umwelt – Tiere | |
A II 4.2 Nutzen von Tieren | c) tierische Produkte lagern oder transportieren |
| 3b – Abfälle vermeiden |
d) Qualität tierischer Erzeugnisse beurteilen |
| ||
II. 2.1 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Rinderhaltung II 2.2 Produktionsverfahren/ Betriebszweig: Schweinehaltung | e) bei der Vermarktung mitwirken Vermarktung/Verwertung: Absatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit von Milch aufzeigen Absatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit in der Zucht-, Nutz- und Mastrinder Produktion aufzeigen Absatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit in der Schweinemast aufzeigen |
| 3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
A II 5. betriebliche Ergebnisse | a) Marktwert der Verkaufsprodukte und des innerbetrieblichen Verbrauchs ermitteln b) Leistungen und Kosten in den Betriebszweigen ermitteln c) Arbeitsaufwand in den Betriebszweigen erfassen d) Leistungen und Kosten in den Betriebszweigen vergleichen und bewerten e) Arbeitsaufwand in den Betriebszweigen vergleichen und bewerten f) Möglichkeiten von Leistungs- und Kostenveränderungen aufzeigen und Auswirkungen begründen |
| 3a – Gesellschaft – Wertschöpfung |
II. 3. Alternative Landwirtschaft | Alternative Landwirtschaft: Die Organisation alternativ wirtschaftender Betriebe mit den Richtlinien einschlägiger Verbände in Zusammenhang bringen |
| 3a – Gesellschaft – Öko-Landbau |
II. 3. Alternative Landwirtschaft | Alternative Landwirtschaft: Das Umstellungsverfahren vom konventionellen zum alternativen Landbau nachvollziehen |
| 3a – Gesellschaft – Öko-Landbau |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die hier vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule umfassen ein Modul zu Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes für eine nachhaltige Landwirtschaft (6.1) sowie ein Modul zu erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft (6.2).
Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzen
Aufgabenstellung
Die Aufgabe besteht darin, Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes zur Vorbeugung und Bekämpfung von Schädlingen, Unkräutern und Pflanzenkrankheiten zu kennen und für den konkreten Anwendungsfall auswählen zu können. Des Weiteren sollen die Auszubildenden abschätzen, inwiefern die Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes zum Schutz der Landökosysteme und Erhalt der Biodiversität beitragen können.
In den SDGs ist das Ziel der Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltigen Nutzung der Landökosysteme festgeschrieben (SDG 15). Eine wesentliche Maßnahme hierfür ist es, den Einsatz und das Risiko von Pestiziden zu reduzieren. Denn die eingesetzten Pflanzenschutzmittel wirken nicht nur auf die Schadorganismen, die mit ihnen bekämpft werden (Unkräuter, Schädlinge, Pilze oder Bakterien), sondern auch auf andere Lebewesen und die natürlichen Ressourcen. Hierdurch können Umweltprobleme in verschiedenen Bereichen entstehen: Abbaubarkeit und Abbauverhalten in der Umwelt, Verschmutzung von Böden und Gewässern, Rückstände in der Nahrungskette und eine Störung des ökologischen Gleichgewichtes. Studien weisen darauf hin, dass der Einsatz von Pestiziden einer der wesentlichen Gründe für den Rückgang der Biodiversität – vor allem bei Insekten – ist (Geiger et al. 2010).
Wege für einen Pflanzenschutz, der so weit wie möglich auf chemisch-synthetische Mittel verzichtet bzw. diese reduziert, zeigt der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP) auf (Bundesregierung 2013). Hierbei setzt er auf das Konzept des Integrierten Pflanzenschutzes.
