Bauzeichner/Bauzeichnerin Ausbildung nach Schwerpunkt – Tief-, Straßen- und Landschaftsbau
Einleitung
Ziele der Projektagentur PA-BBNE
Das Ziel der „Projektagentur Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (PA-BBNE) ist die Entwicklung von Materialien, die die um Nachhaltigkeit erweiterte neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ mit Leben füllen soll. Mit „Leben zu füllen“ deshalb, weil „Nachhaltigkeit“ ein Ziel ist und wir uns den Weg suchen müssen. Wir wissen beispielsweise, dass die Energieversorgung künftig klimaneutral sein muss. Mit welchen Technologien wir dies erreichen wollen und wie unsere moderne Gesellschaft und Ökonomie diese integriert, wie diese mit Naturschutz und Sichtweisen der Gesellschaft auszugestalten sind, ist noch offen.
Um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, entwickelt die PA-BBNE Materialien, die von unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:
- Zum einen widmen wir uns der beruflichen Ausbildung, denn die nachhaltige Entwicklung der nächsten Jahrzehnte wird durch die jungen Generationen bestimmt werden. Die duale berufliche Ausbildung orientiert sich spezifisch für jedes Berufsbild an den Ausbildungsordnungen (betrieblicher Teil der Ausbildung) und den Rahmenlehrplänen (schulischer Teil der Ausbildung). Hierzu haben wir dieses Impulspapier erstellt, das die Bezüge zur wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskussion praxisnah aufzeigt.
- Zum anderen orientieren wir uns an der Agenda 2030. Die Agenda 2030 wurde im Jahr 2015 von der Weltgemeinschaft beschlossen und ist ein Fahrplan in die Zukunft (Bundesregierung o. J.). Sie umfasst die sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs), die jeweils spezifische Herausforderungen der Nachhaltigkeit benennen (vgl. Destatis 2022). Hierzu haben wir ein Hintergrundmaterial (HGM) im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE, vgl. BMBF o. J.) erstellt, das spezifisch für unterschiedliche Berufe ist.
Die neue Standardberufsbildposition gibt aber nur den Rahmen vor. Selbst in den novellierten Ausbildungsordnungen wie z.B. die für den Fachmann und die Fachfrau für Systemgastronomie wird der Begriff „Klimaschutz“ in den berufsprofilgebenden Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten nicht genannt – obwohl die Ernährung nachweislich erheblich für den Klimawandel verantwortlich ist. Deshalb haben wir uns das Ziel gesetzt, Ausbildenden und Lehrkräften Hinweise im Impulspapier zusammenzustellen im Sinne einer Operationalisierung der Nachhaltigkeit für die unterschiedlichen Berufsbilder. Zur Vertiefung der stichwortartigen Operationalisierung wird jedes Impulspapier ergänzt durch eine umfassende Beschreibung derjenigen Themen, die für die berufliche Bildung wichtig sind. Dieses sogenannte Hintergrundmaterial orientiert sich im Sinne von BNE an den 17 SDGs, ist faktenorientiert und wurde nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Ergänzt werden das Impulspapier und das Hintergrundmaterial durch einen Satz von Folien, die sich den Zielkonflikten widmen, da „Nachhaltigkeit das Ziel ist, für das wir den Weg gemeinsam suchen müssen“. Und dieser Weg ist nicht immer gleich für alle Branchen, Betriebe und beruflichen Handlungen, da unterschiedliche Rahmenbedingungen in den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – gelten können. Wir haben deshalb die folgenden Materialien entwickelt:
- BBNE-Impulspapier (IP): Betrachtung der Schnittstellen von Ausbildungsordnung, Rahmenlehrplan und den Herausforderungen der Nachhaltigkeit in Anlehnung an die SDGs der Agenda 2030. Das Impulspapier ist spezifisch für einen Ausbildungsberuf erstellt, fasst aber teilweise spezifische Ausbildungsgänge zusammen (z.B. den Fachmann und die Fachfrau zusammen mit der Fachkraft sowie die verschiedenen Fachrichtungen);
- BBBNE-Hintergrundmaterial (HGM): Betrachtung der SDGs unter einer wissenschaftlichen Perspektive der Nachhaltigkeit im Hinblick auf das Tätigkeitsprofil eines Ausbildungsberufes bzw. auf eine Gruppe von Ausbildungsberufen, die ein ähnliches Tätigkeitsprofil aufweisen;
- BBNE-Foliensammlung (FS): Folien mit wichtigen Zielkonflikten – dargestellt mit Hilfe von Grafiken, Bildern und Smart Arts für das jeweilige Berufsbild, die Anlass zur Diskussion der spezifischen Herausforderungen der Nachhaltigkeit bieten.
Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Seit August 2021 müssen auf Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) bei einer Modernisierung von Ausbildungsordnungen die 4 neuen Positionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, Digitalisierte Arbeitswelt“, Organisation des Ausbildungsbetriebs, Berufsbildung, Arbeits- und Tarifrecht“ sowie „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ aufgenommen werden (BiBB 2021). Insbesondere die letzten beiden Positionen unterscheiden sich deutlich von den alten Standardberufsbildpositionen.
Diese Positionen begründet das BIBB wie folgt (BIBB o.J.a): „Unabhängig vom anerkannten Ausbildungsberuf lassen sich Ausbildungsinhalte identifizieren, die einen grundlegenden Charakter besitzen und somit für jede qualifizierte Fachkraft ein unverzichtbares Fundament kompetenten Handelns darstellen“ (ebd.).
