Diätassistent/Diätassistentin
Einleitung
BBNE und BNE - Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung) . Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die Materialien der Projektagentur
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in novellierten Ausbildungsordnungen in Berufen mit großer Relevanz für wichtige Themen der Nachhaltigkeit wie z. B. dem Klimaschutz werden wichtige Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen nicht genannt – obwohl die Berufe deutliche Beiträge zum Klimaschutz leisten könnten. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z. B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen)
- BBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS) und Handreichung (HR): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten. Das Material liegt auch als Handreichung (HR) mit der Folie und Notizen vor.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die vier neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BIBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o. J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o. J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
a) “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
b) bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
c) für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
d) Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
e) Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
f) unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e) „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
- Zunächst wird die Herkunft ausgewählter Früchte von Konditoreiprodukten bestimmt und unter Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.
- Vertiefend erfolgt eine Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten im Rahmen eines Rollenspiels, um die Kundenberatung bei Produktfragen nachhaltigkeitsorientiert ausrichten zu können und geeignete Verkaufsstrategien zu entwickeln.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
- “Niedrige Retouren (wenige Überschüsse von Brot und Backwaren) vs. volle Regale bis Ladenschluss”:
- Betriebe, die Lebensmittelabfälle bzw. Retouren vermeiden wollen, bieten den Kunden kurz vor Betriebsschluss unter Umständen nicht mehr dasselbe umfangreiche Angebot wie Betriebe, die den Kunden bis zum Ladenschluss das komplette Sortiment anbieten, um die Kunden nicht zu verlieren.
- Es ergibt sich somit der Konflikt zwischen der Notwendigkeit, Abfall zu vermeiden und dem Wunsch, die Kunden*innen durch ein jederzeit umfangreiches Angebot zufriedenzustellen.
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Quellenverzeichnis
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/show/17281
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: BIBB / Reihen / Ausbildung gestalten
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: https://www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE? Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a –Gesellschaft – Gesundheit |
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| SDG 1 SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Hygiene im Betrieb |
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| SDG 3 SDG 12 |
3a – Gesellschaft – Betrieb & Personal |
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| SDG 8 SDG 9 SDG 12 |
3a – Gesellschaft – Hygiene – Küche |
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| SDG 3 SDG 6 |
3a – Gesellschaft – Kommunikation |
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| SDG 10 SDG 4 |
3a – Gesellschaft – Politik & Wirtschaft |
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| SDG 4 SDG 8 |
3a – Gesellschaft – Ressourcen |
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| SDG 3 SDG 4 |
3a – Umwelt – Ernährung |
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| SDG 3 SDG 13 |
3a – Umwelt – spezielle Ernährung |
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| SDG 3 SDG 13 |
3a – Umwelt – Nährstoffe |
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| SDG 3 |
3a – Umwelt – Essverhalten |
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| SDG 4 SDG 12 |
3a – Umwelt – Klimawandel |
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| SDG 13 |
3a – Umwelt – THG-Werte |
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| SDG 13 |
3b – Energie – Betrieb |
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| SDG 8 |
3b – Energie – Gebäude |
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| SDG 7 SDG 9 |
3b – Energie – IT |
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| SDG 9 SDG 4 |
3b – Energie – Strom |
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| SDG 9 |
3b – Energie – Wasser |
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3b – Energie – Küchengeräte |