Umsetzung
Zur Bearbeitung der Aufgabenstellung gehen Sie wie folgt vor. Wählen Sie zunächst eine Kulturpflanze aus, die Sie mit Ihren Auszubildenden analysieren möchten. Es empfiehlt sich hier, mit einer gängigen Kulturpflanze zu arbeiten (z. B. Mais), da hier umfangreiches Hintergrundmaterial zu finden ist, entsprechende Forschung durchgeführt wurde und Best Practice Beispiele vorliegen. Für „exotische“ Kulturen ist die Daten- und Informationslage möglicherweise zu gering. Im nächsten Schritt recherchieren die Auszubildenden alle Krankheits- und Schadbilder, die für die jeweilige Kultur in Frage kommen und beschreiben diese jeweils anhand folgender Aspekte:
- Name der Pflanzenkrankheit oder des Schädlings
- Bedeutung: Häufigkeit, Ausmaß des Befalls, begünstigende Faktoren (z. B. klimatische Faktoren)
- Schadbild: typisches Schadbild bzw. Entwicklung eines Schadbildes im Laufe eines Lebenszyklus (z. B. von Lochfraß bis Verlust der Blätter)
- Biologie: Entwicklungszyklus eines Schädlings bzw. einer Pflanzenkrankheit und Verhältnis einzelner Stadien zur Wirtspflanze (z. B. Eiablage an den Blättern, Schädigung der Frucht durch die Larven, Verpuppung im Boden)
Für die Beispielkultur Mais können Sie hier auf das Maisschädlinge – LfL-Merkblatt zurückgreifen. Auf der Basis einer weiteren Recherche tragen die Azubis Informationen zur Bekämpfung der einzelnen Schädlinge und Krankheiten zusammen und ordnen diese nach den Kriterien “vorbeugend”, “physikalisch”, “biologisch/ biotechnisch” und/oder “chemisch”, entsprechend des stufenweisen Vorgehens der Maßnahmenpyramide für den integrierten Pflanzenschutz Pflanzenschutzdienste der Länder (2021):
Bei der Umsetzung der allgemeinen Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes ergeben sich weitere Kriterien der Recherche für die einzelnen Maßnahmentypen, wobei insbesondere die vorbeugenden Maßnahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft von Bedeutung sind:
1. Maßnahmen zur Vorbeugung und/oder Bekämpfung eines Schadorganismus, z. B.
- Fruchtfolge
- Geeignete Kultivierungsverfahren
- Anbau resistenter/toleranter Sorten
- Verwendung zertifizierten Saat- und Pflanzguts
- Hygienemaßnahmen (z. B. Reinigen der Maschinen und Geräte)
- Ökologische Lebensräume zum Schutz und zur Förderung von Nützlingen, wie Hecken und Blühstreifen, Graswege
- Bedarfsgerechte Düngung und Bewässerung
2. Alternative, nicht-chemische Pflanzenschutzverfahren
- Biologische, biotechnische Pflanzenschutzverfahren, Grundstoffe, Biostimulanzien
- Physikalische und mechanische Pflanzenschutzverfahren
- Andere nicht chemische Pflanzenschutzverfahren
3. Chemischer Pflanzenschutz
- Pflanzenschutzmittel werden spezifisch und zielgenau eingesetzt
- Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf das unbedingt notwendige Maß beschränken
Wichtig: Nicht alle oben genannten Aspekte kommen für ein bestimmtes Schadbild in Frage. Z. B. gibt es für manche Schadbilder keine vorbeugenden Maßnahmen, sondern nur direkte Bekämpfungsmaßnahmen. Weiterhin sollten die vorgeschlagenen Maßnahmen präzisiert werden (Z. B. mit welchem Nützling kann der Maiszünsler biologisch bekämpft werden?)
Auswertung
Im letzten Schritt erläutern die Auszubildenden, inwiefern die gewählten Maßnahmen – über die Reduzierung von Pestiziden hinaus – zum Schutz der Landökosysteme beitragen. Zum Beispiel fördert der Anbau von Zwischenfrüchten den Nährstoffgehalt des Bodens. Der Erhalt der ökologischen Lebensräume für Nützlinge (Hecken, Randstreifen und Wiesen) fördert die biologische Vielfalt. Eine reduzierte, bedarfsorientierte Düngung trägt zur Minderung der Nitrat-Einträge in die Gewässer bei.