Die Standardberufsbildpositionen sind allerdings allgemein gehalten, damit sie für alle Berufsbilder gelten (vgl. BMBF 2022). Eine konkrete Operationalisierung erfolgt üblicherweise durch Arbeitshilfen, die für alle Berufsausbildungen, die modernisiert werden, erstellt werden. Die Materialien der PA-BBNE ergänzen diese Arbeitshilfen mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und geben entsprechende Anregungen (vgl. BIBB o.J.b). Das Impulspapier zeigt vor allem in tabellarischen Übersichten, welche Themen der Nachhaltigkeit an die Ausbildungsberufe anschlussfähig sind.
Die neue Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ ist zentral für eine BBNE, sie umfasst die folgenden Positionen (BMBF 2022).
- “Möglichkeiten zur Vermeidung betriebsbedingter Belastungen für Umwelt und Gesellschaft im eigenen Aufgabenbereich erkennen und zu deren Weiterentwicklung beitragen
- bei Arbeitsprozessen und im Hinblick auf Produkte, Waren oder Dienstleistungen Materialien und Energie unter wirtschaftlichen, umweltverträglichen und sozialen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit nutzen
- für den Ausbildungsbetrieb geltende Regelungen des Umweltschutzes einhalten
- Abfälle vermeiden sowie Stoffe und Materialien einer umweltschonenden Wiederverwertung oder Entsorgung zuführen
- Vorschläge für nachhaltiges Handeln für den eigenen Arbeitsbereich entwickeln
- unter Einhaltung betrieblicher Regelungen im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Entwicklung zusammenarbeiten und adressatengerecht kommunizieren”
Die Schnittstellen zwischen der neuen Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit” werden in
fortlaufend aufgezeigt. Mit Ausnahme der Position c) werden in der Tabelle alle Positionen behandelt. Die Position c) wird nicht behandelt, da diese vor allem ordnungsrechtliche Maßnahmen betrifft, die zwingend zu beachten sind. Maßnahmen zur Nachhaltigkeit hingegen sind meist freiwillige Maßnahmen und können, müssen aber nicht durch das Ordnungsrecht geregelt bzw. umgesetzt werden. In der Tabelle werden die folgenden Bezüge hergestellt:
- Spalte A: Positionen der Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit”;
- Spalte B: Vorschläge für Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Sinne der nachhaltigen Entwicklung wichtig sind;
- Spalte C: Bezüge zur Nachhaltigkeit;
- Spalte D: Mögliche Aufgabenstellungen für die Ausbildung im Sinne der Position 3e „Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln“;
- Spalte E: Zuordnung zu einem oder mehreren SDGs (Verweis auf das Hintergrundmaterial).
Die Berufsbildpositionen der Ausbildungsordnung und die Lernfelder
Nachhaltigkeit sollte integrativ vermittelt werden, sie sollte auch in den berufsprofilgebenden Berufsbildpositionen verankert werden (BIBB o. J.):
“Die berufsübergreifenden Inhalte sind von den Ausbilderinnen und Ausbildern während der gesamten Ausbildung integrativ, das heißt im Zusammenspiel mit den berufsspezifischen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten, zu vermitteln.”
Aus diesem Grund haben wir die jeweiligen Berufsbildpositionen sowie die Lernfelder des gültigen Rahmenlehrplanes gleichfalls betrachtet in
Tabelle 2: Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Betrachtung ist beispielhaft, es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Folgende tabellarische Darstellung wurde gewählt:
Spalte A: Berufsbildposition und Lernfeld(er)
Spalte B: Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (AO) sowie Lernfelder des Rahmenlehrplans (RLP, kursive Zitierung). Explizite Formulierungen des RLP zu Themen der Nachhaltigkeit werden als Zitat wiedergegeben;
Spalte C: Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit;
Spalte D: Referenz auf die jeweilige Position der Standardberufsbildposition (siehe Tabelle 1, Spalte A).
Modulare Rahmenaufgaben
Zur Verbesserung der Anschaulichkeit der integrativen Förderung nachhaltigkeitsorientierter Kompetenzen wird in diesem Impulspapier eine exemplarische Aufgabenstellung für die betriebliche oder berufsschulische Unterrichtung vorgeschlagen:
Zunächst geht es darum, sich mit den SDGs und der Notwendigkeit der Umsetzung auseinanderzusetzen. Hierbei können z. B. die SDG 9 “Infrastruktur”, 11 “Städte und Siedlungen”, 12 “Konsum- und Produktmuster”, 13 “Klimaschutz” sowie 8 “Gute Arbeit” und 5 “Geschlechtergerechtigkeit” Beachtung finden. Für die exemplarische Aufgabe wählen wir SDG 11, das für den Bausektor an einer zentralen Stelle steht.
Am Beispiel der eigenen Stadt (Schulstandort) sollen die Schülerinnen und Schüler überlegen, welche Herausforderungen im Zuge des Klimawandels auf Städte und Gemeinden zukommen können und wo besonders gefährdete Bereiche (z. B. für Hochwasser; starke Hitze) liegen. Anregungen zur Unterrichtsgestaltung hierzu sind in Kapitel 6 ausgeführt.