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| SDG 7 SDG 12 |
3b – Betrieb – Qualitäts- sicherung |
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| SDG 8 SDG 9 |
3b – Rohstoffe – Beschaffung & Wertschöpfung |
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| SDG 12 |
3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität |
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| SDG 3 SDG 12 |
3b – Rohstoffe – tierische Lebensmittel |
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| SDG 13 SDG 14 SDG 15 |
3d – Abfälle |
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| SDG 12 SDG 13 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
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| SDG 4 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Berufsbild- position / Lernfeld | Themen | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
A1 Berufs-, Gesetzes- und Staatskunde | 1.3 Aktuelle berufs- und gesundheitspolitische Fragen 1.11 Wirtschaftsordnung 1.12 Politische Meinungsbildung, politisches Handeln; aktuelle politische Fragen |
| 3a 3a – Gesellschaft – Politik & Wirtschaft SDG 4 |
A2 EDV, Dokumentation und Statistik 80 | 2.1 Begriffe, Aufbau und Aufgabenstellung von Datenverarbeitungsanlagen 2.2 Grundlagen der Datenverarbeitung 2.3 Grundlagen der Hardware mit Einweisungen und Übungen |
| 3b – Energie – IT SDG 9 |
A3 Krankenhaus- betriebslehre | 3.2 Planung, Bau und Ausstattung von Krankenhäusern, Krankenhausökologie |
| 3b – Energie – Gebäude SDG 7 SDG 9 |
3.3 Betrieb von Krankenhäusern einschließlich Leistungsbereiche und Umgang mit Wirtschaftsgütern (Energie und Ressourcen und Betrieb) |
| 3b – Energie – Gebäude/Betrieb SDG 7 / SDG 8 / SDG 12 | |
A5 Hygiene und Toxikologie 60 | 5.1 Hygiene |
| 3a -Gesellschaft – Hygiene SDG 12 |
5.1.1 Sozialhygiene |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit SDG 3 | |
5.1.2 Gesundheitsvorsorge, Gesundheitserziehung |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit SDG 3 | |
5.1.3 Reinigung, Desinfektion, Sterilisation
|
| 3b – Rohstoffe – Hygiene – Betrieb SDG 3 | |
5.1.4 Individualhygiene |
| 3a – Gesellschaft – Hygiene – Betrieb SDG 3 | |
5.1.5 Lebensmittel- und Küchenhygiene |
| 3a – Gesellschaft – Hygiene – Küche SDG 3 | |
5.1.6 Krankenhaushygiene und Hospitalismus |
| 3a – Gesellschaft – Hygiene – Betrieb SDG 12 | |
A6 Biochemie der Ernährung | 6.3.1 Kohlenhydrate 6.3.2 Lipid 6.3.3 Proteine 6.3.5a Sekundäre Pflanzenstoffe 6.4.1 Verdauungsenzyme |
| 3a – Gesundheit – Nährstoffe SDG 3 |
A7 Ernährungslehre 150 | 7.1 Geschichte und Entwicklung der Ernährung des Menschen |
| 3a – Ernährung – Gesellschaft SDG 1 / SDG 2 |
7.2 Physiologische Grundlagen der Ernährung 7.2.1 Körperzusammensetzung |
| 3a – Umwelt – Gesundheit / SDG 3 | |
7.2.2 Regulation der Nahrungsaufnahme 7.2.3 Energiebedarf |
| 3a – Umwelt – Essverhalten / SDG 3 | |
7.2.4 Nährstoffbedarf und Empfehlung für die Nährstoffzufuhr |
| 3a -Umwelt – Ernährung / SDG 3 | |
7.3 Zusammensetzung der Nahrung 7.3.1 Übersicht 7.3.2 Energieliefernde Nahrungsbestandteile, insbesondere Proteine, Lipide, Kohlenhydrate, Alkohol 7.3.3 Nicht energieliefernde Nahrungsbestandteile, insbesondere Wasser, Vitamine, Mineralstoffe 7.3.4 Aroma- und Geschmacksstoffe 7.3.5 Ernährungsphysiologische Beurteilung von Nahrungsmitteln |
| 3a – Umwelt – Ernährung SDG 3 | |
7.4 Ernährung bestimmter Bevölkerungsgruppen 7.4.1 Säuglinge und Kleinkinder 7.4.2 Schulkinder und Jugendliche 7.4.3 Schwangere und Stillende 7.4.4 Ältere Menschen 7.4.5 Sportler 7.4.6 Vegetarier 7.4.7 Ernährungsvorschriften in verschiedenen Religionen 7.4.8 Sonstige Bevölkerungsgruppen |
| 3a – Umwelt – Ernährung SDG 3 | |
A8 Lebensmittelkunde und Lebensmittel- konservierung 190
| 8.1 Lebensmittelkunde Klima global und allgemein Klima und Lebensmittel |
| 3a – Umwelt – Klimawandel SDG 13 |
8.1. Lebensmittelkunde Lebensmittelqualitäten |
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 SDG 12 | |
8.1.1 Milch und Milchprodukte, Käse 8.1.2 Eier |
| 3b – Rohstoffe – tierische Lebensmittel SDG 3 SDG 13 SDG 15 | |
8.1.3 Fleisch und Fleischwaren Aufzucht und Zubereitung |
| 3b – Rohstoffe – tierische Lebensmittel SDG 3 SDG 13 | |
8.1.4 Fisch und Fischwaren Aufzucht und Zubereitung |
| 3b – Rohstoffe – tierische Lebensmittel SDG 3 SDG 14 | |
8.1.5 Speisefette und Öle 8.1.6 Speiseeis |
| 3b – Rohstoffe – tierische Lebensmittel SDG 3 SDG 13 | |
8.1.7 Getreide- und Getreideerzeugnisse, Brot 8.1.8 Gemüse und Gemüseerzeugnisse, Pilze, Hülsenfrücht 8.1.9 Obst und Obsterzeugnisse 8.1.12 Kräuter und Gewürze |
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 SDG 13 | |
8.1.10 Alkoholfreie, alkoholhaltige und alkaloidhaltige Getränke 8.1.11 Zucker, Honig und Süßwaren
|
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 SDG 13 | |