Hintergrundmaterial für die Anleitung zur Bearbeitung der Aufgabe:
Erneuerbare Energien in der Landwirtschaft
Aufgabenziel
Die Auszubildenden verstehen die Bedeutung, die Möglichkeiten und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energien für den Klimaschutz. Sie kennen mögliche Maßnahmen zur Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien, die sie in ihren Betrieben umsetzen können.
Einstieg
Als Einstieg in die Thematik Landwirtschaft und Klimaschutz kann eine Grafik des Umweltbundesamtes zu den THG-Emissionen in der Landwirtschaft gezeigt werden: Grafik Treibhausgasemissionen in Deutschland.
Es kann auch eine etwas ausführlichere Einführung zu der Notwendigkeit und den Maßnahmen des Klimaschutzes in der Landwirtschaft gegeben werden. Hierzu kann eine Präsentation genutzt werden, die im Projekt GeNiAl (genial-klima.de) für Lehrkräfte zur Nutzung im Unterricht entwickelt wurde: „Klimaschutz in der Landwirtschaft”.
Eine wesentliche Maßnahme zur Reduktion von THG-Emissionen und somit zum Klimaschutz ist der Umstieg auf erneuerbare Energien zur Bereitstellung von Strom und Wärme sowie zur Kraftstoffproduktion. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Regel auf Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung bei 46 Prozent. Dabei lieferte die Windkraft 23 Prozent., Photovoltaik 9,9 Prozent., Biomasse 8,8 Prozent. und Wasserkraft 4 Prozent. (Stromreport 2022). Dieser Anteil soll in den kommenden Jahren erheblich ausgebaut werden. Hierzu wurde im Sommer 2022 in Deutschland eine Gesetzesnovelle beschlossen: Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80 Prozent steigen (Bundesregierung 2022).
Neben dem Einsatz erneuerbarer Energien zählt auch die rationelle Energienutzung zu den Maßnahmen, um das Energiesystem in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren. Typische Handlungsfelder der rationellen Energienutzung sind die Energieeffizienz (Nutzung von Geräten und Maschinen, die bei gleicher Funktionserfüllung einen geringeren Energiebedarf haben) und das Energiesparen, die beide eng miteinander verknüpft sind.
In beiden Feldern kann die Landwirtschaft einen großen Beitrag leisten. Das BMEL weist in seinem Klimaschutzplan für die Bundesregierung die Erhöhung der Energieeffizienz und Nutzung regenerativer Energien als eines von 10 zentralen Handlungsfeldern der Landwirtschaft aus, um die THG-Emissionen zu reduzieren und die Klimaschutzziele bis 2030 zu erreichen (BMEL 2021).
Aufgabe 1 - Maßnahmen Diskussion
Diskutieren Sie Maßnahmen, die im Bereich Energieeffizienz und erneuerbare Energien auf landwirtschaftlichen Betrieben umgesetzt werden können.
Mögliche Maßnahmen:
- Durchführung einer Eigenanalyse zum Energiebedarf – wo wird wieviel Energie benötigt, wo sind Einsparpotentiale?