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. In dem Kapitel 7. werden beispielhafte Zielkonflikte aufgezeigt. Ergänzend werden in dem hierzu gehörigen Dokument auch einige Folien (pptx bzw. pdf) erstellt, die für Lernprozesse verwendet werden können. Ein Beispiel für einen berufsbildbezogenen Zielkonflikt ist der folgende:
Im Bereich des Wohnungsbaus stellt der angespannte Wohnungsmarkt in Deutschland – insbesondere in den urbanen Zentren – Politik und Baubranche vor die Herausforderung, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel neuen Wohnraum zu schaffen. Innovative und nachhaltige Planungsansätze können unter Umständen mehr Planungszeit und -anstrengungen erfordern als herkömmliche (ressourcenintensive und klimaschädliche) Methoden. Hinzu kommen aktuelle Design-Trends (z. B. Fokus auf Beton und Glas), die durch die Materialwahl negative Klimaeffekte (CO2-Emissionen durch Zement) sowie unzureichende Klimaanpassung (ggf. hoher Kühlungsbedarf von Gebäuden mit großen Glasfassaden) bewirken können. Auch das serielle Bauen (Effizienzvorteile) kann ggf. mit anderen Zielen wie Gestaltungsfreiheit und Anpassung an lokale Gegebenheiten in Konflikt stehen. Ein konzeptioneller Wandel, weg vom Neubau und hin zum Umbau, sowie die Umnutzung vorhandener Bausubstanz kann mit einer Zunahme der Komplexität im Bauprozess (auf Kosten der Schnelligkeit) einhergehen, da vorhandene Strukturen berücksichtigt, rück- oder umgebaut werden müssen, was auch ggf. mit Einschränkungen in der Gestaltungsfreiheit verbunden sein kann. Eine Erhöhung der ökologischen Verträglichkeit im Bauprozess kann auch mit höheren ökonomischen Kosten einhergehen. So ist zum Beispiel der Einsatz neuer Gerätetechnologie (z. B. zum emissionsreduzierten Asphalteinbau im Straßenbau) oft mit hohen Anschaffungskosten verbunden, die von Baufirmen nicht ohne Weiteres an die Auftraggeber weitergegeben werden können (Billigstbieterprinzip).
Hinweis für handwerkliche, kaufmännische und Industrieberufe
Die in den folgenden Tabellen 1 und 2 im didaktischen Impulspapier (IP), im Hintergrundmaterial (HGM) sowie in den Foliensätzen zu den Zielkonflikten (FS) vorgeschlagenen Hinweise zu Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bzw. Lernfelder, Aufgabenstellungen und Zielkonflikte bilden den in 2022 aktuellen Stand der Entwicklungen in Hinsicht auf technische Verfahren, Dienstleistungen und Produkte in Bezug auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit bzw. deren integrative Vermittlung in den verschiedenen Berufen dar. Sie enthalten Anregungen und Hinweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mit Lesen dieses Textes sind Sie als Ausbilder:innen und Berufsschullehrkräfte eingeladen, eigene Anregungen in Bezug auf die dann jeweils aktuellen Entwicklungen in ihren Unterricht einzubringen. Als Anregungen dient diesbezüglich z. B. folgende hier allgemein formulierte Aufgabenstellung (analog zu IP, Tabelle 1), die Sie in Ihren Unterricht aufnehmen können:
Recherchieren Sie (ggf. jeweils alternativ:) Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte oder Dienstleistungen, die den aktuellen Stand der (technischen) Entwicklung darstellen und die in Hinblick auf die Aspekte der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial-kulturell und/oder ökonomisch) bessere Wirkungen und/oder weniger negative Wirkungen erzielen als die Ihnen bekannten, eingeführten und „bewährten“ Ansätze.
Beschreiben Sie mögliche positive Wirkungen dieser neuen Methoden, Verfahren, Materialien, Konstruktionen, Produkte und/oder Dienstleistungen auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb.
Glossar
Folgende Abkürzungen werden in diesem Dokument verwendet:
Abkürzung | Bezeichnung |
AO | Ausbildungsordnung |
BNE | Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
BBNE | Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung |
FS | Foliensammlung mit Beispielen für Zielkonflikte |
HGM | Hintergrundmaterial (wissenschaftliches Begleitmaterial) |
IP | Impulspapier (didaktisches Begleitmaterial) |
RLP | Rahmenlehrplan |
SDG | Sustainable Development Goals |
THG | Treibhausgase bzw. CO2-Äquivalente (CO2-Äq) |
Literatur
BGBl (2022): Verordnung über die Berufsausbildung zum Bäcker/zur Bäckerin vom 21. April 2004 (BGBl. I S. 632), die durch Artikel 1 der Verordnung vom 8. Februar 2016 (BGBl. I S. 179) geändert worden ist. https://www.gesetze-im-internet.de/b_ausbv_2004/BJNR063200004.html
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (2021): Vier sind die Zukunft. Online: www.bibb.de/de/pressemitteilung_139814.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.a): FAQ zu den modernisierten Standardberufsbildpositionen. Online: https://www.bibb.de/de/137874.php
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (o. J.b): Ausbildung gestalten. Online: https://www.bibb.de/dienst/veroeffentlichungen/de/publication/series/list/2
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Digitalisierung und Nachhaltigkeit – was müssen alle Auszubildenden lernen? Online: www.bmbf.de/bmbf/de/bildung/berufliche-bildung/rahmenbedingungen-und-gesetzliche-grundlagen/gestaltung-von-aus-und-fortbildungsordnungen/digitalisierung-und-nachhaltigkeit/digitalisierung-und-nachhaltigkeit
BIBB Bundesinstitut für berufliche Bildung (o. J.c): Nachhaltigkeit in der Ausbildung. Online: www.bibb.de/de/142299.php
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung (o. J.): Was ist BNE. Online: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne.html
Bundesregierung (o. J.): Globale Nachhaltigkeitsstrategie – Nachhaltigkeitsziele verständlich erklärt. Online: www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174
Destatis Statistisches Bundesamt (2022): Indikatoren der UN-Nachhaltigkeitsziele. Online: http://sdg-indikatoren.de/
KMK Kultusministerkonferenz (2004): RAHMENLEHRPLAN für den Ausbildungsberuf Bäcker/Bäckerin.