8.1.13 Lebensmittel für besondere Ernährungszwecke 8.1.14 Zusatzstoffe |
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 | |
8.1.15 Neue Entwicklungen im Lebensmittelsektor |
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 | |
8.2 Lebensmittelkonservierung 8.2.1 Bedeutung der Nahrungsmittelkonservierung |
| 3a – Umwelt – Wertschöpfung SDG 12 | |
8.2.2 Ursachen für Nahrungsmittelverderb |
| 3d – Abfälle SDG 13 | |
A9 Anatomie 50 | 9.2 Bewegungssystem |
| 3a – Gesellschaft – Ressourcen SDG 3 |
A9 Anatomie 50 A10 Physiologie 60 | 9.3 Herz- und Kreislaufsystem 9.5 Verdauungssystem 10.3 Verdauung 10.9 Zusammenwirken der Organsysteme |
| 3a – Gesellschaft – Ressourcen SDG 3 |
11 Allgemeine Krankheitslehre 30 | 11.1 Gesundheit, Krankheit, Krankheitsursachen, Krankheitszeichen, Krankheitsverlauf |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit SDG 3 |
11.7 Prozeß des Alterns |
| 3a – Umwelt – spe- zielle Ernährung SDG 3 | |
A12 Spezielle Krankheitslehre und Ernährungsmedizin 120 | 12.6 Immunologische, allergologische und rheumatische Erkrankungen 12.7 Endokrinologische Erkrankungen |
| 3a – Umwelt – spe- zielle Ernährung SDG 3 |
12.12 Schwangerschaftskomplikationen |
| 3a – Umwelt – spe- zielle Ernährung SDG 3 | |
12.13 Fehlernährung einschließlich Adipositas, Bulimie, Anorexia nervosa |
| 3a – Umwelt – spe- zielle Ernährung SDG 3 | |
A14 Diätetik 1.000 | 14.1 Entwicklung und Bedeutung der Diätetik |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit SDG 3 |
14.3 Aufstellen, Berechnen und Standardisieren von Tages- und Wochenspeiseplänen |
| 3a – Gesellschaft – Gesundheit SDG 3 SDG 12 | |
14.4 Integrieren von Ernährungs- und Diätplänen in das Verpflegungsangebot einer Klinik |
| 3a – Umwelt – spe- zielle Ernährung SDG 3 SDG 13 | |
14.6 Zubereiten von Speisen unter qualitätssichernden Kriterien |
| 3b – Rohstoffe – Lebensmittel- qualität SDG 3 SDG 12 | |
14.12 Vegetarische Ernährung und Außenseiterdiäten unter Krankheitsbedingungen |
| 3a – Ernährung SDG 3 SDG 13 | |
A15 Koch- und Küchentechnik 380 | 15 Koch- und Küchentechnik 380 Kochtechnik Küchentechnik 15.3 Nährstofferhaltung |
| 3b – Energie – Küchengeräte SDG 3 SDG 7 |
15.5 Fachgerechtes Verarbeiten von Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukten, Käse, Eiern, Getreide und Getreideerzeugnissen, Backwaren, Kartoffeln, Gemüse, Pilzen, Hülsenfrüchten, Obst und Convenience-Produkten 15.8 Kriterien zur Beurteilung der Lebensmittel-Qualitäten 15.9 Mengenlehre |
| 3a -Umwelt – Klimawandel SDG 13 | |
15.10 Rezepturen 15.11 Speisenplanung und Menükunde |
| 3a – Umwelt – Klimawandel SDG 13 | |
| 3a – Umwelt – Ernährung SDG 12 SDG 13 | ||
15.12 Getränkekunde |
| 3a -Umwelt – Nährstoffe / SGD 3 | |
15.14 Wirtschaftlicher Umgang mit Lebensmitteln |
| 3d – Abfälle SDG 12 | |
15.15 Küchentechnische Gerätekunde |
| 3b – Energie – Küchengeräte SDG 7 SDG 12 | |
16 Ernährungswirtschaft 40 | 16.1 Grundbegriffe der Wirtschaftslehre 16.2 Wirtschaftssysteme 16.3 Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor 16.4 Ernährungswirtschaft 16.4.1 in der Bundesrepublik Deutschland 16.4.2 in der Europäischen Union 16.4.3 in der übrigen Welt 16.5 Verbraucherschutz, Verbraucherverbände |
| 3a – Gesellschaft – Politik & Wirtschaft SDG 8 |
A17 Organisation des Küchenbetriebes 140 | 17 Organisation des Küchenbetriebes 140 17.1 Bau und Einrichtung von Großküchen 17.2 Verpflegungs- und Speisenverteilungssysteme |
| 3a – Gesellschaft – Betrieb & Personal SDG 9 SDG 12 |
17.4 Personaleinsatz und Personalführung im Großhaushalt |
| 3a – Gesellschaft – Betrieb & Personal SDG 8 | |
17.5 Verpflegung im Großhaushalt 17.6 Warenbeschaffung und Lagerung |
| 3a – Umwelt – Ernährung SDG 3 SDG 8 SDG 12 SDG 13 | |
17.7 Speiseplangestaltung im Großhaushalt |
| 3a – Gesellschaft – Betrieb & Personal SDG 8 SDG 12 | |
18 Einführung in die Ernährungspsycho- logie und die Ernährungssoziologie 80 | 18.1 Ernährungspsychologie |
| 3a – Gesellschaft – Ressourcen SDG 4 |
18.1.4 Lerntheorien und Einflüsse auf das Ernährungsverhalten |
| 3a – Gesellschaft – Ressourcen SDG 4 | |
18.2 Ernährungssoziologie |
| 3a – Gesellschaft – Ressourcen SDG 4 | |
19 Diät- und Ernährungsberatung 250 19.8 Planen, Durchführen und Nachbereiten von Gruppen- und Einzelberatungen 19.9 Dokumentation 19.10 Ausgewählte Methoden zu Ernährungserhebungen |
| 3a, 3b und 3c alle SDG |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Die hier vorgeschlagenen Unterrichts- und Ausbildungsmodule bilden 3 Rahmenaufgaben:
- die Klimaanalyse in der Gemeinschaftsverpflegung
- Klimaschutzmaßnahmen durch Menüwahl/Zutaten, Energiesparen und Reduzierung von Essensabfällen sowie ein
- Ernährungscoaching
Die insgesamt 8 Module lassen sich aber auch einzeln bearbeiten. Alle Module lassen sich problemlos auch in anderen Bereichen der Systemgastronomie umsetzen.