- Eigene Produktion von regenerativer Energie für den Eigenbedarf (und ggf. darüber hinaus) z. B. Solaranlage auf Ställen, Scheunen
- Prüfung der Möglichkeit, eine Agri-Photovoltaik Anlage zu installieren
- Förderung der passiven Stallkühlung z. B. durch Öffnung des Stalls
- Nutzung von kleinen, leichten Traktoren mit weniger Verbrauch für Pflegearbeiten
- Nutzung digitaler Technologien, um Arbeitseinsätze auf dem Feld effizienter zu machen und so Kraftstoff und Betriebsmittel zu sparen (z. B. Lenkassistenzsysteme für Traktoren)
- Nutzung von Agroforst-Holzschnitzeln für Holzheizung, die z.B. auch zur Trocknung von Heu genutzt werden kann
- Weitere …
Aufgabe 2 - Recherche
Recherchieren Sie Beispiele für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien in der Landwirtschaft: Biogasanlagen, Photovoltaik, Windkraftanlagen, Agri-PV. Diskutieren Sie miteinander, welche ökonomischen und ökologischen Vor- und Nachteile mit der jeweiligen Anlagenart verbunden sind. Listen Sie die Vor- und Nachteile in einer Tabelle auf.
Aufgabe 3 - Untersuchung
Untersuchen Sie die Dächer von Scheunen und Ställen in Ihrem Betrieb und legen Sie dar, ob diese für die Installation einer PV-Anlage geeignet sind. Stellen Sie dar, welche Kriterien für die Entscheidung wichtig sind. Schätzen Sie ab, wie viel Strom mit der Errichtung einer solchen PV-Anlage produziert werden könnte. Reicht die produzierte Menge aus, um den Strombedarf des Betriebes zu decken? Hilfreiche Hintergrundinformationen dazu bietet der Text der Verbraucherzentrale: Photovoltaik: Was bei der Planung wichtig ist.
Aufgabe 4 - Diskussion
Lesen Sie den Beitrag des NDR “Warum Landwirte sich jetzt für Solaranlagen begeistern”. Wahlweise kann auch der dazugehörige Audiobeitrag angehört werden. Diskutieren Sie in Kleingruppen die folgenden Fragen und halten Sie die Antworten schriftlich fest:
- Wie funktioniert eine Agri-Photovoltaik Anlage?
- Welche verschiedenen Vorteile bietet eine Agri-Photovoltaik Anlage?
- Welchen Beitrag kann Photovoltaik aus der Landwirtschaft zur gesamten Stromversorgung in Deutschland liefern?
- Wo gibt es noch Unklarheiten und offene Fragen bei der Agri-Photovoltaik?
Hintergrundmaterial für die Anleitung zur Bearbeitung der Aufgaben:
- Hintergrundmaterial “Landwirt und Landwirtin”: Kapitel SDG 7 “Bezahlbare und saubere Energie”
- Grafik des Umweltbundesamtes: Grafik Treibhausgasemissionen in Deutschland
- Präsentation (ppt) des Projekts GeNiAL: „Klimaschutz in der Landwirtschaft”
- Beitrag des NDR “Warum Landwirte sich jetzt für Solaranlagen begeistern”
Verbraucherzentrale: Photovoltaik: was bei der Planung wichtig ist
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Landwirtschaft erfüllt eine essenzielle gesellschaftliche Aufgabe, nämlich die Sicherung der Ernährung für eine weltweit wachsende Bevölkerung. Landwirtschaft agiert dabei in einem stark vernetzten System, denn sie arbeitet mit der Natur, mit Flächen, Böden, Wasser, Tieren und Pflanzen (Bartel 2021). Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Produktionsverfahren sind teurer als “herkömmliche”, da letztere alle technischen, biologischen und chemischen Verfahren zur Effizienzsteigerung nutzen. Höhere Kosten bedingen höhere Produktpreise, die aber von kostenbewussten Verbrauchern nicht unbedingt akzeptiert werden. Der Umsatz kann sinken und der Betrieb wird gefährdet. Betriebe versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Landwirtschaft häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichst- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
Zielkonflikte in der Landwirtschaft lassen sich am Beispiel des Ökolandbaus verdeutlichen. Im Vergleich zur konventionellen Bewirtschaftung weist der ökologische Landbau in den Bereichen Bodenschutz, Gewässerschutz und Erhalt der Biodiversität klare Vorteile auf. Diese sind insbesondere auf den Verzicht von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger sowie auf die schonende Bodenbearbeitung zurückzuführen. Allerdings liegen die Erträge beim ökologischen Landbau deutlich unter denen herkömmlicher Betriebe. Im Durchschnitt aller Kulturen sind die Erträge 16 Prozent niedriger (Strotmann 2019). Diese niedrigeren Erträge haben höhere Preise zur Folge. Kostenbewusste Verbraucher oder Haushalte mit niedrigem Einkommen sind aber häufig nicht bereit, diese höheren Preise zu zahlen.