Ritter, G., Friedrich, S., Heitkönig, L. (2015a): Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren. Ein Konzept für Handwerk, Handel und Verbraucher. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
Ritter, G., Heitkönig, L., Friedrich, S. (2015b): Endbericht zur Studie „Reduktion von Lebensmittelabfällen bei Brot und Backwaren – Entwicklung eines Konzepts für Handel, Handwerk und Verbraucher“. https://www.fh-muenster.de/isun/downloads/Reduktion_von_Lebensmittelabfaellen_bei_Brot_und_Backwaren.pdf
WWF Deutschland (2018): Unser täglich Brot. Von überschüssigen Brotkanten und wachsenden Brotbergen. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF-Studie-Unser-taeglich-Brot_Von-ueberschuessigen-Brotkanten-und-wachsenden-Brotbergen_102018.pdf
Tabelle 1 - Die Standardberufsbildposition “Umweltschutz und Nachhaltigkeit”
Standardberufs-bildposition | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten | Bezüge zur Nachhaltigkeit | Mögliche Aufgabenstellungen im Rahmen von 3e “Vorschläge für nachhaltiges Handeln entwickeln” | SDG |
3a – Gesellschaft – Gesundheit |
|
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| SDG 3 SDG 8 |
3a – Gesellschaft – Transdisziplinarität |
|
| Beispielhaftes Bauprojekt: Renovierung einer Schule und Gestaltung der Außenanlagen
| SDG 11 |
3a – Gesellschaft – Weiterbildung |
|
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| SDG 4 |
3a – Gesellschaft – IT-unterstütztes Bauen |
|
| Lebenszyklus
Bauteilbörsen
| SDG 11 SDG 12 SDG 9 |
3a – Gesellschaft – Lieferkette |
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| SDG 12 SDG 13 |
3a – Gesellschaft – Wohnen (Schallschutz) |
|
| Diskussion von Lärm und dessen Auswirkung auf die menschliche Gesundheit
| SDG 11 SDG 3 |
3a – Gesellschaft – Wohnen (Soziales Miteinander) |
|
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| SDG 11 |
3a – Umwelt – Klima- Mitigation |
|
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| SDG 13 |
3a – Umwelt – Klimaanpassung |
|
|
| SDG 11 SDG 15 |
3a – Umwelt – Flächen- verbrauch |
|
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| SDG 11 SDG 15 |
3a – Umwelt – Nachhaltige Gestaltungsprinzipien |
|
| An einem Beispiel einer Wohnanlage der 50iger oder 60iger Jahre nachhaltigen Gestaltungsprinzipien prüfen und Ideen für die Verbesserung entwickeln zu den Themen (vgl. DBZ 2016):
| SDG 11 SDG 12 |
3a – Umwelt – Bauweisen |
|
|
| SDG 11 SDG 12 |
3a – Umwelt – Umweltprüfung |
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| SDG 15 |
3b – Energie – Gebäude |
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| SDG 11 SDG 13 |
3b – Energie – Geräte am Arbeitsplatz |
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| SDG 13 |
3b – Energie – Wärme |
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| SDG 11 |
3b – Energie – Kühlung |
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| SDG 11 |
3b – Energie – Mobilität |
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| SDG 11 SDG 13 |
3b – Materialien – Baustoffe |
|
| Unterschiede (insbesondere unter Nachhaltigkeitsaspekten) zwischen Materialien anhand einzelner Beispiele erläutern können:
| SDG 12 SGG 13 SDG 15 |
3b – Materialien – Baustoffe – Zertifizierung |
|
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| SDG 12 SDG 3 SDG 15 |
3b – Materialien – Rohstoff Papier |
|
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| SDG 12 |
3b – Materialien – Böden |
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| SDG 11 SDG 15 |
3d – Abfälle vermeiden – zirkuläres Bauen |
|
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| SDG 11 |
3d – Abfälle vermeiden – serielles Bauen |
|
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| SDG 11 SDG 12 |
3d – Abfälle vermeiden – 3D-Druck |
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Diskussion zu Nachhaltigkeitspotenzialen des 3D-Drucks im Bauwesen
| SDG 12 |
3d – Abfälle vermeiden – Recycling |
|
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| SDG 11 SDG 12 |
3d – Abfälle vermeiden – Böden |
|
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| SDG 15 |
3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
|
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| SDG 4 |
Tabelle 2 - Berufsbildpositionen und Lernfelder mit Bezug zur Nachhaltigkeit
Die Berufsbildpositionen aus der Ausbildungsordnung und die Lernfelder aus dem Rahmenlehrplan wurden in der Tabelle thematisch einander zugeordnet. Die Zuordnungen sind nicht immer vollständig passgenau.