Klimaanalyse
Als Rahmenaufgabe bietet sich eine Klimaanalyse Ihres Betriebes der Systemgastronomie, alternativ der Kantine oder Mensa Ihrer Berufsschule an, aus der sich dann Vorschläge zu mehr Klimaschutz entwickeln können. Diese Aufgabe ist im Rahmen eines größeren Projekts mit Auszubildenden gut machbar, es lassen sich aber auch Teilaufgaben bearbeiten. Die Klimaanalyse untersucht folgende 3Aspekte:
- Lebensmittelauswahl,
- Energieverbrauch der Küche und
- Lebensmittelabfälle.
Alle 3 Aspekte sind klimarelevant, wobei die Zutatenwahl die größte Klimawirksamkeit aufweist . Bitte informieren Sie sich hierzu im Hintergrundmaterial” dieses Projektes (s. IZT HGM Systemgastronom/in). Wenn Sie nur Teile der Analyse durchführen wollen, wählen sie diejenigen Aspekte, Produkte oder Geräte aus, für die Sie gegebenenfalls später klimafreundliche Verbesserungsvorschläge machen wollen.
Analyse der Lebensmittel - Zutatenauswahl
Die Zutaten ihrer Produkte und Gerichte kennen Sie. Nutzen Sie die Angaben aus der Publikation:
- ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung (2020): Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland. Online: IFEU 2020.
Hiermit ermitteln Sie die Treibhausgase (THG) der einzelnen Zutaten. Diese werden jeweils in Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalenten pro kg Lebensmittel (kg CO2-Äq) angegeben. Diese Äquivalente fassen alle Treibhausgase zusammen und rechnen sie in Kohlendioxid um. So haben Champignons aus der Dose Klimaemissionen in Höhe von 2,4 kg CO2-Äq/kg. Wenn Ihr Gericht also beispielsweise 100 g Champignons aus der Dose enthält, so tragen diese mit 0,24 kg Kohlendioxid-Äquivalenten zum Klimawandel bei. Dies ist vergleichbar mit der Erzeugung oder Nutzung einer halben Kilowattstunde Strom. Wenn Sie diese Rechnung für alle Zutaten Ihres Gerichts durchführen und diese anschließend aufsummieren, enthalten Sie die Klimawirksamkeit der Zutaten Ihres Gerichts. Die obige Literatur beachtet häufig auch die Verpackungsform, den Transport und den Convenience-Grad. Dies ist bedeutsam, da Dosen oder beheizte Treibhäuser mehr zum Klimawandel beitragen, als wenn die Ware im Pappkarton verkauft oder im Freiland angebaut wird. Beispielhafte Berechnungen finden Sie für viele Schul-Menüs in der Rezeptsammlung des KEEKS-Projekts (www.keeks-projekt.de).
Je nach Art Ihrer Küche können Sie einige oder alle relevanten Gerichte und Produkte nach diesem Schema analysieren. Wenn Sie in der Gemeinschaftsverpflegung arbeiten, können Sie auch einen üblichen Menüplan analysieren. Als Restaurantbetrieb können Sie ihre typischen Angebote oder z. B. die TOP 10-Gerichte analysieren. Die folgende Tabelle zeigt zwei beispielhafte Analysen (www.keeks-projekt.de / Rezeptesammlung). Bei der Analyse ist folgendes zu beachten:
- Kräuter können vernachlässigt werden, da sie in sehr kleinen Mengen eingesetzt werden und nur unwesentliche THG-Emissionen haben.
- Gewürze können vernachlässigt werden, da sie in sehr kleinen Mengen eingesetzt werden und nur unwesentliche THG-Emissionen haben. Auch trägt ihr Transport per Schiff aus fernen Ländern nur unwesentlich zum Klimawandel bei.
- Der Beitrag von Wasser wird grundsätzlich mit Null angesetzt (auch wenn Strom zum Betrieb von Pumpen benötigt wird).
- Wenn eine Zutat in obiger Literatur nicht verzeichnet ist (z. B. Leinöl), wählen Sie etwas Ähnliches (hier: Sonnenblumenöl).