Auch mit Blick auf die Flächennutzung bestehen Zielkonflikte. Durch den niedrigeren Ertrag benötigt ein ökologisch wirtschaftender Betrieb mehr Fläche als ein konventioneller Landwirt, um die gleiche Menge an Lebensmitteln zu produzieren. Dieser Bedarf konkurriert beispielsweise mit Erholungs- oder Naturschutzflächen.
Erneuerbare Energien: Deutschland hat das Ziel festgeschrieben, den Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen. Dazu gehören auch Biogasanlagen und Biokraftstoffe (BMWK o. J.) Die Flächen für den Anbau von Energiepflanzen konkurrieren aber mit den Anbauflächen für Nahrungsmittel.
Chancen für eine nachhaltige Landwirtschaft entstehen durch die Entwicklung und den zunehmenden Einsatz von digitalen Technologien. Digitalisierung ermöglicht Präzision, Zielgenauigkeit und den verringerten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und Energie (Precision Farming). Gleichzeitig steigt aber auch der Anspruch an das Know How der Landwirte und Lohnunternehmer zum Umgang mit diesen Technologien. Die hohen Anschaffungskosten der digitalen Anwendungen stellen zudem für viele kleinere Betriebe ein Investitionshemmnis dar.
Ein wichtiges Thema ist die Einkommenssicherheit für Landwirte. Der Klimawandel und damit einhergehende Extremwetterlagen und schwankende Märkte lassen die Einkommen stark schwanken und stellen Landwirte vor große Herausforderungen. Hier müssen Ansätze gefunden werden, um ökologische Ziele mit einer größeren ökonomischen Sicherheit für die Landwirte zu verbinden. Z. B. indem freiwillige Gemeinwohlleistungen, wie Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen finanziell vergütet werden.
Saisonale und regionale Produkte bieten viele Vorteile für Klima- und Nachhaltigkeit. Regionale Wirtschaftskreisläufe werden gestärkt, durch die Vermeidung langer Transportwege können CO2-Emissionen eingespart werden. Saisonales Obst und Gemüse ist aber in Deutschland in vielen Monaten nur wenig verfügbar. Eine ausgewogene Ernährung, die auch den Mindestanforderungen der Verbraucher entspricht, ist damit in den Wintermonaten nur eingeschränkt möglich. Die Anbauflächen für Obst und Gemüse sind in Deutschland nicht in dem Umfang vorhanden, um den Bedarf vollständig zu decken. Gerade für Großstädte wie Berlin, Düsseldorf oder München gibt es nicht annähernd genug regionale Anbauflächen.
Ein Problem für eine nachhaltige Landwirtschaft stellt auch das widersprüchliche Verhalten von Verbrauchern dar, wenn es um den Kauf von Bioprodukten oder um Tierwohlstandards geht. Hier ist ein Consumer-Citizen-Gap zu beobachten (Bartel 2021). Mit diesem Begriff wird das Phänomen bezeichnet, dass Verbraucher in ihrer Rolle als Bürger anders handeln und andere Forderungen stellen, als in ihrer Rolle als Konsumenten. So bekunden viele Menschen in Umfragen, dass ihnen hohe Tierwohlstandards wichtig sind, in ihrer Rolle als Konsument entscheiden sie sich aber häufig für billige Produkte, die nicht diesen Standards entsprechen.