Berufsbild- position / Lernfeld | Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten gemäß Ausbildungsordnung (kursiv: Lernfelder des RLP) | Beispielhafte Bezüge zur Nachhaltigkeit | Standard- berufsbildposition |
I 5 Organisation und Kommunikation, Arbeitsabläufe Lernfeld 1 | e) im Team arbeiten, Arbeitsaufgaben inhaltlich und zeitlich strukturieren und abstimmen, Ergebnisse darstellen Lernfeld 1: Mitwirken bei der Bauplanung |
| 3b – Materialien – Rohstoff Papier |
I 6 Zusammenarbeit mit Behörden und anderen am Bau Beteiligten Lernfeld 1 | c) vertragsgestaltende und technische Richtlinien, Vorschriften und Merkblätter anwenden Lernfeld 1: Mitwirken bei der Bauplanung … Bedeutung der Bauleitplanung kennen … Bauen im gesellschaftlichen Kontext … Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung | Umweltprüfung als Bestandteil der Bauleitplanung:
| 3a – Umwelt – Umweltprüfung 3a – Gesellschaft – Akteure im Planungsprozess 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
I 6 Zusammenarbeit mit Behörden und anderen am Bau Beteiligten Lernfeld 1 | h) Projektpräsentationen erstellen Lernfeld 1: Mitwirken bei der Bauplanung … Bedeutung der Bauleitplanung kennen … Bauen im gesellschaftlichen Kontext … Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung | Beispiel eines nachhaltigen Bauprojektes
| 3f – Nachhaltigkeit kommunizieren |
I 7 Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken Lernfeldübergreifend | a) Informations- und Kommunikationssysteme anwenden Lernfeldübergreifend “Umgang und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechniken … als Werkzeuge der alltäglichen Arbeit im Zusammenhang mit den Lernfeldern zu vermitteln” (siehe berufsbezogene Vorbemerkungen im RLP) | Beispiele für zukünftige Einsatzmöglichkeiten von IKT für mehr Nachhaltigkeit (insbesondere Ressourceneffizienz) im Bausektor beschreiben können:
| 3a – Gesellschaft – IKT |
“ | “ |
| 3a – Gesellschaft – IKT |
I 9 Auswahl und Verwendung von Baustoffen und Bauelementen Lernfeld 2,5 und 8 | a) Baustoffe nach ihren Eigenschaften unterscheiden und im Hinblick auf ihre Verwendung beurteilen, insbesondere Böden und Gesteine, Mörtel, unbewehrte und bewehrte Betone, natürliche und künstliche Steine, Holz und Stahl sowie Dämm- und Abdichtungsstoffe Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerks (“Wiederverwendung von Baustoffen”) Lernfeld 5: Planen eines Kellergeschosses Lernfeld 8: Planen einer Geschossdecke |
| 3b – Materialien – Baustoffe – Zertifizierung |
“ | “ | Lieferketten und Lieferkettensorgfaltspflichtengesetze
| 3a – Gesellschaft – Lieferkette |
| |||
I 9 Auswahl und Verwendung von Baustoffen und Bauelementen Lernfeld 2 | b) Möglichkeiten der Wiederverwertung von Böden und Baustoffen unterscheiden Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerks (“Wiederverwendung von Baustoffen”) |
| 3d – Abfälle vermeiden – Zirkuläres Bauen |
“ | “ |
| 3d – Abfälle vermeiden – Recycling |
“ | “ |
| 3d – Abfälle vermeiden – Böden |
I 9 Auswahl und Verwendung von Baustoffen und Bauelementen Lernfeld 2, 5, 7, 8, 9 | c) Zulassung und Zertifizierung von Baustoffen unterscheiden Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerks (“Wiederverwendung von Baustoffen”) Lernfeld 5: Planen eines Kellergeschosses Lernfeld 7: Konstruieren von Treppen Lernfeld 8: Planen einer Geschossdecke Lernfeld 9: Entwerfen eine Dachtragwerkes (aus Holz) |
| 3b – Material – Baustoffe |
II A (Architektur) 1 Auswahl und Verwendung von Baustoffen und Bauelementen Lernfeld 11 (A), 12 (A), 13 (A) und 14 (A) | b) Bauelemente nach ihren Eigenschaften beurteilen und in Bauunterlagen übernehmen, insbesondere Mauerwerk, Dämmsysteme, Fenster und Türen, Dacheindeckungen, Fußböden, Decken- und Wandbekleidungen, Trockenbausysteme, Fassadensysteme sowie Be- und Entwässerungssysteme Lernfeld 11 (A): Entwickeln einer Außenwand (aus Mauerwerk) Lernfeld 12 (A): Planen einer Halle (Baustoffauswahl) Lernfeld 13 (A): Konstruieren eines Dachaufbaus (Baustoffauswahl; Begrünung) Lernfeld 14 (A): Ausbauen eines Geschosses (in Trockenbauweise) |
| 3b – Materialien – Baustoffe 3a – Umwelt – Klimaanpassung 3b – Energie – Kühlung |
II A (Architektur) 2 Erstellen von Plänen und Zeichnungen, fachspezifische Berechnungen Lernfeld 2 | a) Entwurfsskizzen in bautechnischen Zeichnungen umsetzen, Gestaltungsprinzipien anwenden Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerks Die Schülerinnen und Schüler erfassen ein Grundstück mit dessen Bebauung. Sie beurteilen … die ökologische Bedeutung des Bauwerkes |
| 3a – Umwelt – Nachhaltige Gestaltungsprinzipien |
II A (Architektur) 2 Erstellen von Plänen und Zeichnungen, fachspezifische Berechnungen Lernfeld 2 | a) Entwurfsskizzen in bautechnischen Zeichnungen umsetzen, Gestaltungsprinzipien anwenden Lernfeld 2: Aufnehmen eines Bauwerks Die Schülerinnen und Schüler erfassen ein Grundstück mit dessen Bebauung. Sie beurteilen … die ökologische Bedeutung des Bauwerkes |
| 3d – Abfälle vermeiden – zirkuläres Bauen 3d – Abfälle vermeiden – 3D-Druck |
II A (Architektur) 2 Erstellen von Plänen und Zeichnungen, fachspezifische Berechnungen | c) Werk- und Detailzeichnungen erstellen, insbesondere unter Berücksichtigung der Bauwerksabdichtungen sowie der Anforderungen aus Tragwerksplanung, Wärme-, Schall- und Brandschutz, Vorgaben zur Umweltverträglichkeit übernehmen |
| 3b – Energie – Wärme 3a – Gesellschaft – gesundes Wohnen (Schallschutz) |
Unterrichts- und Ausbildungsmodule
Auf dem Weg zur Erreichung der angestrebten 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung kann Bildung wichtige Beiträge leisten. Allen Menschen den Zugang zu Faktenwissen und Informationen zu ermöglichen, ist als Ziel in SDG 4 formuliert. Dies ist eine Grundlage, um Menschen in die Lage zu versetzen, den Herausforderungen in Zukunft gewachsen zu sein. . Weiterhin ermöglicht Bildung methodische Vorgehensweisen und Wege der Transformation zu erkunden, zu reflektieren und in geplante Handlungen zu übersetzen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung – die Auseinandersetzung mit den 17 Zielen – kann als Querschnittsaufgabe im Unterricht der Berufsschule verstanden werden. Die 17 Ziele berühren alle Lebensbereiche und fokussieren sich jeweils auf unterschiedliche Teilbereiche von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft; sie stehen untereinander in Wechselbeziehung bzw. überlappen sich wechselseitig. Alle Themen der Berufstätigkeit und des Unterrichts können in Beziehung zu einem oder mehreren Zielen betrachtet werden, wodurch im Verlauf der Ausbildung das komplexe Bild der Nachhaltigkeit in seiner Ganzheit und Komplexität sichtbar wird.