Tabelle: THG-Emissionen beispielhafter Menüs (je für 10 Portionen):
Überbackener Fisch | pro 10 Portionen | THG kg/kg | THG / Menü | Kartoffeln mit Quark | pro 10 Portionen | THG kg/kg | THG / Menü | |
Seelachsfilets | 0,7 | 2,4 | 1,68 | Kartoffeln | 2 | 0,2 | 0,4 | |
Käse (Emmentaler) | 0,15 | 6 | 0,9 | Quark (40%) | 1 | 3,3 | 3,3 | |
Dill | 0,02 | 0 | 0 | Sojajoghurt Natur | 0,5 | 0,7 | 0,35 | |
Salz | 0,02 | 0 | 0 | Leinöl | 0,1 | 3,2 | 0,32 | |
Pfeffer | 0,005 | 0 | 0 | Dill | 0,05 | 0 | 0 | |
Butter | 0,045 | 9 | 0,405 | Petersilie | 0,1 | 0 | 0 | |
Reis | 0,75 | 3,1 | 2,325 | Salz | 0,01 | 0 | 0 | |
Salat | 0,5 | 0,4 | 0,2 | Pfeffer | 0,007 | 0 | 0 | |
Wasser | 1,5 | 0 | 0 | Gesamt | 3,767 | 4,37 | ||
Gesamt | 3,69 | 5,51 |
Vergleichen Sie anschließend:
- Welche Zutaten und Gerichte sind besonders klimafreundlich oder klimaschädlich?
- Könnten Gerichte auch klimaschonender zusammengestellt werden?
Wenn Sie Ihre wichtigen Gerichte analysiert haben, berechnen Sie die Gesamtemissionen ihrer Küche. Hierzu multiplizieren Sie die oben untersuchten Menüs mit der Anzahl der Ausgaben (pro Monat oder pro Jahr). Die folgende Tabelle zeigt dies beispielhaft:
Nr. | Name | THG-Emissionen [kg CO2-Äq/Menü] | Anzahl/Jahr | Gesamt |
1 | Chili con Carne mit Reis | 1,74 | 3.000 | 5.220 |
2 | Frikassee mit Reis | 0,67 | 1.500 | 1.005 |
3 | Gemüsenuggets mit Pommes frites | 0,79 | 4.000 | 3.160 |
4 | Schupfnudeln mit Spitzkohl | 0,65 | 1.800 | 1.170 |
5 | Szegediner Tofugulasch | 0,53 | 600 | 318 |
6 | Pellkartoffeln mit Kräuterquark und Leinöl | 0,82 | 2.600 | 2.132 |
7 | Schneller Nudelauflauf | 0,40 | 700 | 280 |
8 | Linsensuppe mit Putenwürstchen | 0,68 | 2.400 | 1.632 |
9 | Spargelcremesuppe | 0,62 | 1.700 | 1.054 |
10 | Kräuterfisch mit Käse und Reis | 0,79 | 1.700 | 1.343 |
20.000 | 17.314 |
Das obige Beispiel zeigt die Menüauswahl einer kleinen Kantine, die täglich rund 80 Essen ausgibt. Sie gibt 20.000 Menüs pro Jahr aus. Ein Menü wiegt rund 350 g, weshalb die gesamte Ausgabemenge 7 t beträgt. Der Klima-Rucksack ist aber etwas mehr als 17 Tonnen schwer. Pro Menü sind dies 865 g CO2-Äq.
Energieverbrauch in der Küche
Informieren Sie sich zunächst, wie hoch der Energieverbrauch Ihrer Küche ist. Hierzu reichen die Jahresenergierechnungen für Strom und Erdgas. Berechnen Sie die CO2-Menge, die bei der Erzeugung des Stroms und der Verbrennung des Gases emittiert wurde.
Die Emissionen für den Stromverbrauch berechnet man mit Hilfe des sogenannten Strommixes. Strom wird zum großen Teil aus emissionsfreien, erneuerbaren Energiequellen mit Windkraft-, Photovoltaik- oder Biogasanlagen erzeugt. Der andere große Anteil stammt aus fossilen Kraftwerken wie Gas-, Steinkohle- und Braunkohlekraftwerken. In 2022 stammt ein kleiner Teil von ca. 5 Prozent noch aus Atomkraftwerken, die auch emissionsfrei sind. Der Strom aller Anlagen wird in das Stromnetz eingespeist, so dass die Emissionen aus den fossilen Kraftwerken auf den gesamten Strom umgelegt werden. Im Mittel betrugen die Emissionen in 2021 rund 0,42 kg CO2 pro Kilowattstunde Strom. Wenn in der Küche Erdgas zum Kochen und Garen oder zur Warmwassererzeugung genutzt wird, so betragen die Emissionen 0,2 kg CO2 pro Kilowattstunde oder 2 kg CO2 pro Kubikmeter Erdgas.