Anhand zweier ausgewählter Aufgaben soll diese Herangehensweise exemplarisch veranschaulicht werden.
Rahmenaufgabe: Klimawandel in der eigenen Stadt - Hochwasser
Lernziel
Die Berufsschüler und Berufsschülerinnen sollen am Ende dieser Unterrichtsstunde in der Lage sein, das SDG 11 “Nachhaltige Städte und Gemeinden” zu erläutern und dessen Bedeutung nachvollziehen können. Dabei sollen Bezüge zu ihrer persönlichen Umgebung – insbesondere der eigenen Stadt oder Gemeinde – hergestellt werden.
Begründete methodische Entscheidungen
Einstieg (Schülerbezug, Motivation)
Als Einstieg wird ein Poster/Bild von einer Überschwemmung (in Folge eines Starkregenereignisses) in einer Stadt gezeigt (z. B. BMUV 2020 – Bild “Starkregen und Überschwemmung”). Hiermit soll das Interesse der Berufsschüler*innen geweckt werden und sie werden aufgefordert, sich spontan zu äußern, was sie mit dem Bild verbinden.
Information/Planung (Erkennen)
Anhand einer geografischen Karte (3D oder 2D mit Höhenschichtlinien) der eigenen Stadt analysieren die Berufsschüler*innen die hochwassergefährdeten Gebiete: Wo befinden sich Fließgewässer? Wo sind überflutungsgefährdete Bereiche? Befindet sich dort Bebauung bzw. Infrastruktur, die gefährdet ist? Gibt es natürlichen Rückhalteraum?
Durchführung
Die Berufsschüler*innen erstellen mithilfe der CAD-Software am PC eine Stadtkarte, die ein Hochwasserereignis in der eigenen Stadt darstellt (zum Beispiel das Hochwasser mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren = HQ100). Hierzu wird eine Grundkarte der Stadt (Open Source) hinterlegt und eine Hochwassergefahrenkarte als weiterer Layer hinzugefügt. Die Hochwassergefahrenkarte ist aus dem Geodaten-Atlas des jeweiligen Bundeslandes (Geoportale der Länder) zu entnehmen.
Bewertung
Im Plenum diskutieren die Berufsschüler*innen die Hochwassergefahr in der eigenen Stadt (Klimawandelauswirkung im lokalen Kontext).
Maßnahmen
Daran anschließend werden Ideen für mögliche Vorsorgemaßnahmen gesammelt: Warnsysteme; städtebauliche Maßnahmen; natürlichen Hochwasserschutz; technischen Hochwasserschutz etc.
Unterrichtsmaterialien/Quellen
BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz 2020: Klimafolgen und Möglichkeiten der Anpassung (Bild: Starkregen und Überschwemmung). Online: https://www.umwelt-im-unterricht.de/medien/bilder/klimafolgen-und-moeglichkeiten-der-anpassung
Geoportale der Länder. Online: https://www.geoportal.de/Anwendungen/Geoportale%20der%20L%C3%A4nder.html
Rahmenaufgabe: Klimawandel in der eigenen Stadt - Hitze
Lernziel
Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler sollen am Ende dieser Unterrichtsstunde in der Lage sein, das SDG 11 “Nachhaltige Städte und Gemeinden” zu konkretisieren und anhand von Beispielen auszuführen. Dabei sollen Bezüge zu ihrer persönlichen Umgebung – insbesondere der eigenen Stadt – hergestellt werden.
Begründete methodische Entscheidungen
Einstieg (Schülerbezug, Motivation)
Als Einstieg wird ein Poster/Bild von einem stark versiegelten Platz in einer Stadt (z. B. BMUV 2020 – Bild “Beton, Stahl und Asphalt heizen die Umgebung auf”) gezeigt und die Frage gestellt, wie sich eine lang anhaltende Hitzewelle auf die Lebensqualität in diesem Stadtquartier auswirkt. Als Kontrast wird ein weiteres Bild von einem Platz mit blau-grüner Infrastruktur (Bäume, Fassadenbegrünungen, Wasserlauf etc.) gezeigt. Auch hier soll eine Einschätzung zur Aufenthaltsqualität bei Hitze gegeben werden.
Durchführung
Die Berufsschüler*innen recherchieren in Kleingruppen Gestaltungselemente blau-grün-grauer Infrastruktur zur Anpassung der Städte an den Klimawandel. “Best practice”-Beispiele werden (ggf. zeichnerisch umgesetzt und) im Plenum vorgestellt.
Bewertung
Die SuS lernen erste Elemente und Gestaltungsprinzipien zur Anpassung von Städten und Gemeinden an den Klimawandel (Stichwort Schwammstädte) kennen und werden befähigt, innovative Ideen in den praktischen Planungsprozess mit einzubringen.
Elemente und Gestaltungsprinzipien (unvollständige Auswahl)
- Dach- und Fassadenbegrünung (für Verdunstung und Schatten)
- Verschattung durch Bäume (bevorzugt an der Südseite)
- Sicherung der Durchlüftung/Luftaustausch zwischen Grünflächen und Innenhöfen
- Helle Fassadenfarben und Verschattungselemente an südexponierten Fassaden
- Entsiegelung von Höfen
- multifunktionale Flächennutzung z. B. Stellflächen als temporäre Stauflächen bei Starkregen; Parks als Überschwemmungsgebiet
- vernetzte Freiraumsysteme (für bessere Zugänglichkeit, Frischluftkorridore etc.
Unterrichtsmaterialien/Quellen
BfN Bundesamt für Naturschutz 2017: Urbane grüne Infrastruktur. Grundlage für attraktive und zukunftsfähige Städte. Online: https://biologischevielfalt.bfn.de/fileadmin/NBS/images/Dialogforen/UGI_Broschuere.pdf
BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz 2020: Klimafolgen und Möglichkeiten der Anpassung (Bild “Beton, Stahl und Asphalt heizen die Umgebung auf”). Online: https://www.umwelt-im-unterricht.de/medien/bilder/klimafolgen-und-moeglichkeiten-der-anpassung
UBA Umweltbundesamt 2022b: Hitze in der Innenstadt: mehr Bäume und Schatten nötig. Online: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/hitze-in-der-innenstadt-mehr-baeume-schatten-noetig
Zielkonflikte und Widersprüche
Zielkonflikte und Widersprüche sind bei der Suche nach dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit immanent und für einen Interessenausgleich hilfreich. Beim Ansteuern von Nachhaltigkeit sind Zielkonflikte und Widersprüche nichts Ungewöhnliches. Im Folgenden werden das grundsätzliche Problem der Zielkonflikte sowie beispielhafte Zielkonflikte erläutert
Die Effizienzfalle und Widersprüche
Effizienz beschreibt unter anderem Wirtschaftlichkeit. Wenn so wenig wie möglich von einer notwendigen Ressource verwendet wird, so gilt dies als effizient. So könnte man meinen, dass Effizienzsteigerungen im Unternehmensalltag folglich auch zu einem nachhaltigen Wirtschaften führen. Weniger Abfall oder Energieaufwand bedeutet gleichzeitig weniger Umweltbelastung und längere Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen – oder? Nicht unbedingt!
Das Missverständnis hinter dieser Annahme soll anhand eines Beispiels aufgedeckt werden. Seit 1990 hat sich der deutsche Luftverkehr mehr als verdreifacht. Mit Hilfe technischer Innovationen, besserer Raumnutzung und weiterer Maßnahmen konnte der durchschnittliche Kerosinverbrauch pro Person seitdem um 42 Prozent gesenkt werden – eine gute Entwicklung auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist jedoch auch zu erkennen, dass das Verkehrsaufkommen im gleichen Zeitraum stark zugenommen hat. Daraus folgt, dass trotz starker Effizienzsteigerungen absolut betrachtet immer mehr Kerosin verbraucht wird – nämlich 85 Prozent mehr seit 1990.
Wissenschaftler sprechen daher auch von einer „Effizienzfalle“. Denn obwohl sich mit Effizienzsteigerung eine relative Umweltentlastung erzeugen lässt, bleibt die Herausforderung des absoluten Produktionswachstums weiterhin bestehen. So ist das effiziente Handeln aus der ökonomischen Perspektive zwar zielführend, aus der ökologischen Perspektive jedoch fraglich. Es lässt sich schlussfolgern, dass Effizienzstreben und Nachhaltigkeitsorientierung zwei eigenständige Rationalitäten darstellen, die von Unternehmen beide gleichermaßen beachtet werden sollten, um zukunftsfähig zu wirtschaften. Eine langfristig erfolgreiche Unternehmensführung würde demnach aus den zur Verfügung stehenden Ressourcen unter Erhalt der Ressourcenbasis möglichst viele ökonomische Werte erschaffen, um somit intergenerational und intragenerational gerecht zu wirtschaften. Somit sollte sich ein zukunftsorientiertes berufliches Handeln sowohl den Herausforderungen der eher kurzfristigen Effizienzrationalität als auch der langfristigen Nachhaltigkeitsrationalität stellen und beide Perspektiven verknüpfen.
Im Rahmen des beruflichen Handelns entstehen jedoch Widersprüche zwischen der Effizienzrationalität („Funktionalität“, „ökonomische Effizienz“ und „Gesetzeskonformität“) und der Nachhaltigkeitsrationalität („ökologische Effizienz“, „Substanzerhaltung“ und „Verantwortung“). Ein zukunftsfähiges berufliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, mit diesen Widersprüchen umgehen zu können.
Doch stellt sich nun die Frage, was der Umgang mit Widersprüchen für den Berufsalltag bedeutet. In diesem Zusammenhang kann von so genannten „Trade-offs“ – auch „Zielkonflikte“ oder „Kompromisse“ – gesprochen werden. Grundsätzlich geht es darum, den möglichen Widerspruch zwischen einer Idealvorstellung und dem Berufsalltag zu verstehen und eine begründete Handlungsentscheidung zu treffen. Dabei werden Entscheidungsträger häufig in Dilemma-Situationen versetzt. Im beruflichen Handeln geht es oftmals um eine Entscheidung zwischen knappen Ressourcen, wie Geld, Zeit oder Personal, für die es gilt, Lösungen zu finden.