Ihre Aufgaben sind wie folgt:
- Bestimmen Sie den Strom- und Gasverbrauch Ihrer Küche
- Berechnen Sie die Emissionen durch den Stromverbrauch pro Menü
- Berechnen Sie die Emissionen durch den Gasverbrauch pro Menü
- Berechnen Sie die Gesamtemissionen durch die Zubereitung der Menüs pro Menü
Die folgende Tabelle zeigt ein Beispiel:
Einheit | Strom | Erdgas | Summe | |
Mengen | kWh bzw. m3 | 18.870 | 2.100 | |
Energie | kWh | 18.570 | 21.000 | 11.900 |
Emissionsfaktor | CO2-Äq/kWh | 0,42 | ||
Emissionsfaktor | CO2-Äq/m3 | 2,00 | ||
THG-Emissionen | CO2-Äq | 7.800 | 4.200 | 13.056 |
Menüs | Anzahl | 20.000 | 20.000 | 20.000 |
pro Menü | CO2-Äq/Menü | 0,39 | 0,21 | 0,60 |
Wenn Sie pro Jahr (s.o.) 20.000 Gerichte produzieren, ergeben sich pro Gericht 0,60 kg CO2-Äq aus Ihrem Küchenbetrieb.
Analysieren Sie, wo die großen Stromverbraucher in Ihrer Küche sitzen. Das müssen nicht unbedingt die Geräte mit den höchsten elektrischen Leistungen sein. Bei Schulküchen wird bis zu 40 Prozent der Energie für das Gefrieren und Kühlen verbraucht. Diese Geräte arbeiten häufig 24 Std. an 356 Tagen im Jahr. Da sie den Gesamtverbrauch kennen, können sie “valide Schätzungen” darüber anstellen, welche Anteile des Energieverbrauchs für Gefrieren und Kühlen, Kochen und Garen, Spülen und sonstige Geräte genutzt werden.
Um den Energieverbrauch genauer zu bestimmen, können Sie Unterzähler für Großverbraucher oder Gruppen von Großverbrauchern installieren lassen. An kleineren Geräten können Sie selbst mit handelsüblichen “Steckdosen-Messgeräten” die Messungen durchführen. Für das Auffinden von “Energiefressern” sind Gefrier- und Kühlgeräte besonders relevant, weil sich hier effiziente Geräte stark von wenig effizienten, alten und schlecht gewarteten unterscheiden. Letztere können bis zu 4 Mal größer sein, als wenn Sie sehr energieeffiziente Kühl- oder Gefriergerät haben. Bei Konvektomaten, Spülmaschinen und anderen Wärmeerzeugern ist der Unterschied zwischen effizienten und nicht effizienten Geräten deutlich geringer, weil naturgemäß bei der Wärmeerzeugung weniger (Wärme-)Verluste entstehen.
Essensabfälle
Essensabfälle tragen in hohem Maße zum Klimawandel bei. Die Entsorgung von Essensabfällen führt im schlechtesten Fall z. B. durch Faulprozesse und Abgabe von Methan zu weiteren THG-Emissionen. Essensreste können aber auch in Biogas umgewandelt und energetisch genutzt werden und dadurch Erdgas ersetzen oder in einer Biogasanlage Strom erzeugen. Insgesamt rechnen wir den Essensabfällen keine zusätzlichen THG-Emissionen zu, da diese schon bei den Zutaten hinzugerechnet wurden. Aber Essensabfälle bedeuten, dass Lebensmittel in der Landwirtschaft produziert, verarbeitet, transportiert und zubereitet wurden, nur um dann weggeworfen zu werden. Die THG aus der gesamten Produktionskette stecken also in den Abfällen. Wenn durch eine optimale Warenwirtschaft, Bestellwesen und/oder Essensausgabe weniger weggeworfen wird, hätte weniger eingekauft werden müssen. Neben den offensichtlichen wirtschaftlichen und sozialen Vorteilen nützt dies auch dem Klima.
Bitte erfassen Sie daher Ihre Essensabfälle für die spätere Entwicklung von Einsparvorschlägen, sinnvollerweise kategorisiert nach abgelaufenen Waren, Ausgaben- oder Tellerresten, aber ohne notwendige Produktionsreste. Wenn in Ihrem Betrieb dann z. B. 25 Prozent aller Lebensmittel im Abfall landen, so können Sie 25 Prozent aller THG diesen Abfällen zurechnen (siehe Tabelle unten).
Zusammenfassung der Ergebnisse zur Klimaanalyse ihrer Einrichtung
Wenn Sie alle Analyseschritte durchgeführt haben, können Sie die THG-Gesamtemissionen Ihrer Einrichtung zusammenfassen. Bleiben wir bei dem obigen Beispiel von 20.000 Gerichten pro Jahr und Emissionen aus den Zutaten in Höhe von 17.314 kg CO2-Äq sowie aus dem Küchenbetrieb in Höhe von 13.056 kg CO2-Äq. Als Summe ergeben sich 30.370 kg CO2-Äq , also pro Gericht 1,52 kg CO2-Äq. Von diesen THG landen im Beispiel 25 Prozent im Abfall also insgesamt 7.592 kg CO2-Äq bzw. 0,40 kg CO2-Äq pro durchschnittlich produziertes Gericht.