Im Folgenden werden einige Zielkonflikte aufgezeigt.
Beispielhafte Zielkonflikte
Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles – beinhalten Ziele, die unter Umständen nicht gleichzeitig oder im gleichen Maße verfolgt werden können. Folgende Zielkonflikte sind im Bausektor häufig zu finden, die im Rahmen eines Unterrichts- oder Ausbildungsgesprächs diskutiert werden können:
- Der Bedarf an Wohnraum in Ballungszentren ist groß. In deutschen Großstädten fehlen rund 1,9 Millionen günstige Wohnungen (Hans Böckler Stiftung 2022). In Deutschland und weltweit wächst die Baubranche. Damit einhergehend steigt der Bedarf an Baustoffen wie Beton, Stahl, Glas und Holz an. Weltweit ist der Bausektor einer der größten Verbraucher natürlicher Ressourcen wie Holz, Sand, Kies und Gestein. In vielen Regionen werden Sand und Kies knapp. Der Rohstoffabbau wirkt sich häufig negativ auf die Umwelt (Artenvielfalt, Gewässer, Landschaft etc.) aus. Die Herstellung von Baustoffen wie Zement verbraucht große Mengen Energie und verursacht Treibhausgasemissionen (BMUV 2022). Um einerseits den hohen Bedarf an Wohnraum zu decken und gleichzeitig den negativen Umwelt- und Klimaauswirkungen vermehrter Bautätigkeit entgegenzuwirken, bedarf es neuer Ansätze. Recycling-Baustoffe
- Nachhaltige Gebäude als Gesamtkonzept: Soll der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes schon bei der Planung betrachtet werden, kann dies unter Umständen zuerst zu einem zeitlichen bzw. ökonomischen Mehraufwand in der Planung führen (Anlagen eines Materialpasses; Berücksichtigung der Wiederverwendbarkeit von Bauteilen und -materialien; etc.).
Praxisakteure berichten von Fällen, in denen nachhaltige Bauprojekte aufgrund hoher Kosten nicht umgesetzt wurden. Nachhaltigkeit sei nach wie vor eine freiwillige Zielsetzung der Auftraggebenden. Es fehle an gesetzlichen Vorschriften, insbesondere im Bereich des Materialverbrauchs. In der Kostenbetrachtung liege der Fokus häufig noch vorwiegend auf den Entstehungskosten (DAB 2021). - Nachverdichtung: Der großen Wohnraumnachfrage im urbanen Raum mit Nachverdichtung zu begegnen, hat den bedeutenden Vorteil, das die benötigte Infrastruktur (Straßen, Stromleitungen, Kanal etc.) bereits größtenteils vorhanden ist und nicht ressourcenintensiv neu gebaut werden muss. Demgegenüber kann Nachverdichtung aber auch den Versiegelungsgrad erhöhen und Grünflächen verringern sowie für soziale Spannungen sorgen, wenn sich alteingesessene Einwohner:innen durch zusätzlichen Lärm und Verkehr gestört sehen.
- Funktionalität versus Ästhetik: Lärmschutzwände mindern Straßenlärm in Wohngebieten, können aber auch Tiere in ihren Wanderbewegungen einschränken oder einen ästhetischen Makel im Stadtbild darstellen. Auch Maßnahmen zur Klimaanpassung können anderen Prinzipien der Baukultur entgegenstehen und neue gestalterische Lösungen notwendig machen. Zum Beispiel sorgen große Fensterfronten für viel Tageslicht im Raum, können im Sommer aber auch einen zusätzlichen Kühlungsbedarf des Gebäudes verursachen. Maßnahmen zur energetischen Sanierung (nachträgliche Außendämmung) können bei Bürger*innen auf Vorbehalte/Vorurteile hinsichtlich des Erscheinungsbildes stoßen („Einheitsfassade“; „warm aber hässlich“).
Elemente blau-grüner Infrastruktur wie Bäume, Parks, Dach- und Fassadenbegrünungen, entsiegelte Höfe mit Grünflächen etc. können durch Verdunstung und Beschattung den Hitzestress in Städten reduzieren und bieten zudem eine hohe Aufenthaltsqualität. Jedoch kann der Aufwand für Pflege und Erhalt dieser grünen Infrastrukturen höher sein als bei klassischen “Betonwüsten”. Durch herabfallendes Laub fällt zusätzlicher Reinigungsaufwand an und Bäume und Pflanzen müssen ggf. in Trockenphasen bewässert werden, Grünstreifen müssen gemäht werden etc.
Um die Qualitäten grüner Infrastruktur langfristig zu erhalten, müssen Rahmenbedingungen für dauerhafte und fachgerechte Pflege und Management gegeben sein (z. B. anhand von Pflege- und Entwicklungsplänen). In vielen Kommunen sind die benötigten Mittel für Pflege und Unterhalt von Stadtgrün nicht ausreichend bemessen. Folgekosten verringern auch die Bereitschaft zur Neuanlage weiterer grüner Infrastrukturen in Städten und Gemeinden. Damit grüne Infrastruktur erhalten und weiterentwickelt wird, bedarf es der Wertschätzung durch Politik, Verwaltung und Gesellschaft sowie der Bereitstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen. Ergänzend können Fördermittel, Spenden und Patenschaften entsprechende Projekte unterstützen (BfN 2017).