Das Ergebnis der Gesamtanalyse sieht tabellarisch also folgend aus:
THG in Zutaten [kg CO2-Äq] | THG aus Küchenbetrieb [kg CO2-Äq] | THG gesamt [kg CO2-Äq] | davon THG im Abfall [kg CO2-Äq] | |
Im Betrieb pro Jahr | 17.314 | 13.056 | 30.370 | 7.592 |
je produziertes Gericht | 0,86 | 0,60 | 1,46 | 0,36 |
Klimaschutzmaßnahmen
Die Analyse der Küche oder ihrer Teilbereiche ist insbesondere sinnvoll, wenn sie der Kompetenzförderung zum beruflichen klimafreundlichen Handeln dient. Hierfür ist es hilfreich, entsprechende Maßnahmen beispielhaft schon in der Ausbildung umzusetzen. Hierbei betrachten wir wieder die Bereiche Essenszutaten, Küchenbetrieb und Abfallvermeidung.
Klimafreundliche Zutaten
Aufgrund der hohen Klimawirkungen, die von tierischen Produkten insgesamt und insbesondere von Rindfleisch und Butter ausgehen, müssen sich unsere Ernährungsgewohnheiten in den nächsten Jahren stärker in Richtung pflanzenbasiert verändern. Dies bedeutet nicht, dass alle Menschen Veganer werden müssen. Es wird ein längerer Lernprozess sein, der mit der Ausbildung beginnt, in der notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelt werden. Hierzu gehören das Wissen über die Klimawirksamkeit unterschiedlicher Lebensmittel und Kenntnisse über proteinreiche Fleischalternativen wie Hülsenfrüchte und deren Produkte.
Wählen Sie sich ein besonders klimaschädliches Gericht aus dem Ergebnis Ihrer Analyse mit Komponenten und Zutaten und entwickeln Sie mit Ihren Auszubildenden ein ähnliches, möglichst klimafreundliches Gericht. Folgende Fragen können Sie diskutieren:
- Findet sich etwas mit sehr ähnlichen Nährstoffen?
- Wie sieht es mit dem Geschmack aus?
- Sollten tierische Zutaten imitiert werden oder ist es beim gewählten Beispiel sinnvoller, deutlich von Aussehen und Konsistenz des Ausgangsgerichts abzuweichen?
Energiesparender Küchenbetrieb
Der Küchenbetrieb steht in der Gemeinschaftsverpflegung für ca. ¼ der THG-Emissionen. Der elektrische Strom soll mittelfristig “entkarbonisiert” (so der Fachbegriff), also zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Dies setzt aber in allen Bereichen Effizienzsteigerungen und ein bewusstes Nutzerverhalten voraus. Wenn Sie bei der Analyse des Energieverbrauchs in der Küche auf potentielle “Energiefresser” gestoßen sind, so analysieren Sie diese noch einmal genauer und untersuchen Gründe für den hohen Energieverbrauch.
- Ist es ein altes und wenig effizientes Gerät?
- Wurde das Gerät nur schlecht gewartet und nicht gereinigt (Kühl- und Gefrierschränke)?
- Wird das Gerät effizient genutzt (halbvolle Spülgeräte oder heißes Vorspülen)?
- Sind die Geräte zu groß für die Nutzung dimensioniert (Konvektomaten)?
- Wird die Restwärme bei Konvektomaten berücksichtigt?
- Gibt es hohe Stand-by-Verbräuche, weil nicht abgeschaltet wird?
- Gibt es energieeffizientere Geräte?
Wenn sich bei dieser Untersuchung zeigt, dass die Geräte trotz Reinigung und Wartung einen hohen Energieverbrauch haben, berechnen Sie eine Neuanschaffung:
- Was kostet ein energieeffizientes Gerät?
- Welche Energiekosten werden eingespart?
- Ist das alte Gerät schon abgeschrieben?
- Welche Förderung kann die Küche erhalten?
- Wie hoch sind die Finanzierungskosten?
- Wie ist die Amortisation der Investition?
Abfallvermeidung
Die Vermeidung von Essensabfällen gehört zu den wichtigsten Maßnahmen für den Klimaschutz. Wenn die Analyse der Essensabfälle in Ihrem Betrieb Auffälligkeiten ergeben hat, wissen Sie, wo Sie ansetzen müssen. Wie verteilen sich die Abfälle?
- Gibt es Probleme mit Warenwirtschaft oder Lagerhaltung? Diese sollten mit einer guten Planung lösbar sein.
- Gibt es unnötige Produktionsabfälle? Wo sind die Ursachen? Wie könnte die Beseitigung aussehen?
- Wie sieht es mit Ausgaberesten aus? In der Gemeinschaftsverpflegung können sie an einem ungünstigen Bestellwesen liegen. Insgesamt stellt sich die Frage, wie kann an einem Küchentag frühzeitig die Produktion bzw. Regeneration der Gerichte/Zutaten heruntergefahren werden. Sind die Kommunikationswege hier optimiert?
- Und zu guter letzt: Wie sieht es mit Tellerresten aus? Auch in der Systemgastronomie sollte die Abwahl von Komponenten möglich sein, idealerweise beginnt dies bei der Portionierung.
Ernährungscoaching
Aufgrund der hohen Klimawirkungen, die von tierischen Produkten insgesamt und insbesondere von Rindfleisch und Butter ausgehen, müssen sich unsere Ernährungsgewohnheiten in den nächsten Jahren stärker in Richtung pflanzenbasiert verändern. Dies bedeutet nicht, dass alle Menschen Veganer werden müssen. Es wird ein längerer Lernprozess sein, der mit der Ausbildung beginnt, in der notwendige Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelt werden. Hierzu gehören das Wissen über die Klimawirksamkeit unterschiedlicher Lebensmittel und Kenntnisse über proteinreiche Fleischalternativen wie Hülsenfrüchte und deren Produkte.
Führen Sie im Rahmen eines Rollenspiels ein Ernährungs-Coaching durch, mit dem Ziel, dass der / die Klient*in ihren Speiseplan um ein oder mehrere klimafreundlilche Lebensmittel ergänzt. Finden Sie sich mindestens in einer Dreier-Gruppe zusammen. Eine Person spielt die/den Klient*in, eine weitere Person ist der Coach und die übrigen Gruppenmitglieder sind Beobachter*innen. Nach dem Rollenspiel findet eine Reflexion bezüglich Inhalt und Coachingprozess statt.
Wählen Sie mit ihrem/ihrer Klient*in ein besonders klimaschädliches Gericht aus seinem / ihrem Speiseplan aus.
Folgende Fragen können Sie behandeln:
- Welche Lebensmittel sind klimaschädlich und welche sind klimafreundlich?
- Erklären Sie Inhaltsstoffe und Wirkung von Hülsenfrüchten.
- Wie können Sie die Vorteile von Hülsenfrüchten den Klient*innen nahe bringen?
- Findet sich eine Speise mit klimaschonenden Zutaten?
- Welche Änderungen zeigt das Alternativ-Gericht auf?
- Wie ist das Alternativ-Gericht sensorisch zu beurteilen (Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz)?
- Welche Unterschiede ergeben sich im Hinblick auf die Portionsgröße und die Sättigung?
- Welche Ressourcen bringt der/die Klient*in im Hinblick auf die Ernährungsumstellung mit?
- Was hält der/die Klient*in davon ab, die Ernährungsumstellung langfristig durchzuhalten?
- Was ist passiert, dass der/die Klient*in die alternativen Lebensmittel positiv in seinen/ihren Speiseplan aufgenommen hat?
- Welche negativen / positiven Erfahrungen hat der/die Klient*in vor, während und nach der Ernährungsumstellung erfahren?
- Welche weiteren Settings / Ziele haben sich durch die Ernährungsumstellung ergeben?
Zielkonflikte und Widersprüche
Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Dies gilt auch für die Gemeinschaftsverpflegung, die unterschiedlichste Kundschaft zu bedienen hat und auf Effizienz ausgerichtet sein muss. Klassisch ist der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ökologische und umweltschonende Produktionsverfahren sind teurer als “herkömmliche”, da diese alle technischen, biologischen und chemischen Verfahren zur Effizienzsteigerung nutzen. Höhere Kosten bedingen höhere Menüpreise. Höhere Menüpreise schrecken die Entscheidungsträger ab. Der Umsatz kann sinken und der Betrieb wird gefährdet. Unternehmen versuchen dies durch mehr “Effizienz” zu kompensieren, aber diese “Effizienz” führt nicht unbedingt zu mehr „Nachhaltigkeit“, wie im Folgenden erläutert wird.
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienz- Streben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte schaffen, um somit intergenerativ und intragenerativ gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienz-Rationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienz-Rationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeits-Rationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Folgende Zielkonflikte sind in der Gemeinschaftsverpflegung häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
- Eine nachhaltige Gastronomie nutzt Bio-Produkte. Bioprodukte sind in der Regel teurer als konventionelle. Wie können Mehrkosten ausgeglichen werden?
- Bio-Speisen schmecken anders als Gerichte, die aus Zutaten mit hohem Convenience-Grad hergestellt werden. Wie können Geschmacks-geprägte Menschen, die an ernährungsbedingten Krankheiten leiden, “umgewöhnt” werden?
- Fleisch ist in der nachhaltigen Ernährung auf verschiedene Art und Weise zu substituieren. Aber wie sieht es mit Fisch und den wertvollen Omega-3-Fettsäuren aus?
- In Kliniken und Reha-Einrichtungen dürfen nur einwandfreie Lebensmittel mit gültigem MHD ausgegeben werden. Wo fallen in der Gemeinschaftsverpflegung Abfälle an und wie können sie vermieden werden?
- Küchengeräte sind schon sehr alt und werden gewartet und gepflegt. Neue Geräte wären viel energiesparender im Verbrauch. Ab wann macht es Sinn neue Geräte anzuschaffen?
- Zur Einhaltung hoher Hygienestandards werden viele Einmalmaterialien und günstige Reinigungs- und wirksame Desinfektionsmittel verbraucht. Wie können hohe Hygienestandards nachhaltig gelebt werden?